Sonntag, 5. Oktober 2025

Eine Schneeammer

Ich weiß nicht, ob ihr es schon bemerkt habt.

Das Jahr 2025 ist ein sehr mäusereiches!

Wenn man auf dem Deich geht, dann huscht alle paar Meter eine Feldmaus von rechts nach links.

Oder von links nach rechts. 

Oder sie huscht gar nicht und bleibt einfach dort stehen, wo man sie entdeckt hat, weil sie sich schon an die vorbeischlendernden Menschen gewöhnt hat.

Vor etwa sechs Wochen konnte ich beobachten, wie junge Turmfalken, die zu dieser Jahreszeit und überall entlang des Deiches noch in Familienbanden unterwegs waren, ganz mühelos eine Maus nach der anderen erbeuteten, wobei sie die meisten von ihnen gar nicht mehr aufaßen, weil sie längst satt waren. 

Stattdessen ließen sie sie irgendwann einfach achtlos zurück, nachem sie eine Weile mit ihnen gespielt hatten, nur um nur wenig später ein neues Opfer zu suchen. So manche Maus hatte Glück und blieb unverletzt, die allermeisten aber waren nach ihrer Begegnung mit einem dieser Greifpapageien dem Tode nah. 

Und das war der Punkt, an dem ich einschreiten musste: "Ihr seid Tierquäler!" rief ich einem der Turmfalken zu. 

"Halt dein Maul, du blöder Mensch! Das hier ist ein Trainingslager. Unter solch traumhaften Bedingungen können wir unsere Jagdtechniken verfeinern. Schließlich wird es nicht immer so viele Mäuse geben, und künftig muss jeder Angriff sitzen, wenn wir nicht verhungern wollen. Im Gegensatz zu euch können wir nämlich nicht zu LIDL gehen. Und Mäuse gibt es dort eh nicht."

Wo er recht hat, hat er recht, dachte ich.

Heute geht es um eine gefiederte Maus!

Denn die süße Schneeammer kann mindestens so flink laufen wie ein Kleinsäuger

Seht:


confiding male Snow Bunting

Am 30. September entdeckte ich am Schardeich des Leyhörn eine männliche Schneeammer.

Sie suchte entlang der Schnittstelle zwischen dem Rasen und dem asphaltierten Weg nach Nahrung und zeigte sich mir gegenüber wenig scheu. Wirklich sofort schmiss ich mich auf den Boden, um ein paar Bilder vom Vogel zu schießen, obwohl mich das Licht zu dieser fortgeschrittenen Tageszeit – es war zwar bedeckt, aber eben auch bereits Mittag – nicht begeisterte. Und aus demselben Grund stand ich auch rasch wieder auf, um meine Kamera wegzupacken. 

Doch insgeheim dachte ich schon an den kommenden Tag, an dem ich viel früher an diesem Ort sein würde, das war mir sofort klar. 

Der kommende Tag:



foraging on the dike at the edge of the paved road

Jetzt war die verfickte Sonne noch nicht einmal aufgegangen!

Ich hatte Glück, der Vogel war tatsächlich noch da, doch kaum hatte ich mich abermals auf den Boden gelegt und die ersten Bilder geschossen, da tauchte ein blöder Traktor auf, so groß wie ein Einfamilienhaus, und scheuchte die Scheeammer weg. 

So zutraulig war sie offensichtlich auch wieder nicht. Mein sizilianisches Temperament ließ auf der Stelle meine Halsschlagader anschwellen, und mein Griff ging wie automatisiert zur Pumpgun in meinem Rucksack, doch noch bevor ich sie abfeuern konnte, erkannte ich die Chance, die sich mir jetzt bot, war der Vogel doch einfach nur die Uferbefestigung hinabgeflogen und lief jetzt im Watt herum. 

Und das sah so richtig natürlich aus:












same

Die Schneeammer kam so nah heran, dass ich die knuspernden Geräusche wahrnehmen konnte, die entstanden, wenn er die Samen, die er fand, mit seinem gelben Schnabel öffnete:












































not just once the Snow Bunting came much too close, so that I had to retreat a bit to avoid pictures that I really don't like (too big in frame and so on)

Weitere Bilder, aufgenommen im Watt:




so confiding

Es war unglaublich, denn ein ums andere Mal musste ich den Rückwärtsgang einlegen, weil die Schneeammer immer näher auf mich zugelaufen kam. 

