Wenn der Tabellenführer zum abgeschlagenen Schlusslicht reist oder es auf dem heimischen Sportplatz empfängt, dann erwarten alle einen ungefährdeten Sieg von ihm.
Nein, eigentlich erwarten alle eine richtige Klatsche für den Underdog.
Aus dessen Sicht also so etwas wie ein 0:11 oder so.
Ja, wir sind jetzt beim Fußball.
Ihr Blitzmerker da draußen.
Doch wenn der Favorit in so einer Partie plötzlich bis in die Nachspielzeit hinein zurückliegt und erst kurz vorm Abpfiff den Ausgleich erzielt, dann muss er mit einem Unentschieden zufrieden sein, sich eigentlich sogar mächtig darüber freuen, denn es gelten plötzlich ganz andere Maßstäbe oder Voraussetzungen als noch vor der Begegnung, weil der Verlauf des Spiels nicht den Erwartungen entsprochen hat.
Zum Mitschreiben: Vor der Partie hätte sich auf Seiten des Liga-Primus' ganz bestimmt niemand über so ein Resultat gefreut.
Anspruch und Realität liegen aber nicht immer dicht beieinander, und manchmal, wenn es eine Situation erfordert, muss man halt Abstriche machen. Vielleicht ist es ein bisschen so wie mit dem Spatz in der Hand und der Taube auf dem Dach.
Kurz: Man sollte sich auch ruhig mal über vermeintlich weniger Bedeutendes freuen können.
Warum ich diesen Blödsinn schreibe?
Weil er was mit der hübschen Pflanze zu tun hat, um die es heute geht.
Mit der Bienenragwurz!
So prächtig sieht sie aus:
pretty
Bee Orchid, photographed in June 2025 – exactly one year earlier I had
spotted two specimen of this species at so called Rysumer Nacken.
Unfortunately both had already faded, so that I had to wait a whole year
for taking photographs of blooming specimen. This species had never been recorded in
Ostfriesland before, but does currently benefit from climate change and
had spread to the North already for years
Wie gemalt.
Doch der Reihe nach.
Am 8. Juni 2024 stolperte ich ganz nah am Zaun des Gassco-Werkes auf dem Rysumer Nacken (Stadt Emden) völlig überraschend über ein Individuum der Bienenragwurz, das allerdings kaum mehr als solches zu erkennen war.
Es gab nur eine Blüte, und der fehlte bereits die komplette Lippe. Immerhin, es waren noch zweieinhalb rosafarbene Kronblätter vorhanden. Und weil diese eher lang und schmal waren, fiel mir die Artdiagnose nicht ganz so schwer. Trotzdem holte ich mir noch schnell eine Bestätigung in einem Forum ein, um die hier im Norden sehr viel unwahrscheinlichere Hummelragwurz hundertprozentig ausschließen zu können und so auf der ganz sicheren Seite zu sein.
Hier gibt es ein Bild von dieser ersten Pflanze zu sehen (etwas nach unten scrollen): klick!
Natürlich suchte ich die unmittelbare Umgebung nach weiteren Ragwurzen ab, und tatsächlich fand ich ein zweites Individuum, nur zwei Meter vom ersten entfernt, das sich etwas zwischen den Blättern des Strandhafers versteckte und noch schlimmer aussah, denn es hatte gar keine Blüten mehr. Abgefressen oder so. Möglicherweise hatte da eine Spanische Wegschnegge ihre verfickte Radula im Spiel.
Ich bin zu zu spät, so dachte ich ganz nüchtern, Chance auf gute Bilder vertan.
Aber jetzt ist das Rätsel gelüftet, und ich kann in einem Jahr pünktlich an
Ort und Stelle sein, falls es hier erneut blühende Bienenragwurzen
geben sollte. Ein ganzes Jahr lang, das wusste ich schon in diesem
Augenblick, würde ich diesem besonderen Ereignis entgegenfiebern. Und
ich würde rechtzeitig vor Ort sein, also wenn sich die allererste Blüte
öffnet, denn ein halb abgestorbener Blütenstand sähe ganz bestimmt nicht
sehr fotogen aus.
Die Zeit verstrich, und schon war der März 2025 da!
Wikipedia verriet mir gleich zu Beginn des Monats, dass die Bienenragwurz ihre Blätter bereits im Herbst austreibt, sich also ganz anders verhält, als es zum Beispiel Sumpfsitter oder Knabenkräuter zu tun pflegen, die erst im Frühjahr zu wachsen beginnen.
Das hatte ich nicht erwartet!
Bereits im Herbst dringen die Blätter der Bienenragwurz also aus dem Erdreich ins Freie, etwa so wie die bläuliche Hand einer Friedhofsleiche in einem Horrorstreifen, doch im Gegensatz zu dieser greift die Ragwurz nicht in ganz böser Absicht nach den Knöcheln vorbeigehender und völlig anhnungsloser Bürger.
Die Blätter sind einfach nur da, um auf diese Weise zu überwintern.
Ganz spontan düste ich zum Nacken, um dieser aus meiner Sicht gewagten Behauptung auf den Grund zu gehen. Und tatsächlich fand ich schon nach kurzer Suche die beiden schon im Vorjahr entdeckten Exemplare wieder – und wenig später sogar noch drei weitere in unmittelbarer Nähe!
So sah eine der fünf Pflanzen damals aus:
in
contrast to many other native Ochid species the leaves of this species
already pop up in fall. This picture was taken in March 2025
Die Fläche, auf der ich sie zuvor gefunden hatte, wird von Strandhafer dominiert:
where I found the Bee Orchid. Habitat: sandy soil, mainly dominated by Marram Grass
Gut, sie sind noch da, so dachte ich erleichtert, dann steht tollen Bildern ja nichts mehr im Weg.
In
drei Monaten ist es so weit, so freute ich mich in Gedanken schon wie
ein kleiner Junge, so wie ich mich schon die Monate seit Juni 2024 auf
das großartige Ereignis gefreut hatte.
Oh Mann, wie man sich doch irren kann!
Es folgten Wochen des Bangens und Hoffens, denn so ganz einfach, wie ich vermutet hatte, sollte sich die ganze Geschichte nun auch wieder nicht abspielen.
Doch dazu später mehr.
Im April war ich wieder vor Ort, um mich auf den neuesten Stand zu bringen. Schließlich wollte ich nichts falsch machen und kein Risiko eingehen. Meinen fünf Blümchen ging es gut, wie ich rasch sah. Und ich weiß nicht, wie ich auf die Idee gekommen bin, aber plötzlich folgte ich einem inneren Impuls und untersuchte eine andere Fläche direkt neben einem von vielen Menschen begangenen Weg, die mir durchaus auch für die Bienenragwurz geeignet erschien, wo ich aber kurioserweise nie zuvor gesucht hatte.
Sie befand und befindet sich gar nicht weit vom ersten Fundort entfernt.
Das kam dabei heraus:
more Bee Ochids I found in April
Ein Doppelindividuum wuchs direkt neben dem Weg:
another one right next to a dirt road
Innerhalb etwa einer Stunde entdeckte ich etwa 50 weitere Bienenragwurzen.
Und zwar auf dieser Fläche links vom Weg:
where I found 50 more specimen
Jetzt gab es kein Halten mehr, und abermals weitete ich meine Suche aus:
at the end I had found 150 specimen in three different areas, not too far away from each other
Auch hier:
habitat shot
In einem Satz: Überall wuchsen Bienenragwurzen!
