Neulich, Kinners, war ich draußen.
Wie so oft.
Nein, wie fast immer!
Ich befand mich am ganz frühen Morgen in der Nähe des Pilsumer Leuchtturmes, als ich ins Gespräch kam mit zwei Graugänsen und einer Nonnengans, die zusammen oben auf dem Deich standen und die Aussicht über die geile Agrarsteppe genossen.
Ich bot ihnen an, meinen Blog als Forum für die eigenen Belange und Interessen zu nutzen.
Und das ließen sich die Vögel nicht zweimal sagen!
Doch das, was sie mir erzählten, war so ganz anders als das, was ich erwartet hatte, denn die Gänse beklagten sich nicht etwa über die Menschen, nein, sie entschuldigten sich für all die Probleme, die sie permanent verursachen.
Seit Jahrzehnten.
Die Nonnengans als die Pressesprecherin der Interessenvertretung aller Wildgänse in Deutschland sagte klar und laut: "Wir möchten uns bei euch Menschen dafür entschuldigen, dass wir Hunger haben und euren kostbaren Weidetieren das ganze Gras wegfressen. Wir entschuldigen uns bei euch und auch bei euren Weidetieren dafür, dass wir einen Stoffwechsel betreiben und wirklich jeden Quadratmeter Ostfrieslands vollkacken, obwohl wir natürlich auch Klärwerke errichten könnten, wozu wir aber einfach keine Lust haben, weil wir faul sind. Und wir finden es selbst nicht okay, dass wir immer so einen Höllenlärm veranstalten, wenn ihr lieben Menschen uns aufscheucht, sodass ihr euch die Ohren zuhalten müsst, um nicht taub zu werden."
Nach einer kurzen Pause: "Und es tut uns natürlich auch leid, dass wir so viele sind. Immerhin gibt es zum Beispiel von uns Nonnengänsen weltweit über eine ganze Million (großzügig geschätzt, Red.). Vielleicht hätten wir es besser bei den 50.000 Individuen belassen sollen, wie es sie zu Beginn der 1970er Jahre weltweit gegeben hat."
Genau.
Morgenstimmung kurz nach Sonnenaufgang im Gänseland zwischen Pilsum, Visquard und Manslagt:
beautiful morning
So ein weiches Licht, das so hübsche Farben kreiert, gibt es nur ganz, ganz selten im Jahr!
Und die Dekowolken sahen an diesem Morgen natürlich auch super aus.
Eine Preisfrage ohne ausgelobten Preis für euch:
who is hinding here?
Wer versteckt sich auf diesem großartigen Bild?
Und wo?
Auflösung folgt.
Heute, Kinners, gibt es, ganz dem Titel des Beitrages entsprechend, nahezu ausschließlich Bilder von wilden Gänsen für euch:
Barnacle Geese still at roost right after sunrise
Die geile Graugans hat in den letzten Jahrzehnten einen kometenhaften Aufstieg hingelegt:
Greylag Goose
In meiner Jugend kannte ich sie als Brutvogel eigentlich nur vom Dümmer.
Vielleicht gab es damals auch schon halbzahme Paare am Osnabrücker Rubbenbruchsee, doch das weiß ich nicht so genau.
Inzwischen ist die Graugans zumindest im Nordkreis eine geläufige Art, die an nahezu allen geeigneten Gewässern brütet. Außerhalb der Brutzeit tritt sie dort inzwischen in ansehnlichen Trupps auf, die vor allem auf landwirtschaftlichen Nutzflächen nach Nahrung suchen. Ja, man fühlt sich dort tatsächlich inzwischen an Ostfriesland erinnert.
Und hier, also in Ostfriesland, ist die Entwicklung eine vergleichbare gewesen, zumindest in Bezug auf die Zunahme dieser Art:
staring at me
Wenn vor 30 Jahren vielleicht ein Einzelvogel auf dem Deich in der Nähe des Leuchtturmes gestanden hätte, dann sind es heute vier.
