Das ist für mich ganz klar der wegen seines wechselhaften Wetters so oft, aber eben auch völlig zu Unrecht gescholtene April.
Ich
liebe diesen Monat deshalb, weil er nach der nie enden wollenden
dunklen Zeit des Jahres endlich wieder Licht und Leben ins Spiel bringt
und alles wieder grün werden lässt, weil die meisten Zugvogelarten im
April aus ihren Winterquartieren zu uns zurückkehren und weil die Birken
dann meinen fast angeborenen Heuschnupfen wieder so richtig aufleben
lassen, noch bevor ich ihn für immer und ewig vergessen könnte.
Wohin geht die Reise?
Wohin geht die Reise?
Northern Wheatear - finally back from Africa
Tatsächlich
kann man in Deutschland im April beinahe jeden Tag eine neue Vogelart
begrüßen. Ich freue mich dann immer riesig darüber, dass sie den langen
und gefährlichen Zug unbeschadet überstanden haben. Viele ihrer Kollegen
können das leider nicht von sich behaupten. Für sie stellte die lange
Reise auch gleichzeitig die Endstation des Lebens dar.
Außerdem ist es in jedem neuen Jahr spannend, ob die einzelnen Arten pünktlich ankommen. Jede Spezies hat ihre ganz eigene Ankunftszeit, die aber innerhalb eines gewissen Fensters variieren kann. So kommt der Schilfrohrsänger "normalerweise" erst Mitte April hier in Ostfriesland an, doch den folgenden Vogel konnte ich schon am 2. April auf dem Rysumer Nacken beobachten.
Ey, was guckst du?
this Sedge Warbler already arrived in Ostfriesland on 2nd of April and therefore at least ten days earlier than usual
Bis heute (11.04.) ist er der einzige Schilfrohrsänger, den ich hier in und um Emden feststellen konnte! Nach wie vor hält sich der Vogel in den verschilften Außendeichsflächen bei Rysum auf, wo er zumeist in einem Holunder singt.
Außerdem ist es in jedem neuen Jahr spannend, ob die einzelnen Arten pünktlich ankommen. Jede Spezies hat ihre ganz eigene Ankunftszeit, die aber innerhalb eines gewissen Fensters variieren kann. So kommt der Schilfrohrsänger "normalerweise" erst Mitte April hier in Ostfriesland an, doch den folgenden Vogel konnte ich schon am 2. April auf dem Rysumer Nacken beobachten.
Ey, was guckst du?
this Sedge Warbler already arrived in Ostfriesland on 2nd of April and therefore at least ten days earlier than usual
Bis heute (11.04.) ist er der einzige Schilfrohrsänger, den ich hier in und um Emden feststellen konnte! Nach wie vor hält sich der Vogel in den verschilften Außendeichsflächen bei Rysum auf, wo er zumeist in einem Holunder singt.
Ebenfalls
recht früh, nämlich schon am letzten Märztag, entdeckte ich auf dem
Rysumer Nacken den für mich ersten Steinschmätzer des nicht mehr ganz
taufrischen Jahres.
"Guten Morgen, Steinschmätzer", rief ich ihm zu, "endlich biste wieder da, du alte Pappnase!"
Nur so im Spaß und eine Antwort bekam ich auch nicht:
"Guten Morgen, Steinschmätzer", rief ich ihm zu, "endlich biste wieder da, du alte Pappnase!"
Nur so im Spaß und eine Antwort bekam ich auch nicht:
first Northern Wheatear of the year (last day of March)
Bereits
zwei Tage später waren es dort sogar sieben Vögel, die sich auf einer
Sandfläche aufhielten und hüpfend und laufend kleinen Insekten
hinterherjagten. Sechs Männchen, ein Weibchen.
Einer
der Kerle zeigte sich besonders freundlich. Ich konnte ihn gleich an
drei aufeinanderfolgenden Tagen in Bildern festhalten.
Zunächst an einem Abend mit Sonne:
Aus geringerer Distanz und von der Seite:
Ein weiteres Bild, diesmal im allerletzten Licht des Tages:
Und hier stand der Vogel mal auf meiner Wasserpulle, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen:

Das obige Foto wiederum machte ich bereits im dichten Morgennebel des nächsten Tages.