Und auch am Ende dieses kurzen Weges entdeckte ich gleich sieben Individuen:
they were everywhere!
Dieses hier (unten rechts) genoss den einzigartigen Emsmündungsblick:
one specimen enjoyed this overwhelming view
Nein, das stimmt gar nicht, denn dafür war es noch viel zu klein, und die blöde Erdkrümmung vermasselte der Pflanze die Tour.
Drei auf einem Bild (auch als drei Individuen gezählt!):
three together
Ich mach's kurz: Am Ende sollten es etwa 150 Bienenragwurzen sein!
Am 13. Mai war ich für längere Zeit zum letzten Mal auf dem Nacken, um mich knappe drei Wochen lang, aber natürlich nicht an jedem Tag, am Störtebekerkanal auszutoben (siehe letzten Bericht). Erst am 31. Mai kehrte ich ins Gebiet zurück. Meine Erwartungshaltung war an diesem Tag grenzenlos! Denn heute, so dachte ich, werde ich die ersten Bilder von blühenden Bienenragwurzen schießen.
Zum ersten Mal in Ostfriesland und sogar zum ersten Mal in meinem Leben!
Ich
tauchte am ganz frühen Morgen auf dem Rysumer Nacken auf, noch bei
absoluter Finsternis, und suchte mit meiner Taschenlampe nach Orchideen.
Ich kannte die ganzen Stellen ja schon auswendig und hatte besonders
üppige Individuen sogar zuvor markiert. Ich ließ mich deshalb schon so
früh an Ort und Stelle blicken, weil ich möglichst noch vor
Sonnenaufgang, wenn ich meine Fotos schießen wollte, fündig werden
musste.
Doch
das, was ich schließlich entdeckte, oder besser das, was ich nicht mehr
fand, ließ mich erschaudern. Ich sah meine ganzen Felle davonschwimmen.
Wahrscheinlich wurde ich sogar ganz blass, weil ich so geschockt war
von dem, was ich an diesem Morgen erleben musste. Das kann doch nicht
wahr sein, so bekam ich jetzt richtig Panik, wo sind die ganzen Biester
denn geblieben? Ich meine, ich war doch nur drei Wochen weg.
Erst als es hell wurde, ging mir ein Licht auf:
most plants were killed by the very dry spring this year. From the end of February until the end of May it had rained only few times. Bee Orchid does not like it like this and simply vanishes
Überall abgestorbene Blattrosetten!
Fast konnte man meinen, jemand habe da ein Herbizid versprüht. Allerdings eines, das nur die Bienenragwurz auslöscht.
Jetzt kommt der erste Satz dieses Beitrages ins Spiel, der fast ein Zitat aus dem entsprechenden Wikipedia-Artikel (unbedingt lesen!) darstellt. Die Bienenragwurz mag es im Frühjahr feucht bis mäßig nass. Wenn aber zwischen Ende Februar und Ende Mai so gut wie gar kein Regen fällt, wie es in diesem Jahr der Fall gewesen ist, dann steht plötzlich alles auf der Kippe.
Und ich war mir doch schon so sicher gewesen!
So sicher wie der Tabellenführer vor dem Spiel gegen den Letzten.
Ich suchte und suchte, und es wurde immer schlimmer. Und unter den vielen Toten befanden sich auch die beiden Individuen, die ich bereits im letzten Jahr gefunden hatte, jenes neben dem Weg und auch die Ragwurz, die den Emsmündungsblick genießen wollte, wenn sie erst einmal ihre maximale Höhe erreicht haben würde.
Hat nicht geklappt.
Überall sah ich nur noch abgestorbene Ragwurzen. Beim Anblick dieser schwarzen Blätter kam mir der Gedanke, dass die Bienenragwurz gar keine Orchidee sein konnte. Sie musste zur Familie der Mimosen gehören, ich meine, wenn man schon wegen fast nichts zu weinen anfängt und dann auch noch abstirbt.
Ich war so furchtbar enttäuscht!
Aber gleichzeitig gab ich nicht auf und fahndete einfach weiter.
Und dann, nach etwa zweieinhalb Stunden, das:
but 16 specimen out of 150 survived the long lasting drought
Ich konnte mein Glück kaum fassen!
Da stand eine Bienenragwurz vor mir, die doch tatsächlich die Dürre überlebt hatte und deshalb gegen den Strom geschwommen sein und sich dem Trend des Sterbens erfolgreich widersetzt haben musste.
Und ich mag alle, die gegen den Strom schwimmen!
Und sie präsentierte mir auch noch echte Blütenknospen!
Wenig später fand ich sogar eine zweite Ragwurz.
Jetzt freute ich mich wieder diebisch; es war quasi das Unentschieden gegen den Tabellenletzten, erzielt nach langem Rückstand in der Nachspielzeit. Das Leben kann so schön sein, dachte ich, so wunderbar.
Einfach herrlich!
Bangen und hoffen musste ich trotzdem weiterhin, denn es erschien mir möglich, dass mir eine bösartige Wegschnegge zur falschen Zeit an diesem Ort am Ende noch einen Strich durch die Rechnung machte und beide Ragwurzen aufaß.
Kinners, am liebsten hätte ich sie mitgenommen.
Zu ihrer eigenen Sicherheit, aber natürlich auch zu meinem persönlichen Vorteil, wenn ich ehrlich sein soll, doch jeder, der sich schon etwas mit heimischen Orchideen beschäftigt hat, wird wissen, dass man sie nicht einfach so ausbuddeln darf.
Und das aus gleich zwei Gründen.
Erstens: Sie sind streng geschützt, und man darf höchstens ungestraft und großflächig ihren Lebensraum zerstören, nicht aber einzelne Pflanzen.
Zweitens: Alle heimischen Orchideen leben in einer Symbiose mit diversen Pilzen. Die würde man aber zerstören im Falle des Ausgrabens, sodass am Ende auch die Pflanze einginge, mindestens aber kränkeln würde für die kommenden fünf Jahre, nur um schließlich tatsächlich abzusterben.
Und es gab noch einen weiteren Grund dafür, dass ich bangen und hoffen musste, denn nachdem das Frühjahr ja so furchtbar trocken gewesen war, drohte jetzt laut Wetterbericht von Anfang bis Mitte Juni echtes Herbstwetter mit vielen Wolken, viel Regen und stürmischem Wind aus westlichen Richtungen.
Ausgerechnet jetzt!
Ich meine, wie sollte man denn unter solch bescheuerten Bedingungen vernünftige Bilder schießen?
Richtig
schlimm, so dachte ich, hatte ich mir für die Blütezeit der Ragwurzen
natürlich Gegenteiliges gewünscht, am liebsten windstille Tage mit
Bodennebel am Morgen und vor allem ganz viel Tau. Und für den Juni wäre
das wohl auch nicht zu viel verlangt gewesen, wie ich auch jetzt noch
finde.
Anderes Thema:
my first Cellar Slug (left, together with a Spanish Slug) outside my flat I found in my land lady's garden on 30th May 2025
Am späten Abend des 30. Mai traute ich meinen Augen nicht!
Auf den Waschbetonplatten vor meiner Wohnungstür lungerten gleich drei verschiedene Nacktschneggen-Arten auf engstem Raum herum.