Oder sechs:
same
Vielleicht auch 30.
Ich räume nicht gerne ein, dass Graugänse bisweilen selbst mir auch schon mal mit ihrer akustischen Belästigung auf den Sack gehen.
Vor ein paar Wochen wollte ich am Pilsumer Leuchtturm den Subsong eines männlichen Strandpiepers (siehe vorletzten Bericht!) aufnehmen, doch am Ende waren auf dem Band nur Gänse zu hören.
So eine Kacke!
Die Graugans ist wirklch sehr laut, vor allem dann, wenn sie sich durch Menschen bedroht fühlt. Geht man achtlos an ihr vorbei, bleibt sie nicht selten stumm, doch sobald sie erkennt oder sich auch nur einbildet, dass man es auf sie abgesehen hat – in meinem Fall freilich nur mit der Kamera! –, dann fängt sie auf der Stelle zu schreien an.
Und hört bis zum Durchstarten auch nicht mehr auf.
Eine Graugans kann 40 Wachhunde ersetzen, das stammt von mir und ist keine Übertreibung. Zwar kann sie einen Eindringling nicht beißen oder gar töten, aber weil sie so unglaublich aufmerksam ist, erkennt sie eine mögliche Gefahr viel früher als ein Vierbeiner.
Einer Graugans entgeht einfach nichts!
Doch das nur so am Rande:
Greylag Goose in flight
Nonnengänse sehen übrigens so aus:
Barnacle Goose
In den 1950er Jahren sah es nicht gut aus für diese ausgesprochen hübsche Art.
Wenn es in den 1970er Jahren laut Wikipedia weltweit etwa 50.000 Individuen gegeben hat, dann fragt man sich, wie viele Vögel es 20 Jahre zuvor gewesen sein können, als man einen Populationstiefpunkt festgestellt hatte.
Leider gibt es grundsätzlich keine exakten Zahlen. Und je nach Quelle variieren sie erheblich. Im Grunde ist es aber völlig wumpe, ob es heute eine oder zwei Millionen Vögel gibt, denn verglichen mit der Zahl der Menschen kann hier immer nur von Peanuts die Rede sein.
Nonnengänse vor Sonnenaufgang auf einem Gewässer in den Salzwiesen bei Pilsum:
at roost before sunrise
Mal was Anderes:
male hybrid made by male Tufted Duck and female Pochard
Am 3. März sah ich auf dem Leyhörner Sieltief, etwa auf Höhe des Greetsieler Badesees, eine Tauchente der Gattung Aythya, die ich schnell als einen Hybriden bestimmen konnte.
Zwar zeigte der Vogel auf den ersten Blick eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Kleinen Bergente, doch das viele Schwarz an der Schnabelspitze, die ein bisschen zu dunklen Flanken sowie die ebenfalls etwas zu dunkel geratene Oberseite schlossen diesen Nordamerikaner, der auch ausnahmsweise in Europa auftaucht, auf der Stelle aus.
Ich ging von einer "Mischung" aus Reiherente und Tafelente aus, und beim späteren Blick ins Buch bekam ich auch die Bestätigung für meine Vermutung. Doch das Buch wusste noch ein weiteres Detail, das mir unbekannt war. Die Eltern waren nämlich eine männliche Reiherente und eine weibliche Tafelente. Hätte es sich im Falle der Eltern dieses Vogels um eine weibliche Reiherente und eine männliche Tafelente gehandelt, dann hätte er deutlich verschieden ausgesehen.
Respekt also wieder einmal an die so talentierten Vogelmaler, die die Bildtafeln im "Svensson" erstellt haben. Da stimmt nicht selten wirklich jedes Detail!
Am 11. März entdeckte ich den Vogel erneut unter Reiherenten, doch diesmal auf dem Greetsieler Hafensee, wie ich ihn zu nennen pflege:
same, more than a week later
Zwischen den beiden Beobachtungsorten liegen aber nur zwei Kilometer.
