Samstag, 24. Dezember 2016

Bergpieper (Teil 4)

Seid nicht traurig!

Heute gibt es nämlich statt Weihnachtsgans wieder nur mageren Bergpieper.

Am letzten Samstag (17. 12. 2016) fuhr ich das erste Mal nach knapp zweiwöchiger Unterbrechung wieder zum Rysumer Nacken. Das Wetter an diesem Morgen war nicht so prickelnd. Zwar schwebte da nur eine einzige Wolke am Himmel, aber die war so groß wie Afrika und bedeckte gleich die ganze Republik. 

Es war finster und frisch. 

Zuerst suchte ich wieder einmal den Strand auf, fand dort aber bei auflaufendem Wasser keinen einzigen Vogel. Auf der Ems dümpelten einige Löffelenten und Lachmöwen herum. Und in den an den Strand angrenzenden Schilfflächen suchten 18 Bartmeisen nach Nahrung. Das ist aber eigentlich immer der Fall, und nie kommt man an diese verfickt hübschen und flauschigen Vögel nahe genug heran, um brauchbare Bilder machen zu können.

An diesem Morgen versuchte ich es erst gar nicht, weil es finster war wie in einer Dunkelkammer.

Water Pipit – same specimen as in previous blog posts

Ich ging zurück in Richtung Gassco-Gelände und von dort aus zum Christstollen (siehe letzten Bericht).

Kaum hatte ich ihn erreicht, kamen zwei Pieper auf mich zugeflogen: ein Wiesenpieper und ein Bergpieper. Als sich die beiden Vögel genau über mir befanden, geschah das Unglaubliche! Während der ahnungslose Wiesenpieper einfach weiterflog, vollzog der Bergpieper eine Chicagoschleife am grauen Himmel. Mehrfach rufend kehrte er genau in die Richtung zurück, aus der er zuvor gekommen war.

Ich konnte es nicht glauben, ahnte aber, was nun passieren würde. Die letzten 400 Meter bis zum Futterplatz legte ich deshalb im Stechschritt zurück. Als ich dort ankam, stand der Bergpieper doch tatsächlich am Grabenrand und wartete ganz ungeduldig und schwanzwippend auf meine Ankunft. Weil ich zwei Wochen nicht auf dem Rysumer Nacken gewesen war, lagen dort natürlich keine Mehlwürmer mehr herum. Ich musste den Vogel also erst einmal aufscheuchen, um Futter auslegen zu können.

Kaum hatte ich mich zurückgezogen, landete der Bergpieper auch schon am Ort des Geschehens und aß hungrig die ersten Mehlwürmer.

all images show the same specimen

Seit dem Tag der Entdeckung Anfang November hat sich das Verhalten des Vogels deutlich verändert.

Inzwischen lässt er mich ganz ruhig und gelassen bis auf etwa 20 Meter herankommen. Wenn er dann auffliegt, legt der Vogel nur noch Energie sparende Kurzstrecken zurück. Ein paar Meter den Graben entlang, das war's auch schon. Aus sicherer Distanz behält er mich dann im Auge und kehrt sofort zur ewigen Nahrungsquelle zurück, sobald ich mich von ihr entferne.

In einem Satz: Der Bergpieper ist nun relativ störungsresistent.

Für Bilder war es an diesem Tag einfach zu dunkel. Ich verzichtete also schweren Herzens und hoffte auf den Sonntag. Und ich freute mich, weil der Vogel mich nicht vergessen hatte, obwohl wir einander satte 13 Tage nicht begegnet waren!

Am Sonntagmorgen war es dann tatsächlich deutlich besser, so vom Licht her.



Kaum lag ich auf meiner Matte, da kam der Vogel auch schon angelaufen.

Nein, eher angeschlichen. Nachdem der Bergpieper seinen größten Hunger gestillt hatte, unterhielten wir uns miteinander.

Ich wollte nämlich wissen, woher er stammte.

"Kommst du aus Bayern oder Baden-Württemberg?"

Keine Antwort.

"Aus Österreich, der Schweiz oder etwa aus Slowenien?"

Der Vogel sicherte zunächst wie Schlemihl* in der Sesamstraße nach allen Richtungen, als wollte er sich vergewissern, dass auch wirklich niemand etwas mitbekam, um dann ganz leise zu flüstern:

"Non, je suis français."

Ich konnte ihn kaum verstehen, weil er so leise sprach.

Eigentlich hörte ich nur ein dünnes Piepsen.

Ich staunte.

Damit hatte ich nicht gerechnet. Und natürlich ging ich davon aus, dass die französischen Alpen gemeint waren. Die waren Emden schließlich am nächsten. Doch der Bergpieper überraschte mich ein weiteres Mal.

"Ma patrie sont les Pyrénées."

"Schon klar, du kommst aus den Pyrenäen, Jagd ist angewandter Naturschutz und die Erde eine Scheibe."

Ich zog den Finger aus der Nase: "Verarschen kann ich mich selbst!"

