wilde perspektiven

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Mittwoch, 20. April 2016

Knoblauchkröte

Seit nunmehr über vier Jahren berichte ich in diesem Blog ganz exklusiv über die großartige Natur.

Während dieser langen Zeit hat es aber noch nie vier aufeinanderfolgende Beiträge mehr oder weniger ausschließlich über Amphibien gegeben. Und glaubt mir, das war so nicht geplant. Es ist einfach passiert. Irgendwie hat es sich so ergeben.

Doch heute endet diese Reihe, weil jede Reihe einfach mal enden muss.

Zum Abschluss geht es um ein Tier, das fast so etwas wie ein Phantom ist.

Man hört es so gut wie nie und sieht es noch deutlich seltener!

Ich verrate kein Geheinnis, wenn ich schreibe, dass dieses Tier schon seit Bestehen dieses Blogs ganz oben auf meinem Wunschzettel stand. Dass ich es nun endlich durch einen glücklichen Zufall dingfest machen konnte, freut mich sehr.


Um wen genau es heute geht, habt ihr natürlich längst der Titelzeile entnommen:

European Common Spadefoot – finally I've found this widely unknown beauty!

This fossorial species is definitely rare in Ostfriesland and probably restricted to the Geest, although it can not be excluded from the Marsh with certainty. Due to its nocturnal activity small populations of Spadefoot may still be undiscovered. The Common Spadefoot prefers areas with sandy soil such as military training areas, heathland, and pinewoods, and likely sandpits around the city of Aurich, where it has been recorded already for decades. Till I found the specimens shown in this blog post, there had been only one personal encounter with Common Spadefoot, when I discovered a single specimen near Osnabrück almost 30 years ago

All pictures except number 5 show the same specimen!


Unverhofft kommt oft, sage ich immer etwas floskulös.

Weil ich nach den Bildern vom Fadenmolch auch noch welche vom Teichmolch machen wollte, suchte ich einen kleinen Tümpel in Aurich-Brockzetel auf, den ich noch aus meiner Auricher Zeit kannte. Zuletzt war ich dort allerdings vor etwa sechs Jahren gewesen. Ob es in diesem Tümpel überhaupt Teichmolche gab, wusste ich nicht einmal. Das überschaubare Gewässer erschien mir aber einfach geeignet für diese recht verbreitete Art, die ich zuvor im Collrunger Moor vergeblich gesucht hatte.

Ich kescherte mal wieder und kam mir dabei wie ein Löffler vor, der im Trüben fischt.

Mein feines Gespür hatte mich nicht im Stich gelassen, denn schnell fing ich dieses Männchen:

male Smooth Newt

Nur wenige Minuten später kam eine Frau hinzu:

female

Und obwohl ich mein Ziel nun erreicht hatte, gab ich weiterhin alles und kescherte mir einen Wolf.

Schließlich hoffte ich in meiner Maßlosigkeit auch noch auf einen Bergmolch oder einen Kammmolch. Für Ostfriesland wäre schon der Nachweis nur einer dieser beiden Arten ein echter Knaller gewesen.

Doch es wollte partout nicht klappen.

Dafür duckte sich wenig später ein "Frosch" in meinem Kescher, den ich auf die Schnelle nicht einordnen konnte. Seine Oberseite war einheitlich dunkel, und er hielt die Augen geschlossen.

Für mich kamen an diesem Ort nur Erdkröte und Grasfrosch infrage.

Doch es war weder die eine noch der andere.

Denn als ich das Tier aus dem Netz nahm, um es genauer zu begutachten, begann es sofort damit, die Hinterläufe im Wechsel gegen meine Handinnenfläche zu reiben. Ich spürte die harten und scharfkantigen, zu Grabschaufeln umgewandelten Fersenhöcker und konnte mein Glück kaum fassen. Zu meiner großen Überraschung hatte ich eine Knoblauchkröte gefangen, die sich jetzt in meinen Händen rückwärts eingraben wollte.

Kein Scherz, ich rief ganz laut: "Yeah!"

Denn es war für mich die erste Knoblauchkröte seit etwa 30 Jahren und erst die zweite überhaupt!

Für Statistiker: Dieses Wunder biblischen Ausmaßes geschah am Nachmittag des 11. April 2016.


