Samstag, 6. Juni 2015

Der einsamste Wiedehopf der Welt

Heute gibt es eine insgesamt eher traurige Geschichte, die doch eigentlich so verheißungsvoll begann:

"Der Wiedehopf ist wieder da!"

Diese eine Zeile war nämlich der Inhalt einer E-Mail, die mich Mitte April erreichte. Sie wirkte auf mich wie ein natürliches Aufputschmittel!

Das gibt es doch gar nicht, so dachte ich, das ist ja geradezu unglaublich. Unglaublich deshalb, weil der Vogel nun also im dritten Frühjahr in Folge ein Revier in Ostfriesland behauptete, in einem Teil der Republik, in dem die Art seit vielen Jahrzehnten nur noch als sehr seltener Durchzügler in Erscheinung getreten ist.

Zum ersten Mal hatte ich übrigens bereits im Herbst 2014 vom langen Aufenthalt dieses Vogels im Frühjahr zuvor gehört. Ich bat um sofortige Information im Falle eines erneuten Auftretens in 2015, doch wirklich rechnen konnte ich nicht damit und entsprechend überrascht war ich dann auch, als die Nachricht tatsächlich in meinem Postfach eintrudelte.

Und um diesen Prachtkerl geht es heute:

































this reclusive male Hoopoe has spent his third spring and early summer in a row in Aurich-Wiesens and adjacent areas of Großefehn-Holtrop, where it established one more time a territory for several weeks. Somehow this bird became famous in the small villages, and even people, who are not truly interested in wildlife, have noticed the Hoopoe because of his conspicuous calls and foraging behaviour on lawns and drive ways of private gardens. Unfortunately this guy did not find a female, although he was calling patiently for so many weeks. So hopefully he is going to return next year to get a fourth chance. In the case of success it'll be constituting the first breeding record for Ostfriesland for probably more than hundred years

Das Bild entstand durch die nicht ganz klare Seitenscheibe meines Autos hindurch und leider auch bei laufendem Motor (Vibration). Es zeigt den Wiedehopf bei der Nahrungssuche auf einem Maisacker, der sich zum Zeitpunkt der Aufnahme glücklicherweise noch im von mir so genannten Epipactis-Stadium befand. In nicht allzu ferner Zeit wird es für den Vogel nicht mehr möglich sein, dort herumzulaufen und im Boden zu stochern...


Wie in 2015 hatte der Wiedehopf auch schon ein Jahr zuvor und sogar schon im Frühjahr 2013 immer mal wieder einen bestimmten Hausgarten in der Nähe des Ems-Jade-Kanals in Holtrop besucht. Diese Stippvisiten fanden im Schnitt etwa dreimal die Woche statt oder besser: Sie wurden im Schnitt dreimal die Woche bemerkt. Der Vogel erschien dann meist für wenige Minuten in einem Apfelbaum vor dem Küchenfenster, rief ausgiebig und kontrollierte einige Male ein Astloch, das sich nur wenige dutzend Zentimeter über dem Erdboden befindet. Auf der anderen Seite des Hauses konnte er auch mehrfach auf einer Rasenfläche bei der Nahrungssuche beobachtet und mit dem Handy fotografiert werden.

Die Besuche im Garten der Familie "Foltom" waren nie vorhersehbar. Und sie erfolgten zu unregelmäßig und insgesamt zu selten, als dass sich in diesem Bereich Holtrops das Epizentrum des Reviers des Vogels befinden konnte. Trotzdem stellten wir im April 2015 in einem unordentlicheren Bereich des Gartens – es sieht dort sehr wiedehopfig aus – einen speziell für diese Art entwickelten Nistkasten auf.

Nach dem Motto: Irgendwer wird schon einziehen!

we offered him this specific nestbox, but Hoopoe has not even found it so far

Erst Wochen später, nämlich über Pfingsten, stellte sich heraus, wo genau der Vogel im Falle des Auftauchens eines Weibchens zu brüten beabsichtigte. Am westlichen Ortsrand von Wiesens (ca. drei Kilometer vom obigen Garten entfernt!) hatte er sich in einer alten Wallhecke eine Buntspechthöhle in einer Stieleiche in etwa acht Metern Höhe ausgesucht, die er immer wieder kontrollierte und auch ausmistete. Andere Interessenten oder einfach nur Neugierige wie eben der Buntspecht oder gleich zwei Stare wurden mit aufgestellter Haube und Vehemenz in die Flucht geschlagen. 

