Montag, 1. April 2024

Die Erddrossel, ein neuer Brutvogel für Deutschland!

Kinners, heute seid ihr Zeuge eines Wunders.

Nein, heute dürft ihr ein echtes Wunder bezeugen! 

Ein österliches, wenn man so will. 

Eines, das all das, was überhaupt erst zum Osterfest geführt hat, locker in den Schatten stellt. 

Aber der Reihe nach.

Am Karfreitag saß ich auf dem Rysumer Nacken in meinem Auto und naschte Haribo Colorado

Zuerst stopfte ich mir die bunten und runden und quadratischen Kokoslakritze ins Maul – das mache ich immer so – und setzte dann mein kulinarisches Abenteuer, das längst keines mehr sein konnte, weil ich das schon zu oft erlebt hatte, fort, indem ich mich nun den leckeren Stafetten widmete, die bekanntlich ebenfalls mit einem Lakritzkern ausgestattet, aber leider immer nur in geringer Zahl in jeder Tüte vorhanden sind. 

Zu guter Letzt schlang ich die Weingummi in ihrer gesamten Artenvielfalt herunter, und das alles so fürchterbar schnell, dass mir mal wieder schlecht wurde. 

Egal, denn aus den Augenwinkeln bemerkte ich jetzt einen Vogel, der aus dem angrenzenden Gebüsch auf den Acker geflogen kam. Fast blieb mir das Herz stehen, denn das wirklich fette Biest war eine männliche Erddrossel im vierten Kalenderjahr!

So sah sie aus:


male White's Thrush at one of my favourite birding areas, found on Karfreitag

Doch damit nicht genug, denn plötzlich tauchte auch noch ein zweiter Vogel auf:







female, his wife – White's Thrush superficially resembles native Mistle Thrush in size and pattern, but actually these two species are unmistakable. Only dumbasses confuse them with each other :-)

Jetzt wird's spannend, so dachte ich, während ich die leere Haribo-Tüte aus dem Seitenfenster schmiss. 

Ich meine, zwei Erddrosseln zusammen waren nie zuvor in Deutschland beobachtet worden, das wusste ich natürlich. Und kaum hatte ich diesen Gedanken ausgedacht, da fing das Weibchen auch schon an, Nistmaterial zu sammeln. Fotografisch belegen kann ich das aber leider nicht, denn die Distanz zu den Vögeln war in diesem Augenblick einfach viel zu groß. 

Mit allerlei verschiedenen Pflanzenteilen flog die Dame ins nahe Gebüsch, um stets nach nur wenigen Minuten wieder auf dem Acker aufzutauchen. Die geile Erddrossel ist für ihren immensen Fleiß bekannt, und so war der Bau des Nestes die Sache lediglich eines einzelnen Tages. Es war auch deshalb Eile geboten, weil im schmerbäuchigen Körper des Weibchens bereits die Eier herangereift waren. Und die wollten unbedingt schnell ans Tageslicht. Pünklich zum ersten Ostertag wurde also das erste Ei ins Nest gelegt. 

Und so weiter.

Weil ich nicht im unmittelbaren Nestbereich stören wollte, schoss ich all meine Bilder auf dem Acker, wo die Erddrosseln ihre Nahrung suchten.

Mein Tarnzelt sah so aus:


my hide set up on a field

Die Erddrossel ist richtig fett und schwer. 

Dass sie überhaupt fliegen kann, kommt einem physikalischen Wunder gleich. Wenn einer der Vögel unmittelbar vor meinem Tarnversteck auf dem Boden landete, dann fühlte sich das für mich an wie San Francisco im April 1906.  

Es war wirklich unglaublich. 

Und noch unglaublicher ist es, dass es sich hier um den ersten Brutnachweis der Erddrossel für ganz Europa außerhalb Russlands handelt. Wahrscheinlich sogar um den allerersten für die ganze Restwelt.

So etwas hatte es jedenfalls nie zuvor gegeben. 

