Neulich, Kinners, stand ich auf dem Parkplatz am Diekskiel herum.
Mit meinem Fernglas spannte ich in die noch dicht belaubten Büsche.
Eine diesjährige Dorngrasmücke hüpfte von Zweig zu Zweig und ließ sich sehr schön beobachten.
Und dann stand sie eine ganze Weile nur herum und fing schließlich sogar an, sich ausgiebig zu putzen.
Völlig frei!
Weil an diesem Tag (ausnahmsweise) mal kein Wind blies, rauschte ein weißer Kotstrahl exakt von oben nach unten, also senkrecht durchs Bild.
Gravitation und so weiter.
Und es hätte nicht viel gefehlt, und der Kotstrahl hätte die Dorngrasmücke getroffen.
Ich schaltete schnell.
Der Blick durch mein Fernglas wanderte nun ganz langsam in die Höhe, etwa wie die Kamera während eines Spiels der Dortmunder Borussia die scheinbar nie enden wollende Gelbe Wand in Deutschlands wohl mit Abstand schönstem Fußballstadion hinauf.
Und schließlich blickte ich in die großen dunklen Augen einer Schleiereule!
Nur wenige Meter von mir entfernt stand sie auf einem Ast, halb verdeckt durch ganz viele grüne Blätter. Und ich hätte sie niemals entdeckt, wenn sie nicht vor Angst gekackt hätte. Der Kotstrahl war es am Ende gewesen, der den Nachtvogel verraten hatte.
So war das nämlich, ihr Hohlbunken da draußen.
Über die Bedingungen am Greetsieler Badesee brauche ich heute kein Wort mehr zu verlieren, dazu hatte ich mich bereits im letzten Bericht ausgiebig ausgelassen: klick!
Heute gibt es also weitere Bilder von Limikolen, doch diesmal welche, die viel stimmungsvoller daherkommen als jene im letzten Bericht.
So wie etwa das folgende:
young Green Sandpiper on early morning when sun was rising
Ja, ich hatte es im ersten Teil bereits angedeutet, Bilder im morgendlichen Gegenlicht sollten es jetzt werden (siehe unten).
Die Vögel sind übrigens dieselben wie im ersten Teil.
Der junge Grünschenkel ist sogar jetzt noch da (Stand Dienstag, 9. September 2025) und wird von mir also seit nunmehr über zwei Wochen betreut. Eigentlich braucht er gar keinen Betreuer, das hat er mir vertellt, aber natürlich stemmt er sich auch nicht dagegen, die ersten drei Stunden eines jeden Tages nicht selbstständig und vor allem mühselig nach Nahrung suchen zu müssen. Etwa so lange reichen nämlich die von mir allmorgendlich angeschleppten Mehlwürmer, die er sich mit jeweils einem Flussuferläufer und Waldwasserläufer teilt.
Alle drei auf einem Bild:
already
strong and ugly light at 8:30 p.m. and therefore an ugly picture. But
also an interesting one, because it shows the differences of three
species in size, structure, and pattern with Green Sandpiper in da
front, Common Sandpiper (middle), and Greenshank (completely blurry in
da background)
Das Licht war zu diesem Zeitpunkt bereits gleißend.
Ein hübsches Foto sähe also anders aus, doch trotzdem ist es natürlich ein interessantes, weil es sehr schön die strukturellen Unterschiede zwischen einem Waldwasserläufer (vorn), einem Flussuferläufer (Mitte) und einem Grünschenkel aufzeigt!
Darüber hinaus lässt sich bei den beiden vorderen Arten auch die verschiedene Zeichnung sehr gut erkennen, und zu guter Letzt handelt es sich hier natürlich auch noch um einen wunderbaren Größenvergleich! Der Grünschenkel ist nämlich unser größter Wasserläufer, der Flussuferläufer der kleinste. Und wenn der es böse meinte mit seinem Riesencousin, dann könnte er ihn sogar tunneln.
Drei Rätselbilder für euch:
three mystery birds for you
Aufgelöst werden sie im Laufe dieses Beitrages.
Am 4. September flog auf dem Rysumer Nacken eine Gemeine Sichelschrecke unmittelbar vor mir auf:
Sickle-bearing Bush-cricket
Diese elegante Langfühlerschrecke hatte ich erst vor wenigen Jahren zum ersten Mal überhaupt in Ostfriesland beobachtet.