Ein Silberreiher im morgendlichen Gegenlicht:
Great White Egret
Zuvor hatte er noch im Graben gleich nebenan gewa(r)tet und den einen oder anderen kleinen Fisch erbeutet.
Am 5. März stiefelte ich ganz früh morgens auf der Seeseite des Deichs gemütlich vom Diekskiel Richtung Seeschleuse (Leysiel), als ich mich plötzlich auf Höhe des Parkplatzes des Pilsumer Leuchtturmes in Schottland wähnte.
Es war windstill, und ganz deutlich hörte ich die Klänge einer Sackpfeife!
Die Musik kam von der anderen Seite des Deichs zu mir herübergeflogen, sodass ich neugierig wurde. Rasch, also im eng gesteckten Rahmen meiner noch vorhandenen Möglichkeiten, erklomm ich den Deich und riskierte einen Blick auf dessen andere Seite. Und was ich jetzt sah, könnte man mindestens als bizarr bezeichnen, denn da stand nur ein einzelner Mensch auf dem Parkplatz herum.
Und der gab wirklich alles!
Seht selbst:
on early morning of March 5th there was somebody playing bagpipes on a parking lot at the base of the dike. No other people there right after sunrise. Never seen or heard that before
Er spielte den Dudelsack, als gäbe es kein Morgen mehr!
Und der Mann konnte es auch; das klang jedenfalls richtig gut. Aber weil ich noch Ziele hatte an diesem Tag, der ja gerade erst angebrochen war, zog es mich schnell weiter Richtung Seeschleuse, sodass ich jetzt gar nicht schreiben kann, ob es noch weitere Zeugen dieses einzigartigen Auftritts gegeben oder wie lange dieser Mensch aus Krefeld auf dem Parkplatz noch musiziert hat so kurz nach Sonnenaufgang.
Kinners, das Ganze war wirklich abgefahren. Vielleicht sogar noch etwas abgefahrener als ein Bergmann aus dem Saarland, der im vergangenen Jahr in voller Arbeitsmontur Richtung Leuchtturm gestiefelt war (siehe einen der letzten Berichte).
Wiederaufgetaucht:
this Red-eared Slider lives in a small waterbody in Upleward. On March 15th I saw him for the first time this year. Usually there is a second specimen, but I have not seen it yet
Am 15. März sah ich eine der beiden Rotwangen-Schmuckschildkröten, die seit Jahren in einem Gewässer am Ortsrand von Upleward leben, zum ersten Mal in diesem Jahr.
Doch sehr wahrscheinlich war das nicht der Tag des ersten Auftauchens gewesen, denn schon zu Beginn des Monats hatte es hier eine Wärmephase gegeben mit sogar noch deutlich höheren Temperaturen. Das zweite Individuum steckte vielleicht noch fest im Schlamm am Grund des Gewässers, wo man als Schmuckschildkröte für gewöhnlich den Winter verbringt. Der Stoffwechsel wird in der kalten Jahreszeit auf ein Minimum heruntergefahren, und geatmet wird über die Kloake.
Kein Scherz!
Die von mir am 25. Februar 2025 an der Seeschleuse entdeckte und später von einem anderen Beobachter ganz in der Nähe des Hafens von Greetsiel wiedergefundene und anonym auf Ornitho gemeldete Rothalsgans hält sich dort nach wie vor unter Ringelgänsen auf. Beide Beobachtungsorte sind durch das Leyhörner Sieltief miteinander verbunden.
Zwischen diesen beiden Orten befindet sich auch der Greetsieler Badesee, wo man als Ringelgans auch schon mal eine Pause macht, um zu trinken oder zu baden:
Brent Goose (subspecies bernicla)
Auch hier habe ich die Rothalsgans inzwischen gesehen.
Fast immer ist es ihre schrille Stimme, die sie verrät:
the solution: Red-breasted Goose among Brant
Sie aber zwischen den vielen Ringelgänsen auch zu entdecken, ist oft nicht einfach!
