wilde perspektiven

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Mittwoch, 17. Juli 2013

Herzlich willkommen in Emden!

Am vergangenen Sonntag (14.07.2013) konnte mich Mutter Natur ein weiteres Mal überraschen. Ich spazierte über den Rysumer Nacken, kontrollierte die vielen Käseköder, die ich am Tag zuvor für den Großen Schillerfalter ausgelegt hatte, als mir ein besonders dunkel gefärbtes Exemplar des Übersehenen Knabenkrautes ins Auge fiel. Und erst nach einer Weile des Bewunderns bemerkte ich den gerade erst zu blühen beginndenden Bestand des Echten Sumpfstendel, der dieses Knabenkraut umgab:

Marsh Helleborine

Die über hundert Exemplare sind ein Beleg dafür, dass das Vorkommen bereits im vergangenen Jahr existiert haben sollte:

Eines meiner ersten Bücher behandelte die Orchideen Mittel- und Nordeuropas. Und bereits damals stand diese Art ganz oben auf meinem Wunschzettel. Es sollten sehr viele Jahre bis zur ersten Begegnung vergehen, denn erst 2008 besuchte ich das überregional bekannte Vorkommen am Dammer Bergsee (Kreis Vechta), um mir diesen lang gehegten Wunsch zu erfüllen. 

Viel schöner aber ist es natürlich, einen neuen und bis dahin noch völlig unbekannten Bestand dieser Rarität zu entdecken:







Der Sumpfsitter, wie diese Pflanze auch genannt wird, hat in den vergangenen Jahrzehnten von allen in Niedersachsen vorkommenden Orchideen die stärksten Rückgangstendenzen gezeigt, und umso mehr überrascht nun dieses offensichtlich noch junge Vorkommen auf dem Rysumer Nacken. In Ostfriesland scheint die Pflanze lediglich noch auf den meisten größeren Inseln vorzukommen, wo sie feuchte Dünentäler besiedelt. Nachweise bei Wilhelmshaven, also in Friesland, kommen noch hinzu. In diesem Zusammenhang möchte ich mich bei Sabine Baum (Hinte) für Informationen zum Vorkommen dieser Orchidee auf unserer Halbinsel bedanken:

So hübsch diese Pflanze im Detail auch ist, so unauffällig ist sie bereits aus einer Entfernung von nur wenigen Metern:

Ein Vorkommen in einem Hausgarten in Quakenbrück ist mir übrigens auch noch bekannt ;-)

Die Freude ist bei mir riesig. Und entsprechend möchte ich diesen Emder Neubürger herzlich willkommen heißen!

Am letzten Donnerstag (11.07.) hatte ich Besuch an meinem Arbeitsplatz. Da lag etwas auf dem Boden im Flur zum Labor. Ich ging vorbei, wunderte mich aber ein wenig darüber, dass es die sonst so eifrigen Putzfrauen am Vortag  mit ihrer Arbeit offensichtlich nicht ganz so genau genommen hatten. Etwa eine Stunde später lag das Etwas immer noch da. Und erst beim dritten Mal machte ich mir die Mühe, etwas genauer hinzusehen:



Either Common Pipistrelle or Nathusius's Pipistrelle

Eine schmächtige Version von Batman lag da vor mir auf dem Boden. Die auch über Nacht gekippten Fenster hatten dem Flattermann Zugang zum Labor verschafft. Es handelt sich bei dem Tier entweder um die Rauhautfledermaus oder aber um die Zwergfledermaus, wie mir Carsten Dense (Osnabrück) dankenswerterweise auf Anfrage schrieb. Mehr ließ sich anhand dieses einen Fotos leider nicht sagen. Das Bild entstand nach Feierabend in Wybelsum, wo sich das Tier nach exakt zehn Bildern und nur wenigen Minuten in die Luft erhob. Übrigens waren von diesen zehn Aufnahmen neun unscharf, weil Fledermäuse den Kopf nicht stillhalten können oder wollen ;-)

Noch früher, am 07.07., fand ich wieder einmal eine dem Tode geweihte Erdkröte auf dem Rysumer Nacken:

Another Common Toad infected with the larvae of the Toadfly

Im Unterschied zu vergangenen Feststellungen aber hat hier ein weiteres Fliegenweibchen seine Eier auf das Heck der Kröte abgelegt, denn im Mund-Rachen-Raum des bedauernswerten Geschöpfes tobte bereits das aus einer früheren Eiablage hervorgegangene Grauen, wie man auf diesem Foto gut erkennen kann:

Und hier die dem Anschein nach frischen Eier am Hinterende des Körpers:

Das folgende Bild zeigt eine Goldfliege der Gattung Lucilia, eine Krötengoldfliege aber ist es nicht.

Doch weil sie dieser zumindest sehr ähnelt, stelle ich das Foto trotzdem hier rein:

Fly of the genus Lucilia - definitely no Toadfly but certainly a close relative (maybe a Common Green Bottle Fly)

Blaukehlchen konnte ich auch mal wieder knipsen. Die Bilder zeigen allesamt ein und dasselbe Männchen, das auch schon in den letzten Beiträgen vorgestellt worden ist:






Bluethroat

Während ich beim letzten Mal noch gemutmaßt hatte, ob dieses Männchen überhaupt einen weißen Stern besitzt, weiß ich es jetzt besser: Dieser Blaukehlchenkerl geizt mit seiner Pracht und bedeckt seinen Stern zumeist, doch wenn er singt, und das tut er nach wie vor, präsentiert er ihn weithin sichtbar.

Eine entsprechende Aufnahme fehlt mir aber:

Übrigens singt er, obwohl er verpaart ist und gemeinsam mit seiner Partnerin auch schon eine Brut großgezogen hat. Überhaupt singen hier nach wie vor viele Blaukehlchen. Man muss nur früh genug aufstehen, doch auch am späten Abend kann man dem Vortrag einiger Sänger lauschen:


Für mich aber ist die Blaukehlchen-Fotosaison beendet:

Schließlich will man sich ja auch mal wieder anderen Themen widmen; zwei neue habe ich bereits in Arbeit:


Breitseite:

Hier noch ein letztes Mal die männliche Dorngrasmücke:


Common Whitethroat

Ein finales Bild vom weiblichen Schwarzkehlchen gibt es auch noch:

Eurasian Stonechat

Die Aufnahmen der Weißen Sumpfwurz machte ich heute Morgen gegen halb sechs. Bereits um vier bin ich aufgestanden, um pünktlich zum Sonnenaufgang vor Ort zu sein, doch hartnäckiger Nebel ließ dem Licht keine echte Chance. Erst als ich wieder am Auto war und mein auf mich wartender Arbeitsplatz bereits schwer meine Gedanken belastete, riss der Grauschleier endlich auf, was mir immerhin noch die Chance einbrachte, ein Bild vom Natternkopf zu machen:


Viper's Bugloss

Und ein Karnickel ließ mich auch noch ganz nah ran:

European Rabbit

Abschließend sei noch erwähnt, dass die Sache mit den Käseködern keinen zählbaren Erfolg einbrachte. Doch das will nichts heißen, denn auch an mir gut bekannten Flugstellen des Großen Schillerfalters im Landkreis Osnabrück ist es mir noch nie gelungen, die Art auf diese Weise vor die Linse zu locken. Vielleicht sollte ich mal wieder eine andere Käsesorte ausprobieren, obwohl die Verkäuferin meinte, dass es keine schlimmer riechende Variante als den von mir eingesetzten gebe!