Mittwoch, 6. Juni 2018

Dies und das (Teil 6445)

Moin zusammen!

Leider muss ich euch mitteilen, dass sich auch in den letzten sieben Tagen absolut nichts getan hat. Nichts, worüber es sich zu berichten lohnte.

Aber trotzdem versuche ich, den wöchentlichen Rhythmus beizubehalten, um nicht komplett aus dem Takt zu kommen.

Heute Morgen war ich auf dem Rysumer Nacken und fand gleich drei frische Gespinste, also Kinderstuben, der wunderbaren Listspinne. Mir war zuvor gar nicht klar gewesen, dass die Art so früh im Jahr Nachwuchs bekommt. Die Weibchen ruhten in allen drei Fällen ganz in der Nähe ihres Nachwuchses.

Eines dieser Gespinste fand ich im Schatten eines Holunderbusches.

Und auf diesem Holunderbusch stand ein Sumpfrohrsänger, der seinen Schnabel partout nicht halten wollte und unermüdlich imitierte:




Marsh Warbler

Später stand ich auf dem Schotterweg, der zum Strand führt, und entdeckte zwei Rehe, die minutenlang durch die Vegetation "galoppierten". Der Mann ließ nicht locker und verfolgte die Frau hartnäckig und gleichzeitig elegant.

Weil die Scheißpflanzen bereits so hoch waren, tauchten immer nur die Köpfe der beiden "Ostfriesland-Gazellen" auf. Und das auch stets nur für den Bruchteil einer Sekunde. Ich meine, wie soll denn unter solchen Bedingungen der Autofokus meiner Kamera vernünftig arbeiten? Zumal die Distanz zwischen den Tieren und mir zu allem Überfluss auch noch viel zu groß war.

Egal, jedenfalls konnte ich mal wieder die Gedanken der Darsteller lesen.

Er: Ich muss jetzt am Ball bleiben, das ist vielleicht die letzte Chance in diesem Jahr. Vielleicht sogar in meinem ganzen Leben. Die verfickte olivgrüne Lodenpest lauert schließlich überall.

Sie: Meine Fresse, geht der mir jetzt auf den Sack. Ich wollte doch nur frühstücken.

Und so liefen die beiden immer im Kreis:








Eurasian Roe Deer (male chasing female)

Ob die ganze Geschichte am Ende von Erfolg gekrönt worden ist?

Ich kann es nicht schreiben, weil ich die beiden Rehe schließlich aus den Augen verlor.

Am neuen Anleger bekamen sich zwei Nilgans-Paare immer wieder in die Wolle.  Das war lustig, wären da nicht die wirklich hässlichen Rufe der Vögel zu ertragen gewesen.

Paar eins:


these Egyptian Geese were in trouble with another couple

Paar zwei:

the opponents

Die Ausgucke der beiden Paare liegen nur etwa 300 Meter auseinander. 

Später sah ich noch einen Fuchs, der einen unbestimmten, aber recht großen Vogel abtransportierte. Wahrscheinlich hatte er ihn auf der nahen Hauptstraße gefunden. Ein Bild gelang mir leider nicht, weil Meister Reineke grundsätzlich eher fotoscheu ist.  


Im Rahmen der Dreharbeiten am Diekskiel (siehe letzten Bericht) hatte man eine Bank aufs Deckwerk gestellt.  

Normalerweise steht dort unmittelbar an der Wasserkante gar keine. Jedenfalls war am ganz frühen Morgen, als ich mich zum Fotografieren (nur von Vögeln!) aufgemacht hatte, noch nichts los am Set. 

Später wurde eifrig aufgebaut und vorbereitet, und die verlockende Bank zog den einen oder anderen Radfahrer magisch an. Schauspieler sah ich keine, aber die waren mir auch egal. Ich meine, ich bin doch auch kein schäbiger Paparazzo!

Die einsame Bank hat man übrigens inzwischen wieder entfernt.

Ortswechsel:

Ihr seht einen Weg am Rande der Leybucht. 

Das ist ungefähr der Bereich, wo ich im vergangenen Herbst einen Spornpieper fotografieren konnte. 

Vor ein paar Tagen aber sah ich dort "lediglich" einige Mäusebussarde, die sich auf dem Deich zusammengefunden hatten, weil man den kurz zuvor gemäht hatte. Ist das bescheuerte Gras erst einmal weg, gelangen die Greife besser an die begehrte Beute. 

Ich bin immer wieder davon beeindruckt, wie schnell viele Vogelarten auf neue, verbesserte und oft nur für eine kurze Zeit anhaltende Umstände reagieren können. Sie sind eben doch nicht einfach nur hohle Wesen, wie man landläufig oft meint.




Common Buzzard

patiently waiting for prey

Und dann geschah das Unfassbare:

Der Bussard kackte einfach auf den Weg!

Er wusste, ich würde dort früher oder später aufkreuzen. Er hoffte darauf, das ist jetzt meine persönliche Meinung, dass ich mich auf den Bart legen würde. Ich meine, Greifvogelkacke ist glitschig. Und wenn man dann drauftritt, rutscht man aus und bricht sich die Haxen. 

Was für ein linkes Biest!

Doch es hatte die Rechnung ohne mich gemacht. Ich sah das Übel auf mich zukommen (eigentlich war es umgekehrt) und machte im richtigen Augenblick einen großen Bogen. Puh, heil davongekommen!

Eine Heringsmöwe suchte den frisch gemähten Deich ebenfalls nach Beutetieren ab. 

Aber im Fluge:

Lesser Black-backed Gull 

Als Kleinnager muss man in diesem Tagen jedenfalls besonders achtsam sein, wenn man nicht zu früh ins Jenseits übertreten möchte. 

Im letzten Bericht hatte ich noch geschrieben, dass mir in diesem Jahr erst wenige Distelfalter begegnet waren. Das hat sich inzwischen geändert. Die Zahl der Individuen hat sich längst verhundertfacht oder so. Vielleicht bedingt durch das recht stabile und vor allem warme Wetter haben sich ganze Horden dieses südlichen Falters auf den Weg nach Norden gemacht. Heute wimmelte es am Deich geradezu von Distelfaltern.

Einen von ihnen habe ich schon vor ein paar Tagen geknipst:



the number of Painted Lady is increasing these days 

Eine Hecke bei Greetsiel:

I'm waiting for the Rufous-tailed Scrub Robin to appear. This habitat close to Greetsiel might be a good place. But nothing ever happens ;-)

Eigentlich ist das gar keine Hecke, sondern ein Sanddorn-Gebüsch.  Dem Heckensänger – auf den ich seit so vielen Jahren so sehnsüchtig warte, der sich aber einfach nicht blicken lässt – dürfte das aber scheißegal sein. 

So, Kinners, das war's schon wieder. 

Eingangs schrieb ich etwas unbedacht, es sei absolut nichts Besonderes losgewesen in der vergangenen Woche. Doch das stimmt natürlich nicht. Denn wenn die heute gezeigten Arten auch ausnahmslos häufige sein mögen, so sind sie doch immer auch großartig!

Oder etwa nicht?