wilde perspektiven

wilde perspektiven

Montag, 20. Mai 2019

Fragiles Schwalbenglück

Tach Kinners,

ich weiß wirklich nicht, warum sie so furchtbar lange warten musste.

Wenn es einen Vogel gibt auf der Welt, der einen eigenen Beitrag in diesem herausragenden Blog verdient hat, dann ist das die Rauchschwalbe.

Sie ist ein zuckersüßes Symbol für den durch uns Menschen veursachten Niedergang der Artenvielfalt.

Und obwohl sie hier in Ostfriesland nach wie vor recht häufig ist, darf das nicht darüber hinwegtäuschen, dass es wirklich nicht gut um die Rauchschwalbe bestellt ist. 

In den Hauener Pütten bei Greetsiel gibt es zwei Beobachtungshütten. Während die eine abseits der Hauptstraße steht und wohl nur selten von Vogelguckern aufgesucht wird, ist an der anderen meist die Hölle los. Vor allem an Wochenenden und Feiertagen. Ich selbst meide diesen Ort in der Regel, eben weil ich es ruhiger bevorzuge.

Doch gestern konnte ich mir einen Besuch nicht verkneifen.


Seht her, ein hübsches Fotomodel:

Barn Swallow

Kaum war ich aus meinem Wagen gestiegen, da fielen mir auch sofort die vielen Rauchschwalben auf, die sich im Dunstkreis der Hütte aufhielten. Es war natürlich nicht neu für mich, dass sie dort brüten, aber trotzdem war ich wieder einmal erstaunt darüber, wie vertraut diese Vögel sich den Menschen gegenüber verhielten. Wegen des regen Verkehrs haben sich die Hauener Rauchschwalben längst an uns Zweibeiner gewöhnt.

Einige von ihnen zeigen überhaupt kein Fluchtverhalten mehr und bleiben sogar dann auf dem Geländer stehen, wenn man in einem Abstand von nur einem halben Meter an ihnen vobeigeht! Angucken darf man sie dann aber nicht.

Drollig:



Und dann stehen sie da und putzen sich. 

Und sie singen endlos zwitschernde Strophen, die sich nicht wirklich nach Meistergesang anhören, aber trotzdem tausendmal wohlklingender rüberkommen als das seichte und völlig überbewertete Geträller von Helene Fischer. Und sie fliegen auf und um die Hütte herum, vertreiben lautstark schimpfend und gemeinsam einen nur zufällig vorüberfliegenden Sperber – denn nur gemeinsam sind sie stark –, sie jagen einander spielerisch, erbeuten ganz nebenbei leckere Fluginsekten, um dann nach einigen rasanten Minuten eine Pause einzulegen auf dem Geländer, wo sie sich sich angeregt unterhalten über den neuesten Tratsch aus den Pütten, obwohl es sich hier nicht nur um Weibchen handelt. 

Meist stehen sie übrigens paarweise herum, manchmal aber auch allein, weil die Partnerin auf dem Nest sitzt.

Elegant wie ein Silberreiher, nur irgendwie anders:

different specimen – numbers of this formerly so abundant species are declining in the whole country caused by man made loss of habitat

Der englische Name der Rauchschwalbe könnte passender kaum sein ("Scheunenschwalbe"), während sich mir der Sinn des deutschen kaum erschließen mag. Möglicherweise hat er etwas mit dem metallisch schillernden Gefieder der Oberseite zu tun, das ein wenig an blauen Dunst erinnert. Vielleicht ist es aber auch – äh, ach, ööh – ich weiß es doch auch nicht, ihr kleinen Arschkrampen da draußen.

Ey, was guckst du?

Was war die Rauchschwalbe doch mal für ein Allerweltsvogel!

Auch in unserer seltsamen Republik.

Doch nicht nur für Deutschland ist die Prognose längst sehr ernst. Denn die Rauchschwalbe trifft unser maßloser Umgang mit allem gleich doppelt bis dreifach. So leidet sie unter dem vor allem in den letzten Monaten so oft zitierten und in erster Linie durch die intensive Landwirtschaft ausgelösten Insektensterben. Der immense und gedankenlose Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln, aber natürlich auch das x-fache Mähen von Grünländereien haben diesen Schwund bewirkt.