Seht: 



the male again – the female built a nest and has already layed one egg on first day of Happy Easter. This constitutes the very first breeding record of White's Thrush in Germany and whole Europe outside Russia

Die einzige heimische Art, mit der man die Erddrossel bei flüchtiger Betrachtung verwechseln könnte, ist die Misteldrossel.

Aber die sieht trotz vergleichbarer Größe natürlich ganz anders aus, ohne dass ich jetzt im Einzelnen auf die jeweiligen Unterscheidungsmerkmale eingehen möchte. Nur absolute Laien wie ihr da draußen, ihr ausgefaulten Astlöcher, brächten es fertig, diese beiden Riesendrosseln miteinander zu verwechseln. 

Und das ist jetzt noch nicht einmal böse gemeint. 

Wieder die Dame:



female again

Doch was hat die beiden Erddrosseln wohl nach Emden verschlagen?

Möglicherweise handelt es sich bei den Vögeln um systemkritische, die sich in der Vergangenheit unflätig über Wladolf Putler geäußert haben und dann fliehen mussten. Ich meine, in Russland darf man heutzutage nicht einmal mehr ein leeres Blatt Papier mit beiden Händen stumm in die Höhe halten. 

Das Regime kennt keine Gnade und sperrt alle weg, die so nicht leben wollen, die sich Frieden und Freiheit wünschen und eine echte Demokratie, wie wir sie hier in Deutschland seit dem Ende des 2. Weltkrieges genießen dürfen, und die bereit sind, alles dafür zu geben. 

Auch ich habe in meinem Leben immer meine Meinung geäußert und dadurch einen ganzen Wust an Problemen – freilich ausschließlich für mich selbst – heraufbeschworen. Schon in der Grundschule war das losgegangen, als mich die bescheuerte Lehrerin vor die Tür stellte, weil ich ihr zuvor einen Vogel gezeigt hatte. "Frank, du gehst jetzt auf den Flur und drückst die Klinke von außen runter und zwar so lange, wie ich es für richtig halte.

Tatsächlich ging ich raus, aber eben auch gleich nach Hause. Nicht schlecht, so ein früher Schulschluss, war mein Gedanke damals gewesen. Und was kann ich eigentlich dafür, so dachte ich weiter, dass die blöde Tante (ihr Name war Frau Wüst) den hohen Anforderungen des Sachkunde-Unterrichts einfach nicht gewachsen ist und immerzu Müll erzählt.

Auf dem Gymnasium ließ ich auch nichts anbrennen und bekam für das freie Äußern meiner Meinung gleich eine ganze Reihe von Klassenbuch-Einträgen. In nur zwei Wochen. Das faire Resultat: Vier Wochen Ferien zusätzlich, die ich hauptsächlich auf dem Flugplatz Achmer verbrachte, zusammen mit Heidelerche, Baumpieper und Ringelnatter

Und dann kam der Bund!

"Wenn Sie weiterhin unsere Befehle verweigern, Gefreiter Sudendey, dann landen sie im Bau!

Ja, ja, dachte ich, ich bin nicht freiwillig hier, ihr Spacken. Und überhaupt: Wer schreit, hat Unrecht. Das behauptet meine Mutter jedenfalls immer, dachte ich, und jetzt bin ich mir auch hundertprozentig sicher, dass sie all die Jahre nicht gelogen hat.

Und so sprach ich diesen Gedanken in etwas modifizierter Form auch aus: "Warum schreien Sie eigentlich immer so, ich meine, ich bin nicht taub."

Werde es aber sehr wahrscheinlich sehr bald werden, so dachte ich so konsequent wie nie zuvor, wenn das hier so weitergeht und ich mir bei der nächsten Schreiattacke nicht rechtzeitig die Finger in die Ohren stecke.

Der StUffz lief blau an, zuerst am Hals, dann im Gesicht, und seine Augen traten plötzlich deutlich hervor. Sie erinnerten mich für einen kurzen Augenblick an die eines Frosches, den man in der Hand hielt und vielleicht etwas zu kräftig drückte. Trotzdem brachte er es aber zu meiner großen Überraschung fertig, nicht gleich auf der Stelle zu explodieren. Ganz leise, mit fast geschlossenem Mund und zusammengebissenen Zähnen, sagte er: "Gefreiter Sudendey, was wollen Sie eigentlich hier?