Ebenfalls auf dem Rysumer Nacken.
Am selben Tag rauschte eine Gefleckte Weinbergschnegge am Campener Leuchtturm an mir vorüber:
heavily speeding Garden Snail
Das Tier beachtete mich gar nicht und befand sich in einem Geschwindigkeitsrausch!
Ihr seht, es hatte kaum mehr Bodenkontakt und dürfte sich kurz vor dem Abheben befunden haben. So etwas hatte ich nie zuvor beobachtet, ich meine, normalerweise hat die Sohle einer Schnegge doch wohl zu hundert Prozent Bodenkontakt. Bei diesem Individuum war das aber anders. In Wellen glitt sie geschwind über den Asphalt dahin. Und zwar so schnell, dass es geradezu einem Wunder gleichkommt, dass mir dieses eine scharfe Bild gelungen sind.
Alle anderen waren komplett verwischt.
Noch eine Schnegge:
pretty Leopard Slug
Dieser äußerst attraktive Tigerschnegel querte meinen Weg am 30. August in den Hauener Pütten.
Er hatte es nicht so eilig wie die Gefleckte Weinbergschnegge und ließ mir ausreichend Zeit, ihn in aller Ruhe zu fotografieren.
Und noch eine weitere Nacktschnegge für euch, wo ich gerade dabei bin:
this poor Spanish Slug did not keep an eye on the rising sun and dried out within minutes
Der 29. Juni 2025 war ein sehr warmer und sehr trauriger Tag, zumindest für diese Spanische Wegschnegge.
Denn er war auch ihr letzter.
Das Tier hatte sich am Vormittag einfach zu weit vorgewagt, dabei aber leichtfertig vergessen, die aufsteigende Sonne im Stielauge zu behalten. Und dann war es auch schon passiert, die arme Schnegge erlitt einen viel zu großen Flüssigkeitsverlust und trocknete aus. Für eine ganze Weile war ihr letzter Weg aber noch auf dem Asphalt der Deichstraße bei Neuwesteel zu erkennen gewesen.
Aber nur für den aufmerksamen Beobachter.
So in etwa sahen die Bilder vom Grünschenkel im letzten Bericht aus:

Diese Aufnahmen und auch die beiden folgenden entstanden mit der Lichtquelle in meinem Rücken:
taken with the sun in my back
Und auch im Falle dieses Fotos, das den Vogel beim Bad zeigt, war das so:
bathing
Weil ich da schließlich nichts neues mehr erreichen konnte, baute ich mein Versteck irgendwann einfach am anderen Ende der Schlammbank auf.
Wie
ich es bereits oben geschrieben habe, war es jetzt mein Ziel, Bilder im
morgendlichen Gegenlicht der aufgehenden Sonne zu schießen und so u. a.
die Wassertropfen sichtbar zu machen, die ein Vogel aufspritzen lässt,
wenn er badet, und natürlich erwartete ich hübsche Farbsäume, die die
Vögel umgeben sollten wie ein Heiligenschein. Der dunkle, beinahe
schwarze Hintergrund, der durch das sich im Wasser spiegelnde Schilf
entsteht, würde mir da in die Karten spielen, das wusste ich.
Ob es mir gelungen ist, solche Bilder zu schießen?
Ihr werdet es gleich erfahren.
Der Flussuferläufer, der zu diesem Zeitpunkt bereits ein alter Bekannter für mich war, tauchte immer bereits eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang vor meinem Versteck auf:
juvenile Common Sandpiper right before sunrise
Weil er wusste, der Tisch würde wieder einmal reich gedeckt sein.
Wie auch der Grünschenkel und der gleich folgende Waldwasserläufer ließ sich dieser Vogel durch absolut nichts mehr irritieren oder gar stören.
Bis auf wenige Zentimeter kam er in meine Richtung gewackelt.
Und er ist immer noch anwesend und lässt sich bis heute vor meinem Versteck blicken:
same bird
Ihr seht, ein ganz zarter Lichtkranz ist bereits erkennbar, vor allem auf dem Scheitel des Vogels.
Der Waldwasserläufer tauchte auf:
juvenile Green Sandpiper
Rechts im Hintergrund der Grünschenkel.