Oft stand der Vogel in der Nähe dieser Höhle auf Ästen einer Nachbareiche, putzte sich und sang auch ausgiebig*. Sein Schlafplatz aber war diese Spechthöhle dem Anschein nach nicht, denn abends flog er stets zu einem Hof in westlicher Richtung, wo dann auch morgens um fünf Uhr die ersten Rufe erklangen. Wo genau er dort übernachtete, konnte ich leider nicht herausfinden.

Hier ein Bild des singenden Vogels um kurz nach fünf Uhr morgens auf dem Dach eines der Gebäude des genannten Hofes:

lonesome Hoopoe singing already before breakfast at 5.20 a.m.

"Der weckt uns jeden Morgen pünktlich um fünf. Man kann sich wirklich auf ihn verlassen!" war dann jedenfalls die folgerichtige Bemerkung der Bewohner des Hauses.

Erst am späten Vormittag tauchte er dann wieder an der Wallhecke auf, um die Buntspechthöhle im Auge zu behalten. Zwischendurch war er unauffindbar geblieben. Ich vermute, dass er diese Zeit wieder einmal für einen seiner ausgedehnteren Ausflüge genutzt hatte.

Hier kontrollierte der Vogel gerade seine favorisierte Höhle in der Stieleiche (aufgenommen aus großer Distanz und bei sehr schlechtem Licht):


Hoopoe checking his main cavity (probably of Great Spotted Woodpecker) 

Der Wiedehopf besuchte viele Gärten in Wiesens und Holtrop und wurde von verschiedenen Bewohnern der Dörfer quasi unabhängig voneinander entdeckt und in einigen Fällen auch fotografiert und sogar gefilmt! Die meisten dieser Dorfbewohner konnten dem Vogel aber erst nach einer ausgiebigeren Internet-Recherche einen Namen geben. Eine Wiesenserin, die ursprünglich aus Polen stammt, hatte in dieser Hinsicht einen deutlichen Vorteil, weil sie den Wiedehopf noch aus ihrer Heimat kannte. Wegen seiner bunten Erscheinung und seines auffälligen Gesangs fiel der Vogel auch jenen Menschen auf, die sich sonst vielleicht nicht so sehr für die sie umgebende Tierwelt interessieren.

Das Revier des Wiedehopfes befand sich in einer nicht nur für Ostfriesland einzigartigen Landschaft, die von zum Teil über hundertjährigen Wallhecken geprägt wird und die sich zwischen den Ortschaften Aurich, Großefehn und Ihlowerfehn und darüber hinaus erstreckt. Man könnte sie als das Land der zwanzigtausend Eichen bezeichnen.

Es gibt dort kleine Dörfer und viele Höfe und viele Koppeln mit tausend Pferden. Insgesamt handelt es ich um eine strukturreiche Landschaft, die sich zum Beispiel sehr positiv von der agrarsteppigen Krummhörn abhebt:

landscape impressions

Gerade jetzt im Frühjahr, wenn die Eichen ihr noch jungfräuliches Laub austreiben, kann man sich kaum sattsehen an den leuchtenden Farben der frischen Blätter. Je jünger das Laub ist, desto gelblicher wirkt es. Das Grün der Blätter nimmt dann mit dem Alter stetig zu, bis das Blatt dann seine endgültige Größe und Farbe erreicht hat.

Auf dem obigen Bild und auch dem folgenden sind also trotz der unterschiedlichen Farben ausschließlich Stieleichen zu sehen.

Und noch zwei Bilder (ich bitte die zwei Hasen zu beachten):

Leider werden die Flächen, die von diesen Wallhecken gesäumt werden, in der Regel intensiv bewirtschaftet. Vor allem Mais und Roggen werden dort angebaut. Trotzdem bieten die alten und an Höhlen reichen Stieleichen einer Reihe interessanter Tierarten ein Refugium. Vor allem der Gartenrotschwanz kommt dort noch in sehr großer Zahl und hoher Dichte vor. Man kann ihn ohne schlechtes Gewissen als die Charakterart dieser Landschaft bezeichnen.