Die größte Überraschung war hier ein Bierschnegel, den ich nun zum ersten Mal außerhalb meiner Küche antraf und natürlich auch zum ersten Mal überhaupt im Freien. Er dinierte dort ohne Candle Light zusammen mit einer Spanischen Wegschnegge. Was es zu essen gab, konnte ich aber nicht erkennen.
Pizza war es definitiv nicht.
Unweit der beiden entdeckte ich zu allem Überfluss auch noch einen sehr hübschen Tigerschnegel:
pretty Leopard Slug was also there, but not a surprise
Der kroch aber einfach an den beiden anderen vorbei, ohne sich etwas vom Abendmahl zu stibitzen.
Wassertropfen auf einem Blatt des Frauenmantels im Garten meiner Vermieterin, die zu diesem Zeitpunkt mal wieder völlig besoffen unterm Küchentisch lag:
Lady's Mantle leaf covered by waterdrops after heavy rain in June
Wenn ich so ein Bild sehe, dann bekomme ich immer Durst!
Aber Durst auf Wasser und nicht etwa Weinbrand, den meine Vermieterin geradezu vergöttert.
Am 3. Juni entdeckte ich einen Rehbock in einer aus seiner Sicht ausweglosen Sítuation:
it is well known, that fences divide landscape into pieces, Roe Deer had not too many choices in this situation. People were everywhere
Aus allen Richtungen kamen Menschen, auch, was ihr jetzt nicht sehen könnt, auf der anderen Seite des Deiches, und dann stand da auch noch zu allem Überfluss dieser bescheuerte Zaun im Weg!
Diesen Zaun zu Füßen des Deiches des Leyhörn hatte man schon vor Jahrzehnten aufgestellt, um die Schafe, die den Deich beweiden, artgerecht einzusperren. Er ist zwar nicht wolfssicher, dafür aber rehbocksicher, wie ich an diesem Tag ganz eindrucksvoll herausfinden durfte, und das ist natürlich auch viel wichtiger.
Am Ende entschied sich das völlig verschreckte Tier für mich:
nevertheless he escaped
Und das natürlich aus Berechnung!
Die Ostfrieslandgazelle hatte meine Kamera gesehen, die ich bereits in der Hand hielt, und sie wusste, ich würde sie fotografieren und dann ganz groß herausbringen.
Laut, lauter, Zaunkönig:
Wren, one of our smallest birds with one of the most impressive songs
Der kleine Vogel mit der kräftigen Stimme sang am 4. Juni bei ganz schlechtem Licht direkt vor einer der Luken der Beobachtungshütte in den Hauener Pütten.
Dabei machte er sich nichts daraus, dass ich ihn aus nur eineinhalb Meter Distanz fotografierte. Fast hatte es sogar den Anschein, als wollte er, wie ja auch schon der Bock, einmal in seinem kurzen Scheißvogelleben Teil meines Blogs werden.
Wie ihr seht, hat es geklappt.
Eine Weißbart-Seeschwalbe zeigte sich dort am selben Tag:
Whiskered Tern, a rare visitor to Ostfriesland
Die war aber bereits von einem Gastbeobachter entdeckt und fotografiert worden.
Am Tag zuvor.
Auf dem Rysumer Nacken, um ins Zielgebiet dieses Beitrages zurückzukehren, wimmelt es zurzeit von ansprechend lackierten Gartenlaubkäfern:
currently Garden Chafer is abundant at Rysumer Nacken
Wie in jedem Jahr.
Das
gezeigte Individuum kletterte bei noch morgendlicher Kühle behäbig im
Schilf herum, doch wenn die Temperatur im Laufe des Tages ansteigt und
über die 20-Grad-Marke klettert, dann fliegen diese Tiere bodennah und
in sehr großer Zahl durch die Gegend. Und das vor allem über trockenem
Grasland und auch am Strand, wo der Strandhafer den Boden bedeckt.
Alles voll, kein Scherz.
Überhaupt summt und brummt es auf dem Rysumer Nacken zurzeit überall.
Nach Schwarzdorn und Weißdorn blühen dort jetzt vor allem Schwarzer Holunder und Roter Hartriegel (geschrieben Anfang Juni!), sodass kein Sechsbeiner hungern muss. Fast könnte man meinen, die vier genannten Arten hätten ihre Blütezeiten perfekt aufeinander abgestimmt, damit erst gar keine Hungersnot ausbrechen kann.
Auch die Brombeere gibt im Augenblick alles:
a flowering wall of Blackberry
Um welche Art genau es sich hier handelt – keine Ahnung.
Auch die Blüten aller Brombeeren erfreuen sich großer Beliebtheit bei Nektar- und Pollennaschern. Ich selbst mag eigentlich die Früchte sehr gerne, esse sie aber nur ausnahmsweise, weil sich auf ihnen immer so viele Schmeißfliegen aller Couleur aufhalten.
Bäh!
Die Nymphe eines Grünen Heupferdes spielte am 12. Juni Katz und Maus mit mir:
male nymph of Great Green Bush-cricket
Oder Versteggen.
Sie machte das, was viele Insekten machen, wenn man ihnen auf die Pelle rückt. Sie wechseln permanent die Seite des Halmes, auf dem sie stehen. Und zwar immer dann, wenn man sie als neugieriger Mensch von der Seite oder oben fotografieren möchte.
Viele Wanzen kennen diesen Trick auch, ebenso die meisten Kleinlibellen und diverse Zikaden.
Zeigt man sich aber geduldig und bleibt einfach liegen, kommt am Ende alles ins Lot:
same
Auf einer unbebuschten Brachfläche unweit der Brombeeren fand ich die Raupe des inzwischen gar nicht mehr so häufigen Sechsfleck-Widderchens:
Six-spot Burnet caterpillar
Auf dem Nacken fliegt es schon noch in recht großer Zahl, doch in der Ackerbau-Krummhörn wird man es nicht finden.
In meiner Kindheit hatte es diesen hübschen Falter um meinen Wohnort im Landkreis Osnabrück herum noch an einigen Stellen gegeben, doch das war auch schon in meiner Kindheit wieder Vergangenheit gewesen. Das Blutströpfchen, wie man den Schmetterling auch nennt, ist an den meisten Flugstellen im Westen Niedersachsens – und nicht nur hier! – längst verschwunden, weil es nichts mit überdüngten Landschaften anzufangen weiß.
Die gezeigte Raupe zog sich übrigens Gemeinen Hornklee rein (siehe unten).
Als ich wenig später an einem einzeln stehenden Pfaffenhütchen vorbeikam, da war da gerade mächtig was los.
Man seilte sich ab, in großen Gruppen:
likely the caterpillar of Spindle Ermine, BUT there are more and closely related species possible
Es waren (sehr wahrscheinlich) die Raupen der Pfaffenhütchen-Gespinstmotte, die da gerade zu Boden strebten.
Das Ganze hatte irgendwas von einer Militärübung!
Und möglicherweise hat es sich gar nicht um die oben genannte, sondern um eine nahe verwandte Art gehandelt, die man anhand eines so schlechten Fotos aber nicht sicher von der genannten unterscheiden könnte. Es gibt nämlich gleich mehrere Gespinstmotten-Arten, die es auf den Spindelstrauch, wie das Pfaffenhütchen auch heißt, abgesehen haben.
Für uns Menschen ist diese Pflanze übrigens volle Kanne giftig!