Wenn
sich mehrere Vögel vor dem Versteck aufhielten – und das ist praktisch
immer der Fall gewesen –, dann kann man so manches Foto nicht schießen,
weil entweder, so wie hier, ein Kandidat im Hintergrund stört oder aber
einer im Vordergrund im Weg steht. Mal ragt nur ein Hintern ins Bild
hinein, mal ist es ein langer Schnabel oder gleich der ganze Kopf eines
der Vögel.
Manchmal, so dachte ich ein ums andere Mal, während ich da auf meiner Isomatte lag, wäre es schon besser, wenn man sich auf einen Einzelvogel konzentrieren könnte.
Doch das Leben ist natürlich kein Wunschkonzert und zu viele Vögel vorm Versteck ein echtes Luxusproblem.
Landgang:
same
Und zurück ins Flachwasser:
same
Auch hier sieht man schon recht hübsche Farbsäume, wie ich sie mir zuvor gewünscht hatte.
Ein weiterer Vorteil der Gegenlichtfotografie ist es übrigens, dass man sich keine Sorgen um überbelichtete weiße Gefiederpartien machen muss.
Weiß stellt mit der Sonne im Rücken nämlich immer ein Problem dar, und unter bestimmten Umständen lässt es sich nicht korrekt belichten, z. B. dann, wenn die Sonne tief steht und der Hintergrund dunkel ist. Da helfen auch keine Tricks mehr weiter, weder im Feld noch am Rechner. Das gilt zumindest für mich, denn von Fotobearbeitung habe ich überhaupt keinen Schimmer.
Gerade kein Vogel da?
Dann musste das wenig scheue Schilf für erste Testbilder des Tages herhalten:
testphoto on early morning, before the birds showed up (Reed)
Der Grünschenkel:
juvenile
Greenshank. If a bird started to sleep in front of your hide then it
proves, that it does feel convenient. Means: you didn't do any mistakes
Der
kam immer erst nach dem Flussuferläufer angeflogen und landete laut
hörbar im Wasser vor der Schlammbank, nur um die letzten Schritte zum
Glück zu Fuß zurückzulegen.
Hier machte er gerade, mit bereits vollem Bauch, eine Ruhepause, und das sah wirklich süß aus, wie ich finde.
Ein bekannter, aber längst verstorbener Naturfotograf hat es mal auf den Punkt gebracht: "Wenn
sich ein Vogel vor deinem Versteck so sicher fühlt, dass er auf einem
Bein stehend einpennt, dann hast du alles richtig gemacht."
Ich stimme zu:
same
Man kann sich als Grünschenkel aber auch mal putzen, statt einfach nur zu pennen:
same
Der Waldwasserläufer nahm ein Bad:
Green Sandpiper bathing
Nur um im Anschluss daran alles zu geben:
and preening
Im jetzt wirklich schönsten Licht ging er nun der Gefiederpflege nach:
same
Vielleicht auch eine Form von Yoga oder so:
same
Kopflos am Badesee:
sometimes the bird reminded me of a displaying Great Bustard – one could not see, where the head is
Während ich den Waldwasserläufer bei seinem Tun beobachtete und fotografierte, musste ich immer wieder an eine balzende Großtrappe denken, bei der man ja auch nicht immer so genau weiß, wo ihr Kopf sich gerade befindet.
Das
sah immer lustig aus, wenn sich der Vogel verrenkte und streckte, nur
um auch die abgelegensten Ecken seines Körpers zu erreichen. Und das
ganz mühelos und ohne einen Aufschrei des Schmerzes.
Als Kind konnte ich das auch:
same
Pause, um zu gucken, was der Sudendey gerade so macht:
break from preening
Trauen kann man dem nämlich auch nicht.
Und weiter geht's:
same
Es werden auch immer wieder die Flügel geschüttelt:
shaking the wet wings
Und es folgt ein Schütteln des ganzen Körpers, quasi so eine Art Schleudergang, der das letzte Wasser aus dem Gefieder katapultieren soll:
looks like a flambéed Green Sandpiper, but the bird was just shaking its whole body in the right light
Als ich die Bilder zum ersten Mal auf dem heimischen Monitor betrachtete, da sah ich einen flambierten Waldwasserläufer!
Aber keine Angst, da brannte nicht eine Feder.