Hier allerdings ein Männchen aus dem Ihlower Forst, aufgenommen im April 2015:

Hoopoe's territory harbours tons of Common Redstarts

Und hier eine Zeitungsbox, in der sich ein Gartenrotschwanz-Nest samt Nachwuchs befand (inzwischen erfolgreich ausgeflogen):

nest of Redstart in the newspaper box below

Die Anwohner hatten in ihrer unerreichten Flexibilität einfach eine zweite Zeitungsbox angebracht. Das Nest ist in der unteren soeben erkennbar.

Das Angebot natürlicher Höhlen ist in der Wallheckenlandschaft sehr groß. Trotzdem kann das Aufhängen von Nistkästen nie schaden.

Und wenn am Ende, wie in diesem Fall, Stare einziehen, dann ist das auch nicht schlimm:

nest boxes can attract birds like Starling and Redstart – and Hoopoe

Eine Rinderfliege sonnte sich auf einem gefällten Birkenstamm:

likely Mesembrina meridiana. She can witness Hoopoe's long lasting presence in Ostfriesland

Eine weibliche Friedhofs- oder Totenfliege stand nur wenige Zentimeter daneben:

Cynomya mortuorum – the so called "Fly of the Dead"

Es wird in der Gegend vor Zecken gewarnt:

this sign doesn't make any sense, because ticks are not restricted to this location. They are almost everywhere in Ostfriesland, but I have never seen a sign like this before

Solche Schilder könnte man eigentlich in ganz Ostfriesland aufstellen. Ich weiß nicht, warum das ausgerechnet an diesem Ort steht. Ich kann das beurteilen, weil ich ein echter Zecken-Magnet bin. Sobald ich mich irgendwo im Outback hinsetze oder gar ein Nickerchen mache, machen sich alle Zecken in einem Umkreis von einem Kilometer auf den beschwerlichen Weg.

Eine Sternfahrt ohne Fahrzeug, wenn man so will. 


Vor vielen hundert Jahren war der Wiedehopf auch in Ostfriesland ein häufiger Brutvogel, wie alte Chroniken belegen. Die Landschaft war damals noch eine andere und durch den Menschen viel dünner besiedelt. Und auch die Landwirtschaft unterschied sich in vielerlei Hinsicht von ihrer heutigen Form.

Früher gab es Pferde und Ochsen statt dieser Neuzeit-Monstertraktoren. Und diese mächtigen Landmaschinen, mit denen man in kurzer Zeit riesige Flächen beackern kann, standen den Menschen damals natürlich auch noch nicht zur Verfügung. Vor allem aber gab es seinerzeit noch keine Chemikalien wie Kunstdünger und Pflanzenschutzmittel. Der verstärkte Einsatz von Chemie dürfte der Hauptgrund dafür sein, dass viele einst sehr häufige Tier- und Pflanzenarten unsere Republik in den letzten etwa hundert Jahren komplett oder bis auf kleine Restbestände verlassen haben.

Der Wiedehopf ist nur eine davon!

Will man heute sehen, wie es damals ungefähr bei uns ausgesehen haben muss, dann sollte man nach Ostpolen fahren oder nach Siebenbürgen in Rumänien oder nach Weißrussland. Bezeichnenderweise ist der markante Ruf des Wiedehopfes dort nie verstummt und in bäuerlich geprägten Gebieten nach wie vor eine Selbstverständlichkeit. Und diese Vorkommen sind für mich ein Hinweis darauf, dass das sich zwischenzeitlich abkühlende Klima allenfalls eine Nebenrolle beim Verschwinden des Wiedehopfes und anderer Arten aus Deutschland gespielt haben kann.

Wann genau die letzte Brut dieses interessanten Vogels in Ostfriesland stattgefunden hat, ist mir nicht bekannt. Ich gehe aber davon aus, dass das im 19. Jahrhundert (Mitte oder Ende) gewesen sein muss und somit vor über hundert Jahren!

Mein kleines Tarnzelt verlor sich etwas in der Wallheckenlandschaft:


my hide – well, I failed to get some good images of the Hoopoe, but instead I took many of another colorful bird (see below)

Wenn so ein hübscher Wiedehopf eine so lange Zeit bei mir vor der Haustür verbringt, dann sollte es doch mit dem Teufel zugehen, wenn ich keine schönen Bilder von ihm hinbekommen könnte. 

Doch weit gefehlt!