Und rückwärts zu robben ist noch anstrengender als vorwärts, doch natürlich hatte ich keine andere Wahl, wollte ich den Vogel doch grundsätzlich in seiner ganzen Pracht aufs Bild bekommen und nicht etwa mit abgeschnittenem Schwanz oder fehlendem Scheitel. 

Und ja, es hat sich gelohnt, denn an diesen beiden Tagen habe ich meine schönsten Bilder von einer Scheeammer geschossen!

Das mag verwundern, ist dieser arktische Vogel, der bei uns lediglich den Winter verbringt, doch keine Seltenheit entlang ostfriesischer Deiche. Das Problem ist die Geselligkeit der Schneeammer, die nahezu immer in Gruppen, manchmal aber auch in größeren Schwärmen auftritt, denn dann sind Bilder von Einzelvögeln nicht so leicht zu ergattern. 

Im Trupp ist die Schneeammer nervös und schreckhaft und fliegt immer wieder auf. Wenn sich nur einer der vielen Vögel unwohl fühlt und die Biege macht, dann reißt er alle anderen mit sich. Und es fühlt sich nahezu immer einer der Vögel unwohl. Immerhin kann man unter solchen Bedingungen Fotos von einer fliegenden Scheeammer-Gesellschaft machen, was auch reizvoll sein kann, mir aber bis heute auch noch nicht wirklich gelungen ist.

Fast nur mit Beginn des Wegzuges, also wenn Ende September oder Anfang Oktober die ersten Individuen bei uns auftauchen, hat man eine realistische Chance, auf einen zahmen Einzelvogel zu treffen. Und das ist mir in der Vergangenheit auch schon des Öfteren passiert, doch immer nur dann, wenn das Licht gerade so richtig scheiße war, zu sonnig oder zu finster. Und noch nie habe ich so einen Einzelvogel so verlässlich über mehrere Tage am exakt selben Ort und sogar auf demselben Quadratmeter angetroffen, wie es bei diesem Männchen der Fall war. Bei der hier und heute vorgestellten Schneeammer kam also wirklich alles zusammen, was man für passable Aufnahmen benötigt. 

Am Kacken:


pooping

Ja, da presste der Vogel mal so eben einen kleinen Kothaufen hervor und guckte dabei ganz scheel. 

Und dann tat er so, als sei nichts gewesen: 



after pooping

So mache ich das auch immer. 

Ganz nah:




curious as hell

Und dann dehnte sich die Schneeammer ausgiebig:




stretching

Und schließlich war die kleine Feder am Schnabel plötzlich weg: 




ready

Die Schneeammer ist ein superhübscher Vogel!

Und gerade die Männchen im Schlichtkleid sind einfach kaum zu toppen. Das so dichte und flauschige Gefieder, das man ja auch benötigt, wenn man in der Arktis zu Hause ist, wirkt immer sauber und adrett. Und dann ist da noch der orangefarbene Schnabel, der dem Gesamtkunstwerk wirklich die Krone aufsetzt. Wenn so eine männliche Schneeammer fliegt, dann erinnert sie mich immer an einen Schmetterling.

Im schwarz-weißen Prachtkleid ist die Schneeammer auch recht hübsch, doch das Prachtkleid bekommt man in Deutschland so gut wie nie zu sehen, weil sich die Vögel im Frühjahr aus dem Staub machen, lange bevor es angelegt wird. Es entsteht übrigens nicht etwa durch Mauser, wie bei so vielen anderen Vögeln, sondern wohl allein durch Abnutzung der Federn. Und wenn man sich die Bilder hier ansieht, dann kann man das Prachtkleid auch schon hinter einem Vorhang aus braunen Federrändern erahnen. Diese Federränder fallen im Brutgebiet ab, der Schnabel färbt sich um – von orange zu schwarz –  und zack, schon ist das Prachtkleid fertig

So einfach ist das.

Der Vogel vom Leyhörn bekam irgendwann Sehnsucht nach der asphaltierten Straße, wo er sich an diesen Tagen am liebsten aufhielt. Es war ihm nämlich eingefallen, dass er ja nur wegen des Traktors ins Watt geflogen war. Und so machte er sich langsam auf den Weg.

Hier stand er zwischen den dunklen Steinen der Uferbefestigung herum: 



close-up

Und dann erklimmte die Schneeammer einen der unzähligen Gipfel:


standing on the summit

Wenig später einen noch höheren: 






preening

Und dort putzte die Schneeammer sich erst einmal ausgiebig:






still

Und wenn man sich als Schneeammer putzt, dann muss man sich auch immer wieder kräftig durchschütteln, um all die Dinge, die im Federkleid nichts zu suchen haben, loszuwerden.

