Donnerstag, 14. Dezember 2017

Ein Nonnensteinschmätzer besucht Bensersiel

Der trödelnde Steinschmätzer vom Finkenheller (vgl. letzten Bericht) hat sich inzwischen doch mal auf den Weg gemacht hat.

Ich musste nicht mehr mit ihm schimpfen.

Bei meiner letzten Kontrolle des Teekhaufens, direkt am Deich bei Ostermarsch, konnte ich den Vogel jedenfalls nicht mehr dort antreffen. Einerseits war die Abreise längst überfällig und richtig, andererseits war ich doch etwas enttäuscht, weil der süße Fratz so vertraut und auf Zuruf immer zu mir geeilt war.

Doch irgendwann ist so ein Abschied einfach fällig.

Und ich konnte ja nicht ahnen, dass es nur einige Tage später noch viel besser kommen sollte. Nun bin ich also innerhalb von nur fünf Wochen zum zweiten Mal in den Genuss gekommen, einen Nonnensteinschmätzer (im Folgenden NSS) in Ostfriesland und somit auch in Deutschland zu finden. Ganz fair gegenüber meinen Erinnerungen an den Vogel von Norddeich war diese neue Entdeckung allerdings nicht, denn artgerecht gehaltene Erinnerungen brauchen ausreichend Zeit, um langsam, aber sicher verblassen zu können. Ich meine, wie soll man sich uneingeschränkt über einen zweiten Vogel freuen, wenn dieser Prozess noch gar nicht richtig abgeschlossen ist, eben weil die letzte Feststellung nur wenige Wochen zurückliegt.

Egal.

Zwei NSS, entdeckt vom selben Beobachter innerhalb von fünf Wochen und das auch noch abseits von Helgoland, das ist ein Novum in der Geschichte der deutschen Vogelguckerei, ein Rekord, wenn man so will, für die Ewigkeit. Ein Europarekord. Weltrekord. Milchstraßenrekord. Jetzt bin ich ein Held, und Frau Merkel muss mich zum Ritter schlagen.

Ob sie will oder nicht.

Okay, ich übertreibe ein wenig. Eigentlich ist da nur sehr viel Glück im Spiel gewesen, dass ausgerechnet ich mich gleich zweimal zur richtigen Zeit am richtigen Ort aufgehalten habe. Die meisten Vögel sind ja nicht schwer zu bestimmen. Es hätte also auch (fast) jeden anderen Beobachter treffen können. 

Doch diesmal war ich der Glückliche.

it might be unbelievable, but this is already my second self-found Pied Wheatear this fall! In 2017 there have only been two specimens in the whole country so far and I am the lucky one, who found both of them at two different locations in Ostfriesland within only five weeks. This bird showed up on 7th December 2017 on the campground of Bensersiel. Because it was a stormy, cloudy and dark day, the Pied Wheatear was foraging close to a restroom, where it found shelter and slipstream. With the support of mealworms I managed to get some photographs. But most of these images look almost identical, because the strong westerlies forced the bird to crouch down motionless to the ground. This Pied Wheatear is still (17th December 2017) present at Bensersiel

Am Nachmittag des 7. Dezember 2017 besuchte ich zum ersten Mal seit einigen Jahren den Strand von Bensersiel.

Es gibt dort auch einen großen Campingplatz, der sich außendeichs befiindet und quasi fließend in diesen Strand übergeht. Bis zum 15. Oktober eines jeden Jahres muss man eine Gebühr entrichten, wenn man diesen hermetisch abgeriegelten Bereich Bensersiels erkunden möchte. Das gilt übrigens auch für alle anderen Strände hier auf dem ostfriesischen Festland. Hinzu kämen vor diesem Stichtag zu allem Überfluss auch noch Parkgebühren.

Diese Umstände und auch die Tatsache, dass Campingplatz und Strand vor dem 15. Oktober noch reichlich mit Menschen gefüllt sind, würden das Beobachten dort zu einer Farce werden lassen. Zu einer kostspieligen noch dazu! Und das ist schade, weil der Wegzug der Vögel bereits im August beginnt. So muss man also einen beträchtlichen Teil dieser vielleicht spannendsten Phase des Jahres darauf verzichten, besonders geeignete Gebiete genauer unter die Lupe zu nehmen.

Ab Mitte Oktober ist der Campingplatz komplett geräumt. Das Tor zum Strand ist nun für alle Besucher geöffnet, und die Gebührenautomaten der nahen Parkplätze befinden sich endlich in ihren trockenen Winterquartieren.