Eigentlich ist die Knoblauchkröte unverkennbar, weil sie eine ganz eigene Physiognomie besitzt, die sie auf der Stelle von allen anderen heimischen Froschlurchen unterscheidet. Und wenn ich mir das folgende Bild so ansehe, dann erinnert mich dieses Tier irgendwie an die Saiga aus den Steppen Zentralasiens.

Die beiden könnten wohl eineiige Zwillinge sein, so vom Gesichtsausdruck her:



Hinzu kommen die vertikalen und somit katzenartigen Pupillen der Knoblauchkröte, die Grasfrosch und Erdkröte nicht einmal während des Karnevals zeigen. Doch Vorsicht: Wenn es stockfinster ist, sind sie maximal geweitet und kreisrund. Und das ist natürlich auch bei Arten mit waagerechter Pupille der Fall.

Was man auf all den hier gezeigten Fotos leider nicht sehen kann, ist, dass diese Art oft sehr hübsch gezeichnet und gefärbt ist. Während ihres Aufenhaltes im Wasser wird die Haut aber, ähnlich wie bei männlichen Grasfröschen, nahezu einheitlich dunkel. Also nix mit hübschem Muster und tollen Farben. Es wäre also sehr reizvoll, mal eine Knoblauchkröte im Sommer zu erwischen. Doch ob das jemals klappen wird, wage ich zu bezweifeln.


Aber warum habe ich die Knoblauchkröte trotz ihrer einmaligen Erscheinung erst erkannt, als ich sie in meinen Händen hielt? 

Weil ich diese Art einfach nicht auf dem Schirm hatte. Es war genau wie mit dem Fadenmolch im Collrunger Moor. Man rechnet einfach nicht mit einem Knaller, sondern erwartet stattdessen immer eine der häufigen Arten.

Ich blickte zum Himmel und freute mich darüber, dass das Licht an diesem Nachmittag nicht mehr ganz so übel war wie noch wenige Minuten zuvor. Schnell machte ich meine Kamera startklar und setzte das Tier ins flache Wasser. Ganz vorsichtig, um es nicht zu verschrecken. Ich legte mich hin und schoss einige Bilder, die alle identisch aussehen, weil sich die Knoblauchkröte zunächst nicht rührte.

Nämlich so:



different – this individual has been my first Common Spadefoot since approximately 30 years!

Doch dann plötzlich zeigte sie, was sie so draufhatte. Blitzschnell tauchte sie ab. Völlig überraschend für einen nicht mehr ganz jungen Menschen wie mich. Da blieb mir nicht einmal mehr die Zeit für eine angemessene Reaktion.

Ich war enttäuscht, weil ich doch noch weitere Fotos hatte machen wollen. Das war jetzt nicht mehr möglich. Doch weil ich nun wusste, dass dieser kleine Tümpel mindestens eine Knoblauchkröte beherbergte, beschloss ich, an einem anderen Tag zurückzukommen. Ich war mir nämlich hundertprozentig sicher, dass weitere Individuen anwesend waren.


Der Tümpel, der sowohl Teichmolch als auch Knoblauchkröte als Laichgewässer dient, an einem nebligen Morgen:


where Common Spadefoot and Smooth Newt mate – but not with each other

Am Donnerstag (14. April 2016) kehrte ich zurück.

Doch diesmal in der Abenddämmerung, weil ich die Gunst der Stunde nutzen und endlich auch mal die Rufe dieser Art vernünftig hören wollte.

Dunkel war es, als ich ankam. Sehr dunkel. So finster, dass ich mich auf dem Gelände verlief und wie Hänsel ohne Gretel durch die Gegend irrte!

Alle Wege sahen gleich aus. Ich brauchte ewig, bis ich den Tümpel endlich aufspürte. Schlecht war das aber nicht, denn inzwischen war auch der starke Verkehr auf einer nahen Kreisstraße mehr oder weniger zum Erliegen gekommen. Das war wichtig, denn die Rufe der Knoblauchkröte sind sehr leise und tragen nur wenige Meter weit.

Als ich schließlich am Ufer des Tümpels stand, hörte ich die Tiere sofort. Ihre Rufe klangen wie eine Mischung aus einem verhaltenen Türklopfen und dem Schnalzen mit der Zunge.

Tock, tock, tock, tock... 

Wenn die wenigen anwesenden Individuen auch im selben Takt riefen, so hörten sie sich doch deutlich verschieden an. Manche riefen sehr leise, andere eher laut. Wenige recht hoch, die meisten deutlich tiefer.