Man kann sich vor so einer Fotosession noch so Vieles bis ins letzte Detail ausmalen, am Ende sind es einfach zu viele Faktoren, die ihren Senf abgeben wollen. Es gehört also wirklich unheimlich viel Glück dazu, dass so ein Vogel nicht nur im richtigen Augenblick badet, sondern sich dann auch noch auf den perfekt passenden Quadratdezimeter stellt, um dort das zu tun, was dieser Waldwasserläufer minutenlang getan hat.
Und es sah so schön aus, wie er sich da putzte mit dem noch feurigen Gegenlicht, das soeben über das Schilf hinwegblinzelte! Beinahe hätte ich den Sinn meiner ganzen Aktion und das Fotografieren des Waldwasserläufers vergessen, so beeindruckt war ich von dieser perfekten Lichtstimmung.
Am Ende folgt der Sprung:
preening session is always finished by a final jump
Immer!
Doch diesen Sprung habe ich noch nie scharf fotografieren können. Und auch noch nie so, dass man den ganzen Vogel aufs Bild bekommt. Hier war es immerhin der halbe, und die Körperteile, auf die es ankommt, sind ausnahmsweise mal so scharf geworden wie eine Pepperoni.
Das ist aber Zufall.
Es folgt die Auflösung des ersten Rätsels:
first mystery: these beautiful legs belong to a young Grey Heron. Unfortunately I did not manage to get the whole bird into frame, because it landed too close to my hide
Am Morgen des 26. August flogen plötzlich alle Limikolen vor meinem Versteck auf!
An mir konnte es nicht gelegen haben, denn ich hatte mich weder gerührt noch einen Mucks von mir gegeben. Also riskierte ich einen Blick durch eines der beiden Gucklöcher und sah – einen jungen Graureiher direkt vor mir im Wasser stehen!
Mehr als seine Beinchen konnte ich wegen der geringen Distanz zum Vogel aber nicht aufs Bild packen, ihr müsst mir also bezüglich der Bestimmung einfach mal glauben.
Eisvögel flogen übrigens auch sehr oft direkt an meinem Versteck vorüber, gleich mehrere Male landete sogar einer auf seinem Dach. Es wäre wohl keine Herausforderung, ihn an diesem See und neben der Schlammbank zu fotografieren, weil es in diesem Bereich keine natürlichen Warten gibt, vom Schilf einmal abgesehen. Man brauchte also nur eine Warte in den Schlamm zu rammen und ein Tarnzelt aufzustellen. Ich bin mir hundertprozentig sicher, es würde gleich im ersten Anlauf klappen.
Doch zurzeit habe ich es eben auf Limikolen abgesehen.
Rätsel 2:
second mystery: bathing Greenshank, only the tail is visible in da photograph
Es zeigt den badenden Grünschenkel, von dem allerdings nur das gebänderte Steuer zu erkennen ist.
Vögel baden ja nicht immer nur einfach, sie flitzen auch schon mal hin und her, stürzen sich aus dem Flug heraus ins Wasser, tauchen ab, fliegen wieder auf, nur um sich abermals ins kühle Nass zu stürzen. Da geht es oft eine ganze Weile wild hin und her. Und das machen Enten, das machen (manchmal) Singvögel, und das machen eben auch Limikolen, wenn sie gerade Bock darauf haben.
Einen Sinn hat so ein Verhalten ja eigentlich nicht, weshalb ich diesen wunderbaren Tieren einfach mal pure Lebensfreude unterstelle, die andere Menschen ihnen ja so gerne absprechen, weil sie Vögel (und andere Tiere!) für tumbe Roboter halten.
Rätsel 3:
the picture shows a young Curlew Sandpiper forarging on a small beach full of trash
Das Bild zeigt einen jungen Sichelstrandläufer, der am 4. September 2025 bei Campen am Rande der Muschelschillbank nach Nahrung suchte.
Es gab dort viel gammelnden Tang mit ganz vielen leckeren Larven der Tangfliege, aber eben leider auch Müll ohne Ende:
trash is a big problem at all beaches of the world
Hier seht ihr ein Adiletten-Imitat; eine einzelne astreine und reinrassige Pumalette lag dort aber auch herum, falls es sich nicht um eine Fälschung von der türkischen Mittelmeerküste gehandelt haben sollte.
Ich habe sicherheitshalber den Zoll informiert, der soll das büdde mal überprüfen.