Auch nicht gut wäre es für uns, wenn wir von einem Schaf kosten würden, das bereits seit Tagen tot in einem Entwässerungsgraben liegt und vor sich hin stinkt:
this sheep got stuck in a melioration ditch at so called Leybucht. And it died because there had been nobody controlling the herd for days – or the owner must be blind
Gesehen am 1. Juni 2025 in der Leybucht.
Das arme Tier ist sich der Gefahr, die gerade solch schmale Gräben für Schafe darstellen, offensichtlich nicht bewusst gewesen.
Breite
Gräben werden von den Tieren gemieden; sie könnten sie eh nicht
durchwaten oder überspringen, doch ein so schmaler, der darüber hinaus
auch noch kaum Wasser führt, wird schnell zur Todesfalle. Kennt ihr noch
diese aberwitzigen Tiere, die jeder von uns im Kindergarten gebastelt
hat? Bestehend aus einer Rosskastanie und Streichölzern? Das
Deichschaf muss das Vorbild gewesen sein. Ein wuchtiger Körper wird von
vier viel zu dürren Stelzenbeinchen getragen.
Die allermeisten Schafe überspringen so einen Graben, kein Problem für sie, doch wenn so ein Tier mit den Vorderläufen den Grund des Grabens betritt, ist es meist schon zu spät, denn es sinkt sogleich bis zur Brust ein im tiefgründigen Schlamm, der hier aus feinsten Kleipartikeln besteht. Aus eigener Kraft kann es sich dann nicht mehr befreien, sondern gerät dadurch irgendwann sogar auch noch mit seinen Hinterläufen in den Schlam(m)assel.
Und dann gibt es genau zwei Möglichkeiten. Entweder wird es rechtzeitig vom Schäfer entdeckt, der es dann rettet, oder es stirbt einen langsamen und somit sehr qualvollen Tod!
Letzteres ist ganz offensichtlich hier passiert.
Für mich ist dieses Schaf nicht das erste gewesen, das ich so aufgefunden habe, und auch nicht das erste, das bereits tot war. Lebende habe ich aber auch schon entdecken müssen und daraufhin die Polizei benachrichtigt, weil die Polizei alle Schäfer kennt und sie in solchen Fällen rasch informiert.
Das tote Schaf aus der Nähe mit vielen Schmeißfliegen und Aaskäfern:
tons of Flies and Beetles had already found the carcassEs roch natürlich ganz schön streng, und essen sollte man davon auch nicht.
Wäre keine gute Idee.
Doch was für unseren Magen nicht gut ist, ist für den Kolkraben ein echter Schmaus:
as a pair of Raven did
Dieser hier war es auch gewesen, der mich überhaupt erst auf den Kadaver im Graben aufmerksam gemacht hatte.
Zunächst sah ich immer wieder nur seinen Kopf aus der Vegetation hervorlugen, und da war mir schon klar, was sich dort abspielte. Ich eilte den Deich hinauf und entdeckte das Schaf. Wie eben schon so einige Male zuvor.
Die Kolkraben, es waren natürlich zwei, waren jedenfalls wenige Minuten später so satt, dass sie kaum mehr fliegen konnten oder wollten:
the birds after their meal
Sie standen einfach nur auf der Weide herum.
In den Niederlanden und dort in der Provinz Groningen, also nicht so furchtbar weit von der Leybucht entfernt, waren am Tag zuvor etliche Gänsegeier entdeckt worden, wie sie ja längst alljährlich im Frühjahr in Mitteleuropa auftreten.
Und
natürlich spekulierte ich darauf, dass sie mal die Leybucht besuchen
kommen, doch das taten sie natürlich nicht. Das Schaf ist zumindest
nicht von ihnen entdeckt worden, falls sie jemals hier gewesen sein
sollten, was aber eher unwahrscheinlich ist, weil Geier alles Essbare entdecken, selbst aus größter Höhe.
Ob ich jemals einen Gänsegeier in Ostfriesland finden werde?
Kolkrabe und Rabenkrähe sind die Aasvertilger unter den mitteleuropäischen Vögeln, doch sie werden von den meisten Menschen gehasst, obwohl sie genau das tun, was Mutter Natur sich für sie ausgedacht hat. Vor allem Nutztierhalter geizen nicht mit Horrorgeschichten über diese beiden Krähenarten, obwohl sie es zwar nicht immer, aber eben doch sehr oft selbst sind, die ihre Tiere durch schlechte Pflege oder Haltung in den Tod treiben.
Am Ende ihres Lebens landen ohnehin alle Schafe im Schlachthof, worüber sich kurioserweise aber niemand echauffiert. Es ist natürlich auch viel leichter, sich über die Natur aufzuregen, wenn man keinen Plan hat und gleichzeitig lernresistent ist.
Ein weiteres Schaf mit einem Gebärmuttervorfall gab es auch wieder zu sehen (vgl. letzten Bericht!):
another sheep wit uterine prolaps (see last post!)
Und zwar am 9. Juni, ebenfalls in der Leybucht.
Da das erste Tier ja getötet worden sein soll, muss es sich hier um ein anderes Individuum gehandelt haben.
All diese Vorfälle (im wahrsten Wortsinn!) haben sich in derselben Herde ereignet, und wie ich soeben erfahren habe, hat der Tierschutzverein den zuständigen Schäfer inzwischen sogar wegen Vernachlässigung seiner Tiere angezeigt, nachdem der einige Angebote des Tierschutzvereins abgelehnt hatte. Unter anderem war es der Plan gewesen, die ganze Herde von einem Tierarzt beschauen zu lassen. Die Kosten für diese Untersuchung wollte der Tierschutzverein sogar übernehmen, doch der Landwirt soll auch das nicht zugelassen haben.
Daraufhin gab es dann die Anzeige. Wer nicht hören will, muss fühlen, ihr kennt das.
Schlimme Bilder, ich weiß das wohl, aber ab jetzt kommt nur noch Schönes!
Kinners, ich hatte euch einen prächtigen Beitrag versprochen.
Mehrfach.
Und seit Wochen.
Bis zu diesem Punkt kann davon aber noch nicht wirklich die Rede sein, wie ich finde, doch ich werde jetzt langsam überleiten zur prallen Pracht, damit ihr mir hinterher nicht etwa Hochstapelei vorwerfen könnt, ihr bunten Plastikschüsseln da draußen.
Und los geht's:
beautiful Common Bird's-foot Trefoil
Zurzeit sieht man vielerorts die hübschen gelben Blütenkissen des Gemeinen Hornklees.
Auf dem Foto hat er erfolgreich eine lange, parallel zum Weg verlaufende Fuge annektiert. Irgendwo zwischen Restaurant Strandlust und Strand.
Der
Gemeine Hornklee ist eine so genannte Pionierpflanze, die sich überall
dort blicken lässt, wo auf magerem Grund neue Freiflächen entstehen. An
solchen Standorten kann er vorübergehend die optisch dominierende Art
sein und einen nahezu geschlossenen Verband bilden, sodass man nicht
einmal mehr den Übergang von einem Kissen zum nächsten erkennen kann.
Weil er aber konkurrenzschwach ist, verschwindet der Hornklee wieder, sobald sich andere und vor allem höhere und dichter wachsende Pflanzen ansiedeln. Er wächst auch oft am Rand von unbefestigten und befestigten Wegen entlang der Deiche, meidet aber größtenteils die dicht von Gräsern bewachsenen Bereiche des eigentlichen Deiches.
