wilde perspektiven

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Montag, 26. März 2018

Dies und das (Teil 6444)

Ich wünsche allen Freunden dieser Seite ein frohes neues Jahr!

Es klingt unglaublich, aber heute gibt es tatsächlich den allerersten Post seit Dezember 2017.

Eigentlich wollte ich nicht nur pausieren, sondern sogar ganz aufhören mit diesem Blog. 

Klammheimlich. 

Ohne große Worte. 

Ich meine, wenn man fünfzehn Nonnensteinschmätzer hintereinander in nur einem Herbst entdeckt und auch noch fotografiert hat, dann hat man den Gipfel des Birdens doch längst erklommen. 

Warum also wieder hinabsteigen?

Ich sag`s euch: weil es Spaß macht! Und ich möchte hier doch auch noch den Wüstensteinschmätzer vorstellen, den Heckensänger, den Prärieläufer und auch den Rennvogel. Mindestens drei der vier genannten Arten habe ich mir für dieses Jahr vorgenommen.

Egal, heute reicht es jedenfalls noch nicht für das ganz große Kino. Aber ich kann euch ein paar Bilder zeigen, die sich im Laufe der Zeit auf meiner Festplatte angesammelt haben. Los geht's mit einem größeren Trupp Austernfischer, der sich bei Hochwasser im nördlichen Teil der Leybucht niedergelassen hatte.

So sah das zunächst aus:

Oystercatcher gathering at high tide

Ständig kamen neue kleine Trupps aus den Weiten des Watts angeflattert:

Die Vögel sind nicht etwa aufgescheucht worden.

Es wurden immer mehr, doch weil ich eine Zählallergie habe, weiß ich bis heute nicht, wie viele Individuen dort auf dem Deckwerk zu Füßen des Deichs standen. 

Ist doch auch scheißegal:


Die Bilder entstanden übrigens am Neujahrstag!

Noch im alten Jahr, nämlich am 27. Dezember, entdeckte ich einige Rebhühner auf der Minigolf-Anlage am Hafen von Accumersiel.

"Alles hört auf mein Kommando!" rief der Vogel ganz rechts immer wieder krächzend:

surprisingly I found this small flock of Grey Partridge on a minigolf course at Accumersiel. Don't know whether they were real or released. This formerly so abundand species has suffered from habitat loss and dramatically declined the previous decades in the whole country. Nowadays Grey Partridge has to be considereda rare bird!

Bei solchen Vögeln weiß man nie so genau, ob es sich wirklich um wilde, also echte Rebhühner handelt oder um so komische ausgesetzte. Ich meine, was machen die da an so einem bescheuerten Ort? Die mageren Gehölze am Mahlbusen reichen überhaupt nicht aus, um den Rebhühnern genügend Schutz vor möglichen Feinden zu gewähren. Das Gebiet ist auch viel zu klein. Und die den Mahlbusen umgebenden Außendeichsflächen sind noch weniger geeignet als Lebensraum für diese Art, weil es dort überhaupt keine Hecken oder auch nur einzelne Büsche gibt, stattdessen nur Grünland, so weit das Auge reicht.

"Kommt, lasst uns 'ne Runde Minigolf spielen!" 


Diese in Ostfriesland und in weiten Teilen der Republik inzwischen so seltenen Vögel sind vom Emder Naturkundler Klaus Rettig nicht zu Unrecht immer wieder in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt worden.

Gebracht hat es wohl leider nichts, denn zumindest in der Seehafenstadt dürfte das Rebhuhn bereits seit Jahren ausgestorben sein. Ich kann immerhin sagen, noch welche gesehen zu haben. Und zwar einen Familienverband auf dem Rysumer Nacken, wo mir in den letzten Jahren aber kein einziger Nachweis mehr gelungen ist.

Diese beiden Meerstrandläufer lungerten im Watt direkt vorm künstlichen Strand von Norddeich herum:


busy Purple Sandpiper

Sie hatten es irgendwann im Januar so eilig, dass ich kein wirklich schönes Bild von ihnen hinbekam.  

Bereits im Herbst  begann ein megamäßiger Einflug von Birkenzeisigen aus dem hohen Norden nach ganz Mitteleuropa und somit auch nach Deutschland:


Redpoll eating Common Alder's seeds. Already last fall a huge influx of Redpolls from Scandinavia or Russia startet. Tons of birds in large and small flocks occured almost everywhere in Germany. Unfortunately I had no luck to find an Arctic Redpoll, as they were spotted in many places

Es wurden auch recht viele Polarbirkenzeisige entdeckt, wahrscheinlich so viele wie noch nie zuvor, doch leider ging ich in dieser speziellen Disziplin leer aus. Allerdings muss man sich auch die Mühe machen, die einzelnen Trupps sorgfältig durchzumustern, doch das ist nicht mein Ding. Dazu fehlt mir die Geduld. 

foraging Shelducks

Fast den ganzen Herbst und Winter über war das Wetter in Ostfriesland eher bescheiden, um nicht beschissen schreiben zu müssen.

Es gab viel Regen und noch mehr Wind, der übrigens seit einigen Jahren nicht mehr oder kaum noch aus nordwestlichen Richtungen bläst, wie es über Jahrzehnte oder gar Jahrtausende der Fall gewesen sein muss, sondern stattdessen aus südlichen.

An einem Tag im Januar gönnte sich der andauernde Wind überraschenderweise eine Kunstpause. Und auch die Wolkendecke riss ausnahmsweise mal auf. Das Resultat war ein bezaubernder Sonnenuntergang, den ich irgendwo zwischen Pilsum und Manslagt erleben durfte. Ich war so sehr überrascht, dass mir beinahe eine Träne der Dankbarkeit über die Wange kullerte.

Auch die oben gezeigten Brandenten konnten es kaum glauben, ließen sich aber nichts anmerken. 

Frisch angekommen im noch nicht begrünten Brutrevier in der Nähe des Ewigen Meeres waren diese beiden Kraniche Anfang Februar:

Common Crane – finally back from Spain or so and ready to breed 

Die Rückkehr wurde an diesem Morgen immer wieder mit lautstarken Trompetenrufen gefeiert. 

Ebenfalls in Balzstimmung befanden sich diese beiden Lachmöwen Mitte Januar in Norddeich, obwohl sie sich noch komplett im Schlichtkleid befanden: 



Black-headed Gull

Wenn Toastbrot durch die Luft fliegt, ist auch die hübsche Lachmöwe nie weit:

Hier ging es mal in die andere Richtung:

Die ersten Spuren im direkt nach ablaufendem Wasser noch jungfräulichen Watt watschelten diese Stockenten südwestlich von Norddeich in den Schlick:


Mallards were leaving footprints behind 

Und auf dem Friedhof Tholenswehr in Emden-Wolthusen hielt sich im Januar und Februar über Wochen eine Rotdrossel in den Gebüschen auf – immer in nahezu demselben Kubikmeter:



this Redwing spent some weeks on a cemetery of Emden in January and February

Der Vogel war alles andere als scheu, doch wie ich es auch drehte und wendete, er wollte partout nicht aus dem verfickten Zweiggewirr hervortreten. Da halfen auch keine getrockneten Mehlwürmer. 

Die Rotdrossel fand offenbar genug Nahrung und leistete sich den Luxus, sie einfach zu ignorieren.