Auch drei juvenile Steinwälzer hatten diesen vermüllten Ort für ihre Nahrungssuche ausgewählt:
Ruddy Turnstone
same
Mit viel Geschick ist es mir aber auch gelungen, Bilder so ganz ohne Abfall hinzubekommen:
juvenile Curlew Sandpipers
Vor allem die jungen Sichelstrandläufer waren das Ziel:
same
Eine ganze Bande:
up to 30 specimen were present at this small beach, of which only two were adult birds
Maximal sah ich an diesem Ort 30 Individuen dieses sehr ansprechend gezeichneten und gefärbten Strandläufers gleichzeitig, doch nur zwei von ihnen waren adult und mauserten gerade vom Pracht- ins Schlichtkleid.
Einige Sandregenpfeifer im Jugendkleid gab es dort auch zu bestaunen:
juvenile Common Ringed Plover
Genau in diesem Augenblick fällt mir ein und auf, dass nicht nur der Mensch die Gewässer vermüllt.
Es handelt sich hier also nicht etwa um ein Alleinstellungsmerkmal unserer schrägen Spezies!
Vögel sind nämlich auch keine Unschuldsengel. Sie mausern alle paar Monate und entsorgen ihre alten Federn völlig gedankenlos und gleichgültig überall und eben auch im Wasser. Der Wind treibt diesen abartigen Unrat dann Richtung Spülsaum, wo er sich genauso ansammelt wie unsere Plastikpullen und Blechkonserven. Und ich wette, so eine Feder verrottet ebenso lahmarschig wie eine Plastiktüte und benötigt sehr wahrscheinlich 30 Jahre dafür.
Mindestens.
Vor
allem auf den Bildern von den Steinwälzern könnt ihr die vielen
bleichen Federkiele ganz frech aus dem schwatten Matsch herausragen
sehen.
Zu guter Letzt gibt es jetzt noch einige Bilder vom jungen Grünschenkel, der nach wie vor alle Artgenossen sowie alle Dunklen Wasserläufer mit Vehemenz von der nahrungsreichen Schlammbank vertreibt:
the young Greenshank one more time
Sobald einer dieser Vögel landete, fing "mein" Grünschenkel entenkükenartig an zu fiepen, nur um dann umgehend loszulaufen.
Dieses Fiepen signalisierte mir immer sofort, dass irgendwo entweder ein weiterer Grünschenkel gelandet sein musste oder eben ein Dunkler Wasserläufer. Oft bekam ich das nämlich wegen meines eingeengten Seefeldes gar nicht mit. Ruhe kehrte stets erst dann wieder ein, wenn der Nahrungskonkurrent das Weite gesucht hatte, ohne jemals erfahren zu haben, was die Ursache für die hartnäckigen Attacken war.
Aber das hatte ich auch schon im letzten Bericht geschrieben, wenn ich mich nicht irre.
Einen Rotschenkel habe
ich an diesem Ort übrigens noch nie gesehen. Es wäre interessant zu
erfahren, ob sich der Grünschenkel ihm gegenüber auch so verhielte ...
Weitere tausend Fotos:
same
Kopflos in Greetsiel:
without head
Das ist das, was mir auch sehr oft dann einfällt, wenn ich die ganzen Leute, die hier urlauben, im Dunstkreis dieses Ortes umherirren sehe.
Sorry.
Oh, ein junger Grünschenkel:
with prey
Kinners, ich habe da im Zusammenhang mit diesem Vogel etwas beobachtet, das mir zuvor in meinem ganzen Leben nicht ein einziges Mal aufgefallen war.
Okay, ich habe den Grünschenkel jetzt ja auch erst zum zweiten Mal vor meinem Tarnzelt gehabt.
Und das ist erstaunlich, denn dieser gigantische Wasserläufer ist hier zu den entsprechenden Jahreszeiten – also während des Heimzuges von April bis Anfang Juni und während des Wegzuges von August bis Oktober – ein echter Massenartikel, vor allem im Watt der Emsmündung. Weil man hier aber nirgends ein Tarnzelt aufstellen kann, ohne dass sich neugierige Menschen blicken lassen oder Diebe ein weiteres hinzustellen, war ich zuvor nie in den Genuss gekommen, diese Art über einen so langen Zeitraum aus so geringer Distanz zu begucken.