Der Vogel zeigte sich sehr aufmerksam und scheu. Das bestätigten mir auch alle Menschen, die ihn in ihren Gärten beobachten und z. T. durchs Fenster hindurch fotografieren konnten. Nur ein Mann aus Holtrop berichtete mir, der Wiedehopf sei bei seinen Besuchen immer recht zutraulich gewesen:

"Wenn ich hier morgens auf dem Rasen stehe, dann sucht er dort hinten in aller Ruhe nach Nahrung."

Er wies auf einen Bereich in nur fünf Metern Entfernung!

Vielleicht bin ich gemein, wenn ich jetzt schreibe, dass es sich bei diesem Mann ausgerechnet um einen Jäger handelt, der natürlich auch als einziger Anwohner von gleich zwei Wiedehopfen erzählen konnte. Irgendwie haben Waidmenschen eine völlig andere Wahrnehmung.


Ich versuchte es also wieder einmal mit Mehlwürmern. Doch diesmal sollte ich scheitern, weil man nie vorhersehen konnte, wo genau der Wiedehopf nach Nahrung suchen würde. Jedesmal entschied er sich für einen neuen Bereich. Oft war das zwar der Maisacker, der an die Wallhecke mit der Höhle angrenzt, doch der ist einfach viel zu groß, um einen Treffer landen zu können.

Ich versuchte es trotzdem einige Male an verschiedenen Stellen. Doch es waren immer Amseln, die die Mehlwürmer meist innerhalb kürzester Zeit fanden und binnen Minuten wegschaufelten. Sie sind einfach sehr zahlreich, und man kann sagen, dass jeder Quadratzentimeter des großen Ackers in jeder Stunde mindetens einmal von ihnen abgesucht wird. Der Wiedehopf hatte also überhaupt keine Chance, etwas von dem verlockenden Angebot mitzubekommen.

In Bezug auf die allgegenwärtige Amsel gibt es heute diesen Merksatz: Liebe Eichelhäher und Elstern, ihr habt euren Job nicht gemacht!

Und als schließlich auch noch er hier auftauchte, war der Tag im Eimer:


Pheasant!

"Geh weg, du Idiot!" rief ich dem Fasan aus meinem Versteck zu, doch der Vogel ließ sich nicht einschüchtern und aß tonnenweise Mehlwürmer. 

Ich mag diesen aufgeblasenen Popanz nicht!

Ich mag ja sonst alle Vögel, aber er ist die Ausnahme von der Regel. Er kann nichts dafür, aber er stammt aus Asien und hat Mitteleuropa nicht auf eigenen Schwingen erreicht. Man hat den Fasan hier angesiedelt, weil er die Jagd bereichern sollte. Und das hat er über viele Jahrhunderte und bis heute sehr zuverlässig getan.

Er wird gehegt und gepflegt von den Hubertusheinis. Man beseitigt seine Feinde und tut alles Erdenkliche dafür, dass die Zahl der Individuen sehr hoch ist, damit man am Ende der Saison gut rumballern oder, wie der Jäger sagt, den "Überschuss abschöpfen" kann. Und eben deshalb hege ich eine Abneigung gegen diesen Vogel, um den seitens der Jägerschaften so viel Aufhebens gemacht wird, gerade so, als handele es sich hier um die einzige Vogelart der Welt. Die Gründe für diese innige Liebe der Lusttöter zu diesem Vogel sind natürlich transparent wie Plexiglas.

Und wie fühlt es sich eigentlich an, wenn man dann auch noch offiziell als Jagdfasan bezeichnet wird? Ich meine, das ist doch krank, wenn schon der Name ausdrückt, für welch sinnfreie Sache man letztendlich lebt und stirbt.

Na ja, auch dafür kann der Vogel natürlich nichts.

In Oldenburg sollen die ersten Fasanen übrigens gleich zu Beginn des 17. Jahrhunderts ausgesetzt worden sein, Daten für Ostfriesland sind mir nicht bekannt. Was müssen das davor, zumindest aus naturkundlicher Sicht, für glorreiche Zeiten gewesen sein, als noch Wachtel und Rebhuhn die hiesige Feldflur akustisch dominierten und das heisere Krächzen des Fasans im fernen China nicht bis zu uns herüberklang.

Egal, es war also eine einzige Kacke mit den Mehlwürmern!

Ich musste mich mit Bildern aus sehr großer Distanz zufriedengeben.