Niedlich:


Barn Swallow is pretty

Hausgärten nehmen einen beträchtlichen und immer größer werdenden Teil der Staatsfläche ein und könnten dazu beitragen, den Insektenschwund etwas auszubremsen, doch auch hier sorgt ein allzu stark entwickelter Hang der Menschen zur Sterilität für genau das Gegenteil (s. u.).

Und als wäre das noch nicht schlimm genug, hat die Rauchschwalbe in den vergangenen Jahrzehnten auch noch zusätzlich einen Großteil ihrer Brutplätze verloren. 

Heute werden Scheunen und Ställe im Baukastensystem errichtet, nicht selten an nur ein bis drei Tagen. Eichene Balken und altes Gemäuer sind längst ersetzt worden durch Stahlträger und Blechwände. Da klappt es dann nicht mehr so gut mit dem Nestbau. Hinzu kommt, dass es im Innern der Ställe und Scheunen längst nicht mehr so unordentlich und "dreckig" zugeht wie noch während meiner Kindheit im letzten Jahrtausend.

Wenn man sich in alte Zeiten zurückversetzen möchte, dann muss man Deutschland verlassen und jetzt nicht unbedingt in die Schweiz oder nach NL fahren, wo es auch nicht besser ist, sondern Länder besuchen, die nicht so ordentlich sind wie die genannten. Ich kann allen Naturliebhabern immer wieder nur den Balkan empfehlen, wo es nicht nur der Rauchschwalbe auch heute noch verdammt gut geht! 

Bei uns aber wird es wohl auch künftig kaum besser werden. 

Und so gehen die Bestände der Rauchschwalbe immer weiter zurück.

Moin!

cute

Dieses Schicksal teilt sie mit der ebenso süßen Mehlschwalbe und sehr vielen anderen Vogelarten, von denen einige bereits aus unserem Wirtschaftsparadies verschwunden sind.

Die erwähnte Beobachtungshütte in den Hauener Pütten:




where Barn Swallows love to breed (hide for birders) at the edge of so called Hauener Pütten

Die Nester der Vögel befinden sich außen unter dem Dachvorsprung und im Vorraum.

Im vergangenen Sommer durften die Schwalben auch noch im Innern der Hütte brüten, doch dem hat man inzwischen einen Riegel vorgeschoben:


formerly Barn Swallow bred in the inside of the cabin, too, but single birds had been locked multiple times inside by unaware people,  for which reason all visitors are requested to close the scattles when leaving. Now the birds can breed only outside

Das geschah natürlich keineswegs in böser Absicht, wie ihr auf dem oben gezeigten Infozettel nachlesen könnt.

Sitzt man in der Hütte, um die Vogelwelt da draußen in den Pütten zu bestaunen, und hat man eventuell gleich mehrere Luken geöffnet, dann kommen die ersten Schwalben meist schon nach wenigen  Sekunden hereingeflattert, um sich umzusehen und potenziellen Wohnraum zu besichtigen. 

Schließlich wäre jeder zusätzliche Brutplatz von unschätzbarem Wert. 

Doch leider sind die Vögel in der Vergangenheit immer wieder von unachtsamen Zeitgenossen eingeschlossen worden. Eine gefährliche Situation, denn im Innern der Hütte gibt es nichts zu futtern. Deshalb also jetzt die Aufforderung, nach dem Gucken sämtliche Luken zu schließen.

Eine meiner Meinung nach noch bessere Lösung wäre es, eines der beiden schmalen Fenster, die sich knapp unterhalb der Decke befinden, "einzutreten" und den Vögeln so einen dauerhaften Zugang zum Innenraum zu ermöglichen. 

Mögliche Schäden durch eindringendes Wasser dürften vernachlässigbar sein, weil der Regen selbst im windigen Ostfriesland nur selten waagerecht und dann auch noch aus der falschen Richtung durch die Gegend fliegt.

Frisch eingetroffen vom Baumarkt, der sich praktischerweise direkt vor der Hütte befindet:

Von vorn:

Die Decke des Vorraums:




man-made nests support the birds

Ja, man hat auch Kunstnester an die Balken genagelt.

Doch nur etwa die Hälfte dieser Unterlagen ist von den Schwalben auch angenommen worden. 

Viel lieber klebt zumindest ein Teil der Vögel seine Nester ohne Unterstützung einer dieser Unterlagen direkt oberhalb der Balken an die Wand, manchmal sogar direkt neben eines der Kunstnester. Schaden kann diese Form der Unterstützung aber natürlich trotzdem nicht, und in jeweils einem Fall sind Bachstelze und Zaunkönig in die freien Wohnungen eingezogen.

