wilde perspektiven

wilde perspektiven

Montag, 4. Dezember 2017

Alles, aber auch wirklich alles über die Entstehung von Nebel!

Jeder kennt das.

Am frühen Morgen verlässt man sein Gehäuse und stellt fest, dass sich da im Laufe der Nacht verfickter und völlig sinnfreier Nebel gebildet hat.

Meist ist das im Herbst und an ganz schlimmen Tagen sogar mitten in der Stadt der Fall.

"Nachts ist's kälter als draußen",  pflegte mein älterer Bruder früher immer zu sagen. 

Heute glaube ich, er bezog sich immer auf das Wetterphänomen, das ich in diesem herausragenden Beitrag beschreiben und erklären möchte.

Man steigt also schlaftrunken ins Auto und überlegt, ob man zu seinem eigenen Schutz die geile Nebelschlussleuchte einschalten oder einfach nur eine glimmende Zigarette aus dem geöffneten Fenster halten sollte. Fernlicht, das weiß jeder Autofahrer, bringt nach hinten nichts.

Und nach vorne wird die Sicht dadurch nur noch schlechter. 

Und ehrlich, die Nebelschlussleuchte habe ich in meinem ganzen Leben auch noch nie eingeschaltet, obwohl ich mir sicher bin, dass selbst meine alte Karre so ein Ding besitzt.

Moin!

very last Northern Wheatear of the year?

Da draußen leben Menschen, die die Dienste dieses Teils bereits dann in Anspruch nehmen, wenn es eigentlich überhaupt keinen Grund dafür gibt. Dann fährt man hinter so einem festlich beleuchteten Wagen und muss die ganze Zeit die Augen zukneifen, weil man schließlich nicht erblinden oder im Straßengraben enden will. 

Ich meine, man sollte schon sehr genau abwägen, wann und unter welchen Bedingungen man anderen Verkehrsteilnehmern das Teilnehmen am Straßenverkehr erschweren möchte und wann nicht.

Schön warm ist das hier:

on a cold day's afternoon this bird was standing on a steaming pile of marine debris

Doch wie entsteht eigentlich Nebel?

Dieses Rätsel will ich heute lösen, damit niemand von euch dumm sterben muss. Ich meine, ich habe euch ja auch schon vor Jahren erklärt, woher Wolken kommen und dass Kühltürme von Kraftwerken die Hauptrolle bei ihrer Entstehung spielen (damals auch mit Belegfotos untermauert).

Vergesst in Sachen Nebel also alles, was Wikipedia dazu schreibt. Ich will die selbstlosen Macher der Online-Enzyklopädie nicht der Lüge bezichtigen, aber der wesentliche Aspekt bleibt im entsprechenden Artikel einfach unerwähnt.

same bird 

Nur hier erfahrt ihr die absolute und unverfälschte Wahrheit!

Wenn also der Wind im Herbst volle Kanne aufdreht und das Wasser gegen den Deich drückt, dann spricht man von Sturm und Sturmflut. Auf seinem Weg zum Deich rasiert das Wasser aber noch schnell die Vegetation im so genannten Deichvorland. Das sind so Salzwiesen und so weiter, die sich im ungeschützten Einflussbereich der Tide zwischen dem Ozean und eben dem Deich befinden.

Millionen von Pflanzenstängeln, angereichert mit Plastikmüll und Tierleichen, werden nun an den Deichfuß gespült.

Dieses ganze Getreibsel nennt man Teek.



at the beginning of December this Northern Wheatear was the only reported specimen in the whole country

Geil, oder? Schon habt ihr was gelernt.

Teek muss schnell beseitigt werden, weil das Gras, das er bedeckt, aus Licht- und Luftmangel abstirbt. Und wenn das passiert, verliert der Deich einen Teil seiner Stabilität. Er verliert quasi seine schützende Haut und wird angreifbar durch die bösen Wellen, sodass es im schlimmsten Fall zu einem Deichbruch kommen könnte.

Man muss jetzt nicht Hauke Haien heißen, um zu wissen, was das bedeutete.

Weitsichtige Menschen kehren den Teek also mit schwerem Gerät zusammen und häufen ihn auf.

An dafür vorgesehenen Stellen lagert die ganze Kacke dann bis zum kommenden Frühjahr. Weil Pflanzen in unseren Breiten im Winterhalbjahr nicht wachsen, ist das Teekaufkommen bei der ersten Sturmflut im Herbst natürlich am größten. Und im Frühling, wenn man einigermaßen sicher davon ausgehen kann, dass kein weiterer Teek hinzukommt, wird das Zeug abtransportiert und abgefackelt oder auf die Äcker der Umgebung gebracht oder in feinen Restaurants als Beilage an ahnungslose Touris verhökert und auf diese Weise noch zu Geld gemacht.

Genau so ist das.

I gave him some Mealworms, because times are rough now

Nun sind da also diese Teekhaufen.

Als Teekhaufen wird einem schnell langweilig, wenn man immer nur so daliegt. Man überlegt sich also, was man so tun könnte. So ein Winter ist schließlich lang. Man überlegt und überlegt, und am Ende stellt man fest, dass die Möglichkeiten, die man hat, überschaubar sind. Man beginnt, sich darüber aufzuregen, so ein erbärmlicher Loser zu sein. Schnell treiben einen diese Gedanken zur Weißglut; das ist bei uns Menschen ja auch nicht anders. Und schließlich öffnet man ein Ventil, um Dampf abzulassen.