Nur dann, wenn man ihn im Profil sieht, sticht dieser Vogel aus der dunklen Masse heraus, doch es ist nicht etwa das warme Rot, das ihn verrät, sondern der auffällige weiße Flankenstreif:
Red-breasted Goose (likely a male)
Von hinten fällt die Rothalsgans eigentlich kaum auf:
do you see her?
Hier geht es schon wieder:
same
Falsch, auf diesem Bild ist sie gar nicht zu sehen!
Dafür aber hier umso deutlicher:
same
"Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom, ihr dummen Gänse!"
same
Das sagte die Rothalsgans mit einem süffisanten Lächeln auf dem Schnabel zu den Mitläufer-Ringelgänsen, als ihr diese auf dem Wasser entgegenkamen.
Weitere Ringelgänse für euch:
Brant
Auf dem Deich der Westdeichecke:
same
Beachtet büdde auch die weniger scheuen Graugänse im Vordergrund.
Wie alle echten Gänse ist auch die Ringelgans extrem gesellig.
Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Tatsächlich leben diese schwatten Biester nur deshalb in großen Gruppen zusammen, weil sie sich sonst gar nicht mit Artgenossen streiten könnten:
arguing – a single bird likely chased by a couple
Immer mal wieder sieht man zwei Individuen einen Einzelvogel attackieren oder gar verfolgen, was an sich schon unfair ist!.
Oft geht das über Minuten! Und es können auch gleichzeitig neun Vögel in der Luft sein, immer sind es zwei Individuen, die ein einzelnes hartnäckig verfolgen.
Ich vermute, dass es sich jeweils um Ehepartner handelt, die einen Kontrahenten in die Flucht schlagen wollen. So richtig verstehen kann ich das aber nicht, denn mindestens einer der Partner sollte sich doch geschmeichelt fühlen, weil sich da noch eine andere Ringelgans für ihn interessiert. Vielleicht will er einfach nicht, dass der Ehemann oder die Ehefrau das bemerkt. Und so macht er einfach mit.
Tarnung und so, ihr versteht.
Oh, noch eine Ringelgans:
Brant of (in Germany) rarely occuring subspecies Branta bernicla nigricans
In diesem Fall handelt es sich aber um die zwar alljährlich, insgesamt aber selten in Deutschland auftretende Unterart Branta bernicla nigricans.
Die so genannte Pazifische Ringelgans brütet in Ostsibirien sowie im Nordwesten Kanadas und vielleicht auch in Alaska, doch das entzieht sich meiner Kenntnis, wenn ich ehrlich sein soll, und ich habe jetzt wirklich keine Lust, das auch noch nachzusehen.
Der Vogel war bereits vor Wochen von einem anderen Beobachter zwischen den "normalen" Ringelgänsen, die sich entlang des Leyhörner Sieltiefs aufhalten, entdeckt worden. Ich habe nicht nach ihm gesucht, weil ich dieses Taxon schon oft genug gesehen habe in meinem Leben und grundsätzlich kein Twitcher bin, aber plötzlich leuchteten mir seine reinweißen Flanken entgegen.
Auf dem folgenden Foto ist er zusammen mit der Rothalsgans zu sehen:
together with Red-breasted Goose
Hier auch:
two rare Geese in one image
Kinners, die in diesem geilen Blog bereits mehrfach erwähnte und auch in Bildern vorgestellte Steppenweihe treibt sich nach wie vor im Dunstkreis der Leybucht herum!
Ich selbst sah sie zuletzt vor fünf Tagen, also am vergangenen Mittwoch, und am letzten Wochenende ist der hübsche Vogel auch wieder von zwei Gastbeobachtern auf Ornitho gemeldet worden. Ich wiederhole mich, wenn ich schreibe, dass diese Steppenweihe sehr wahrscheinlich im April die Biege machen und Ostfriesland somit verlassen wird. Und vielleicht hat es sich in ihrem Fall um die allererste sauber dokumentierte komplette Überwinterung einer Steppenweihe in Deutschland gehandelt.
