Donnerstag, 31. Mai 2018

Neues vom Diekskiel (Teil 2)

Okay, die Sache mit dem Heckensänger habe ich noch nicht in die Tat umsetzten können.

Aber ich werde am Ball bleiben.

Doch heute kann ich den Parkplatz am Diekskiel leider nicht besuchen, weil dort gerade einige Szenen für die nächste Folge der Krimireihe Friesland gedreht werden.

Auch morgen wird das noch der Fall sein.

Also schreibe ich einen Zwischenbericht, der die Zeit bis zum Auftauchen eines geilen Vogels überbrücken helfen soll.

Im letzten Post habe ich die Stellnetze samt Reusen draußen im Watt aus der Nähe gezeigt, heute gibt es ein Bild, das ich vom Festland aus gemacht habe:










fish trap off the shore

Während ich das andere Foto mit dem Weitwinkel geschossen hatte, setzte ich hier das Teleobjektiv ein. Dadurch bekommt man den Eindruck, die Netze seien kaum mehr als hundert Meter von der Wasserkante entfernt, was aber absoluter Blödsinn ist. Tatsächlich stehen sie etwa einen Kilometer weit draußen im Watt. Rechts im Bild und unscharf im Vordergrund erkennt man die von den Fischern im Watt hinterlassenen Trittspuren.

Eine männliche Schafstelze hat mich beim Fotografieren der Netze beobachtet:

male Yellow Wagtail

Beide Bilder entstanden in der schlierigen Abendsonne des 30. Mai 2018.

Wie auch das folgende:

my hiking trail along the coast 

Ganz winzig im Hintergrund könnt ihr schon das im nächsten Foto gezeigte Schild erkennen:

a part of this trail is closed for the public, because of the breeding Common Ringed Plovers. This formerly abundant species has declined dramatically. And I believe, extirpation is coming soon

Ein Teil des Weges entlang der Wasserkante wird alljährlich während der Brutzeit und somit für ein paar Monate für die Öffentlichkeit gesperrt, weil man so die letzten Paare des einst nicht nur in der Krummhörn so häufigen Sandregenpfeifers schützen möchte. Über den aktuellen Stand ist mir nichts bekannt, doch glaube ich nicht daran, dass man diese Art hier in Ostfriesland abseits der Inseln noch wird retten können.  

Die Tendenz ist einfach eindeutig. Und das keineswegs nur in unserer Republik! Der Sandregenpfeifer scheint nahezu überall dort zu verschwinden, wo Menschen in hoher Dichte siedeln und Landschaften zum Nachteil der Tier- und Pflanzenwelt verändern.

Es bleibt unterm Strich ein schwacher Trost: Man muss hier in Ostfriesland auch künftig nicht auf den Sandregenpfeifer verzichten. Als häufiger Durchzügler aus dem hohen Norden bleibt er uns wenigstens vorerst erhalten.

"Aaaah, das tut gut!"



this Small Tortoiseshell was sunbathing in the late evening right at water's edge. Still unusually high temperatures make late spring a tropical summer

Gestern Abend aalte sich dieser Kleine Fuchs auf dem Deckwerk direkt am Wasser in der Sonne.

Ein ausgeleierter Distelfalter tat es ihm gleich:

this worn Painted Lady has obviously completed a long distance from southern Europe

Es war erst mein etwa zehntes Individuum in diesem Jahr.

Wegen seines Zustandes kann man davon ausgehen, dass das Tier erst kurz zuvor aus dem Süden zu uns nach Ostfriesland eingeflogen war. Diese wärmeliebende Art kann nicht bei uns überwintern, muss Jahr für Jahr nach Norden wandern, um sich schließlich bei uns vermehren zu können. 

Wozu diese Tiere einen solch immensen Aufwand betreiben, der am Ende kaum etwas Zählbares einbringt, ist mir allerdings schleierhaft. Ich meine, die allermeisten Individuen – es sind die Nachkommen der im Frühjahr zu uns gestoßenen Falter – werden den Weg zurück in den Mittelmeerraum kaum schaffen. Stattdessen wartet auf sie lediglich der Kältetod. 

Den Unfalltod illustriert das nächste Bild:


find the mistake

Nur einen kurzen Augenblick hatte dieser junge Star nicht aufgepasst, da war sein gerade erst begonnenes Leben bereits wieder vorüber!

Erst wenige Tage vor seinem tödlichen Unfall dürfte der Vogel die sichere Bruthöhle verlassen haben.

Und dann diese kleine Unachtsamkeit:


this Common Starling died young

Die Besitzer des Wohnmobils schliefen noch, als ich die Bilder am ganz frühen Morgen machte. Der Vogel muss ihnen also bereits am Vortag vor die Karre geflattert sein.  

In der Kleipütte am Deich bei Manslagt trödelte gestern immer noch ein einzelner Temminckstrandläufer herum. Den weiten Weg in sein nordisches Brutgebiet hat er also noch vor sich. 

Gleichzeitig sah ich dort vier Waldwassserläufer, die ihre skandinavische Heimat schon wieder verlassen hatten und sich somit bereits auf dem Wegzug befanden. 


male Stonechat

Auf einer Fläche neben der Kleipütte warnte dieses männlche Schwarzkehlchen ganz aufgeregt, als ich wie aus dem Nichts auf der Bildfläche erschien. Gesehen habe ich ihn nicht, aber man kann davon ausgehen, dass der Familiennachwuchs gerade das Nest verlassen hatte oder aber gerade überlegte, genau das zu tun.  

Zu guter Letzt habe ich gestern einen "Hausbesuch" gemacht:


his entire life Klaus Rettig has been a keen naturalist. He published, for instance, "Brutvögel Stadt Emden" and over decades his well known magazine "Beiträge zur Vogel- und Insektenwelt Ostfrieslands". Yesterday we spent few hours together in his beautiful garden in Emden

Ich war bei Klaus Rettig im Emder Herrentorviertel!

Bei einem Stück Himbeerkuchen (von mir selbst gebacken!) unterhielten wir uns über viele (naturkundliche) Ereignisse aus der ferneren und jüngeren Vergangenheit und natürlich auch über den von uns beiden so geliebten Fußball. 

Wegen seiner fortschreitenden Arthrose ist es Klaus leider nicht mehr möglich, sich mit dem Fahrrad auf naturkundliche Streifzüge durch Ostfriesland zu begeben. Aus diesem Grund hat er auch bereits vor etwa vier Jahren die Herausgabe seiner bekannten Schriftenreihe "Beiträge zur Vogel- und Insektenwelt Ostfrieslands" einstellen müssen. Nichtsdestotrotz ist Klaus' fast britischer Humor nicht auf der Strecke geblieben, wie ich und auch zwei seiner sympathischen Enkelkinder während unseres Gespräches am Gartentisch ein ums andere Mal feststellen konnten. 

Kurz: Es war wieder einmal eine unterhaltsame und schöne Begegnung!

Ganz zum Schluss muss ich leider einräumen, dass nicht ich den leckeren Himbeerkuchen gebacken hatte, sondern Mitarbeiter der Bäckerei Sikken.

Aber in meinem Auftrag.