Es folgen also Schüttelbilder: 




shake it off

Pause:


a break

Draußen stürmt es gerade. 

Wir befinden uns nämlich in diesem Augenblick genau zwischen dem Tag der Deutschen Einheit und dem Tag nach dem Tag der Deutschen Einheit. Okay, wenn ihr das lest, dann stimmt das auch schon wieder nicht, dann ist das Vergangenheit. Aber jetzt stimmt es eben doch noch, während ich hier sitze und schreibe. 

Ein mächtiger Südwest tobt also im Outback, und er hat ganz viel Regen im Gepäck. Und so, wie es sich in diesem Augenblick anhört, ist der Südwest gerade dabei, seinen Rucksack zu entleeren. Genau über dem Buchsbaum-Garten meiner völlig durchgeknallten Vermieterin. 

Mal ehrlich, wann hat es hier eigentlich das letzte Mal geregnet? 

Und wann hat es hier eigentlich das letzte Mal so richtig gestürmt? 

Schade nur, dass sich das Ganze fast immer im Schutze der Nacht abspielt, denn wäre es jetzt hell, dann befände ich mich ganz bestimmt am Deich. Das Wasser läuft sicherlich hoch auf, und sehr wahrscheinlich werden die Krummhörner Salzwiesen geflutet. Und wenn das zum ersten Mal in einem Herbst passiert, dann machen sich all die dort lebenden Kleinnager auf den Weg zum rettenden Ufer, doch viele von ihnen werden es nicht schaffen und ertrinken jämmerlich im kalten Wasser, oder sie werden von Beutegreifern, die nur auf diese einmalige Gelegenheit gewartet haben, gegriffen und aufgegessen.

Eulen, Mäusebussarde, Turmfalken, Rabenkrähen und vor allem Möwen kennen dieses Spiel nämlich und sehnen es geradezu herbei, zumindest dann, wenn sie mindestens ein Jahr alt sind. Vor allem letztere patrouillieren in großer Zahl über dem Wasser und entlang des Spülsaumes, um auch noch die kleinste vor dem Wasser fliehende Maus ausfindig zu machen. Ich habe dieses Spektakel schon sehr oft beobachten können in den letzten Jahren. Und weil wir ein sehr gutes Wühlmausjahr haben, müssen im Herbst 2025 eben besonders viele Wühlmäuse sterben, so traurig das auch klingen mag.

Doch was ich nicht weiß, ist, ob z. B. die vielen Möwen auch bei Dunkelheit unterwegs sind, wenn der Zeitpunkt der ersten Sturmflut des Herbstes endlich gekommen, es aber gleichzeitig Nacht ist. Vielleicht sollte ich das im kommenden Jahr mal überprüfen. 

Was ich aber ganz sicher weiß, ist, dass nicht nur Vögel diese nur einmal im Jahr stattfindende Hunderttausendkalorienpaaady feiern, so wie wir Menschen vielleicht das Weihnachtsfest, sondern auch Tiere wie der Rotfuchs, das Hermelin, das Mauswiesel und der Marderhund. Da man aber als normaler Säuger, der keine Fledermaus ist, im Gegensatz zu den Möwen nicht fliegen kann, wird man nicht selten selber Opfer des plötzlich aus allen Richtungen auflaufenden Wassers. Auch das habe ich leider schon etliche Male mitansehen müssen. 

Zurück zur Schneeammer, die sich immer noch schüttelte: 








still shaking

Fertig: 





preening again

All diese Bilder habe ich zwar um Sonnenaufgang herum geschossen, aber immer im Schatten.

Zu dieser frühen Stunde des Tages braucht die Sonne reichlich Zeit, um endlich über den Deich hinwegblicken zu können. Und diese Zeit habe ich für meine Belange genutzt.

Und wisst ihr, was mich die ganze Zeit so genervt hat, während ich da im nassen Sand lag?

Und was mich auch jetzt noch nervt, wenn ich diese Bilder betrachte?

Dass man beim Befestigen des Ufers dunkle Steine ausgewählt hat, nur um diese dann mit sehr hellem Beton auszugießen! Der Kontrast könnte kaum größer sein. Diesen hellen Fleck da rechts vom Vogel empfinde ich auch jetzt noch als eine persönliche Beleidigung. Aber ich kann ihn nicht retuschieren, bin ich doch alles andere als ein Bildbearbeitungsgott. Was ich aber machen könnte: Ich könnte der Deichacht oder dem NLWKN, wer auch immer das mit dem bescheuerten Kontrast verbockt hat, eine possierliche Briefbombe zuschicken. 