So oder so, auch der hübsche Hornklee stellt eine sehr wichtige Nahrungsquelle für viele Insekten dar. Alle Falter und Bienen Ostfrieslands und Restdeutschlands wissen, was ich meine. Und auch als Raupennahrung erfreut sich diese Pflanze größter Beliebtheit. Neben dem Blutströpfchen wird er auch vom Gemeinen Bläuling sowie vom Postillon genutzt. Beide Arten habe ich in der Vergangenheit auf dem Rysumer Nacken schon bei der Eiablage beobachten können.
An Hornklee.
Seht:
pretty fly of genus Melieria
Diese superhübsche Schmuckfliege der Gattung Melieria fliegt zurzeit in größerer Zahl auf dem Rysumer Nacken.
Weil es einige einander sehr ähnliche Arten gibt, belasse ich es aber hier und heute bei der Gattung. Die kleinen Fliegen halten sich innerhalb des Gebietes nahezu ausschließlich auf Feuchtwiesen auf und ganz besonders im Schilf am Rande der vielen kleinen Gewässer.
Über
die Biologie dieser Fliegen weiß ich leider gar nichts, jedenfalls kann
ich im weltweiten Netz keinerlei Informationen auftun. Auch nichts über
die Nahrung und die Entwicklung der Larven. Beides hätte mich aber
durchaus interessiert.
Ein anderes Individuum für euch:
same species
Diese Schmuckfliegen sollen alles andere als häufig in Deutschland sein und haben eine Vorliebe für naturnahe Lebensräume, wie man sie leider nicht mehr so häufig vorfindet in unserer geilen Republik.
Als Schmuckfliege hat man es bei uns also auch nicht so leicht:
another specimen
Wichtige Randnotiz: Schmuckfliegen suchen weder Kackhaufen noch Kadaver auf, und sie dringen auch nicht in Wohnungen ein, um uns Menschen auf den Sack zu gehen.
Und all das gilt auch für die folgende Art:
Southern Marsh Orchid at Rysumer Nacken
Kinners, wir nähern uns gemeinsam und unaufhaltsam dem Hauptthema dieses Beitrages an, denn das Bild zeigt eine weitere Mimose, äh Orchidee vom Rysumer Nacken, die ebenfalls in diesen Tagen blüht.
Klassisch für diese Art sind oft ringförmige Flecke auf den Blättern:
note the leaves' typical pattern
Oft, aber nicht immer, denn die Grundblätter können auch völlig zeichnungslos sein.
Es handelt sich hier um das so genannte Übersehene Knabenkraut (im Folgenden ÜK).
Übersehen kann man es eigentlich gar nicht wegen seiner Farben, doch man kann es leicht mit ähnlichen Arten verwechseln – und somit eben doch übersehen. Daher rührt auch der Name der Pflanze.
Als ich im Februar 2009 nach Ostfriesland zog, da war diese Art auf dem Nacken noch ein echter Massenartikel gewesen. Das hat sich in der Zwischenzeit aber geändert. Man hat nämlich Teile des Gebietes unter Schutz gestellt und so der Orchidee die Lebensgrundlage entzogen. Klingt vielleicht deppert, ist aber wahr, denn das ÜK wuchs nahezu ausschließlich entlang von Trampelpfaden. Die sind aber längst zugewuchert worden von verfickten Gräsern, weil sie ja nicht mehr betreten werden durften von Menschen wie mir.
Die Abnahme der Ochideen scheint auch irgendwann irgendwelchen "Naturschützern" aufgefallen zu sein!
Und um die verloren gegangenen Trampelpfade zu imitieren, hat man sich was ganz Feines ausgedacht: Einmal im Jahr, ich meine, es passiert immer im Herbst, mäht man mit Pflöcken abgesteckte kleine Flächen innerhalb des Gebietes und glaubt allen Ernstes, dass diese sinnfreie Aktion den Knabenkräutern irgendwie hilft.
Das ist natürlich nicht der Fall!
Ich meine, im Frühjahr wachsen die Gräser doch auch wieder wie Raketen empor und sorgen so für eine viel zu dichte Pflanzendecke, die für das ÜK einfach nicht zu meistern ist, weil es erst viel später im Jahr austreibt.
Jahrelang hatte ich mich gefragt, was es mit diesen gemähten Quadraten auf sich haben könnte, bis ich einen der Täter beim Mähen ertappte, quasi in flagranti. Weil Fragen nichts kostet, sprach ich den Mann einfach an.
Er sagte: "Das machen wir für irgendwelche Orchideen."
Bestimmt
kommt der Auftrag von so einer sinnfreien Naturschutzbehörde oder einem
Planungsbüro, dachte ich, wo wieder einmal Leute ihre Zeit absitzen.
Und die sich auch nicht fragen, ob es auf diesen gemähten Flächen
überhaupt noch ÜK gibt, die gleichzeitig aber auch den Aufwand scheuen,
mal eben ins Gebiet zu fahren und wenigstens Mitte Juni eine
Einzelkontrolle durchzuführen. Es wird einfach immer so weitergemacht,
ohne dass sich jemand die Frage nach dem Sinn stellt. Und es wird dort
auch heute noch einmal im Herbst gemäht, obwohl die Pflanzen die Flächen
schon vor vielen Jahren geräumt haben.
Kann man sich nicht ausdenken.
Immerhin gibt es auch heute noch Vorkommen des ÜK Richtung Campener Leuchtturm. Im dortigen Vorland ist es im Winterhalbjahr bisweilen so nass, dass das Wasser größere Flächen flutet, was wiederum für eine eher lückige Vegetation sorgt, wie man sie Richtung Restaurant Strandlust längst nicht mehr finden kann. Deshalb waren dort die Trampelpfade so wichtig.
Ein weiteres Vorkommen des ÜK hatte ich bereits 2009 in einer Sandgrube bei Aurich-Brockzetel entdeckt. Ich erinnere mich aber noch sehr gut daran, dass die Verbuschung an diesem Ort schon damals von Jahr zu Jahr stark zunahm, sodass es mir möglich erscheint, dass dieses Vorkommen längst wieder erloschen ist.
Auch selten:
the so called Common Meadow-rue is everything else but common in Ostfriesland. A population at Rysumer Nacken may constitute the only population
Erst im vergangenen Jahr hatte ich auf der Bergpieper-Rinderweide auf dem Rysumer Nacken ein kopfstarkes Vorkommen der Gelben Wiesenraute entdeckt.
Neulich fand ich ein weiteres ganz in der Nähe der Ragwurzen, wo ich auch diese beiden Bilder geschossen habe:
not blooming yet
Bis zur Blüte wird noch etwas Zeit verstreichen müssen.
Weil die Blüten der Wiesenraute aber eh nichts hergeben, spielt das keine Rolle.
Bei der folgenden und ebenfalls sehr seltenen Art sieht das anders aus:
at a shady spot underneath tons of birches the ground was covert by the leaves of rare Round-leaved Wintergreen
Sie blüht bereits.
Das Rundblättrige Wintergrün bewohnt auf dem Rysumer Nacken einen der finstersten Orte überhaupt.
Es wächst dort, den Boden komplett bedeckend, unter einem dichten Bestand der Moorbirke und wirklich im allertiefsten Schatten, wohin sich nur ab und zu mal ein Sonnenstrahl verirrt, falls überhaupt.
Und auf einen solchen Sonnenstrahl habe ich geduldig gewartet, während ich auf dem feuchten Boden lag und durch den Sucher meiner Kamera blickte:
bloomingUnd während ich das tat, fielen Trillionen Stechmücken über mich her!