Kleiner Vogel ganz laut:

Wren

Ja, der Zaunkönig schreit sich wirklich die Seele aus dem Leib!

Außen:


Zumindest die mittlere Schale hängt zu tief und wird wahrscheinlich niemals von Rauchschwalben bezogen werden. Als Ruheplatz ist aber dennoch sehr beliebt.

Es ist der Abstand zur Decke, der hier nicht passt. Für eine Rauchschwalbe muss es eng und kuschelig sein, was aber nicht möglich ist, wenn ein Nistplatz ein fast offenes Dach besitzt.

Morgenstimmung:

early morning

Ebenso:

same

Eine Schnatterente fliegt auf:

Gadwall

Eine weitere jettet durchs Bild:

another

Und wieder zwei Rauchschwalben:

male and female (front)

Hinten der Kerl, der seiner Angebeteten gerade in diesem Augenblick einige Komplimente machte.

Worauf sie reinfiel.

Im Ernst: Schwalben sind unglaublich lieb und fürsorglich zueinander. Und sie ertragen keine Trennungen. Wenn sie auffliegt, dann folgt er ihr auf der Stelle. Umgekehrt ist es nicht anders. Und wenn Rauchschwalben auch gesellig sind und möglichst in Kolonien brüten, so dulden die Männchen doch keinen anderen Schwalbenmann in der Nähe ihrer Mädels.

Auch er hier war nicht allein. 


male

Nur stand sie noch unmittelbar nach ihrer Landung für einen kurzen Augenblick etwas im Abseits. Doch ein paar Trippelschritte ließen die Distanz zwischen den Vögeln schnell dahinschmelzen.


Gääähn:

tired

Nachdem ich die Rauchschwalben irgendwann im Kasten hatte, fuhr ich zur Seeschleuse.

Marsh Daisy

Ich fotografierte dort die Strandnelke, wenig später dann eine Sturmmöwe, die ihr Nest etwas lieblos
auf einem Schwimmsteg zusammengeschustert hatte:

Common Gull

Je nach Tide verändert sich die Neigung des Brutplatzes.

Für die Möwe und die sich in den Eiern entwickelnden Embryonen ist das dann so ein bisschen wie Karussellfahren.

Diese Lachmöwen hatten sich ebenfalls einen ganz exklusiven Brutplatz ausgesucht:


Black-headed Gull

Bleibt nur zu hoffen, dass der obere Vogel dem unteren nicht auf den Pelz kackt.

Interessant war an diesem Tag (18. Mai 2019) auch ein Fitis, der sich in den Gärten der Schleusenmitarbeiter aufhielt und dort pausenlos seinen Mischgesang aus eigenen Elementen und jenen des verwandten Zilpzalps intonierte. Dieser Fitis hielt sich dort auch noch am 20. Mai auf und ist vielleicht ein örtlicher Brutvogel.

Blickt man von der Seeschleuse aus hinüber zum NSG Leyhörn, dann kann man auch die Inseln sehen, auf denen einige Vögel brüten und noch viel mehr rasten.

Auch bei den über Ostfrieslands Grenzen hinaus so populären Löfflern stehen sie hoch im Kurs, vor allem im Anschluss an die Brutzeit, wenn die Zahl der Vögel einen neuen Höchststand erreicht hat:


Jetzt, so von Anfang bis Mitte Mai, sind besonders viele Steinschmätzer an der Küste unterwegs.

Hier ein Männchen:

currently Northern Wheatear is very common (image shows a male)

Ein Weibchen:




female

Und wieder ein Kerl:

another male

Wie bei so vielen nordischen Arten findet auch der Heimzug des Steinschmätzers bei uns vor allem im Mai statt.

Früher ginge es auch kaum, denn die Brutgebiete im hohen Norden müssen ja erst noch von Schnee und Eis geräumt werden.

Das gilt im selben Maße für die nordische Unterart unserer Schafstelze, die nicht etwa nach einer erst in jüngster Zeit sehr bekannt gewordenen schwedischen Umweltaktivistin benannt worden ist:


Dark-headed Wagtail 

Es folgen zwei sympathische Stralsunder:

funny people from Stralsund

Irgendwann machte ich mich auf zu meinem Wagen, den ich nahe des Schleusengebäudes abgestellt hatte.

