wilde perspektiven

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Sonntag, 7. Juli 2013

Weißkehlchen

Wenn Vögel einen Namen verpasst bekommen, stimmen die englische und die deutsche Version manchmal, aber keineswegs immer überein. Die heute vorgestellte Art heißt im Deutschen Dorngrasmücke. Woher aber die Bezeichnung Grasmücke stammt, ist mir schleierhaft. Immerhin kann man aus der Präposition "Dorn" die Vorliebe dieser Art für wehrhaftes Gestrüpp ableiten, wenngleich es keine Bedingung für die Ansiedlung der Dorngrasmücke darstellt. Der englische Name, Common Whitethroat, nimmt Bezug auf die weiße Kehle, das Common steht für die Häufigkeit dieses hübschen Vogels. Ich habe mir einfach mal spaßeshalber erlaubt, den englischen Namen einzudeutschen.

Auf dem Rysumer Nacken ist die Dorngrasmücke nach wie vor ein erfreulicherweise häufiger Vogel! Die Art bevorzugt halboffenes Gelände, Buschland, wenn man so will. Und wenn das Männchen nicht gerade frei stehend oder gar im Fluge singt, fällt dieser Vogel eigentlich kaum auf. Zwischen der letzten Aprildekade und Mitte Oktober kann man die Dorngrasmücke hier in Ostfriesland bestaunen, den Winter verbringt sie im warmen Süden.

Aus der Nähe sieht das Weibchen so aus:






Common Whitethroat

Dorngrasmücken sind in erster Linie sehr versteckt lebende Vögel, die sich grundsätzlich nie weit von einem Busch oder einer anderen Deckung entfernen. Auch die kleinen Beutetiere, Insekten und so weiter, werden vorzugsweise von Blättern und Zweigen abgelesen, mitunter aber auch im Fluge erhascht. Doch ab und zu kann man die Dorngrasmücke durchaus auch bei der Nahrungssuche am Boden beobachten, wo sie sich dann hüpfend fortbewegt:

Viel Ausschuss kommt beim Fotografieren dieses Vogels deshalb zustande, weil er immerzu den Kopf bewegt, selbst dann, wenn er gerade mal völlig regungslos dasteht. Der Kopf aber ist, wie auch bei Stelzen und Wiesenpiepern, immer in Bewegung:

Diese ersten Bilder entstanden allesamt am späten Abend:

Vor allem unter diesen Lichtverhältnissen leuchten die breiten rotbraunen Ränder der Armdecken und Schirmfedern hübsch auf:

Und von vorne macht es auch eine gute Figur:

Und hier das dazugehörige Männchen:

Vor allem die blaugraue Oberseite des Kopfes, aber auch die helleren Iriden unterscheiden es von der Partnerin:

Ganz nah:

Noch näher ginge es kaum:

Am frühen Morgen, bevor das Licht zu grell wird, kann man besonders hübsche Bilder machen.

Zunächst wieder das Weibchen:



Von vorne:

Und noch ein Bild:

Ein junges Blaukehlchen, dessen Kleingefiedermauser bereits weiter fortgeschritten war, schaute auch mal vorbei.

Moin!

Bluethroat

Und jetzt wieder die männliche Dorngrasmücke:

Der Lebensraum der Vögel im Morgenlicht:


Habitat of Common Whitethroat

Stachelige Pflanzen wie Rosen werden gerne als Neststandort ausgewählt.

Auch die zurzeit blühende Brombeere passt gut in dieses Schema:

Black Berry

Sehr angenehm duftendes Geißblatt:

Honeysuckle spec.

Weiße Lichnelke:

White Campion

Morgentau auf Ackerschachtelhalm:

Field Horsetail

Wenn die Sonne es dann so gerade über das Gassco-Gelände geschafft hat, werden die Farben kräftiger und wärmer:

Wieder das Weibchen:

Und noch einmal das junge, etwas zerlumpt wirkende Blaukehlchen:

Und das alte Männchen zeigte sich am Ende auch noch:

Ich verließ das Versteck und fotografierte noch schnell ein Großes Ochsenauge:

Meadow Brown

Die Strecke zwischen dem Restaurant Strandlust und dem Schöpfwerk des Knockster Tiefs ist eine echte Panoramastraße und gewährt dem Genießer einen angenehmen Blick über die Ems nach Holland:

Pappeln genießen diese Aussicht ihr ganzes Leben lang:

Eine Silberweide zeigt sich auch beeindruckt:

Und am Schöpfwerk fotografierte ich eine Flussseeschwalbe mit wirklich fetter Beute:

Common Tern

Die Art brütet auch in diesem Jahr auf dem Dach des Schöpfwerkes.

Diese Lachmöwe im Prachtkleid beneidete die Flussseeschwalbe um deren Jagderfolg. Ganz bestimmt hätte sie auch sehr gern einen so großen und leckeren Fisch gegessen:


Black-headed Gull

Anderes Thema zum Schluss: Der Sommer hat sich doch tatsächlich jetzt endlich auch in Ostfriesland eingefunden. Respekt!

Weil es in der Nacht von Donnerstag auf Freitag so warm war und sogar regnen sollte, fuhr ich spontan kurz vor Sonnenuntergang nach Aurich, um endlich mal nach diversen Amphibien zu suchen. Knoblauch- und Kreuzkröte fand ich leider nicht, doch immerhin 23 adulte Erdkröten, die auf dem sandigen Boden einer der zahlreichen Sandgruben umherirrten:

Common Toad

Meine ersten geblitzten Bilder! Zur Regel aber soll das nicht werden, weil ich echtes Tageslicht bevorzuge. Nichtsdestotrotz hat es sehr viel Spaß gemacht. Man leuchtet die Tiere mit der Taschenlampe an, um fokussieren zu können, und drückt dann ab. Einen ästhetischen Wert aber haben diese Bilder ganz bestimmt nicht, sie sind reines Dokument:


Und weil diese Erdkröten in Ostfriesland leben, fallen sie nicht selten der Krötengoldfliege zum Opfer. Von den 23 gefundenen Individuen (frisch umgewandelte Jungtiere nicht mitgezählt; die pflasterten stellenweise den Weg) waren nicht weniger als acht dem Tode geweiht:

Common Toad infected with larvae of the Toadfly Lucillia bufonivora. In this early stage of infection the nostrils have not been destroyed as much as in the following specimen.

Ein zweites Individuum, das dem Tod schon näher sein dürfte, diesmal fotografiert mit meiner Knipse:

Schließlich konnte ich während dieses anstrengenden Ausfluges bei Dunkelheit (das Suchen mit einer Taschenlampe erfordert tatsächlich höchste Konzentration, vor allem im Schattenspiel bewachsener Bereiche) auch noch den Nachweis erbringen, dass das Übersehene Knabenkraut in Aurich auch nachts blüht ;-)

Southern Marsh Orchid blooming at night