Die unterschiedliche Lautstärke ließe sich noch damit erklären, dass die Knoblauchkröte sowohl unter als auch über der Wasseroberfläche rufen kann. Doch das erklärt nicht die verschiedenen Tonhöhen. Möglicherweise waren Individuen von unterschiedlicher Größe anwesend.

Zusätzlich zu den Klopfrufen konnte ich immer wieder ein leises Knurren hören, ähnlich jenem des Grasfrosches, das sich manchmal unmittelbar an das Klopfen anschloss und meiner Meinung nach auch von der Knoblauchkröte stammte.

Sicher bin ich mir aber nicht.



Common Spadefoot lives a secret life

Die Rufe der Knoblauchkröte waren nicht neu für mich.

Ich kannte sie vom Flugplatz in Bramsche-Achmer, und auch an den Klärteichen Vinte hatte ich sie vor vielen Jahren einige Male gehört.

Beide Orte liegen im Landkreis Osnabrück.

Jetzt, in Aurich-Brockzetel, war trotzdem alles anders. Es war zu dieser fortgeschrittenen Stunde mucksmäuschenstill im Outback. Da waren absolut keine störenden Nebengeräusche, von wenigen Autos, die jetzt nur noch im Viertelstundentakt vorbeirauschten, mal abgesehen. Es war so unglaublich still, dass mein eigenes Atmen zum einzigen Geräusch meiner Umgebung mutieren konnte.

Das war seltsam, fast unheimlich. Und ich war nicht etwa am Keuchen.

Weil der Tümpel mit seiner gerade mal etwa 50 Quadratmeter messenden Wasserfläche sehr klein ist, konnte ich die Rufe der Knoblauchkröte zum ersten Mal in meinem Leben geradezu ungefiltert hören. Mit meiner Taschenlampe leuchtete ich immer wieder die Wasseroberfläche ab, doch es war wie verhext, weil ich keines der rufenden Tiere entdecken konnte.

Rufende Knoblauchkröten, das wusste ich, lassen sich nur sehr schwer orten. Einerseits rufen sie fast immer unter Wasser. Auf der anderen Seite verharren sie dort über einen längeren Zeitraum völlig regungslos. Kein noch so leichter Wellenschlag verriet mir etwas über ihren genauen Aufenthaltsort. Gleichzeitig schienen sich die Knoblauchkröten nicht am Lichtkegel meiner Lampe zu stören. Geradezu gebetsmühlenartig erklangen ihre leisen Rufe in der kühlen Nacht.

Anhand dieser verschieden klingenden Rufe gehe ich von maximal zehn Männchen aus. Einfach war das Schätzen aber nicht, weil oft – ähnlich wie beim Laubfrosch – mehrere Tiere nahezu gleichzeitig riefen.

Merksatz: Da kann schnell ein zu niedriger Bestand ermittelt werden.

Trotzdem: Diese Population in Aurich-Brockzetel ist ganz bestimmt keine kopfstarke. Vielleicht könnte man sie durch das Ausheben weiterer kleiner Laichgewässer unterstützen. Denn dass es auf diesem Gelände nur einen kleinen Tümpel gibt, ist eigentlich ein Unding.


Der Lebensraum der Knoblauchkröte in Aurich-Brockzetel ist auf Sand gebaut:






habitat of Common Spadefoot in Aurich on a misty morning

Die unbefestigten Wege werden durch den Einsatz verschiedener geländegängiger Fahrzeuge vegetationsfrei gehalten. Das geschieht nicht vorsätzlich zum Wohle der Knoblauchkröte oder anderer Arten, aber immerhin profitieren sie davon.

Gleichzeitig bilden sich Wagenspuren, die sich nach heftigen Niederschlägen vorübergehend mit Wasser füllen können. Für die Knoblauchkröte reichen solche Kleinstgewässer nicht aus, doch es gibt Arten, die bevorzugt darin ablaichen. Die Gelbbauchunke zum Beispiel ist so ein Kandidat.

Allerdings kommt sie nicht in Ostfriesland vor:






different aspect of same area

Besenheide und Waldkiefer sind hervorragend an den sandigen Untergrund angepasst.

Beide zusammen und weite Flächen mit Trockenrasen prägen das Bild dieser kargen und nährstoffarmen Landschaft, in der man sich sehr gut den melancholischen Gesang der Heidelerche vorstellen kann. Doch die kommt dort leider ebenso wie die Gelbbauchunke nicht vor. Dafür aber Baumpieper und Gartenrotschwanz.