Ich hatte gerade lautstark die Tür zugeknallt, doch den Motor noch nicht gestartet, da eilte ein Mann auf mich zu, der zuvor zusammen mit einer Frau ganz in der Nähe auf einer Bank in der Sonne gesessen hatte. Ich kurbelte das Fenster auf der Beifahrerseite ein Stück herunter und fragte, was los sei. Der Mann bat mich, ihn und seine Frau mitzunehmen bis zum Parkplatz am Leuchtturm. Die beiden Menschen hatten die etwa vier Kilometer lange Strecke von dort bis zur Seeschleuse zu Fuß zurückgelegt und jetzt keine Lust mehr, denselben Weg abermals zu meistern.

Ich verstand das.

Doch Kinners, ihr wisst das nicht, aber mein Auto ist eine fahrende Müllkippe. Die Rückbank liegt darnieder und kann auch nicht mehr aufgestellt werden, weil sich auf ihr so viel Gerümpel befindet, das ich immer mal benötigen könnte. Im Fall der Fälle und so weiter.

Man weiß schließlich nie.

Und weil auch der Beifahrersitz im Augenblick der Anfrage nicht sichtbar war – auch er fand sich unter allerlei Dingen begraben –, lehnte ich zunächst ab. Doch der Mann blieb hartnäckig! Und so lenkte ich schließlich ein. Ich schaufelte den Beifahrersitz frei und spendierte den Beiden eine Freifahrt in meinem geilen Corsa, obwohl man ja niemals fremde Menchen in sein Auto steigen lassen sollte. Erst recht nicht, wenn sie in der Überzahl sind! Ich meine, ich habe in meiner Kindheit unzählige Folgen von Aktenzeichen XY gesehen. Und vielleicht handelte es sich hier um ein gesuchtes Verbrecherduo. Bonnie and Clyde von der Ostseeküste oder so ähnlich. Doch rasch verwarf ich diesen Gedanken, und jetzt kam auch die Frau herüber.

Nur wenige Sekunden später saßen sie auch schon zusammen auf dem Beifahrersitz meines klitzekleinen Corsilein.

Die Fahrt war kurz und kurzweilig.

Ich: "Hätten Sie was dagegen, wenn ich ein Bild von Ihnen mache?"

Schließlich hatte ich noch nie zwei Menschen gleichzeitig auf meinem Beifahrersitz sitzen. 

Sie: "Wenn Sie das nicht bei Facebook zeigen?"

Wieder ich: "Ach, mit den sozialen Netzwerken habe ich es nicht so. Und falls ich das Foto im Netz präsentiere, dann mache ich einfach einen breiten Balken über die Augen."

Sie trocken: "Den habe ich doch schon!"

Das Bild wäre übrigens noch cooler gewesen, wenn da auf dem Zaunpfosten im Hintergrund im Augenblick der Aufnahme ein Merlin oder Mittelmeer-Steinschmätzer gestanden hätte. Und wäre mir das erst bei der Sichtung der Fotos am heimischen Rechner aufgefallen, dann hätte ich mich wirklich sehr darüber gefreut!

Doch das war leider nicht der Fall.

Ich fühlte mich trotzdem ausgezeichnet. Immerhin hatte ich nach langer Durststrecke endlich mal wieder mein großes Herz aufleuchten lassen. Nichtsdestotrotz soll das die Ausnahme bleiben. Ich meine jetzt das Bild da oben. Denn dieser Blog stellt vor allem ein Forum für all jene Erdenbürger dar, die unter normalen Umständen keine Möglichkeit haben, ihre Sorgen und Einwände zu äußern, so von Rotfuchs bis Rauchschwalbe, um den Kreis am Ende wieder zu schließen.

So gefährdet:




In den Hauener Pütten geht es den Vögeln gut.

Über den weiten Schilf- und Wasserflächen wimmelt es von kleinen Fluginsekten, und die Hütte an der Straße bietet den Tieren die notwendigen Nistplätze ganz in der Nähe.

Doch es handelt sich hier nur um eine Insel in der ausgeräumten und von uns Menschen traktierten Landschaft, um ein kleines Refugium, das uns vielleicht ein falsches Bild vermitteln könnte, wenn wir die Realität für einen kurzen Augenblick ausblenden.