Doch der Vogel sprach tatsächlich einen südfranzösischen Dialekt, den ich kaum verstehen konnte. Mein Schulfranzösisch ist im Laufe der letzten 30 Jahre nahezu vollständig auf der Strecke geblieben, mein Vokabular besteht jetzt nur noch aus wenigen Worten.

Ich kramte alles zusammen, was mir noch einfiel.

"Et pourquoi est-ce que tu es venu à Emden?"

Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: "Parce que les vers de farine sont ici."

Ich konnte es nicht glauben!

Die Sache mit den Mehlwürmern in Emden und Umgebung hatte sich inzwischen tatsächlich bis nach Südfrankreich herumgesprochen. Eine Zwergmöwe habe ihm von den Gratisproteinen auf dem Rysumer Nacken berichtet, so der Bergpieper. 

Ist das nicht unglaublich?

Ich bat den Vogel um einen Beweis für seine Herkunft. Um etwas, das ich mitnehmen und vorzeigen konnte. Auf den Bildern sieht man ja nicht, dass es sich hier um einen außergewöhnlichen Gast handelt. Alle Bergpieper Mittel- und Westeuropas sehen schließlich gleich aus. Und der Vogel trug ja auch keine Baskenmütze. Aus ganz Niedersachsen liegen bis heute keine Ringfunde für diese Art vor. Man weiß also nichts über die Herkunft bei uns überwinternder Bergpieper. Doch der Piepmatz meinte nur trocken, er selbst sei schließlich Beleg genug.

Na super, dachte ich, damit kann ich so richtig was anfangen.


So sehen Mehlwürmer übrigens aus, wenn sie ihre letzte Metamorphose abgeschlossen haben:

Water Pipit did this


Dass sich der Bergpieper auch noch nach fast zwei Wochen an mich erinnerte, hat mich schon ein wenig erstaunt, obwohl ich Vergleichbares auch schon bei anderen Vogelarten erleben durfte.

Und ich habe mich darüber gefreut!

Solche Augenblicke und Begegnungen sind einfach nur schön. Sie bleiben mir unvergesslich in Erinnerung. Und sie sind für mich ein Beleg dafür, dass Vögel immer wieder unterschätzt werden. Ganz allgemein sind Tiere keine dumpfen Maschinen, die man behandeln kann wie irgendwelche Sachen. Sie sind nicht weniger wertvoll als wir selbst und haben unseren ganzen Respekt verdient. Entsprechend werde ich niemals verstehen, wieso so viele Zeitgenossen statt einer Kamera eine Flinte in die Hand nehmen und sich dann auch noch damit brüsten, zum Wohle der Natur zu handeln.

Das ist natürlich nur ein Märchen!

Es geht bei der Jagd ausschließlich um den Spaß, auf lebende Zielscheiben zu schießen. Wenn man Jäger bei ihrem Tun beobachtet, kommt ein anderer Schluss nicht infrage. Die Begeisterung für die Sache steht ihnen förmlich ins Gesicht geschrieben. Meine eigenen Erfahrungen und zahlreiche Videos auf Youtube, die diese dem Anschein nach empathielosen Menschen auch noch selbst hochladen, belegen das eindrucksvoll.

Und obwohl Jäger immer wieder betonen, wie sehr sie die Natur lieben, sieht man sie nie durch die Gegend laufen und mit einem Fernglas Tiere beobachten. Sie interessieren sich nicht für Insekten, Reptilien oder andere Lebewesen, weil man sie nicht erschießen kann. Sie kennen sie nicht einmal! Es geht bei ihnen immer nur um ihr geliebtes "Hoch- und Niederwild" und um jene Arten, die ihnen die Beute streitig machen könnten.

Merksatz 1: In diesem Land möchte man weder Fuchs noch Wolf sein.

Auf dem Rysumer Nacken ist alles zugestellt mit Hochsitzen. In die weiten Schilfflächen werden der besseren Übersicht halber lange Schneisen gemäht (Schutz suchende Schilfbewohner wie Bartmeise und Rohrdommel freuen sich sehr) und an einigen Stellen ganze Anhängerladungen Getreide ausgebracht, um ahnungslose Tiere in böser Absicht vor die Flinte zu locken.

Solch riesige Getreidehaufen habe ich auch schon an anderen Orten in Emden gesehen, z. B. in einer verschilften Fläche an der Wolfsburger Straße.

Das folgende Bild stammt aber vom Rysumer Nacken (im Hintergrund ein Hochsitz):





with the support of huge corn piles hunters try to lure Roe Deer in front of their hide (in the background). Actions like this constitute a nutrient contamination of calcareous habitats and are a serious threat to well adapted and rare animals and plants such as the endangered Marsh Helleborine

Unweit dieser Stelle befindet sich Emdens und Kontinentalostfrieslands einziges Vorkommen der Sumpfstendelwurz.