Der Star dieses Beitrages:

Huaah, wie windig:

Und so spazierte ich über den verwaisten Campingplatz und begrüßte jeden der wenigen anwesenden Vögel einzeln per Handschlag.

Der Lebensraum, aufgenommen an einem anderen Tag:

habitat of Pied Wheatear on a campground at Bensersiel

Aus der Bodenperspektive:

same

Gefiederpflege war bei diesem unbeständigen Wetter besonders wichtig:


preening

Gedankenverloren steuerte ich auf eines der sechs Sanitärgebäude zu. 

Plötzlich war ich hellwach, hatte ich doch gerade eben aus dem Augenwinkel einen Kleinvogel vom Boden auffliegen und den Bruchteil einer Sekunde später hinter genau diesem Toilettenhaus verschwinden sehen. Es hätte eigentlich alles sein können, irgendwas mit Federn halt. Details hatte ich jedenfalls keine erkannt.

Doch eine Kontrolle konnte natürlich auch nicht schaden, zumal ich nur etwa 200 Meter zurücklegen musste, um dem Geheimnis auf den Grund zu gehen. Ich rechnete mit einem Hausrotschwanz und pirschte mich schließlich an den Vogel heran, also die Wand des Sanitärhauses entlang Richtung Hausecke. Als ich einen vorsichtigen Blick dahinter riskierte, flog da doch glatt ein männlicher Nonnensteinschmätzer ab!

Das gibt's doch nicht, war exakt mein Gedanke, das glaubt dir keiner.

Ich hatte gerade noch die Schwanzzeichnung sowie die schwarzen Unterflügeldecken erkennen können, doch der Vogel war sehr scheu und wollte dem Anschein nach nichts mit mir zu tun haben. 

Sofort war ich mir sicher, dass es sich bei diesem NSS nicht um jenen von Norddeich handeln konnte, ohne auf die Schnelle auch nur die subtilsten Gefiederunterschiede erkannt zu haben. Und es war auch nicht das im Vergleich zum sehr zutraulichen Norddeicher Vogel extrem scheue Wesen dieses neuen Steinschmätzers, das mich zu diesem Schluss kommen ließ.

Die folgenden Zeilen sind hypothetischer Natur, aber ich bin mir sicher, dass es so sein muss ;-)

Wenn Kleinvögel aus dem Osten (Sibirien, Zentral- und Ostasien) zu uns gelangen, dann haben sie bereits eine Strecke von mehreren tausend Kilometern bewältigt. Sie legen eine Rast ein, weil sich plötzlich eine Barriere (Nordsee) vor ihnen aufbaut und sie gleichzeitig ihre auf der langen Reise aufgebrauchten Fettreserven wieder auffüllen müssen. Dafür benötigen sie oft drei bis fünf Tage, wie das ja auch beim NSS in Norddeich der Fall gewesen ist. Schließlich sind sie wieder zugtauglich und setzen ihre Reise unter Beibehaltung der eingeschlagenen Zugrichtung fort. Und weil sie sich wieder in einer ausgezeichneten Konstitution befinden, gehen sie ganz bestimmt nicht schon nach 20 Kilometern wieder runter.  

Anders verhielte es sich natürlich, wenn der Zugtrieb so eines Vogels inzwischen zum Erliegen gekommen wäre (Beispiele: Rubinkehlchen oder Baltimoretrupial in den Niederlanden, Provencegrasmücke in Bramsche). Solche Vögel bleiben dann an Ort und Stelle, weil sie denken, sie hätten ihr Winterquartier erreicht. Sie wissen natürlich nicht, dass sie eine falsche Richtung eingeschlagen haben, wundern sich höchstens darüber, dass das Wetter so scheiße ist und die Gnus ganz anders aussehen. Nur die Länge der zurückgelegten Strecke stimmt in den meisten Fällen in etwa mit der überein, die ín ihrem geilen Vogelhirn einprogrammiert ist.

Bensersiel liegt etwa 20 Kilometer östlich von Norddeich. Ein Auftreten des Norddeicher NSS würde also aus den genannten Gründen absolut nicht ins Bild passen.

Nur deshalb war ich mir sicher, soeben einen neuen NSS gesehen zu haben. Wenig später sollte sich dieser Verdacht bestätigen, denn jetzt sah ich den Vogel erstmals völlig frei auf einem dieser Metallpfosten stehen, in denen sich die Elektroanschlüsse für die Camper befinden.