Eine große Ähnlichkeit mit dem Flugplatz in Bramsche-Achmer lässt sich nicht leugnen.

Und es ist ganz bestimmt kein Zufall, dass sich die Knoblauchkröte hüben wie drüben wohlfühlt:





another  

Offene und halboffene Flächen auf sandigem Grund, die weder gedüngt noch gespritzt werden, sind in Deutschland sehr selten geworden. In den allermeisten Fällen handelt es sich um Lebensräume aus zweiter Hand wie etwa Truppenübungsplätze oder Sandgruben. Natürliche Binnendünen hingegen gibt es nur noch in Ausnahmefällen, zum Beipiel in Dömitz an der Elbe.

Sie stellen ein Refugium für eine ganze Reihe bedrohter Tier- und Pflanzenarten dar, die in der überdüngten Einheits-Agrarsteppe kein Auskommen mehr finden. Auch die versteckt lebende und abseits der Paarungszeit ausschließlich nachtaktive Knoblauchkröte ist da keine Ausnahme.

Im Alten Moor bei Bramsche, das diese Bezeichnung längst nicht mehr verdient, scheint die Knoblauchkröte aber ein Ackerbewohner zu sein. Jedenfalls sind die Klärteiche Vinte, wo die Tiere ablaichen, in eine Ackerlandschaft eingebettet. In der Literatur findet man viele ähnliche Angaben zum Lebensraum der Knoblauchkröte. Dort werden zum Beispiel Kartoffeläcker und Spargelfelder als Habitat für diese Art genannt.

Doch um eine echte Erfolgsgeschichte handelt es sich hier nicht, denn auf Äckern drohen den Tieren neue Gefahren. Sie können durch verschiedene Geräte, die der mechanischen Bearbeitung dieser Flächen dienen, verletzt oder getötet werden. Und auch Gifte, ohne die es in der Landwirtschaft nicht mehr geht, dürften sich nachteilig auf die Populationsstärke der Knoblauchkröte auswirken.

Da hilft es auch nicht, dass sich die Tiere tief eingraben können.


Mag sie im Moor auch noch so lästig sein, eine wunderschöne Borke hat sie allemal:

Downy Birch

Die Moorbirke kommt auch im Lebensraum der Knoblauchkröte in Brockzetel vor, weil dieser einst Teil der riesigen ostfriesischen Zenralmoore gewesen ist.


Zurück zur Knoblauchkröte, die sich natürlich nicht einfach nur so aus Jux und Dollerei im kalten Wasser aufhält. Die Tiere rufen und paaren sich dort. Und das fast immer im April und somit unmittelbar im Anschluss an die echten Frühlaicher Grasfrosch und Erdkröte.

Und wenn sich zwei Partner im überschaubaren Tümpel gefunden haben, dann legt das Weibchen seine Eier ab. Diese werden beim Austreten aus seinem Unterleib vom Männchen befruchtet. Indem sich das Paar während des Ablaichens stetig fortbewegt, werden die Laichschnüre – ähnlich wie im Falle der nicht verwandten Erdkröte – um Pflanzenstängel und vergleichbare Strukturen gewickelt. Das verhindert ihr Absinken auf den Gewässergrund, wo es an Licht und vielleicht auch an Sauerstoff mangeln könnte.

Und so sieht der Laich der Knoblauchkröte aus:

Spadefoot's spawn is unique and therefore easy to identify

Er ist in seiner Form einzigartig.

Anders als jene der Erdkröte sind die Laichschnüre der Knoblauchkröte nämlich kurz und dick. Fast sehen sie wie eine Mischung aus Laichschnüren und Laichballen aus. Nie zuvor in meinem Leben hatte ich sie gesehen. Ein echter Laich-Lifer waren sie an diesem Tag für mich.

Die Laichzeit der Knoblauchkröte findet in Ostfriesland unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Man bekommt aber nur deshalb nichts von ihr mit, weil diese Art hier so selten ist. Käme sie in ähnlich großer Zahl vor wie Grasfrosch und Erdkröte, wäre auch die Wanderung dieser Art ein auffälliges Ereignis, für das sich das Errichten von Fangzäunen lohnen würde. Denn auch die Knoblauchkröte ist ein so genannter Explosivlaicher.

Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an einen Aufenthalt in Rumänien im April 1995.