Tja, und dieser Dampf aus den unzähligen Teekhaufen hier in Ostfriesland vernebelt schließlich fast das ganze Land. "Ich wohne aber in Hintertupfing", werdet ihr jetzt einwenden, "und kann mir nicht vorstellen, dass der Teeknebel vonne Küste bis nach Bayern gelangen kann."

Ja, das stimmt, ihr kleinen Klugscheißer, das kann er wohl tatsächlich nicht, aber bei euch gibt es Bauernhöfe. Und auf jedem Bauernhof liegt so ein Misthaufen herum, der mit denselben Problemen zu kämpfen hat wie die Teekhaufen in Ostfriesland.

Das war's schon.

Mehr steckt nicht dahinter.

"Nachts ist kälter als draußen", hat mein Bruder tatsächlich immer gesagt, wenn ich ehrlich sein soll. In dieser Version ist das Ganze sogar noch viel besser, weil nicht nur inhaltlich ein echter Gag. Woher er diesen lustigen Spruch hatte, ist mir allerdings bis heute nicht bekannt.


Ja, kommen wir abschließend zum Steinschmätzer, den ihr bestimmt schon bemerkt habt:

the result: within one hour bird became confiding... 

Der Vogel hält sich mindestens seit dem 25. November 2017 im Dunstkreis eines gärenden und dampfenden Teekhaufens im Finkenheller bei Norden-Ostermarsch auf (siehe zweites Bild).

Eine knappe Woche später, also am letzten Freitag (1. Dezember), war er immer noch nicht abgereist. Dabei steht doch der Winter vor der Tür! Und als Steinschmätzer sollte man sich jetzt mindestens im Mittelmeerraum aufhalten. Oder schon im afrikanischen Winterquartier.

Das sagte ich ihm auch, dem kleinen Trödelkopp.

Doch der Vogel zeigte sich von meiner Warnung eher unbeeindruckt.




...and so curious

Stattdessen suchte er meine Nähe.

Und wenn sich so ein kleiner süßer Steinschmätzer ganz ungeniert und vertraut in nur wenigen Metern Entfernung vom Beobachter aufs Fernglas stellt und mit der Gefiederpflege beginnt, dann hat man alles richtig gemacht:

Ja, ist ja schon gut, Mehlwürmer waren natürlich auch im Spiel.

preening

Wenig später unterzog er mein Fernglas einem Materialtest.

Mal gucken, so dachte er bestimmt, ob die ausgeleierte Gummiarmierung mit meiner Kacke klarkommt:

he pooped on my binoculars!

Viele Menschen denken, Ferngläser werden wegen irgendwelcher Wetterunbilden mit einer Schutzkappe ausgestattet, doch das ist natürlich absurd.

Den wahren Grund seht ihr auf den obigen Fotos.

Ohnehin haben moderne Ferngläser eine echte Innenfokussierung und sind somit absolut wasserdicht. Ein Regenschauer kann ihnen jedenfalls nichts anhaben. Mein gutes Stück ist aber recht betagt und begleitet mich bereits seit über zwanzig Jahren auf meinen Beobachtungsgängen. Es ist leider nicht wasserdicht, aber bei Regen gehe ich sowieso nur äußerst selten ins Outback.

Neben dem Teekhaufen war eine Viehtränke auf dem Deichrücken ein beliebter Aufenthaltsort:






bird was enjoying the nice perspective from the top of the dike

Von da oben aus genoss der Steinschmätzer immer wieder die Aussicht über das platte Land.

Und er entdeckte einen jungen Raufußbussard, der in der Ferne auf einem Pfosten stand und geduldig nach Feldmäusen spähte:

a young Rough-legged Buzzard stood on a remote pole

Ich sah ihn auch und machte ein paar Bilder aus größtmöglicher Distanz.

Steinschmätzer und Raufußbussard könnten rein theoretisch im selben Gebiet aufgewachsen sein. Irgendwo im Norden Skandinaviens oder Russlands. Doch Näheres weiß ich leider nicht, weil mir Vögel grundsätzlich nie etwas über ihren Geburtsort verraten wollen.

Plötzlich war da ein Sperber am Himmel!


a Sparrow Hawk was passing by

Als Steinschmätzer duckt man sich einfach und verharrt regungslos an Ort und Stelle, bis die Gefahr vorüber ist.

Im letzten Abendlicht:

looks a bit like a female Desert Wheatear in this picture

Anhand nur dieses einen Bildes hätte ich den Vogel vielleicht auch als weiblichen Wüstensteinschmätzer auf den Markt bringen können. Von der Jahreszeit her wäre dessen Auftreten kaum weniger wahrscheinlich gewesen. Und die Gesichtszeichnung wirkt hier wegen der tief stehenden Sonne nicht zu kräftig.

Ob jemand den Fehler bemerkt hätte?

Solche Späße verstehen aber längst nicht alle Beobachter. Deshalb ist es besser, gleich ganz auf sie zu verzichten.

Ein finales Bild vom kecken Vogel:

more mealworms, please

Ich gehe davon aus, dass der Steinschmätzer bei meiner nächsten Kontrolle nicht mehr in Ostermarsch herumlungern wird.

Falls doch, muss ich ein weiteres ernsthaftes Wort mit ihm reden.

Schluss für heute.