Wie alle heimischen Orchideen reagiert auch diese Art sehr empfindlich auf Nährstoffeintrag. Weil Ostfriesland stark ackerbaulich geprägt ist, stellt der in größeren Teilen ungedüngte Rysumer Nacken einen letzten Rückzugsort für die Sumpfstendelwurz und einige andere seltene Tier- und Pflanzenarten dar. Die oben beschriebenen Maßnahmen der "einzigen staatlich geprüften Naturschützer" unserer Republik gefährden leichtfertig diese letzten Vorkommen, doch leider scheint das für Jäger keine Rolle zu spielen.

Sie verfolgen darüber hinaus auch noch das Wildkaninchen, das quasi zum Nulltarif Biotoppflege betreibt und dafür sorgt, dass solche Flächen offen bleiben. Offene und gleichzeitig ungedüngte Gebiete sind in unserem Land rar gesät. Es sind vor allem Truppenübungsplätze, die diese beiden Eigenschaften vereinen. Das ist der Grund dafür, dass man vor allem dort auf Arten trifft, die man in der umliegenden Agrarsteppe vergeblich suchen würde. Das Vorkommen der Knoblauchkröte auf einem Standortübungsplatz bei Aurich-Brockzetel ist ein weiteres gutes Beispiel dafür.

Und ist es nicht erschütternd, dass wir die besten Lebensräume für Tiere und Pflanzen ausgerechnet dem Militär zu verdanken haben? 


Hier mal eine von vielen "Naturschutzeinrichtungen" auf dem Rysumer Nacken:

hunter's hide

Grundsätzlich lassen sich all diese Hochsitze ganz bequem mit dem Auto erreichen. Ein Waidmann geht nämlich nicht gern zu Fuß. Und er darf selbst jene Gebiete betreten und befahren, die für die Öffentlichkeit gesperrt sind. Nicht nur auf dem Rysumer Nacken besitzen Jäger für  jede Schranke den passenden Schlüssel.

Ich halte es in diesem Zusammenhang mit Professor Josef Reichholf: "Es gibt keinen nachvollziehbaren Grund, warum Jäger überall schießen dürfen, selbst in Schutzgebieten, während Menschen, die aufrichtig an der Natur interessiert sind, ausgesperrt bleiben."

Merksatz 2: Alles, was sich im Laufe der Zeit als sinnfrei erweist, wird irgendwann abgeschafft. Die Hobbyjagd ist die Ausnahme von dieser Regel. Der Grund dafür, eine im Hintergrund aktive mächtige Jagdlobby, ist hinlänglich bekannt.

Im Outback gibt es weder gute noch böse Tiere. Nur kleine Kinder im Vorschulalter und Jäger nehmen diese Einteilung vor, weil sie es entweder nicht besser wissen oder aber nicht besser wissen wollen.

In der Vergangenheit habe ich hier immer wieder über die berüchtigte Krötengoldfliege berichtet (zuletzt hier).

Wenn man sich ansieht, wozu Menschen fähig sind (Hobbyjagd, Terrorismus, Umweltzerstörung, Gottesgläubigkeit), dann kommt man unweigerlich zu dem Schluss, dass es auch eine Menschengoldfliege geben muss. Bis heute hat man sie aber nicht dingfest machen können. Wem das gelingt, dem winkt der Nobelpreis für Biologie oder Humanmedizin. Und wenn es noch besser läuft, dann wäre sogar die höchste aller Auszeichnungen, der Friedensnobelpreis, möglich. Denn mit der Entdeckung der Fliege könnte man ALDI oben genannten menschlichen Untugenden endlich bei der Wurzel packen und für immer auszumerzen.

Eine bessere Welt wäre uns und unseren Mitbewohnern gewiss.

Das ist so sicher wie das Amen in der Glockendisko.

Ich selbst nehme nicht an diesem Wettbewerb teil, weil ich meinen ganz persönlichen Friedensnobelpreis schon 1988 überreicht bekam:













































Für die Jüngeren unter euch: Im Jahr 1988 waren die Postleitzahlen noch vierstellig.

Die Deutsche Demokratische Republik existierte zwar noch, doch der Mauerfall stand unmittelbar bevor. Deshalb gab es damals noch D-Mark und Ost-Mark statt einer Währung, die viele europäische Staaten einander näher bringen sollte.

Handys waren noch klobig und sehr selten. Ihre ausziehbaren Antennen waren so lang wie der Rüssel eines ausgewachsenen Elefanten. Deutlich handlicher und zum Massenprodukt wurden sie erst in den 90er Jahren. Das kommerzielle Internet mit seinen für die meisten Menschen heute so unverzichtbaren sozialen Netzwerken wie Gesichtsbuch und Twitter lag noch in den Windeln, ganz zu schweigen von Multifunktionselektronik wie dem Smartphone, das 1988 noch nicht einmal in Planung war.

Dass im Jahr 2016 nahezu die ganze Welt permanent online sein würde, war 1988 unvorstellbar. Damals wusste man noch nicht einmal, was das überhaupt bedeutet.