So sah das aus:

standing on a pole 

Auf der Betonmauer im Eingangsbereich des Sanitärhauses: 

Und schließlich auf dem Blitzableiter, wo er sich putzte:

finally he found shelter 

Das waren übrigens die ersten Belegaufnahmen, die ich machen konnte. Hat man sie im Kasten, fühlt man sich gleich deutlich besser, denn nur mit Belegfotos kann man Zweiflern auf der Stelle jeglichen Wind aus den Segeln nehmen.

Gleichzeitig illustrieren diese drei Bilder, wie scheu der Vogel zu Beginn noch war.

Und er war oberseits deutlich dunkler und weniger braun als der erste NSS. Gleiches galt auch für die nahezu schwarze Kehle. Aus der Distanz sah der Vogel fast wie ein Männchen im Prachtkleid aus, allerdings ohne weißen Scheitel und Nacken. Ich machte nur einen weiteren Schritt in seine Richtung, da flog der seltene Gast auch schon wieder auf, um zum Toilettenhaus zurückzukehren. Dort suchte er bei stürmischem Wind am Boden nach Nahrung.

Das ist also wahrscheinlich sein Lieblingsplatz, schlussfolgerte ich logisch. Und: Wie sich doch die Beobachtungen beider Vögel gleichen. Das ist die berühmte Duplizität der Ereignisse.

Wenig später, der NSS war zum Ruhen in einem nicht einsehbaren Bereich des Hauses verschwunden, legte ich genau dort, wo er zuvor nach Nahrung gesucht hatte, eine Handvoll Mehlwürmer aus. Es dauerte nicht lange, da hatte der aufmerksame Vogel sie auch schon gefunden ;-)

Ich "sprintete" zum Wagen und holte mein Tarnzelt. Ich wusste, dass ich ohne Versteck kein einziges brauchbares Bild von diesem ängstlichen Vogel hinbekommen würde. Das einzuschätzen fiel mir nicht so schwer. Das nennt man Erfahrung. Und als ich wieder am Sanitärhaus ankam, stand der NSS immer noch völlig regungslos und vom Wind an den Boden gedrückt an der Futterquelle. Ich glaube, er hätte an diesem finsteren und grausigen Tag kaum glücklicher sein können.

Trotzdem musste ich ihn ein letztes Mal vorsichtig aufscheuchen. Dann versuchte ich, mein Tarnzelt aufzubauen. Ich scheiterte aber kläglich, weil die Böen immer wieder alles flachlegten. Ein sympathischer Mitarbeiter des Campingplatzes kam zufällig vorbei und war schließlich so freundlich, mir beim Aufstellen zu helfen, ohne dass ich ihn zuvor darum gebeten hatte! Anschließend legte ich mich auf meine Isomatte und wartete. Nach nur wenigen weiteren Minuten stand der Prachtkerl auch schon zweieinhalb Meter vor meiner Linse und mir. 

Klick, klick, klick, klick und so weiter.

Tja, das war schon die ganze Geschichte.

So stand der NSS an diesem stürmischen Nachmittag vor meinem Tarnzelt:

Voll süß, oder?

Der Wind nahm zu, das Fahrgestell verschwand im Bauchgefieder:

Oh nein, eine Böe:

Da muss ich mich jetzt aber mal so richtig ducken und festkrallen:

Einige Male brachte das aber nichts.

Da wurde der Vogel regelrecht weggepustet!

Dass da aber keine Missverständnisse entstehen, der arme Kerl war weder krank noch geschwächt. Er war fit wie Arnold Schwarzenegger zu dessen besten Zeiten. Gegen den stürmischen und böigen Wind aber hatte der Winzling auf Dauer einfach keine Chance.

Auch mein Tarnzelt fiel am Ende in sich zusammen, nachdem es zuvor megamäßig durchgeschüttelt worden war. Trotzig blieb ich einfach bis zur nahen Dämmerung auf meiner Matte liegen, weil die Sicht auf den NSS auch nach dem Zusammensturz völlig überraschend frei geblieben war.

Hier stand er mal richtig aufrecht auf einem Stein, der mal ein Teil einer Mole war:

Hier auch:

Mit etwas mehr Grün im Bild und wieder am Boden:

Das Licht nahm stetig ab.

An diesem Tag war die Sonne erst gar nicht richtig aufgegangen.

Nur ein einziges Mal lugte sie an diesem Nachmittag für einen ganz kurzen Augenblick durch die ansonsten geschlossene Wolkendecke.

Für genau ein Bild hat es gereicht:


Das war es dann auch mit schönen Licht. 

Am Ende war ich aber einfach nur froh darüber, doch einige ganz passable Aufnahmen gemacht zu haben:

Mehr war einfach nicht möglich.

Und ich will jetzt auch nicht auf allerhöchstem Niveau rumjammern.