Überprüfen kann ich das aber leider nicht.
Wiederaufgetaucht (Teil 2):
in the meantime the second specimen has also emerged
Da liegen sie wieder beide einträchtig zusammen auf ihrem Floß herum und aalen sich unter der Frühlingssonne.
Das Floß könnte sogar jemand ganz bewusst für diese beiden Schildkröten ausgebracht haben. Es ist am Grunde des Gewässers verankert und treibt, wenn es windig ist, nur unwesentlich hin und her. Schlecht wird einem als Schildkröte davon aber nicht. Diese beiden Zeitgenossen müssen also nicht auf Vertigoheel zurückgreifen.
Nilgänse am 1. März und kurz vor Sonnenaufgang über dem Pilsumer Deichvorland:
Egyptean Goose
Eine männliche Krickente ebenda:
male Eurasian Teal
Eine Kornweihe jagte am 7. März am selben Ort:
hunting Hen Harrier
Und ein adultes Männchen schaute am 16. März beim Hof-Café Akkens vorbei, doch das befand sich zu diesem Zeitpunkt noch im Winterschlaf.
Nix mit Kaffee und Torte:
male
Am selben Tag, aber ein paar Stunden früher, begegnete ich mal wieder einigen Nutrias verschiedener Altersklassen im Deichvorland an der Westdeichecke.
Eines davon schwamm gemütlich den brackigen Graben entlang, um sich daraufhin vor mir zu verstecken:
Nutria has become a very common species in Ostfriesland within only few years
Regungslos auf dem Wasser verharrend behielt mich der Nager die ganze Zeit über im Auge, nur um dann sicherheitshalber doch noch komplett in der Betonröhre zu verschwinden.
Mit dem Nutria verhält es sich ähnlich wie mit dem Marderhund.
Beide sind erfolgreiche Zuwanderer, wenn auch aus verschiedenen Erdteilen stammend, die Deutschland als so genannte Pelztiere und deshalb allein wegen der massiven Unterstützung durch den Menschen erreicht haben, und beide habe ich in meinen ersten zehn Jahren hier in Ostfriesland nicht ein einziges Mal zu Gesicht bekommen.
Dafür aber in den letzten umso häufiger.
Schlimm ist das nicht, denn weder Nutria noch Marderhund richten einen ökologischen Schaden im eroberten Lebensraum an. Meine Freunde, die Lodenträger, werden das sicher anders sehen. Das tun sie aber nur, weil sie nichts von Ökologie verstehen und schlimme Absichten verfolgen als berechnende Menschen, die sie ja nun einmal sind.
Wenn man vom Diekskiel Richtung Seeschleuse marschiert, dann kommt man immer an einigen Graugänsen vorbei, die auf dem Deich den Vormittag und die Aussicht genießen.
Das hatte ich ja bereits weiter oben erwähnt, ihr Nichtsnutze.
Und wenn man nicht stoppt, dann fliegen sie halt auf. Jahrelang ist das so gewesen, bis ich auf die Idee gekommen bin, einfach mal vorher die Kamera auszupacken.
Das kam dabei heraus:
Greylag Goose
Und auf dem folgenden Bild verschmolzen die beiden Partner für einen Augenblick regelrecht zu einer Einheit mit vier Flügeln und zwei Köpfen:
one made of two
Dieses Foto ist gleichzeitig ein Bild für die lebenslange Ehe, die man als Graugans zu führen pflegt.
Falls kein Seeadler in ganz böser Absicht dazwischenfunkt.
Aaattacke:
these Barnacle Geese wanted to kill me
Plötzlich waren da zwei Nonnengänse, die in maximaler Geschwindigkeit direkt auf mich zusteuerten!