Trotzdem ließ ich mich nicht beirren:
same
Licht gelangt dort nur dann auf den Boden, wenn es die im Wind schaukelnden Birken zulassen.
Mal schafft es ein voller Strahl, so ein Wintergrün zu beleuchten, mal nur die gedimmte Variante, weil sich manchmal ein ganzer Baum zur Seite neigt, sich aber nur einen Augenblick später ein belaubter Zweig vor die Sonne hängt. An windigen Tagen ist immer alles in Bewegung, entsprechend verändern sich die Lichtverhältnisse am Boden im Sekundentakt, ohne dass aber alle Blümchen etwas von der Sonne abbekommen.
Und mal ehrlich, eigentlich lieben sie ihr Schattendasein.
Noch weitere Bilder, damit ihr das, was ich da oben geschrieben habe, auch versteht:
same
Und, habt ihr den Unterschied bemerkt?
Wie auch die in diesem Beitrag gezeigten vier Orchiedeen-Arten und die Wiesenraute hat auch das Rundblättrige Wintergrün eine stark ausgeprägte Stickstoff-Allergie.
Und deshalb kommt es in Ostfriesland (sehr wahrscheinlich) nur auf dem Rysumer Nacken und auf den Inseln vor.
Merksatz: Dünger ist der Tod der Artenvielfalt!
Ein letztes Bild vom Wintergrün, das hier plötzlich zu so einer Art Co-Star aufgestiegen ist, ohne dass ich das zuvor geplant hatte:
another specimen
So, ihr Nichtsnutze da draußen, jetzt folgt endlich die x-mal und seit einem halben Jahr von mir versprochene Pracht:
who is this?
Okay, das Bild zeigt nur Stängel und Blatt.
Es folgt jetzt aber eine sehr hübsche Blüte:
finally I managed to get shots of blooming Bee Ochids
Am 5. Juni war ich wieder im Gebiet.
Doch die beiden von mir fünf Tage zuvor entdeckten Bienenragwurzen blühten noch immer nicht!
Das kann doch nicht wahr sein, so dachte ich, wie viel Zeit wollt ihr denn noch ungenutzt verstreichen lassen? Ich fahre jedes Mal 25 Kilometer (ein Weg!), nur um euch zu besuchen, und ihr blöden Blumen weigert euch, mir eine Freude zu machen. Seid ihr nicht ganz dicht?
"Wenn ich das nächste Mal hier auftauche, dann bringe ich einen Rasenmäher mit",
drohte ich jetzt laut und unverblümt, während gleichzeitig mein
Blutdruck beängstigenderweise auf 130/80 anstieg (normalerweise immer
unter 120!).
Doch dann zeigten meine Mundwinkel plötzlich doch wieder nach oben.
Ich sah sie und freute mich:
same
Sie stand direkt neben einer der beiden Ragwurzen, die noch nicht blühten.
Etwas versteckt im Strandhafer und so weiter.
Ich musste sie viele Male übersehen haben, wie einige andere Individuen auch, die mir später an diesem Tag und an den folgenden noch ins Auge springen sollten, weil sie jetzt blühten. Vor allem die rosafarbenen Kronblätter leuchteten regelrecht auf.
Seht:
same
Nachdem ich im Juni 2024 das Vorkommen entdeckt hatte, stellte ich mir jetzt natürlich die Frage, wie alt es damals schon gewesen sein konnte.
Ich kam zu folgendem Schluss: mehr als fünf Jahre auf keinen Fall.
Wahrscheinlich nicht einmal drei, denn ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, die Pflanzen so lange übersehen zu haben. Oh, so auffällig wie auf meinen Bildern sind Ragwurzen im Outback natürlich auch wieder nicht; aus der Distanz kommen die eher kleinen Blümchen durchaus bescheiden daher. Da ich aber auch immer Insekten und Spinnen im Blick habe, die ja auch nicht durch Größe bestechen, gehe ich davon aus, dass es sich tatsächlich noch um ein sehr junges Vorkommen handelt.
Ein Bild:
another
Die Bienenragwurz, die vielleicht hübscheste Orchidee Deutschlands, profitiert vom Klimawandel.
Seit
Jahrzehnten breitet sie sich in Deutschland und auch den Niederlanden
aus. Riskiert man einen Blick auf die entsprechende Verbreitungskarte
auf Naturgucker.de, dann findet man drei Vorkommen, die sich hoch
im Norden Deutschlands befinden und somit weit abseits des
geschlossenen Areals dieser Art, das vor allem die Südhälfte der
Republik einnimmt.
Eines davon habe ich euch heute vorgestellt. Ein weiteres existiert in Brandenburg wenige Kilometer südwestlich der Stadt Prenzlau, ein drittes auf Helgoland!
Ja, diese kleine Insel hat einfach alles zu bieten, nicht nur selten in Deutschland auftretende Vögel, sondern auch Insekten, Spinnen und eben auch Pflanzen. Ob es die Bienenragwurz allein auf den Felsen geschafft oder vielleicht jemand nachgeholfen hat, muss leider offen bleiben.
Das Zeug dazu, eine so weit draußen liegende Insel eigenständig zu besiedeln, hat die Bienenragwurz aber allemal. Ihre Samen sind winzig und können viele Kilometer fliegend zurücklegen, wenn ein richtig frischer Wind pustet. Am Zielort muss es dann nur noch die passenden Bedingungen geben. Und die beinhalten vor allem einen ungedüngten Boden.
Und ein bisschen Regen, wie wir jetzt wissen.
Ein weiteres Bild für euch:
same as above, but five days later still not blooming
Es ist dasselbe Individuum, das ich bereits am 31. Mai fotografiert hatte (siehe oben), nur eben fünf Tage später aufgenommen.
Immer noch nicht am Blühen, das blöde Mistviech.
Das zweite Individuum stand aber kurz davor:
another
Zwei Tage später war es immer noch nicht ganz so weit beim ersten:
same
Vom BUND ist die Bienenragwurz übrigens zur Heimlichtuerin des Jahres 2025 gewählt worden.
Und das deshalb, weil sie von den allermeisten Menschen in diesem Land nicht wahrgenommen wird. Meiner Meinung nach ist das aber kein Alleinstellungsmerkmal dieser Pflanze, denn die Natur ganz allgemein wird von den allermeisten Bürgern der Republik überhaupt nicht gesehen.
Aber das ist ein anderes Thema:
looks like a tropical flower
Ja, das trockene Frühjahr hat auch auf dem Rysumer Nacken seine Spuren hinterlassen.
Man kann wahrlich nicht von einer guten Quote sprechen, wenn von insgesamt etwa 150 gefundenen Bienenragwurzen am Ende nur 16 zur Blüte gelangen. Leider kann ich nicht in die Vergangenheit reisen, aber mit meinem heutigen Wissen interessiert es mich schon wie Sau, wie viele Individuen im vergangenen Jahr auf dem Nacken geblüht haben mögen. Am liebsten würde ich schnell zurückreisen in den Juni 2024, einmal alles durchzählen und dann ab und zurück in die Zukunft.
Und wie geht es weiter mit diesem Kleinod im äußersten Westen Emdens?