Die Begegnung mit diesem Vogel war ein weiteres naturkundliches Highlight dieses Jahres. Wenn ihr ganz allgemein mehr über den Nonnensteinschmätzer erfahren möchtet, z. B. etwas über sein Verbreitungsgebiet oder seinen Status in Deutschland, dann empfehle ich euch den Bericht über den ersten Vogel, der fünf Wochen zuvor einige Tage am Strand von Norddeich verbracht hatte: klick!

Zum Schluss stelle ich beide Individuen einander gegenüber, damit ihr sehen könnt, wie unterschiedlich sie gefärbt waren. Die Bilder entstanden unter vergleichbaren Bedingungen. Beachtet vor allem die schwarze Kehle, die zum helleren Mantel kontrastierenden schwärzlichen Schulterfedern sowie den breiteren und deutlicheren Überaugenstreif des neuen Vogels.

Der NSS von Norddeich:

first young male Pied Wheatear, that I found five weeks ago at Norddeich, for comparison

Und schließlich der von Bensersiel:









second specimen – note blackish throat, wider and more cospicuous supercillium, and rather blackish than brownish scapulars, which are contrasting to the brown mantle. Despite these differences in coloration both birds were young males 

Ich möchte schnell noch erwähnen, dass ich die ostfriesischen Strände vor allem deshalb aufsuche, weil ich mir immer noch Hoffnungen mache auf einen großartigen Wüstensteinschmätzer. Männchen oder Weibchen – völlig egal. Und natürlich würde ich mich auch nicht über einen Isabellsteinschmätzer oder einen Mittelmeersteinschmätzer beschweren. Doch ob ich so einen Fund noch hinbekomme, ist zurzeit mehr als fraglich.

So unglaublich schön das Entdecken eines zweiten NSS auch war, das nasskalte und anstrengende Wetter hat dieser Beobachtung einen großen Teil ihres Charmes geraubt. In diesen Tagen war es einfach nur zum Abkotzen. Unglaubliche Schauer, so viel Wind und riesige Wolken, die ganz Ostfriesland bedeckten.

Schon Ende Oktober in Norddeich, beim ersten NSS der Saison, war es durchgehend windig gewesen. Man musste zwischendurch immer eine große Runde drehen, um nicht komplett auszukühlen. Obwohl die Temperaturen deutlich über dem Gefrierpunkt gelegen hatten, kam man beim ruhigen Beobachten des Vogels einfach nicht auf Betriebstemperatur. Ein ständiges Gebläse aus südwestlichen Richtungen wusste das zu verhindern.

Jemand brachte es schließlich trocken auf den Punkt: "Ich hasse Wind!"

Alle anwesenden Beobachter nickten zustimmend.

Sturm, auch da waren sich alle einig, ist eine geile Sache. Man hat die Möglichkeit, tolle Hochseevögel zu sehen, die in die Deutsche Bucht gedrückt werden. Aber nach zwei bis drei Tagen sollte dann auch wieder Ruhe einkehren.

Das Wetter in Bensersiel war jedenfalls nicht nur für mich eine echte Herausforderung.

Einige der hier gezeigten Bilder illustrieren sehr schön, dass auch der NSS mächtig mit den rauen Bedingungen Ostfrieslands zu kämpfen hatte. Die hatten so rein gar nichts von Ostafrika, wohin so ein Vogel im Herbst eigentlich reisen sollte.

Seit seiner Enttarnung in Bensersiel ist es hier fast nur noch dunkel, kalt, regnerisch und stürmisch gewesen. Und das alles zur selben Zeit!

Das kam schließlich dabei heraus:

what Pied Wheatears think, when stranded after a long journey in Ostfriesland: it is always and at the same time dark, cold, rainy and stormy here. And even the Gnus look different. Probably I did something wrong and this is not Africa

Der Vogel sah schon ein bisschen aus wie ein nasser Sack.

Hier stand er im Windschutz auf dem Boden, direkt neben dem Gebäude:


Durch die Nässe verdunkelten sich die bei diesem Vogel ohnehin nur schwach ausgeprägten hellen Federsäume, sodass er plötzlich, wie bereits weiter oben erwähnt, fast wie ein Kerl im Prachtkleid aussah. 

Doch nach einem mehrere Stunden andauernden Trocknungsprozess war dieser Eindruck wieder verschwunden:

in the meantime this Pied Wheatear has been ringed (banded) with this conspicuous colour metal ring. Hopefully this bird is going to be relocated in NL or the UK or elsewhere

Wie ihr sicher schon bemerkt haben werdet, hat man den Vogel inzwischen gefangen und ihm einen modischen Ring verpasst.