Das Glück dieser Rauchschwalben ist ein zerbrechliches!

Ein Blick von drinnen nach draußen:

view from hide – notice the Teal in the foreground (left)

Man erkennt sogar eine Krickente und eine Stockente!

Und man erkennt bereits den im folgenden Foto gezeigten Ausschnitt!

Hier lief ein Rotfuchs durch das seichte Wasser, allerdings gefühlte vierzig Kilometer von der Hütte entfernt:

Foxes do not avoid water (record shot)

Am selben Tag durchschwamm ein Hermelin direkt vor der Hütte einen etwa zehn Meter breiten Flachwasserbereich, um auf der anderen Seite im Schilfwald zu verschwinden. Nur fünf Minuten später kehrte es mit Beute, wohl einer Wühlmaus, zurück, um abermals einen auf Peggy Büchse zu machen.

Dem Auslösegeräusch meiner Kamera ist es zu verdanken, dass das Tier überhaupt innehielt:


record shot of a Stoat with prey (a Vole or so)

Gestern dann tauchte als ein noch seltenerer Gast für wenige Minuten und ganz plötzlich ein Stelzenläufer auf:

yesterday a Black-winged Stilt showed up in front of the hide for few minutes

Ein weiteres Bild, aber in Farbe:

same

Es handelt sich hier um starke Ausschnittvergrößerungen, weil der doofe Vogel mir um keinen Preis der Welt entgegenkommen wollte.

So im wahrsten Wortsinn und so weiter.



Igittebäh, da klebt Vogeldreck an der Wand:

most people don't like this, so they remove all nests from their houses, although it is absolutely illegal

Und am Boden erst:


for many garden owners a catastrophe 

Ein durchschnittlicher deutscher Gartenbesitzer würde beim Anblick dieser Unverschämtheiten wahrscheinlich auf der Stelle kollabieren.

Oder er würde durchdrehen und in einem Anfall von Ordnungswahn alles wegkärchern.

Vielleicht würde er sogar die Polizei rufen.

Immer wieder entfernen Naturhasser illegalerweise die Nester von Rauch- und vor allem Mehlschwalbe. Oft tun sie das, noch bevor diese von den Vögeln fertiggestellt werden können. Läuft es aber ganz schlimm, dann schrecken manche Menschen nicht einmal davor zurück, Nester zu beseitigen, in denen sich bereits Eier oder gar Jungvögel befinden! Wer so etwas macht, der isst auch kleine Kinder. Das ist dann ein psychologisches Problem, das aber dem Anschein nach nicht behoben werden kann. Deshalb wäre mindestens zeitweiliges Wegsperren wohl die beste Alternative in solchen Fällen.

Ich besitze weder Haus noch Garten, doch wenn ich es täte, dann würde ich alle Schwalben dieser Welt zu mir nach Hause einladen.

Und sie dürften so viel kacken, wie sie wollten!

Das gilt auch für andere Vögel, die immer häufiger aus unserem Leben ausgesperrt werden, wie etwa die Schleiereule und der Haussperling. Ich weiß nicht, woher dieser Hang vieler Menschen zum Halbtoten kommt. Da kann ja was nicht stimmen. Beängstigend ist auch, dass diese Leute eher die Regel sind als die Ausnahme. Und wenn ich mich hier in der Nachbarschaft umsehe, dann fehlen mir echt die Worte. Wie soll sich Artenvielfalt entwickeln, wenn der Rasen alle paar Tage gemäht, wenn Wildkräuter ausgezupft und in die Tonne geworfen, wenn Sträucher und Bäume, falls überhaupt noch vorhanden, zurechtgestutzt oder gleich ganze Gärten komplett versiegelt werden?

Verstehen kann man das als Wildtierfreund nicht.

Aber wahrscheinlich ist es einfach nichts anderes als ein verlorener Bezug zur Natur, der die Menschen so handeln lässt. Noch wahrscheinlicher ist es allerdings, dass diese Menschen den Bezug zur Natur gar nicht verloren haben, weil sie nie einen gehabt haben. In der Zukunft wird man sich die meisten Vogelarten wohl nur noch auf dem Handy ansehen können. Und für die Stimmen gibt es dann bestimmt eine passende App.

Und was denkt man so als Rauchschwalbe?


Man weiß sicher gar nicht, was genau da auf einen zukommt.

Und das ist auch besser so.

Ganz bestimmt!