Die Straßen am Schwarzen Meer waren in einer regnerischen Nacht voll mit Syrischen Schaufelkröten, von denen natürlich viele überfahren wurden. Tausende dieser Tiere hatten sich in dieser Nacht gleichzeitig auf den Weg zu den Laichgewässern gemacht, die sich auf der anderen Straßenseite befanden. Die Syrische Schaufelkröte ist eine nahe Verwandte der Knoblauchkröte und sieht fast identisch aus.

Also beinahe so wie die hier:







































Ich deutete an, dass das Vorkommen der Knoblauchkröte in sandigen Gebieten um Aurich bereits lange bekannt gewesen ist. Wie lange genau, weiß ich aber nicht. Unbekannt sind mir auch die genauen Fundorte aus früheren Jahren.

Weil ich mich nicht mit diesem einen Erfolg zufriedengeben wollte und mir andere Gebiete in der Nähe von Aurich für diese Art geeignet erschienen, suchte ich nun gezielt nach weiteren Vorkommen. Leider ohne jeglichen Erfolg. In keiner der Sandgruben, die ich aufsuchte, begegnete ich der Knoblauchkröte.

Das muss aber noch nichts bedeuten. Weitere Kontrollen in den kommenden Jahren könnten durchaus ihren Sinn haben. Und vielleicht sollte man sich bei der Nachsuche nicht nur auf Aurich beschränken. Die Knoblauchkröte bevorzugt zwar sandige und somit leicht grabbare Böden, doch schwere lehmige werden von ihr keineswegs gemieden.

Eine Nachsuche in der Marsch, wo diese Art bislang noch nie beobachtet worden ist, müsste also nicht zwingend negativ verlaufen.


Das nächste Foto zeigt einen Acker, der direkt an den Lebensraum der Knoblauchkröte in Aurich-Brockzetel angrenzt:

in this flooded field right next to the habitat of Common Spadefoot I caught two Smooth Newts plus a Common Toad with my hand net

Nach länger andauernden Regenfällen war der Randbereich geflutet.

Dass das wohl alljährlich geschieht, kann man an den auch auf dem Bild sichtbaren Beständen der Flatterbinse erkennen. Das Wasser hatte dort etwa Gummistiefeltiefe. Spontan zauberte ich meinen Kescher hervor und zog ihn durch die Fluten. Eine Knoblauchkröte fing ich nicht, sehr wohl aber eine Erdkröte und zwei Teichmolche!

Ein vorletztes Bild vom Star dieses Beitrages:



Die Knoblauchkröte ist eine heimliche Amphibienart.

Deshalb wird sie wohl auch vielerorts übersehen. Die beste Nachweismöglichkeit hat man zur Laichzeit, wenn die Tiere rufen. Das gilt übrigens auch für Gartenteiche, wenn man in einem für diese Art geeigneten Gebiet wohnt. Doch auch ohne die Rufe kann es sich lohnen, an geeigneten Gewässern nach dem einzigartigen Laich der Knoblauchkröte zu suchen. Später im Jahr sind es vor allem die Kaulquappen, die man visuell oder mit Unterstützung eines Keschers nachweisen kann.

Sie können übrigens eine beachtliche Größe erreichen!

Die Verbreitung dieser Art in Deutschland ist sehr lückig. Die stärksten Vorkommen gibt es in den neuen Bundesländern, wo die Knoblauchkröte, von den Höhenzügen der Mittelgebirge abgesehen, auch nahezu flächendeckend vorzukommen scheint. Im Westen sieht es nicht so rosig für diese Art aus. Über weite Teile des Landes fehlt sie wohl tatsächlich komplett. Gleichzeitig scheinen viele existierende Populationen nur aus wenigen Individuen zu bestehen, wie das wohl auch in Aurich-Brockzetel der Fall ist.

Und es ist nicht neu, dass eine kleine Population viel schneller erlöschen kann als eine große.


vertical cat-like pupils indicate Common Spadefoot is strictly nocturnal

Will man also die Knoblauchkröte auch künftig in Ostfriesland und anderswo beobachten, muss man etwas für ihren bedrohten Lebensraum tun. Gleichzeitig würde man auf diese Weise viele andere anspruchsvolle und seltene Tier- und Pflanzenarten unterstützen. Spargelfelder und Kartoffeläcker stellen jedenfalls keinen vollwertigen Ersatzlebensraum für diese interessante Art dar.

Wird sich die Knoblauchkröte also in Ostfriesland dauerhaft halten können?