Ich meine, man hätte dem Beton doch nur ein paar Farbpigmente hinzuzufügen brauchen. 

Egal, das waren jedenfalls die Resultate des ersten Tages.

Am darauffolgenden sah es sehr ähnlich aus, der Himmel war klar und ich wieder eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang bei der Schneeammer:





next say the bird was preening again

Diesmal stand der Vogel aber nicht auf der Straße, sondern bereits auf der Uferbefestigung herum, wo er sich wieder einmal ausgiebig putzte:




staring at me

Mal was anderes:


this Nutria was exploring the vast tidal mudflats of the wadden sea

Dieses Nutria unternahm am selben Tag einen Ausflug ins Watt.  

Der Nager lief richtig weit hinaus, und wenn im passenden Augenblick ein Seeadler aufgetaucht wäre, dann hätte es sich schnell erledigt mit dem gemütlichen Nutrialeben. Aber wenn man sie braucht, lässt sich die Fliegende Tür grundsätzlich nicht blicken. Und guckt euch mal die Spuren an, ich meine, Zielstrebigkeit sieht schon etwas anders aus.

Es folgt ein Steinschmätzer in der grellen Abendsonne: 







Northern Wheatear under a bright evening sun

Derselbe Vogel am folgenden Morgen:


same bird next morning, when the sky was cloudy

Jetzt war der Himmel nahezu bedeckt.

Diese beiden Aufnahmen zeigen wieder sehr schön, wie sich das Licht auf die Farben eines Vogels auswirken kann. Das muss man immer im Hinterkopf haben.

Die Scheeammer bekam wieder Schüttelkrämpfe:









same

"Guck mal, Frank, wie schön ich auf einem Bein stehen kann!"


standing on one leg and stretching

Ja, ja, ich bin ja nicht blind.

Niedlich, oder?





best Snow Bunting that I have ever met here in Ostfriesland. This arctic species is a common winterbird alongside the dike where it usually forages in flocks on the seaside among natural debris at the drift zone, but most specimen are at least a bit jumpy

Es gibt Menschen, die Bäume umarmen, und Schneeammern, die mit Steinen kuscheln:


rubbing his head against a rock

Und dann folgte wieder die nächste Dehnübung:


stretching one more time

Die Schneeammer ist im Winterhalbjahr keine Seltenheit in Ostfriesland. 

Das hatte ich bereits weiter oben geschrieben. 

Begegnen kann man ihr hier aber nahezu ausschließlich im unmittelbaren Einflussbereich der Tide. Warum die Schneeammer in Deutschland, von Ausnahmen abgesehen, ein reiner Insel- und Küstenvogel ist, erschließt sich mir nicht so recht, denn in Asien und der Neuen Welt überwintert sie auch ganz regulär tief im Binnenland. 

In den USA und Kanada kann man z. B. im Mittleren Westen riesige Schwärme beobachten, die im Falle eines Kälteeinbruchs sogar plötzlich in Siedlungen auftauchen und dort Futterstellen besuchen, wenn eine dicke und geschlossene Schneedecke den Vögeln den Zugang zur Nahrung verwehrt. In Deutschland kann man so etwas ganz locker ausschließen. Jedenfalls habe ich noch nie von Schneeammern gehört oder gelesen, die bei uns am Futterhaus auftauchen oder auch nur auf einem Zweig stehen, wie ihr es in diesem Video sehen könnt: klick!

Dieser Streifen ist allerdings nicht im Binnenland, sondern tatsächlich auf einer kanadischen Insel aufgenommen worden, alte Videos, die ich mir vor Jahren auf Youtube angesehen habe und die zuvor in Illinois und Indiana entstanden waren, scheint es dort nicht mehr zu geben. 

"Meine" Schneeammer eilte schließlich wieder die Böschung hinab:






looking for food

Aber dort hatte sie es nicht etwa nur auf Nahrung abgesehen, sondern auch auf andere Dinge. 

Muscheln und Federn übten eine nahezu magische Anziehungskraft auf den Vogel aus: 


















bird was attracted mainly by feathers and clams to play with for a while

Kann man die rauchen?


playing

Immer wieder nahm sie etwas in den Schnabel, um minutenlang darauf herumzukauen. 

Das sah lustig aus, das hat dem Vogel Freude bereitet. 