Und auch in Sachen Fauna hat sich was getan: Die heute bundesweit omnipräsente Nilgans war, ebenso wie der elegante Silberreiher, vor knapp 30 Jahren noch eine echte Rarität. Während die Nilgans aber längst an jeder Pfütze brütet, ist der Silberreiher nach wie vor nur ein Gastvogel.

Das Unglaublichste aber ist, dass man 1988 noch einen Film in die Kamera einlegen musste, um Bilder von einem Bergpieper oder einer Krötengoldfliege machen zu können...

Man mag es kaum glauben, aber wir haben trotzdem gelebt!


Für den Fall, dass ihr die entscheidenden Passagen nicht lesen könnt, kommt hier noch schnell eine Ausschnittvergrößerung:

Eigentlich bin ich Pazifist.

Und so mag ich natürlich auch keine Waffen. Ja, ich verachte sogar Menschen, die ein Faible für Waffen haben und das dann auch noch ausleben.

Und trotzdem war ich 15 Monate beim Bund. Wehrpflicht nannte man das damals. Ich hätte auch verweigern können, aber ich hatte damals keine wirklichen Alternativen auf dem Schirm, und irgendwie fehlte mir wohl auch der nötige Elan, mich dem Stress einer hinterlistigen Befragung auszusetzen. Als Zivildienstleistender hätte ich darüber hinaus auch noch zusätzliche drei Monate meines zeitlich begrenzten Lebens vergeuden müssen.

Die Geschichte ist etwas länger. Weil ich aber hohes Fieber habe, unter Quarantäne stehe und weder ins Outback noch unter Menschen gehen kann, nehme ich mir die Zeit, sie zu erzählen. Das ist quasi mein Weihnachtsgeschenk für all die Menschen, die hier immer mal wieder reinschauen und die Natur respektvoll behandeln und aufrichtig lieben. Mit so einer Geschichte rechnen sie nicht, das ist mal was Neues und so weiter. Vielleicht sogar fast so etwas wie eine Weihnachtsgeschichte ohne Tannengrün, Lametta und Rentier.

Meine dreimonatige Grundausbildung, so startet die Geschichte, musste ich in Delmenhorst absitzen, in der Caspari-Kaserne, unmittelbar hinter den Toren der Stadt. Ich war und bin kein einfacher Mensch. Und bei der Bundeswehr kommt man schnell in des Teufels Küche, wenn man ein mittelschweres Autoritätsproblem hat. Vor allem in der Grundausbildung. Noch heute bin ich traumatisiert. Ich höre immer noch die Schreie der Vorgesetzten. Je niedriger ihr Dienstgrad, desto lauter schrien sie herum.

Nach den drei Monaten in Delmenhorst ging es für mich nach Fürstenau (Landkreis Osnabrück) und damit zurück in die Heimat. Schon wenig später stand eine Übung an. Es sollte die erste sein, die ich in meiner Stammeinheit erleben musste. Wie viele Leute wir waren, weiß ich heute nicht mehr. Ich erinnere mich aber, dass mir die Fahrzeugkolonne, die sich seinerzeit im Schritttempo auf den Weg machte, unendlich lang erschienen war. Viele Panzer waren dabei, viele LKW, viele PKW und wenige Mopeds. Ich lenkte einen Iltis und beneidete all die Menschen, die uns während der mehrstündigen Reise in zivilen Fahrzeugen entgegenkamen oder überholten.

Es ging ins so genannte Lager Trauen in der Nähe von Munster. Amerikaner trainierten dort für den Ernstfall (beim Bund sprach man damals vom so genannten V-Fall), Briten auch und natürlich auch Deutsche, die nicht aus Fürstenau stammten. Dass dort Amis waren, weiß ich eigentlich nur deshalb noch, weil ich in Trauen das erste Mal in meinem Leben einen Hummer ("Humvee") gesehen habe. Diese breiten und flachen Geländekarren sahen so ganz anders aus als der Iltis, den ich während der Übung durch die unwegsame Gegend kutschieren musste.

Fremdartig irgendwie.

Die Übung verlief, wie eine Übung eben verläuft. Man hat immer wieder viel Leerlauf, man wartet, und dann wartet man wieder, und am Ende stellt sich heraus, dass man umsonst gewartet hat. Gleichzeitig verbringt man auf so einer Übung aber auch viel Zeit im Gelände. Und das war damals wirklich klasse. Zumindest dann, wenn man sich wieder einmal im Wartemodus befand und nicht etwa sinnlos durch die Gegend rennen oder kriechen musste.

Auf dem Truppenübungsplatz Munster-Süd sah ich (auf einer anderen Übung im Winter) auch die allerersten Kolkraben meines Lebens. Zusammen mit einem Kollegen, der aus Alfhausen-Heeke stammte, saß ich auf der Motorhaube meiner Karre. Wir rauchten. Und es war kalt. Ich glaube heute, dass es sogar fror. Plötzlich hörte ich Rufe, die mich spontan an Wildschweine erinnerten. Doch es waren zu meiner großen Überraschung zwei Kolkraben, die über einer Lichtung in einem großen Kiefernwald balzten und uns ihre tollen Flugmanöver präsentierten. Die Vögel waren nicht weit entfernt, zum Teil nur etwa 200 Meter.