"Das sollten Sie besser wissen als ich. Ich meine, ich habe es mir nicht ausgesucht, ich bin von Ihresgleichen zu diesem Trip hier eingeladen worden.

Dann platzte der StUffz doch noch reichlich retardiert. Vor versammelter Kompanie brüllte er: "Auf die Stube mit Ihnen, ich will Sie heute nicht mehr sehen!"

Tatsächlich wurde ich einige Zeit später, also nach 15 Monaten Wehrpflicht, regulär aus der Bundeswehr entlassen, allerdings ohne zu Beginn der letzten drei Monate befördert worden zu sein, Immerhin saß ich auf einer der ganz seltenen Hauptgefreitenstellen. "Gefreiter Sudendey, Sie sind tatsächlich der Erste, der das geschafft hat, seit ich hier das Zepter schwinge", meinte der Hauptmann und Kompaniechef bei meiner Verabschiedung ganz trocken. Und dann musste er lachen und sagte freundlich und ohne jeglichen Anflug von Ironie: "Ich hoffe, wir zwei werden uns nie wieder begegnen."

Er sprach mir aus der Seele.

Und nach dem Bund ging das nahtlos so weiter, doch ein Held bin ich deshalb natürlich nicht, auch wenn ich weiß, dass sich die meisten Bürger dieses Landes so etwas niemals trauen und eher schweigen würden. Ich habe das ja auch oft erlebt. Schließlich ist das Schwimmen mit dem Strom weniger energieaufwändig. Man gelangt schneller an sein Ziel, falls man überhaupt eines verfolgt. Und tatsächlich habe ich sogar sehr viele Menschen in meinem Leben kennenlernen müssen, die nicht nur nichts gesagt haben, wenn es angebracht gewesen wäre, nein, sie haben noch eine Schippe draufgelegt und sind jenen, die am vermeintlich längeren Hebel saßen, bis zum Anschlag in den Arsch gekrochen. 

Zielführend, wie ich ja bereits weiter oben geschrieben habe, aber vor allem würdelos. Oft habe ich mich in solchen Situationen gefragt, wie es Menschen gelingt, die Selbstachtung einfach so abzustreifen wie eine Schlange ihre zu eng gewordene Haut.

Zweimal der Kerl hintereinander:






the male

Oh, da stand eine fette Erddrossel direkt vor meinem Versteck: 


White's Thrush was checking my hide

Natürlich bin ich kein Held, nur weil ich meine Klappe aufreiße.

Denn schließlich fällt es leicht, immer das zu sagen, was man gerade denkt, wenn man nicht pausenlos um sein Leben oder wenigstens um die Freiheit bangen muss. Wenn man keine Angst zu haben braucht, in einen wenig komfortablen Knast gesperrt zu werden, möglicherweise für viele Jahre und vielleicht in eine Gemeinschaftszelle mit Bettwanzen und echten Verbrechern, die kein Gewissen kennen und nur auf Schikane aus sind, wie sehr wahrscheinlich auch ein beträchtlicher Teil des Knastpersonals.

Jenen Bürgern Russlands, die mindestens ihre Freiheit aufs Spiel setzen, wenn sie sich offen gegen Putler auflehnen und ihm so die Stirn bieten, gehört deshalb mein ganzer Respekt!

Diese Menschen sind echte Helden, so wie es sie einst auch in Nazideutschland gegeben hat. Ich wünsche mir, dass sie am Ende all ihre Ziele erreichen und das Arschloch stürzen und vor Gericht bringen oder besser gleich meucheln, denn erst dann wird es Frieden in der Ukraine geben können. 

Das meint auch dieses Erddrossel-Männchen: 



the male one more time

Es muss es wissen, stammt es doch aus Russland. 

Weitere Bilder von beiden Individuen:












more images for you

Wie ihr unschwer erkennen könnt, war das Licht über die Feiertage am frühen Morgen durchgehend mau gewesen.