Mit Bildern wie dem folgenden, das aber einen immensen künstlerischen Anspruch erfüllt:

Wohl kaum eine andere Vogelart ließe sich allein anhand ihres Profils so leicht wie ein Wiedehopf bestimmen!

Links von dem Vogel befindet sich die Höhle, die ich während einer längeren Abwesenheit des Wiedehopfes fotografieren konnte:









Mr. Hoopoe's favorite cavity

Weil der Wiedehopf nicht in den Genuss meiner leckeren Mehlwürmer gekommen ist, musste er sich halt selbst was suchen. Wiedehopfe verspeisen ausschließlich tierische Kost und davon wohl alles, was durch den Schlund passt. In großen Teilen seines Verbreitungsgebietes ist die Maulwurfsgrille eine bedeutende Nahrungsquelle, doch die kommt in Ostfriesland nicht vor.

Ich beobachtete ihn ein ums andere Mal mit dem Spektiv, was auf einem weiten und recht ebenen Acker ein Kinderspiel darstellte. Trotzdem war die Distanz zum Vogel meist zu groß, um Beutetiere auch nur bis auf Ordnungsniveau bestimmen zu können. Gelang es mir doch, dann waren es ausnahmslos Regenwürmer, die er sich nach Hopfmanier regelrecht einschmiss.

Ein echter Ostfriese halt: Nich' lang schnacken, Kopp in Nacken ;-)

Am Abend des Pfingstsonntag konnte ich eine kuriose Beobachtung machen. Der Wiedehopf flog gegen 21.00 Uhr wie gewohnt in Richtung des oben mehrfach erwähnten Hofes, doch diesmal mit Beute im Schnabel! Es sah wie ein klassischer Fütterungsflug aus, doch gab es eben weder einen zweiten Vogel noch Nachwuchs, den es zu versorgen galt.

Vielleicht war da einfach der Wunsch des Vogels Vater dieser Tat.


more landscape impressions

In Deutschland brüten etwa 350 bis 450 Paare des Wiedehopfes. Die meisten davon wohl im äußersten Südwesten Baden-Württembergs sowie in den nicht mehr ganz neuen Bundesländern. Mitteleuropäische Wiedehopfe sind meist Langstreckenzieher, die in Afrika südlich der Sahara überwintern. Weil der Vogel eher wie ein Schmetterling flattert, kann man sich nicht vorstellen, dass er eine so lange Distanz zweimal im Jahr bewältigen kann.

In der jüngeren Vergangenheit hat sich beim Wiedehopf etwas getan, denn er zeigt plötzlich wieder deutliche Ausbreitungstendenzen (siehe Link unten).

In Niedersachsen zum Beispiel gibt es wieder Brutvorkommen in den östlich(st)en Landesteilen, nachdem die Art hier vorübergehend als ausgestorben oder wenigstens als verscholllen gegolten hatte. Und 2009 konnte mir ein Mensch in Münkeboe/Kreis Aurich Handybilder von einem Wiedehopf zeigen, der sich nach seinen Schilderungen ein Jahr zuvor über mehrere Wochen in der Umgebung seines Hauses am Rande des Moores herumgetrieben und auch gerufen hatte.


Ich finde es so schade, dass der Wiedehopf nun schon in der dritten aufeinanderfolgenden Saison ohne Partnerin geblieben ist. Mich erinnerte das Ganze spontan an den letztjährigen Drosselrohrsänger im Wybelsumer Polder, der extra aus dem fernen Afrika angereist war und sich zwei komplette Wochen die Kehle aus dem Leib gesungen hatte, quasi 24 Stunden am Tag, und schließlich doch erfolglos weiterziehen musste.

Die Gründe sind in beiden Fällen dieselben.

Beide Vögel haben sich ohne ihr Wissen ein Revier ausgesucht, das sich weit außerhalb des geschlossenen Areals der jeweiligen Art befand. Vor über hundert Jahren wären ihre Anstrengungen wohl noch von Erfolg gekrönt worden, doch diese Zeiten sind leider längst vorbei.