"Guck mal, wie schön ich auf dem Rücken fliegen kann!" rief Frau Kolkrabe ihrem Gatten zu, und er tat nicht einfach nur so, als bewundere er sie dafür.

Sein Blick verriet wahre Liebe.

Kolkraben verpaaren sich wie viele Rabenvögel für ein ganzes langes Leben. Und das kann, wenn sie nicht geschossen werden oder auf eine andere Art und Weise zu Tode kommen, mehrere Jahrzehnte andauern. Wenn sie sich trotzdem allwinterlich der Balz hingeben, dann tun sie das, um ihre Partnerschaft zu festigen und sich in Brutstimmung zu bringen.

Im Grunde heiraten sie in jedem Jahr ein weiteres Mal.

Mein Kollege war ein lieber Kerl. Auf dieser Übung bestand seine Hauptaufgabe darin, den Kommandeur unserer Kaserne, einen Oberstleutnant, durchs Outback zu kutschieren. Ich selbst hatte während dieser Wochen eine Beifahrerin, die Stabsärztin. Tolle Sache, werdet ihr jetzt bestimmt denken, doch die Frau war eher ein Kerl und hatte richtig Haare auf den Zähnen. Und das ist noch sehr milde ausgedrückt. Trotzdem war der Iltis, in dem wir saßen, das einzige Bundeswehrfahrzeug mit einer eingebauten Halterung für Kosmetiktücher und Handcreme!

Wenn Michael, so hieß mein Kollege, mit dem Kommandeur im Gepäck losfuhr, egal wohin, dann mussten wir, die Ärztin und ich, die Verfolgung aufnehmen. Kommandeur und Medizinerin gab es nur im Doppelpack. Es fuhren also immer zwei Iltisse in geringem Abstand zueinander übers Land. Michaels vorne, meiner hinterher. Unter den Wehrpflichtigen wurde gespaßt, es handele sich hier um eine Einheit, um eine verlängerte Variante dieses Geländewagens, mit jeweils verschiedenen Kennzeichen vorne und am Heck.

Wenn Ärztin und Kommandeur uns wieder einmal stundenlang warten ließen, dann genoss ich die schöne Landschaft dieses riesigen Truppenübungsplatzes. Und an diesem Tag eben die balzenden Kolkraben. Mein Kollege war kein Vogelgucker und konnte dem Naturschauspiel wohl nicht ganz so viel abgewinnen. Ich hingegen war fasziniert! Leider hatte ich kein Fernglas dabei, aber auch ohne war die Flugbalz des Kolkraben ein herausragendes Erlebnis für mich.

Zum damaligen Zeitpunkt stellten die Kolkraben in der Heide vielleicht sogar das einzige niedersächsische Brutvorkommen dar. In den Jahrzehnten und Jahrhunderten zuvor hatte man diesen hochintelligenten Vogel wie so viele andere "Räuber" in nahezu ganz Mitteleuropa ausgerottet. Aus Naturschutzgründen, also um das Niederwild zu schonen. Na ja, ihr versteht. Weil ich nicht wusste, ob ich jemals wieder Kolkraben sehen würde, blieb ich sogar noch länger vor Ort, obwohl wir inzwischen die Erlaubnis bekommen hatten, zum Lager zurückzukehren.

Damals konnte ich nicht ahnen, dass sich der Kolkrabe von ganz allein wieder ausbreiten würde. Seit einigen Jahren brütet er auch wieder in Ostfriesland, wenn auch nur in wenigen Paaren. In Emden habe ich bis heute keinen Kolki sehen können, obwohl er hier als anpassungsfähiger Vogel früher oder später auch auftauchen sollte. Er wird hier Gegenwind bekommen, für den Fall, dass er sich hier ansiedeln möchte. Das kann ich schon mal prognostizieren, hat sich doch im Bewusstsein bestimmter Menschen in den vergangenen Jahrhunderten absolut nichts getan.

Am 27. September war ein Schießen angesetzt.

Ich räume ein, große Lust verspürte ich nicht. In Bussen wurden wir vormittags zur Schießbahn gekarrt. Und bis ich irgendwann an der Reihe war, musste ich erst einmal stundenlang warten. Warten und rauchen. Eine Fluppe nach der anderen. Ich glaube, alle haben dort geraucht. Auch die Kollegen, die bis zum Beginn ihrer Wehrpflicht nie eine Zigarette angerührt hatten. Mal lehnte ich mich an eine Kiefer, mal setzte ich mich auf den Boden, dann legte ich mich hin. Doch obwohl das Wetter herrlich war, konnte ich meine Seele nicht wirklich baumeln lassen, auch nicht einschlafen, weil ich jederzeit hätte aufgerufen werden können.

Es war eine Tortur.