Die Vergangenheit hat leider eindrucksvoll gezeigt, dass in diesem Zusammenhang Skepsis mehr als angebracht ist. Der Flächenbedarf des Menschen nimmt auch in Ostfriesland immer weiter zu. Die Interessen des Natur- und vor allem Artenschutzes werden auch künftig immer hinter wirtschaftlichen zurückstehen müssen. Amphibien und Reptilien als echte Bioindikatoren leiden besonders und oft als erste darunter.

Nach meinen eigenen Beobachtungen wird die Knoblauchkröte auf dem Gebiet der Stadt Aurich nicht einfach nur übersehen. Sie ist hier tatsächlich sehr selten. Trotzdem erscheinen mir weitere kleine Vorkommen möglich, die vielleicht bis heute unentdeckt geblieben sind. Inwieweit das auch für andere Gebiete Ostfrieslands gilt, kann ich nicht sagen.

Abschließend ist mindestens noch eine Frage offen geblieben.

Wenn sich die erste Knoblauchkröte dieses Beitrages (Bild fünf) doch aus dem Staub gemacht hat, wen zeigen dann all die anderen Fotos?

Ganz einfach, immer dasselbe Tier, das ich am frühen Samstagmorgen (16. April 2016) im Uferbereich des Tümpels vorübergehend festnehmen konnte.


Das allerletzte Bild dieses Beitrages habe ich in Aurich-Plaggenburg geschossen.

Dort hat man einen Teil des längsten Waldes der Welt wiedervernässt. Zwergtaucher brüten jetzt dort und Graugänse. 

Und die hier auch:

within last few decades Canada Goose has become a common breeder in Ostfriesland 

Die Kanadagans brütet längst in allen Mooren Ostfrieslands. Und zusätzlich auch noch an anderen Orten wie eben diesem Wald.

Ihr Name deutet es an, sie stammt natürlich ursprünglich aus der Neuen Welt. Als Ziervogel hat sie es nicht ganz freiwillig nach Europa geschafft. Ausgebüchste Individuen konnten sich hier über die Jahre vermehren und schließlich auch etablieren. Zum Teil ist die Kanadagans aber auch gezielt angesiedelt worden, vor allem seitens der Jägerschaften, die sich nicht mit den hier vorhandenen jagdbaren Arten zufriedengeben konnten oder wollten..

Ihre Verbreitung in Deutschland ist allerdings etwas seltsam. Die Kanadagans kommt nämlich nach wie vor in erster Linie in den alten Bundesländern vor und scheint die neuen zu meiden. In dieser Hinsicht ist sie also fast das Gegenstück zur Knoblauchkröte.

Das hier gezeigte Tier brütete auf einem Wurzelteller. Eigentlich thronte diese Gans darauf wie ein Sonnengott. Und weil sich der exponierte Brutplatz auch noch direkt neben einem Weg befand, konnte ich die Gans schon aus größerer Distanz sehen.

Trotzdem nahm sie bei meinem Erscheinen sofort die klassische Kanadagans-Tarnstellung ein und legte ihren langen Hals samt Kopf auf den Boden. Doch warum diese Show? Ich meine, sie wird mitbekommen haben, dass ich sie längst entdeckt hatte.

Ich tat einfach so, als sei sie mir überhaupt nicht aufgefallen und machte mein Bild mehr oder weniger im Vorbeigehen. In Gedanken wünschte ich ihr aber noch Erfolg beim Brutgeschäft, weil ich meine, dass sich die Kanadagans problemlos in Europa eingegliedert hat und grundsätzlich keiner anderen Tierart schadet. Ähnlich wie Nilgans und Bisam.

Und außerdem mag ich die stimmungsvoll trompetenden Rufe dieses Vogels, die so ausgezeichnet zu einer ursprünglichen Moorlandschaft passen.

Vor allem an einem nebligen Morgen. 

In diesem Sinne ein lautes A–hong!


Nachtrag vom 7. Mai 2016: Am Abend des 6. 5. 2016 war ich ein weiteres Mal im Gebiet und hörte am Tümpel doch tatsächlich wieder einige Männchen rufen. Wenige Tage alte Laichschnüre konnte ich auch finden. Leider aber keine umherstreifenden Knoblauchkröten auf den Sandpisten des Übungsplatzes, obwohl ich etwa zwei Stunden mit der Taaschenlampe suchte. 

Dafür gelang mir der Nachweis einer balzenden Waldschnepfe. Es war für mich der erste für Ostfriesland!