Folgendes: Wenn man als Grünschenkel plötzlich kacken muss, aber im Wasser steht, dann geht man einige Schritte an Land und erledigt sein Geschäft dort. Auschließlich, also wirklich immer! Als Grünschenkel kackt man dem Anschein nach grundsätzlich nicht ins Wasser, das habe ich ganze zwei Wochen lang beobachtet.
Tatsächlich legt man als Grünschenkel großen Wert darauf, seine Nahrungsflächen nicht zu verunreinigen. Und das ist doch erstaunlich, weil nicht einmal die selbst ernannte Krone der Schöpfung das so gut hinbekommt. Das gilt wohl für alle Gewässer dieser Erde, die von Menschen heimgesucht werden (siehe oben).
Und sogar für Schwimmbäder!
Ich meine, das Wasser im Nichtschwimmer des Westerkappelner Freibads (Kreis Steinfurt) war in meiner Kindheit nicht umsonst immer so trübe. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, dass ich vor allem deshalb schnell das Schwimmen erlernen wollte, weil ich die Plörre, die bei mir auch immer heftigstes und anhaltendes Augenbrennen hervorrief, ab einem gewissen Alter einfach nicht mehr ertragen konnte oder wollte. Und wirklich, ich sehnte mich geradezu nach dem kristallklaren Schwimmer, wo man trotz seiner immensen Tiefe bis zum gekachelten Beckenboden blicken konnte.
Wir sind oft dort gewesen, meine Mama, meine Schwester, ich und auch noch einige Nachbarsblagen, die meine Mutter auch noch schnell in den Wagen gepackt hat, weil es sich gerade anbot. Butterkekse, Bananen und Buttermilch waren auch immer an Bord, und natürlich durfte auch die mit Getränken gefüllte himmelblaue Kühltasche nicht fehlen, die, wenn man sie öffnete, immer so einen gummiartigen Geruch verströmte, den ich als unangenehm empfand.
Und ich erinnere mich jetzt auch an das ausrangierte Schwimmbecken im Westerkappelner Freibad, das man schon damals längst zu einem Teich zweckentfremdet hatte, in dem riesige Karpfen und Goldfische behäbig ihre Bahnen zogen. Und dann war da noch ein Kiosk gewesen, um jetzt mal so richtig vom eigentlichen Thema dieses wieder einmal herausragenden Beitrages abzuschweifen, wo man Süßigkeiten und Fritten kaufen konnte, wenn die Butterkekse und Bananen allein nicht so richtig satt machen wollten.
Wenn
der Wind aus der Sicht des Kioskbetreibers günstig stand, dann schmiss
er die Fritteuse an, und die so verlockend duftenden Fettmoleküle, die
im Grunde nichts anderes als Lock- und Botenstoffe waren, machten sich
auf der Stelle auf den Weg. Sie flogen über den Schwimmer hinweg und
ließen den Menschen auf der sich dahinter befindenden Liegewiese auf der
Stelle das Wasser im Munde zusammenlaufen. Ich weiß noch ganz genau,
wie dann nahezu alle Badegäste gleichzeitig ihre Geldbörsen
hervorkramten und dann losstürmten. Gab es keinen Wind, dann mussten
etliche Starkstrom-Ventilatoren, die neben der Fritteuse standen, diesen
ersetzen.
Und so weiter.
Tatsächlich habe ich das Schwimmen aber nicht etwa im Freibad erlernt, sondern im Mittellandkanal bei Bramsche, wo wir damals auch oft waren. Ich war etwa sieben Jahre alt, als ich mutig loslegte, und noch heute wundere ich mich darüber, dass ich nicht einfach abgesoffen bin. Die Buttermilch wurde uns übrigens auf den Rücken geschmiert. Den Sinn des Ganzen habe ich aber bis heute nicht so richtig verstanden, denn weder taugt dieses stinkende Zeug als Sonnenschutz, noch konnte es wirklich Linderung verschaffen, wenn wir nach etlichen Stunden unter einer prallen Sonne wie Brathähnchen aussahen.
Damals hatte es noch keine Warnungen vor Gesundheitsrisiken wie Hautkrebs gegeben. Zumindest kann ich mich nicht an sie erinnern. Der Hautkrebs könnte also wegen dieser Kindheitserfahrungen tatsächlich eines Tages mein Ende einläuten.
Aber nicht mehr heute!