Tautropfen klebten da noch an der spärlichen Vegetation. Tautropfen, die der Vogel immer wieder aufnahm, um seinen Durst zu stillen:
Es war wirklich noch finster, als diese Aufnahmen entstanden:
Nicht einmal für hübsche Lichtreflexionen auf den großen Augen hat es gereicht:
Der Steinschmätzer in seinem nebeligen Lebensraum:
Und wieder etwas größer:
Ob
es der Nebel war, der das Gefieder des Vogels benetzte, oder ob er etwa
ein Bad genommen hatte, kann ich nicht mit Bestimmtheit schreiben:
Und
noch ein Bild, weil ich Steinschmätzer einfach nur klasse finde. Nicht
zuletzt deshalb ist der Vogel ein fester und alljährlicher Bestandteil
dieser Seite, nämlich mindestens je einmal im Frühjahr und im Herbst:
Irgendwann lichtete sich der Nebel auch an diesem Tag, und für einen kurzen Augenblick herrschten etwas bessere Fotobedingungen:
Doch
allzu schnell rang die Sonne den Nebel komplett nieder. Plötzlich war
das Licht grell, der Vogel warf harte Schatten, und einfach alles sah so
richtig scheiße aus.
Ich brach also ab und hoffte darauf, dass der zutrauliche Steinschmätzer auch am kommenden Morgen noch anwesend sein würde.
Genug Zeit also, die folgende Frage zu beantworten: Was gab es in den vergangenen Wochen noch zu sehen?
Eine Isländische Uferschnepfe besuchte am 1. April die Kleinentnahmestelle in Wybelsum:
Icelandic subspecies of Black-tailed Godwit (right bird and record shot)
Alle
Merkmale, die diese intensiver gefärbte Unterart von unserer
Uferschnepfe unterscheiden, kann man auf dem Bild im direkten Vergleich
sehr gut erkennen (geringere Größe, kürzerer Schnabel, kürzere Beine,
tieferes Rot, das auf der Unterseite bis zum Steiß reicht...).
Der
Vogel kam zusammen mit den anderen Uferschnepfen angeflogen, rastete
kurz auf der Insel, um dann wieder durchzustarten. Ein eher kurzes
Vergnügen also.
Schon am 27.3. sah ich eine weibliche Kegelrobbe vor dem Emsstrand herumdümpeln:
Für mich war es die erste abseits der Hochseeinsel Helgoland!
Eine
Rohrdommel, die erste für mich in Ostfriesland, zeigte sich am 30.3.
scherenschnittmäßig im morgendlichen Wybelsumer Polder:
my first Bittern in Ostfriesland (record shot)
Sie verschwand ganz langsam im nahen Schilfgürtel.
Über die Monatswende hielt sich ein Trupp Berghänflinge auf dem Rysumer Nacken auf, bestehend aus maximal 220 Individuen:
Twite
Ihr
in Gesellschaft vorgetragener, etwas knirschender Gesang war zuletzt
ganz schön nervend, aber bald werden diese possierlichen Vögel in ihre
skandinavische Heimat zurückkehren und dort Schneehuhn, Rentier und
Vielfraß mit ihrer dürftigen Sangeskunst in die Flucht treiben ;-)
Dieselbe Art, ein anderes Bild:
Und schließlich noch eines, auf dem man die Berghänflinge auch als solche erkennen kann:
Manchmal
muss man seine Unterkunft nicht einmal verlassen, um Tolles zu sehen.
An einem kühlen Abend klopfte diese Florfliege von außen an meine
Balkontür und bat um Einlass:
a lacewing of unknown species knocked on my balcony door on late evening
Den
verweigerte ich ihr, holte aber stattdessen schnell meine Kamera. Ich
musste meine Staffelei als Stativ missbrauchen, weil das echte wie immer
im Auto lag. Das Licht war nach Sonnenuntergang so unglaublich
schlecht, dass von vierzig gemachten Bildern nur eines scharf geworden
ist.