Eichenlaub:

Trotzdem besteht aus den oben genannten Gründen Hoffnung, weshalb es jetzt einen Aufruf gibt:

Liebe Wiedehöpfinnen aus Deutschland oder Polen oder dem Baltikum, schaut doch bitte mal im kommenden Frühjahr kurz hier in Aurich vorbei! Ich verspreche nicht zu viel, wenn ich schreibe, dass der hier und heute vorgestellte Kerl ein ganz fescher ist, einer, der eine echte Wiedehopf-Schönheitskönigin mit einem großen Herzen verdient hätte. Vielleicht die aktuelle Siegerin von PNHTM (Poland's Next Hoopoe Top Model 2015). Schon eine einzige erfolgreiche Brut mit vielleicht fünf, sechs Jungen könnte den Grundstein für eine rosige Zukunft des Wiedehopfes in Ostfriesland legen.

Und vielleicht wird Ostfriesland dann ja mal der Wagram oder der Kaiserstuhl Niedersachsens, nur eben ohne Höhenzug und ohne Löss und ohne Weinanbau. Denn es war schon cool, den Gesang des Wiedehopfes hier in der Wallheckenlandschaft zu hören und dem Vogel beim Kontrollieren von Nisthöhlen über die Schulter zu schauen. Sowas hatte ich zuvor nur im Mittelmeerraum und in Rumänien erleben dürfen. Dass mir das aber eines Tages auch hier in Ostfriesland vergönnt sein würde, wäre mir zuvor niemals in den Sinn gekommen.

Abschließend verlinke ich noch zu einer sehr interessanten Arbeit über die Bestandszunahme des Wiedehopfes im Oberrheingebiet im Südwesten Baden-Württembergs:  klick.

Wirklich sehr lesenswert!


Wäre ich eine Kohlmeise aus Freepsum, hätte ich mir auch diese hübsche und einzigartige Eigentumswohnung für die Aufzucht meiner Jungen ausgesucht (Foto: Herald Ihnen/Freepsum):




this Great Tit raised her offspring in a very pretty and unique mail box (Foto: Herald Ihnen/Freepsum)

Ein wirklich liebevoll gestalteter Briefkasten!


So, jetzt gibt es wieder drei Schwarz-Weiß-Bilder.

Das erste zeigt einen wohl frisch geschlüpften Maikäfer, den ich ebenfalls in Wiesens fand. Er und seine Larven, die bekannten Engerlinge, stehen ganz bestimmt auch auf der Wunschliste des Wiedehopfes:

Cockchafer - in my whole life I have not seen more than overall 10 indiviuals of this formerly abundant species. And in the meantime I became an old man! I can't imagine, how this beetle could have been a pest and why people had to fight with it in previous decades and centuries

Man mag es kaum glauben, aber in meinem ganzen Leben habe ich noch nicht mehr als insgesamt zehn Maikäfer gesehen. Dieser hier war erst der zweite für mich hier in Ostfriesland nach einem Individuum, das ich vor drei Jahren in Tannenhausen gefunden hatte!

Die Art scheint hier heute so dermaßen selten zu sein, dass man den fünften Streich von Grimms Lausbuben Max und Moritz gar nicht mehr nachspielen könnte. Und wie kann der Maikäfer früher überhaupt eine Plage gewesen sein?


Oh, wie drollig:

mystery creature, waiting for Frauchen in front of a supermarket  ;-) Why Frauchen? Because only women love to have a tiny dog like this, that fits right in their purse

Diese langhaarige Kampfratte fing auf einmal zu kläffen an, als ich mich am Pfingstsamstag tief in Gedanken versunken dem Eingang des Supermarktes in Holtrop näherte. Ich erschrak und entdeckte ihn nicht auf der Stelle, den Wadenbeißer, weil ich natürlich am Boden suchte. Doch dann fand ich ihn in einem Fahrradkorb!

Schnell lief ich zurück zum Auto, um meine Kamera zu holen...

Wie er den Eingang im Auge behält. Schon irgendwie süß, der kleine Fratz, oder?

Kuckuck, hier ist die Kamera:

Es geht doch!

Als ich den Supermarkt einige Minuten später wieder verließ, befand sich der Hund nach wie vor auf der Lauer in seinem Fahrradkorb. Ob er jemals wieder abgeholt worden ist?

Ich habe keine Ahnung...

Ach ja, das mit den Gebrüdern Grimm war nur ein Scherz! Max und Moritz stammen natürlich aus der Feder von George W. Bush ;-)


* Die geschilderten Beobachtungen machte ich am Pfingstwochenende