Zurück zum eigentlichen Thema: Natürlich kacken Grünschenkel auch mal ins Wasser, wie mir gerade einfällt. Ich meine, oft stehen ganze Horden dieser Vögel weit draußen auf irgendeiner gefluteten Fläche, wo es gar kein Ufer gibt. Und man kann von diesen Vögeln doch auch nicht erwarten, dass sie erst einmal etliche hundert Meter zurücklegen, fliegend oder laufend, nur weil sie ihr Geschäft verrichten müssen. Ich wette, unter solchen Umständen eilen sie lediglich zum Rand des Trupps, um dann dort alles rauszulassen. Und zwar genau dann, wenn die ganzen Kollegen gerade wie zufällig in eine andere Richtung schauen.
Geht beim Grünschenkel ja auch ganz fix: flatsch!
Richtig
muss es also heißen, dass der Grünschenkel immer dann an Land kackt,
wenn das Ufer nur wenige Meter entfernt ist und er somit die Möglichkeit
dazu hat.
Und?
Habe ich jetzt tatsächlich Bilder vom badenden Grünschenkel hinbekommen?
Das eine Rätselbild hat es ja schon verraten.
Seht doch selbst:
bathing
splish splash – Greenshank was having fun
Heute, es ist Sonntag, der 14. September 2025, stand ein anderer junger Grünschenkel vor meinem Tarnzelt herum.
Und es gibt natürlich auch schon Bilder von ihm.
Der in diesem und bereits im letzten Bericht gezeigte Vogel muss den Greetsieler Badesee in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag verlassen haben, weil er natürlich irgendwann auch mal sein Winterquartier erreichen möchte und Trödeln noch nie Fruchtbares hervorgebracht hat.
Ich wünsche ihm eine gute Reise und dass er im kommenden Frühjahr heil und gesund nach Ostfriesland zurückkehren möge.
Das letzte Bild des heutigen Beitrages zeigt nicht etwa den Grünschenkel, sondern noch einmal den jungen Waldwasserläufer von oben:
last picture
So sieht das aus.
Die Schleiereule vom Diekskiel machte sich übrigens sofort aus dem Staub, nachdem ich meinen Blick auf sie geworfen hatte.
Wenn Eulen etwas überhaupt nicht abkönnen, dann ist das angeglotzt zu werden.
Ist ja auch verständlich.
Und das mit den Starkstrom-Ventilatoren war natürlich nur ein Scherz.
Es waren einmal ...
... einige Zitterpappeln am Straßenrand zwischen Visquard und Dykhusen:
Aspen on a beautiful morning in September 2022
Ich fotografierte sie an einem ganz frühen Morgen.
Jetzt müsst ihr raten, wieso ich mich in dieser Rubrik ausgerechnet für dieses Bild entschieden habe. Ich schreib's euch: Die Lichtverhältnisse, die damals im September 2022 vorgeherrscht hatten, entsprachen exakt jenen, die ich vor einigen Tagen genießen durfte, während sich der Waldwasserläufer direkt vor meinem Versteck ausgiebig putzte.
Eins zu eins.
Und so ein Licht gibt es nicht an jedem Morgen zu sehen, auch nicht im September.
Die Espe, wie die Zitterpappel auch genannt wird, ist
ein beliebter Straßenbegleitbaum in Ostfriesland. Und ein hübscher noch
dazu. Doch noch hübscher ist und viel häufiger steht die Oxelbeere, auch Schwedische Mehlbeere genannt, neben Ostfrieslands Pisten. Während bei vielen Falterraupen
die Blätter der Zitterpappel hoch im Kurs stehen, sind es im Falle der
Oxelbeere die Früchte, die begeistern. Allerdings keine Schmetterlinge,
so weit ich weiß. Weil dieser Baum hier in der Vergangenheit so
zahlreich angepflanzt worden ist, ist der Tisch für viele Vogelarten in den Monaten August und September vorübergehend reich gedeckt. Und es ist vor allem der Star, der sich dort den Bauch vollschlägt. Ein großer Schwarm kann die Ernte eines einzelnen Baumes in nur wenigen Stunden einfahren.
Die Espen auf dem Bild stehen übrigens auch heute noch neben der Straße, die Visquard mit Dykhusen verbindet. Lange wird es nicht mehr dauern, und sie werden ihr Laub verlieren.
Dann ist Winter.
Und bald auch wieder Weihnachten.
Und so weiter.