Bei der Kontrolle der Fettdepots, die sich beiderseits des Brustbeins befinden, stellte sich heraus, dass sich der NSS in einem ausgezeichneten Zustand befindet. Nach acht Tagen der "Mehlwurmmast" wäre jedes andere Ergebnis wohl auch eine faustdicke Überraschung gewesen.

Eine echte Allianz:

in deep love with Mealworms

Diese Dose, gefüllt mit getrockneten Mehlwürmern, ließen zwei Beobachter aus dem Oldenburgischen zurück.

Ich hatte zuvor mögliche Gastbeobachter dazu aufgerufen,  dem NSS eine leckere Überraschung mitzubringen, weil ich selbst am vergangenen Wochenende keine Zeit hatte, nach Bensersiel zu fahren.

Es hat geklappt, wie man sehen kann.

Doch es gab auch einen hungrigen Mitbewerber um die proteinreiche Kost:

Black Redstart loves Mealworms also

Sobald dieser hübsche männliche Hausrotschwanz auf der Bildfläche erschien, bekam er vom etwas größeren NSS erst einmal einen auf den Deckel. Vor allem dann, wenn es um lebende Mehlwürmer ging, verstand der Steinschmätzer absolut keinen Spaß.

Teilen ist eben nicht jedermanns Sache.

Das Bild vom Hausrotschwanz machte ich übrigens fünf Minuten nach dem des völlig durchnässten NSS. Anscheinend benutzten die beiden Vögel verschiedene Mittelchen für das Imprägnieren ihres Gefieders. Beide suchten an denselben Orten nach Nahrung, beide waren dem widrigen Wetter mehr oeder weniger schutzlos ausgeliefert. Und trotzdem befand sich ihr Federkleid in einem völlig unterschiedlichen Zustand.

Interessant, oder?

Und so sieht Nonnensteinschmätzer-Kacke aus:



by Pied Wheatear transformed mealworms

Dieses Häufchen stammt wirklich vom Steinschmätzer und nicht etwa vom Hausrotschwanz.

Ich habe genau gesehen, wie es aus dem Vogel herauskam.

Der NSS an seinem Lieblingsplatz auf dem Dach des Sanitärgebäudes:

I called him Karlsson because he loved to rest on the roof

Deshalb habe ich ihm den Spitznamen Karlsson verpasst.

Heute (14. Dezember 2017) ist der NSS ein weiteres Mal via Birdcall für Bensersiel aktualisiert worden. Dem Anschein nach hat er es nicht besonders eilig mit seiner Weiterreise. Doch irgendwann wird er sich aus dem Staub machen und Bensersiel den Rücken kehren. Wahrscheinlich wird das in der ersten klaren und vor allem windstillen Nacht passieren.

Ich hoffe, der NSS wird dann einen wärmeren Ort finden, wo er auf einem Liegestuhl und mit einem kühlen Getränk in der Kralle etwas faulenzen und auf ganz angenehme Weise den langen Winter verbringen kann.

Eben so, wie Nonnensteinschmätzer es für gewöhnlich tun.

Und zum Schluss gibt es noch das Beste an der ganzen Geschichte!

Zwei Tage, nachdem ich den NSS in Bensersiel entdeckt hatte, wurde ich gegen vier Uhr in der Früh durch ein vermeintliches Erdbeben geweckt. Tatsächlich donnerte da ein Zehntonner durch die enge Straße. Der Riese hielt direkt unterhalb meiner Wohnung, und nur wenige Sekunden später klingelte es an meiner Tür.

Es war der Fahrer des Ungetüms, der mir per Einschreiben eine Lieferung zukommen lassen wollte. Es handelte sich dabei um zwei Raummeter Bundesverdienstkreuze am Bande, die ich als Lohn für meinen Milchstraßenrekord erhalten sollte.

Dahinter steckte keine Geringere als Frau Merkel persönlich!

Doch was soll ich mit einem Bundesverdienstkreuz in tausendfacher Ausfertigung?

Ich mag keine Pokale, Preise und Orden. Mein Herz schlägt nicht für Staubfänger. Deshalb schickte ich den LKW zurück nach Berlin. Und ich schrieb Frau Merkel einen Brief, in dem ich mich für die Aufmerksamkeit, die mir zweifellos gebührte, bedankte. Frau Merkel machte nicht etwa einen auf beleidigte Leberwurst, sondern schrieb mir heute Abend etwas Freundliches in mein Gästebuch.

Ich habe mich sehr darüber gefreut.

Das war schon schön.