Dann endlich fiel mein Name. Zusammen mit vier oder fünf anderen armen Schluckern brachte ich mich in Position. Ich glaube, wir schossen im Liegen. Also wir schossen definitiv im Liegen, das weiß ich noch, aber ob wir auch im Stehen geschossen haben, ist mir entfallen.

Zehn Schüsse oder so.

Kein Treffer.

Ich traf eigentlich nie und war mir sicher, dass der Lauf meines Gewehrs krumm war. Es war nicht etwa so, dass man das sehen konnte. Aber irgendeinen Grund dafür, dass meine Projektile mal hier, mal dort einschlugen, nur nicht in der Scheibe, musste es ja geben. Dass die Gewehre beim Bund einen Hau haben und wahrscheinlich damals auch schon hatten, sollte erst sehr viel später ans Tageslicht kommen ;-)

"Gefreiter Sudendey, strengen Sie sich an", raunte der Oberfeldwebel neben mir.

"Ach was, Gefreiter Sudendey", er machte eine abwinkende Handbewegung, "Sie brauchen sich gar nicht mehr anstrengen. Eigentlich sind sie schon tot! In einem Gefecht hätte Sie der Gegner, der wahrscheinlich aus dem Osten kommt, längst über den Haufen geschossen. Sie treffen ja nicht einmal einen Möbelwagen auf zwei Meter Entfernung!" fügte er etwas lauter und jetzt mit einem süffisanten Grinsen in der Fresse hinzu, weil er mich für taub, wenigstens aber für renitent hielt.

"Bund ist einfach nicht so mein Ding", antwortete ich, "und das Schießen noch weniger." Ich überlegte mir spontan eine Retourkutsche: "Und außerdem muss es 'an-zu-strengen' heißen, Oberfeldwebel."

Er glotzte mich an, ich trotzte seinem Blick.

Meine zweite Salve brachte auch keinen Erfolg. Ich hätte die vermutliche Krümmung des Laufs in meine Berechnungen einbeziehen können, aber eigentlich war ich inzwischen gezielt darauf aus, der schlechteste Soldat im Kosmos zu werden.

Es gab im Anschluss eine sinnfreie Diskussion. Es ging um deutsche Tugenden. Aber im Grunde hatten sie längst aufgegeben, mich doch noch zu disziplinieren.

Dachte ich.

Es war bereits Nachmittag, als endlich jemand den entscheidenden und von mir so herbeigesehnten Befehl in die Welt hinausschrie.

"Alle Mann zurück ins Lager!"

In diesem Augenblick hatte ich wirklich alles, was man mir zuvor, in den vielen Wochen des Drills und des Rumschreiens, eingetrichtert hatte, vergessen. Ich rannte zum Bus wie ein Erstklässler, der den besten Platz auf der hintersten Bank ergattern wollte. Es gab ein unwürdiges Gedränge. Bis alle endlich in den Bus gestiegen waren, vergingen einige Minuten. Doch nach einer gefühlten Ewigkeit schmiss der Fahrer endlich den Diesel und mit ihm auch die Heizung an.

Erst als wir uns auf halber Strecke zum Lager befanden, fiel mir auf, dass etwas fehlte. Etwas Entscheidendes! Alle hatten ein Gewehr, nur ich nicht. Ich sah es vor meinem geistigen Auge am Baum lehnen.

Das ist jetzt aber scheiße, dachte ich.

Richtig blöd eigentlich.

Ich überlegte, ob ich es für mich behalten sollte, doch spätestens bei der Rückgabe in der Kaserne wäre man mir auf die Schliche gekommen. Ich stierte auf diesen kleinen verplombten Fensterhammer. Bestimmt, so dachte ich, werden diese Dinger nie eingesetzt. Scheibe einhauen und raus, dachte ich. Schließlich musste ich mir eingestehen, dass eine kleine Beichte bei dem Schreihals dahinten kaum schlimmer sein konnte als ein Sturz aus einem fahrenden Bus. Also ging ich zum Oberfeldwebel und meldete ihm den Verlust. Ich täuschte Müdigkeit vor. Machte einen auf verwirrt.

Und vielleicht war ich es jetzt sogar.

Meinen zuvor einstudierten Satz konnte ich nicht einmal zu Ende aufsagen, da schrie der Typ wie ein Tasmansicher Teufel. Von null auf hundert. Alle glotzten in meine Richtung. Ich fühlte mich unwohl und bemerkte in der Aufregung nicht, dass der Oberfeldwebel zwei Gewehre in seinen Händen hielt. Ich ahnte nicht, dass mich bereits jemand verpetzt und sie das Gewehr schon mitgenommen hatten. Dieses Licht ging mir erst wenige Sekunden später auf. Immerhin, schlussfolgerte ich, das erspart uns die lästige Umkehr.

Als wir in Trauen ankamen, durften alle Kollegen umgehend zum Abendessen gehen. Nur ich nicht. Mich erwartete der Batteriechef. Ein Hauptmann alter Schule. Wahrscheinlich hatte der schon unter Hitler gedient. Vielleicht sogar unter Bismarck. Jetzt wurde mir tatsächlich etwas mulmig, denn so ganz allein auf dem ungemütlichen Flur einer Kaserne konnte einem wirklich Angst und bange werden. Selbst mir. Doch dann fiel mir ein, dass sie mich wenigstens nicht töten würden.