So oder so, die Bienenragwurz ist eine weinerliche Spezies, eine echte Heulsuse, der man es eigentlich gar nicht rechtmachen kann. So wie sie plötzlich zum allerersten Mal an einem neuen Ort auftaucht, wie zum Beispiel hier in Emden, so kann sie auch ganz schnell wieder verschwinden, ohne dass es einen ersichtlichen Grund dafür gäbe (siehe auch hier Wikipedia!).
Und deshalb braucht man wohl auch keine ragwurzspezifischen Pflegemaßnahmen zu ergreifen. Allgemeine aber sollte man durchaus immer wieder in Erwägung ziehen. Das regelmäßige Beseitigen von Teilen der Sanddorngebüsche zum Beispiel würde nicht nur der Bienenragwurz helfen, sondern allen Arten, die offene bis halboffene Flächen auf ungedüngtem Grund benötigen, wie man sie in Ostfriesland abseits des Rysumer Nackens fast nur noch in den Mooren rund um Aurich finden kann.
Und natürlich und ganz besonders auf den Inseln!
Ich wette, die Bienenragwurz kommt dort bereits vor. Vor allem auf Borkum, Juist und Norderney, aber auch auf Memmert, könnte eine gezielte Nachsuche Erfolge zeitigen. In den Niederlanden hat sich die Bienenragwurz auch mächtig ausgebreitet, und ich gehe davon aus, dass sie von dort aus auch Emden erreicht hat, gibt es doch auch ein Vorkommen in Eemshaven, also auf der anderen Seite der Emsmündung.
Daraus folgt: Der Wahrheitsgehalt der Überschrift dieses Beitrages lässt sich nicht wirklich bestimmen. Genauso gut könnte man von einer neu in Ostfriesland entdeckten Art schreiben statt von einer neuen.
Wer weiß das schon?
Schnell nochmal zurück zum Nacken: Der ist für die Stadt Emden so etwas wie ein Industriegebiet in der Hinterhand.
Und entsprechend würde man dort industriemäßig auch gerne richtig die Post abgehen lassen, doch aus Gründen, die mir nicht bekannt sind, ist dort bislang nie etwas dergleichen umgesetzt worden. Von Gassco (Erdgasanlander) einmal abgesehen. An Ideen und Vorschlägen hat es aber in den letzten Jahrzehnten gewiss nie gemangelt.
Die vielen seltenen und geschützten Arten dort werden sehr wahrscheinlich nichts ausrichten können, wenn es ums Schaffen neuer Arbeitsplätze geht, auch vor dem Hintergrund eines möglichen Niedergangs von Volkswagen in der Seehafenstadt. Wahrscheinlich wäre das nicht einmal der Fall, wenn es auf dem Nacken einen echten Endemiten gäbe.
Der Mensch lernt nicht aus seinen Fehlern, und Artenvielfalt ist ihm scheißegal. Früher oder später, da bin ich mir hundertprozentig sicher, wird dieses für Kontinentalostfriesland so einzigartige Gebiet dem nie nachlassenden Flächenbedarf des Menschen zum Opfer fallen.
Ihr werdet sehen.
Die geile Bienenragwurz könnte dann aber ohnehin schon verschwunden sein:
same
Aus eigenen Stücken und, wie ich bereits oben geschrieben habe, ohne ersichtlichen Grund.
Zum Foto da oben: Das gedimmte Sonnenlicht kam in diesem Fall von links hinten, wenn ihr versteht, was ich meine, und durchleuchtete die hübsche Blüte wie einige Röntgenstrahl neulich meine Lunge (alles gut!).
Die Sonne nahm an Fahrt auf:
same
Ich bin wirklich jetzt schon gespannt wie ein Flitzebogen in Bezug auf das, was der kommende Herbst bringen wird.
Dann wird sich nämlich zeigen, ob nur die Blätter der Ragwurzen abgestorben sind oder gleich die ganzen Pflanzen, um mal spontan einen Reim zu "droppen". Wie im Falle so vieler heimischer Orchideen bildet eine Knolle im Erdreich das Basislager der Bienenragwurz. Und meiner Meinung nach besteht durchaus die Möglichkeit, dass wenigstens sie die dröge Zeit überlebt hat.
Oft habe ich übrigens gleich mehrere Individuen direkt nebeneinander gefunden (siehe Blattrosetten oben), woraus ich schließe, dass sich die Bienenragwurz (wieso habe ich bei ihr eigentlich keine Abkürzung gewählt?) nicht nur durch Samen, sondern auch durch Teilung der Knolle vermehren kann, was aber kurioserweise nirgends geschrieben steht.
Es
ist übrigens tatsächlich an allen Tagen, die ich im Gebiet verbracht
habe, stark bewölkt und stürmisch gewesen. Und fast immer hat es auch
Regenschauer gegeben. Deutschlands Meteorologen hatten zuvor alles
richtig vorausgesagt. Neben den dichten Wolken ist es vor allem der Wind
gewesen, der meinen Job auf dem Nacken erschwert hat. Denn Wind ist
das, was man am allerwenigsten braucht, wenn man Pflanzen (oder
Insekten) mit dem Makro fotografieren möchte. Sie wischen geradezu
durchs Bild, immer hin und her, oder zappeln wenigstens permanent wie der Schwanz eines Lamms, das sich gerade an Mamas Milchbar bedient. Aber wenn man unter solch komplizierten Bedingungen einfach
häufiger auf den Auslöser drückt, dann kommt am Ende auch was
Brauchbares dabei heraus.
Gleich zweimal hat sich in diesen Tagen am Himmel sogar eine Lücke zwischen den Wolken aufgetan, und es schien plötzlich die weiche Morgensonne so schön, dass ich mich doch noch einmal auf den Boden schmeißen musste, obwohl ich zuvor schon alles weggepackt hatte.
Das ist das Resultat dieses Neubeginns:
this specimen had the darkest rosy petals, hence it was in my opinion the prettiest
Diese eine Bienenragwurz hatte besonders hübsche Kronblätter. Sie waren im Vergleich mit jenen der anderen Individuen deutlich dunkler und ihr Rosa deshalb viel satter und nicht so blass.
Das sah schon richtig geil aus:
with beautiful morning sun
Es folgen Bilder vom 11. Juni, als andauernder Sprühregen irgendwann am frühen Morgen von der aufgehenden Sonne abgelöst wurde:
after a shower before sunrise
Zwar kein Tau, aber trotzdem pittoresk:
same, but with sun
Wassertropfen sind einfach immer was ganz besonders Schönes, wie ich finde, egal ob sie eine Blüte verzieren, ein Blatt wie das weiter oben gezeigte des Frauenmantels oder ein Insekt!
Eine Fliege macht aus einer Ragwurz noch lange keine Fliegenragwurz:
with fly on da roof
Das kleine Biest war auf einmal da – und nach diesem Bild auch schon wieder weg.
Eine andere Bienenragwurz mal vor, mal kurz nach Sonnenaufgang:
one more tim one picture taken before, the other one right after sunrise
Das ist schon ein Megaunterschied, gell:
same specimen once before and right after sunrise
Und im Gegenlicht:
same
Ein vorletztes Bild, geschossen ganz aus der Nähe:
another closeup
Und schließlich war das ganze Wasser wieder weg:
bright sun, which is not my favorite light for photography
Alle Fotos von der Bienenragwurz entstanden natürlich wieder am ganz frühen Morgen!