Nebel im Wybelsumer Polder:
Das
folgende Bild zeigt Nebel am Mahlbusen an der Knock. Es entstand
tatsächlich am selben Morgen, vielleicht etwa 20 Minuten später, auch
wenn es so ausschaut, als sei das obere Bild nach, das untere vor
Sonnenaufgang aufgenommen.
Der Nebel hatte sich einfach nur wieder verdichtet, was hier an der Küste ganz fix gehen kann:
Nonnengänse im Nebel auf dem Rysumer Nacken:
Barnacle Goose
Und schließlich so etwas wie Herbststimmung im Frühling:
Bevor
ich also nun auf den Steinschmätzer zurückkomme, möchte ich noch
festhalten, dass ich den März genauso toll wie den April finde, den Mai
aber schon nicht mehr, weil dann die ersten Gräser blühen und ihr
verfickter Pollen mir den Rest gibt ;-)
Genau, der Steinschmätzer sollte also auch am kommenden Morgen noch vor Ort sein:
Und diesmal gab es statt Nebel eine geschlossene Wolkendecke, die im Verlauf des Vormittags auch noch zu weinen begann:
Ich
bin ja der Meinung, dass alle Zugvögel ein Schildchen um den Hals
hängen haben sollten, eines, auf dem der Zielort notiert ist.
Gerade
beim Steinschmätzer wäre das sehr interessant und aufschlussreich,
bewohnt er doch ein riesiges Areal, das vom östlichen Kanada (z. B. Baffin Island)
im Westen bis nach Alaska im Osten reicht. Grönländische Steinschmätzer
aber ziehen erfahrungsgemäß eher im Mai bei uns durch, weil sie im
Heimatgebiet bei zu früher Ankunft nur auf Schnee und Eis träfen.
Und ich kann das bestätigen, denn auf meinem Hinflug nach Fort Myers überquerte das Flugzeug die Südspitze der riesigen Insel. Und was gab es dort zu sehen? Schnee, Eis, Berge, aber eben noch keine Steinschmätzer...
Und ich kann das bestätigen, denn auf meinem Hinflug nach Fort Myers überquerte das Flugzeug die Südspitze der riesigen Insel. Und was gab es dort zu sehen? Schnee, Eis, Berge, aber eben noch keine Steinschmätzer...
In Ostfriesland brütet dieser rasant fliegende Vogel übrigens nur auf den Inseln.
Das Männchen:
Und hier mal ein Weibchen, das aber leider nicht näher herankam, weil es vom Männchen immer wieder verscheucht wurde:
Und wieder der Kerl, der übrigens pausenlos seinen Plaudergesang vortrug, um sich schon mal auf das nahe oder ferne Brutgebiet vorzubereiten:
Ein letztes Bild von diesem Vogel, der Emden inzwischen verlassen haben sollte:
Und das letzte Bild des Beitrags, das eine blühende Weide zeigt:
blooming Willow
Halt! Stopp!
Da war ich wohl etwas voreilig, habe ich doch noch ein geiles Suchbild zu bieten, das auf dem Rysumer Nacken entstand:
Ring Ouzel
Ein Wiesenpieper steht da oben rechts halb verdeckt auf der Spitze des Busches, aber der ist gar nicht gemeint.
Gemeint
sind drei Ringdrosseln. Zwei kann man rechts und auf halber Höhe im
Busch erkennen, eine dritte versteckte sich kurz vor der Aufnahme noch
tiefer im Innern des Weißdorns.
Eine weitere entdeckte ich zwei Tage später nahe dem Restaurant Strandlust:
another specimen
Und noch eine fünfte vom 12. April:
Eine weitere entdeckte ich zwei Tage später nahe dem Restaurant Strandlust:
another specimen
Und noch eine fünfte vom 12. April:
Gesehen und geknipst ebenfalls auf dem Rysumer Nacken.
Und nun die wirklich letzte Meldung der Woche: Am 31. März fand ich den ersten Ölkäfer des Jahres auf dem Deich bei Rysum. Nur drei weitere sollten bis heute folgen. Ist das traurig?
Ja, das ist es, aber dazu später mehr.