Schlimme Farben, die ich auch am Rechner nicht in den Griff bekommen habe, sowie fehlende Lichtreflektionen auf den Augen sprechen eine deutliche Sprache. 

Wenn die Sonne über Ostern doch mal rauskam, dann immer erst gegen Mittag. Aber zu dieser Tageszeit mache ich grundsätzlich keine Bilder. Ich werde also noch nachbessern müssen an einem Tag, an dem sich die verfickte Sonne auch mal am ganz frühen Morgen zeigt, um wirklich Schönes auf Speicherkarte bannen zu können.  

Die Kamera lag übrigens bei all diesen Aufnahmen fast auf dem Boden. Ich habe sie einfach auf ein Lattenend gestellt, das ich in den Boden gedrückt hatte, um einen möglichst tiefen Kamerastandpunkt zu erzielen. Das Lattenend wiederum hatte ich zuvor in der Garage meiner Vermieterin "gefunden" und einfach eingesackt. 

Die Alte kriegt eh nichts mehr mit. 

Nur dass ihr das wisst.

Und das war's auch fast schon wieder, Kinners.

Zu guter Letzt möchte ich aber doch noch schnell etwas Farbe in diesen Beitrag bringen:


dog poop in bags. Over Easter tons of people spent hours at so called Rysumer Nacken, where they love to visit a restaurant and the nearby beach. The picture illustrates very well, that most of them better should stay at home

Wenn auch nicht auf eine Art und Weise, wie ich sie mir gewünscht hätte.

Ostern ist seit vielen Jahren nichts anderes als ein Festival der Müllentsorgung auf dem Rysumer Nacken. Vor allem Hundebesitzer haben über die Feiertage wieder einmal alles gegeben und den Weg zwischen dem Restaurant Strandlust und dem Strand so richtig zugemüllt!  Natürlich benehmen sich nicht alle Herrchen und Frauchen komplett daneben, um Ausnahmen handelt es sich aber auch wieder nicht.

Wenn einer der Mülleimer voll ist, dann gibt es zahlreiche weitere, die man nutzen kann, um die Kackbeutel zu entsorgen, auch wenn man dafür vielleicht einen kleinen Umweg von fünfzig Metern gehen müsste. Aber selbst wenn es keine weiteren Tonnen gäbe, was nicht der Fall ist, dann könnte man die Hinterlassenschaften der Hunde auch mit nach Hause nehmen oder, das gilt für Urlauber, mit in die Unterkunft und dort entsorgen.

Zugang zu einer Mülltonne hat in diesem Land wirklich jeder Bürger!

Im Detail:


details

Es gibt keinen einzigen Grund dafür, Kacke erst in Beutel zu packen und dann in die Landschaft zu werfen. 

Die armen Mitarbeiter der Stadt Emden müssen alles wieder einsammeln, obwohl sie bestimmt Besseres zu tun hätten. Manchmal, nein, wirklich oft frage ich mich, mit wie wenig Hirn Menschen doch mühelos überleben können in unserer geilen Republik. Und es sind in diesem Gebiet sowohl Eingeborene als auch Zugereiste, die dem Anschein nach so richtig einen an der Klatsche haben müssen. Wäre ich Emdens Bürgermeister, ich würde Hunde an diesem Ort komplett verbieten, auch wenn die Vierbeiner natürlich nicht die Schuldigen sind. 

Hundeverbot, für immer, denn anders lernen die Halter offenbar nicht.

Ich will mich aber jetzt nicht wieder aufregen. 

Bis demnächst, wenn es sehr wahrscheinlich auch um ihn hier gehen wird:


likely next blog post's main actor

Wer das ist und wo er sich wann aufgehalten hat, wird aber noch nicht verraten.

Kinners, haut rein! 

Nachtrag vom 3. April 2024: Natürlich hat es sich bei diesen Vögeln nicht um Erddrosseln gehandelt, sondern um geile Misteldrosseln. 

Der Beitrag, hochgeladen am 1. April, war entsprechend nur ein kleiner Scherz. Und natürlich habe ich auch keinen Plastikmüll aus dem Autofenster geworfen. 

Nur Krümel vergangener Käsebrötchen.