Doch was erwartete mich dann? fragte ich mich.

Ein gekürzter Sold?

Eher nicht. Was sollten sie da auch kürzen?

Knast?

Kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.

Der Hauptmann ließ mich warten. Ich hatte natürlich längst angeklopft, aber niemand öffnete die Tür. Das war Strategie, Teil des Plans, dachte ich logisch. Sie sind so, sie müssen ihre verfickte Macht ausspielen. Vielleicht haben sie auch sonst nichts im Leben. Arschkrampen, steigerte ich mich in die Sache rein, alles linke Arschkrampen. Ich hörte die Stimme des Hauptmannes hinter der Tür. Er telefonierte wohl. Oder es war noch jemand im Büro, mit dem er sich unterhielt. Vielleicht der Sensenmann, dachte ich. Und der Hauptmann gibt ihm jetzt die letzten Instruktionen.

Als sich die Tür endlich öffnete, wurde es mit einem Mal laut im Flur. Ein ganzer Schwall von Wortfetzen prasselte auf mich hernieder. Eine regelrechte Druckwelle drohte mich umzuhauen. Wie nach dem Abwurf einer Atombombe. Zumindest stellte ich mir das in diesem Augenblick des schutzlosen Ausgeliefertseins so vor. Wie musste ich mich jetzt verhalten? Das hatten wir doch schließlich auch mal im Unterricht behandelt.

Flach auf den Boden legen?

Die Stimme des Hauptmannes überschlug sich immer wieder. Ich kann das nicht erklären. Wer nicht beim Bund war, der versteht das auch nicht. Alle schreien immer. Zu jeder Gelegenheit. Ich meine, jetzt geschah das wohl auch zu Recht, ich hatte ja wirklich einen Fehler gemacht, meinetwegen auch einen schweren, mit Waffen durfte man nicht spielen oder spaßen und so weiter. Ich gestehe alles, dachte ich. Leugnen wäre eh zwecklos, doch sollten diese Arschlöcher eigentlich wissen, dass man sich mit der Zeit an den Lärmpegel gewöhnt.

Nach einer ganzen Weile, die Offizierstiraden waren längst leiser und erträglicher geworden, vielleicht als Folge eines Schwächeanfalls, wies mir der Hauptmann den Stuhl vor seinem Schreibtisch, auf den ich mich wie in Zeitlupe fallen ließ. Ich war mir sicher, das Schlimmste bereits überstanden zu haben. Und so war es auch. Der Hauptmann unterschrieb einen Wisch und reichte ihn mir über den Tresen. Er verzog keine Miene, doch seine Adern am Hals hinkten der Situation hinterher. Fleißig pumpten sie weiterhin mächtig viel Blut ins Hirn. Vielleicht sollte man vorsichtshalber ein kleines Loch in die Schädeldecke bohren, überlegte ich, damit ihm nicht die Melone platzt.

Irgendwann riskierte ich einen Blick auf den Zettel in meinen Händen. Ich staunte, denn es gab nur eine Ausgangssperre von sieben Tagen. Das hatte ich nicht erwartet. Sie hätten sich auch für sieben Wochen entscheiden können, wie ich schnell feststellte. Multiple Choice. Die Möglichkeit war da. Aber sie hatten die Kreuzchen an der richtigen Stelle gemacht. Also so aus meiner Sicht und so weiter.

Doch keine Arschlöcher, dachte ich milde.

Richtige Menschen!

Doch warum zeigen sie das sonst nie?

Erst einige Minuten später bemerkte ich, dass man die Ausgangssperre sogar noch zur Bewährung ausgesetzt hatte. Das Pseudo-Militärgericht hatte für mich mit einem Mal seinen ganzen Schrecken verloren. Meine Freude über das Urteil ließ ich mir aber trotzdem nicht anmerken. Ich wollte jetzt nichts überstürzen und den Hauptmann nicht aus der Reserve locken. Der guckte wie eine Meerechse und war immer noch ein Vulkan, der jederzeit wieder eruptieren konnte. Der Lavastrom den Hals hinauf war noch nicht zum Erliegen gekommen.

Kurz: Ich durfte schließlich aufstehen und gehen.

Und ich will noch verraten, dass mich genau dieser Hauptmann über ein Jahr später persönlich ins zivile Leben zurückschickte. Er wünschte mir alles Gute, klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter und meinte mit einem Lächeln, ich sei zwar ein schlechter Soldat gewesen (hat er wirklich gesagt!), dafür aber auch einer, dem man nichts verübeln könne.

"Herr Sudendey, sie waren ein schlechter, aber nicht der schlimmste Soldat."

Mir fiel sofort auf, dass mein bescheidener Dienstgrad keine Rolle mehr spielte.

"Wissen Sie, welche Soldaten ich am schlimmsten finde?"