"Tötet den Sudendey!" riefen alle anderen Gänse in der näheren Umgebung so laut, dass auch ich es hören konnte.
"Seid ihr nicht ganz dicht?" rief ich noch lauter, um die bescheuerten Gänse noch zu übertönen: "Ich habe euch nie etwas getan!"
Um dann schnell noch in Gedanken anzufügen: Macht nur weiter so, ihr künftigen Gänsebraten, dann werde ich nämlich doch noch den Grünen Hauptschulabschluss machen und euch alle abballern. Treibt es also nicht auf die Spitze.
Doch kaum hatte ich diesen Gedanken ausgedacht, da war die brenzlige Situation auch schon wieder vorüber, auch wenn es auf dem folgenden Bild noch nicht danach aussieht:
dangerous situation for me
Denn tatsächlich hatten es die Vögel gar nicht auf mich abgesehen gehabt; sie flogen einfach nur stumm über mich hinweg.
Haha, die ganze Kurzgeschichte habe ich mir spontan ausgedacht als kleinen Scherz für zwischendurch!
Merksatz: Wildgänse haben nie böse Absichten.
Wenn man den meisten Menschen hier in der Krummhörn Glauben schenken könnte, dann wäre es so, dass Nonnengänse nicht nur das ganze Futter der Weidetiere "wegfressen", sondern auch gleich den ganzen Deich:
Barnacle Geese on da dike
Das ist aber Blödsinn!
Denn ich kann bezeugen, dass der Deich auch noch am Horizont zu sehen war, nachdem sich die vielen Gänse wieder aus dem Staub gemacht hatten.
Nonnengänse, wohin man auch sieht:
Barnacle Goose at roost
Im Vorder-, aber auch im Hintergrund.
Bereits auf dem dritten Bild dieses Beitrages waren Nonnengänse im Watt vor dem Pilsumer Leuchtturm zu sehen, wo ein beträchtlicher Teil von ihnen die Nacht verbringt. Will man sie fotografieren, dann muss man sich eben am Turm postieren und darauf warten, dass sie in den Tag hineinstarten.
Im wortwörtlichen Sinne:
flying to the meadows, where the have breakfast
same
In kleineren und größeren Trupps verlassen sie ihren sicheren Schlafplatz und fliegen laut rufend zu ihren Äsungsflächen, die sich größtenteils auf der Landseite des Deiches befinden.
Manche legen aber auch noch einen Zwischenstopp auf einer der Wasserflächen in den Salzwiesen ein, so wie diese beiden hier:
cool birds
Doch für die Masse der Vögel geht es direkt auf die Weide, so wie etwa hier am Fuße des Pilsumer Leuchtturmes:
Pilsum lighthouse with geese
Und jetzt gibt es wieder etwas Farbe:
same, but in colourAm 16. März befand ich mich am ganz frühen Morgen wieder am Leuchtturm.
Und der sah an diesem Tag aus wie frisch angepinselt und lackiert! Hundertprozentig sicher war ich mir, dass er runderneuert worden war, was mir auch deshalb plausibel erschien, weil ich ihn eine ganze Woche nicht gesehen hatte. Und selbst als ich mich direkt neben ihm befand, kamen überhaupt keine Zweifel in mir auf. Kein Scherz, ich meinte sogar die vermeintlich neue Farbe riechen zu können!
Psychologie pur.
Und als schließlich die Sonne aufging, wirkte alles sogar noch viel bunter und schriller:
with sun
Und ich habe wirklich nicht am Farbregler gedreht!
Man sieht ja auch, die den Turm umgebende Landschaft sieht auf den Bildern ganz normal aus.