Entweder lange vor oder kurz nach Sonnenaufgang. Nur dann gibt es wirklich schöne Farben, wenig Kontrast und kaum Schattenwurf. Später am Tag, egal ob sonnig oder bedeckt, kann meiner Meinung nach grundsätzlich nichts Gutes mehr entstehen. Und wer in der Mittagssonne Naturfotos schießt, der ist ein Verbrecher an der vom Aussterben bedrohten Ästhetik und sollte sicherheitshalber auf der Stelle eingebuchtet werden.
Am besten für immer.
Für meinen bescheidenen Geschmack ist das erneut ein ansehnlicher Beitrag über eine freilich auch wunderschöne Pflanze geworden. Ich bin volle Kanne zufrieden mit den Resultaten, die ich Anfang Juni auf dem Rysumer Nacken erzielen konnte. Und wenn ich die vielen Bilder jetzt noch einmal "Paroli laufen lasse", dann handelt es sich gar nicht nur, wie noch weiter oben leichtfertig von mir behauptet, um ein Unentschieden. Tatsächlich ist mir in der allerletzten Sekunde der Nachspielzeit der Nachspielzeit (das ist kein Fehler, sondern tatsächlich so gemeint!) doch noch der Siegtreffer gelungen. Zu keinem anderen Schluss kann man jedenfalls kommen, wenn man die ganze Vorgeschichte im Hirn hat.
Und mal ehrlich, selbst wenn alle 150 Individuen geblüht hätten und das Wetter an allen Tagen perfekt gewesen wäre, wären mir dann wirklich besssere Fotos gelungen?
Alles ist gut!
Ich
hoffe, ihr seid auch zufrieden mit diesem Beitrag, nachdem ich ja im
Vorfeld viel Schaum geschlagen hatte. Warum ich das getan habe,
eigentlich sogar tun musste, könnt ihr jetzt ganz bestimmt besser
nachvollziehen, nachdem ihr diesen Bericht gelesen habt. Ich weiß aber
auch, so mancher Zeitgenosse wird von ihm enttäuscht sein, weil die
Bienenragwurz keine Federn hat. Aber darauf habe ich keinen Einfluss,
und letztendlich kann und will ich nicht immer nur Vögel fotografieren.
Dafür ist mir die Natur auch einfach zu vielfältig.
Mein Ratschlag an solche Menschen lautet also: heult leise.
Jedenfalls nicht lauter als die Bienenragwurz, wenn sie nicht genug Wasser bekommt.
Schnell noch eine Randnotiz: Im letzten Februar hatte ich mir ein neues gebrauchtes Makroobjektiv gekauft.
Und zwar extra wegen der Bienenragwurz!
Zu guter Letzt:
Während ich das viertletzte Bild dieses Beitrages schoss, hörte ich plötzlich mindestens einen Bienenfresser hoch über mir am noch blauen Himmel rufen!
Es ist für mich bereits die dritte Bienenfresser-Beobachtung in diesem Frühjahr gewesen und etwa die sechste, seit ich hier im platten Norden wohne. Und nicht ein einziges Mal sind mir auch nur schlechteste Belegbilder gelungen!
Bienenfresser ziehen immer sehr, sehr hoch, und selbst wenn man sie noch mit dem Fernglas am Himmel findet, was keineswegs immer der Fall ist, so bedeutet das nicht automatisch auch, dass man sie mit der Kamera in Bildern festhalten kann. Die muss man ja immer erst noch aus dem Rucksack hervorkramen, und bis man endlich alles startklar hat, haben sich ziehende Bienenfresser in der Regel längst aus dem Staub gemacht. Immer laut rufend, als wollten sie einen noch verhöhnen, diese bunten Arschkrampen, diese jämmerlichen Südländer.
In
diesem Fall hielt ich meine Kamera zwar bereits in der Hand, aber das
Objektiv war einfach das falsche. Vor allem war es zu kurz. Auf einen
Wechsel verzichtete ich aber, er erschien mir wegen der Kürze der
Situation auch wenig aussichtsreich.
Fürchterbar, um mal ein ganz neues Wort in die Waagschale zu werfen.
Auf eine Ornitho-Meldung habe ich diesmal auch verzichtet, ich meine, drei Feststellungen in einem Frühjahr und dann nicht ein einziges Belegfoto, das klingt schon etwas komisch, wenn ich ehrlich sein soll, auch wenn ich nicht allein war an diesem Morgen und der Vogel von gleich vier begeisterten Augen gesehen wurde.
Dumm gerlaufen.
Statt brauchbarer Bilder vom Bienenfresser hat es aber an allen Tagen, die ich auf dem Rysumer Nacken verbracht habe, eine ganz besondere akustische Untermalung gegeben. Zumindest in den Morgenstunden. Da war nämlich eine Dorngrasmücke, die permanent sang, im Stehen wie auch im Flug, aber eben nicht ein einziges Mal wie eine Dorngrasmücke.
Anhören könnt ihr euch den schrägen Gesang des Vogels hier: klick!
Es waren einmal ...
... ganz viele Individuen der seltenen Sumpfstendelwurz*:
rare
Marsh Helleborine – in 2014 I found this species for the very first time
at Rysumer Nacken, but in the meantime this species has likely vanished
there
Ich fand sie im Juni 2014 auf dem Rysumer Nacken hinter dem Gassco-Gelände.
Wahrscheinlich hat es sich damals um einen Erstnachweis für Kontinentalostfriesland gehandelt. Auf den Inseln hatte es schon zuvor einige Vorkommen gegeben, wie ich aus sicherer Quelle weiß.
Nur wenige Jahre später waren die Orchideen, die übrigens auch am Rande eines Trampelpfades wuchsen, schon wieder verschwunden. Ähnlich wie die Bienenragwurz trifft die Sumpfstendelwurz als eine eher wankelmütige Art bisweilen die falschen Entscheidungen und taucht einfach wieder ab, obwohl es auch in ihrem Fall nicht immer einen ersichtlichen Grund dafür gibt.
Sumpfstendelwurz, Bienenragwurz und Übersehenes Knabenkraut sind übrigens nur drei von vier Orchideen-Arten, die ich bislang auf dem Rysumer Nacken gesehen habe. Um das Quartett vollzumachen, muss ich noch die Breitblättrige Stendelwurz erwähnen, die dort vor allem am Rande von Gebüschen gedeiht, oft im Halbschatten.
Hier ein besonders üppiges Individuum (eigentlich sind es zwei oder gar drei!), das ich dort am 11. Juni 2025 fotografiert habe:
Epipactis helleborine is the fourth orchid at Rysumer Nacken, but does not bloom yet
Und somit drei Tage vor Beginn meines Trips Richtung Osnabrück, womit ihr jetzt schon wisst, worum es beim nächsten Mal gehen wird.
Die Breitblättrige Stendelwurz blüht übrigens besonders spät im Jahr, und deshalb darf es nicht verwundern,
dass es auf diesem Bild noch keine Blüten zu sehen gibt.
* Bienenragwurz und Sumpfstendelwurz schreibe ich entgegen den "Regeln" der Botanik, die sich mir partout nicht erschließen wollen, ohne Bindestrich.
Schließlich heißt es auch Flussseeschwalbe und nicht Fluss-Seeschwalbe oder Waldschnepfe und nicht etwa Wald-Schnepfe, um nur zwei Beispiele von ganz vielen zu nennen und so weiter. Warum man bei Pflanzen nahezu immer einen Bindestrich einsetzt, wird mir bis an mein Lebensende ein Rätsel bleiben.
Ihr dürft das aber ruhig anders handhaben, wenn ihr mögt ...