Ich schüttelte den Kopf und erwartete gespannt die Auflösung.

"Das sind die, an die man sich nicht erinnern kann. Diejenigen, die nie auffallen, weder positiv noch negativ. Für mich, das sage ich Ihnen jetzt im Vertrauen, sind solche Menschen leere Hüllen."

Ich schmunzelte.

Und der Hauptmann leitete das Ende seiner kleinen Lobhudelei ein: "Sie sind ein schlechter Soldat gewesen. Und ich hoffe, Sie kommen nie wieder hierher. Das hoffe ich aufrichtig. Aber Sie sind sympathisch, haben eine eigene Meinung und lassen sich nicht alles gefallen. Beim Bund brauchen wir so etwas nicht, aber an einem anderen Ort könnten Sie mit diesen Eigenschaften was bewegen."

Er schüttelte mir die Hand.

"Also, alles Gute."

Ich war ein bisschen gerührt. Nie hatte er mich spüren lassen, dass er mich mochte. Oder dass er überhaupt jemanden leiden konnte. Nicht ein einziges Mal hatte er sich in die Karten schauen lassen. 

Und das mit dem schlechten Soldaten wiederum nahm ich ihm nicht übel. Ich sehe das als Lob. Auch die Disziplinarmaßnahme ist eine schöne Erinnerung für mich. Und genau deshalb ist mir dieser Zettel, der mich an diese Phase meines Lebens erinnert, so wichtig.

Während meiner Militärzeit saß ich auf einer so genannten Hauptgefreitenstelle. Jeweils drei Streifen auf meinen Schukterklappen und ein etwas höherer Sold in den letzten drei Monaten meines Wehrdienstes wären also die logische Folge gewesen. Alle meine Vorgänger, auch der Kollege, den ich zu Beginn meiner Zeit beim Bund im so genannten S4-Bereich abgelöst hatte, sind am Ende zu Haupfgefreiten ernannt worden. Alle. Ausnahmslos. Ich sollte diese unendliche Reihe erfolgreicher Wehrpflichtiger durchbrechen. Ich wurde zur Legende und hatte mein Klassenziel erreicht.

Dass mich die Vorgesetzten bis zu meiner Entlassung immer wieder damit aufzogen, stimmte mich umso glücklicher!


Mein Wehrdienst war aus heutiger Sicht unsinnig, aber durchaus auch lustig. Außerdem hätte es mich noch viel schlimmer treffen können!

In der Pommernkaserne in Fürstenau waren seinerzeit zwei Bataillone untergebracht. Auf der einen Seite das Feldartilleriebataillon 525, zu dem ich gehörte, auf der anderen ein Bataillon der Jägertruppe. Als ich mich noch in der Grundausbildung in Delmenhorst befand und den Rang des Gefreiten noch nicht erreicht hatte, nannte man mich Schütze Sudendey. Wäre ich bei den Grünmützen gelandet, hätte man mich mit dem Titel Jäger Sudendey angeschrien. 

Höchststrafe!


Mit den letzten vier Fotos dieses Beitrages möchte ich zeigen, welchen Einfluss das Licht auf die Färbung eines Vogels haben kann.

Bild 1: Hier war es komplett bedeckt und sehr dunkel.  Der Vogel wirkt insgesamt eher grau. Der Lichtreflex auf dem Auge ist flächig:


Bild 2: Das Licht war eine Nuance besser, die Wolkendecke etwas dünner. Während die Farben denen auf dem oberen Foto gleichen, deutet sich auf dem Auge bereits schemenhaft ein Punkt in einer größeren hellen Fläche an:

Bild 3: Verglichen mit den ersten beiden Fotos fällt hier sofort die wärmere Tönung der Oberseite auf:

Und schließlich Bild 5, das ich ja bereits im letzten Post gezeigt hatte:

Klare gelbstichige Morgensonne taucht den Bergpieper in ein sehr warmes Rotbraun.  

 
Bleibt abschließend festzuhalten, dass der Bergpieper nicht zum Futterhaus kommt.

Im Winter ist er ein Vogel offener Gebiete, die darüber hinaus auch noch feucht bis nass sein sollten. In Ortschaften wird er sich niemals blicken lassen. Ihr mögt vielleicht mal einen Silberreiher am Gartenteich beobachten können, wenn ihr reichlich Glück habt, aber auf den süßen Bergpieper werdet ihr vergeblich warten.

So, ich wünsche euch geruhsame Tage ohne Gans.


* Ich wusste seinen Namen nicht mehr, konnte mich aber noch sehr gut daran erinnern, dass er auf Ernies Nachfragen immer "genaaau" sagte. Also gab ich bei Google "Sesamstraße genau" ein. Und zack, da erschien auch schon das oben verlinkte Video, das ich mir in voller Länge angesehen habe. Schlemihl (eigentlich Lefty, the Salesman) hat mir nämlich von allen Figuren in der Sesamstraße immer am besten gefallen.

Er hat so etwas Geheimnisvolles!