Trotzdem wirkte der Leuchtturm an diesem Tag wie ein Fremdkörper in seinem eigenen Reich. Diese Pracht war überhaupt der Grund dafür gewesen, dass ich meine Kamera ausgepackt habe. Doch Ostfrieslands beliebteste Sehenswürdigkeit trug nicht etwa ein frisches Gewand aus roten und gelben Ringen, nein, alles war eigentlich wie immer. Denn als ich nach einigen Stunden auf meinem Rückweg wieder am Leuchtturm vorbeikam, da sah er wieder so scheiße aus, wie ich ihn in Erinnerung behalten hatte. Seine Farben waren jetzt wieder bleich und langweilig, von der Sonne über die Jahre abgetötet.
Warum dann diese verschwenderische Pracht am Morgen?
Gleich zwei Ursachen waren dafür verantwortlich: Der Turm war nach einer kühlen Nacht von dicken Tautropfen übersät und das Licht an diesem Morgen einfach nur bunt. Rot und Gelb, die Farben des Pilsumer Leuchtturmes, neigen unter solchen Bedingungen dazu, voll auf die Kacke zu hauen. Mit dem Verschwinden des Taus und der immer weiter hinaufsteigenden Sonne und einer daraus resultierenden Verschlechterung der Lichtverhältnisse war es eben rasch wieder vorbei mit den tollen Farben.
Merksatz: Nichts hält für immer.
Und das war es auch fast schon wieder.
Aber eben nur fast, denn da gibt es noch was aufzuklären.
Ein Gespräch mit einer Gans, werdet ihr zu Beginn dieses Beitrages bestimmt gedacht haben, der hat sie doch nicht mehr alle beisammen.
Und ich gestehe, ich habe da oben geflunkert.
Eigentlich sogar glatt gelogen!
So ein blödes Gespräch kann es doch auch tatsächlich gar nicht "in echt" geben. In Wirklchkeit war nämlich alles ganz anders, denn die Nonnengans hat nicht etwa einen auf unterwürfig gemacht und sich bei uns Menschen entschuldigt – wofür auch? –, sondern mir gehörig die Leviten gelesen. Viel hätte nicht gefehlt, und ihr wäre der sonst so schlanke Hals geplatzt, aber so richtig. Was die Nonnengans im exakten Wortlaut von sich gegeben hat, möchte ich euch aber heute ersparen. Es wäre ohnehin nicht druckreif gewesen, zu viele schlimme Schimpfworte, wie ich sie niemals einsetzen würden, ihr hohlen Schilfstängel da draußen.
Überhaupt, ich habe das alles doch auch schon tausendmal geschrieben und so weiter.
Es war einmal ...
... ein Östlicher Großer Fuchs:
Scarce Tortoiseshell – this specimen I found on March 16th 2015 at Ihlower Forst. It still constitutes the only proven record for Ostfriesland
Vor fast genau zehn Jahren, am 16. März 2015, hielt ich mich innerhalb des Ihlower Forstes (Kreis Aurich) am so genannten Reiherschloot auf, um einen auf Naturkundler zu machen, als plötzlich ein interessanter Falter unmittelbar vor mir vom Boden aufflog.
Die Geschichte dieser Entdeckung findet ihr hier: klick!
Ergänzen muss ich hier eigentlich nur noch zwei Dinge, nämlich erstens, dass ich inzwischen auch den "normalen" Großen Fuchs hier in Ostfriesland nachgewiesen und fotografiert habe. Und zwar auf dem Rysumer Nacken. Einige weitere Nachweise sind in den letzten Jahren einem anderen Beobachter um Aurich herum gelungen, sogar in seinem eigenen Garten am Rande des Egelser Waldes.
Zweitens: Der im Bericht über den Östlichen Großen Fuchs von mir zitierte Emder Naturkundler Klaus Rettig ist leider bereits am 15. Februar 2022 verstorben. Seinen emsigen Einsatz für die Natur, vor allem aber auch seinen lausbubenhaften Humor werde ich immer positiv in Erinnerung behalten!
Ganz zum Abschluss halte ich fest, dass bis heute kein weiterer Östlicher Großer Fuchs Ostfriesland besucht hat.
Falls doch, dann ist er unentdeckt geblieben.
Prost!