Weitere Bilder von der hübschen Schneeammer:








same

Und schließlich ging es wieder die Böschung hinauf Richtung Straße, wo der Vogel erstmalig an diesem Morgen ganz ungehemmt von der Sonne angestrahlt wurde:




standing in da sun for the first time that day

Das letzte Stück bis auf die andere Seite der Straße legte die Schneeammer immer megaflink wie eine Maus zurück, weil sie sich auf einer völlig offenen Fläche und so ganz ohne Artgenossen offensichtlich unwohl fühlte. 

Ob sie sich auch heute noch auf dem Schardeich des Leyhörn aufhält?

Ich weiß es nicht, werde es aber bei nächster Gelegenheit überprüfen. Möglicherweise hat der böse Wind den Vogel in die Flucht geschlagen, oder aber die Schneeammer hat irgendwo Anschluss gefunden, wie es sich ja auch für diese gesellige Art gehört.

Ich werde (vielleicht) darüber berichten.

Irgendwann. 

Zu guter Letzt: Auch der Star mag Sturmfluten!

Doch in seinem Fall sind es nicht fliehende Mäuse, sondern Insekten und Spinnen, die dem Wasser aus dem Weg krabbeln müssen, wenn sie überleben wollen. Auch das habe ich schon sehr oft beobachten können. 

 

Es war einmal ...

... eine juvenile Falkenraubmöwe:


this juvenile Long-tailed Jaeger I found on 9. October 2017 at Norden-Westermarsch right at the dike

Ich entdeckte sie am 9. Oktober 2017 am Deich von Norden-Westermarsch.

Ich weiß noch ganz genau, dass ich dem Vogel zunächst nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt habe, weil es an diesem Morgen so finster war und passable Bilder deshalb kaum möglich. Um welche Art es sich handelte, war mir aber sofort klar gewesen, konnte ich die Raubmöwe doch aus einer Distanz von nur wenigen Metern ausgiebig bestaunen. 

Ich beließ es bei einigen Belegaufnahmen und ging einfach weiter.

Als ich auf meinem Rückweg etwa zwei oder drei Stunden später am selben Ort vorbeikam, da flog der Vogel immer noch dort herum! Doch jetzt war es deutlich heller, sodass ich meine Kamera abermals hervorkramte. 

Die Resultate:





same bird

Ihr seht, man kann alles erkennen. 

Und im Feld habe ich sogar noch die Unterflügel in Augenschein nehmen können, wenn der Vogel flog. 

Und trotzdem hat es genau einen Zweifler gegeben, nachdem ich die Bilder nicht nur in diesem Blog veröffentlicht hatte. Dieser Zweifler meinte seinerzeit, es handele sich ganz bestimmt um eine juvenile Schmarotzerraubmöwe.  

Auch zum damaligen Zeitpunkt hatte ich schon viele junge Schmarotzerraubmöwen beobachten können, wenn auch nicht hier in Kontinentalostfriesland; die sehen schon etwas anders aus. Der Zweifler begründete seine Zweifel damit, er selbst habe schon sehr kleine Schmarotzerraubmöwen gesehen und darunter auch welche, die keine warmen Brauntöne im Gefieder gezeigt hätten. Das mag stimmen und ist auch nicht neu – das war es übrigens damals auch schon nicht –, doch es war nicht die Größe allein, die mich rasch zur Falkenraubmöwe geführt hatte, sondern eine Kombination aus Färbung, Zeichnung sowie besonders der Struktur. 

Tatsächlich hat es sich um meine erste Falkenraubmöwe hier in Ostfriesland gehandelt, und bis heute ist auch keine weitere hinzugekommen. Auf den Inseln wird diese Art inzwischen nahezu alljährlich gesehen, vor allem dann, wenn es stürmt und der Wind die normalerweise weit draußen auf der Nordsee ziehenden Vögel in Richtung der Eilande drückt. Doch auf dem ostfriesischen Festland sieht es schon ganz anders aus. 

Ich wette sogar, es handelt sich bei diesem Individuum um den einzigen sauber belegten Nachweis einer Falkenraubmöwe für Ostfriesland abseits der Inseln. 

Korrigiert mich, wenn ihr könnt. 

Weitere Bilder:




same

Der Vogel zeigte mir gegenüber, wie die Schneeammer da oben, null Scheu, sodass ich ihm natürlich auch als Gegenleistung ein paar Mehlwürmer anbot.

Gegessen hat er aber nur zwei oder drei von ihnen; dann flog er auf und ins Watt hinaus, wo er landete und sich putzte. Nur wenig später zog die Falkenraubmöwe nach Südwest ab.

Vielleicht hat sie ja noch jemand in den Niederlanden gesehen. 

Vielleicht aber auch nicht.