Mittwoch, 24. April 2019

Steinschmätzer (Teil 2002)

Moin Kinners!

Wenn ich zurzeit morgens aufwache, dann sind die schrillen Rufe der Austernfischer tatsächlich das Erste, was ich höre.

Remmidemmi ohne Ende!

Ihr küstenfernen Menschen könnt euch nicht vorstellen, wie laut Austernfischer rufen können. Und sie finden auch immer nur schwer ein Ende. Denn in den allermeisten Fällen handelt es sich um Auseinandersetzungen zwischen einem Paar und mindestens einem weiteren Vogel, der dreisterweise ins fremde Revier eingedrungen ist.

Heute kann ich mit großer Freude und voller Stolz verkünden, dass ich als Streitschlichter aufgetreten bin und diese Grabenkämpfe nun der Vergangenheit angehören. Ich habe mich eingemischt und von meiner Pumpgun Gebrauch gemacht.

Was soll ich sagen, sie funktioniert einwandfrei!


Ich habe eine Schwäche für Vögel mit einer Banditenmaske:

male Northern Wheatear on migration (all images show the same male)

Und der hübsche Steinschmätzer ist einer meiner absoluten Favoriten.

Auch deshalb, weil er sich so leicht fotografieren lässt. Das hier und heute vorgestellte Männchen ist dasselbe wie im letzten Bericht. Inzwischen ist es abgereist, doch zuvor hatte es sich satte neun Tage auf einer Ödlandfläche unmittelbar östlich des Mahlbusens an der Knock aufgehalten, um dort seine Fettreserven wieder aufzufüllen.

Dank meiner kleinen Einsatztruppe ist es dem Vogel auch gelungen.  







Fotografiert habe ich den Steinschmätzer am Ostersonntag.

Genauer: kurz vor und nach Sonnenaufgang.

So sah der Vogel vor Sonnenaufgang aus:

30 minutes before sunrise on a clear morning

Kalt war es an diesem Morgen!

Und diese Kälte ist, neben dem viel schöneren Licht und dem oft vorhandenen Dunst, auch der Grund dafür, warum man morgens schönere Bilder machen kann als am Abend. 

Denn abends ist es viel wärmer, und Vögel ganz allgemein legen ihr Gefieder enger an. Mir fehlt dann dieses etwas kugelige Auftreten, das man eben nur an einem frischen und frühen Morgen beobachten kann. Hübsch aufgeplustert gefallen mir Vögel einfach besser. Ist einfach so mein ganz persönlicher Geschmack und so weiter, ihr kleinen Arschkrampen da draußen.

Weitere Fotos vom Vogel, jetzt aber wieder aufgenommen unmittelbar nach Sonnenaufgang:

Ja, Kinners, da ist auch ein bisschen mehr Lebensraum auf den Bildern zu sehen:

Direkt nach den Mahlzeiten, die der Vogel aus mir nicht bekannten Gründen immer direkt vor meinem Tarnzelt zu sich nahm, machte er sich immer auf den Weg zu bestimmten exponierten Plätzen, um dort ausgiebig zu singen.

Vollgesang aber gab es natürlich nicht, denn der Vogel ist noch nicht in seinem Brutgebiet angekommen. Und als Steinschmätzer plaudert man eben nur auf dem Zug und während der Rast, um schon mal die Stimmbänder zu trainieren und direkt nach der Ankunft iim Brutgebiet volle Kanne loslegen zu können.

Und so lag ich da auf meiner Isomatte und hörte mir die knirschenden und endlosen Strophen an:








Und ich musste den Steinschmätzer natürlich auch permanent im Auge behalten, weil ich mitbekommen wollte, wann sich der Piepmatz wieder auf den Weg in meine Richtung machte.

So konnte ich ihn dann auch auf dem Weg zur Futterquelle in verschiedenen Posen ablichten:


Auch hier war das der Fall:

Auch der geile Mond war zu dieser frühen Stunden noch am blassen Himmel zu sehen:

sexy moon was watching me

Und dann stand der Steinschmätzer auch schon wieder vor meiner Linse, etwa vier Meter von ihr entfernt:

An diesem Morgen und auch schon am Abend zuvor waren fünf Steinschmätzer anwesend.

Wenn man Mehlwürmer auslegt, dann bekommt man in der Regel aber nur einen dieser Vögel vor die Kamera. Es ist (fast) immer das Individuum, das die Futterquelle entdeckt und fortan alle Artgenossen auf Distanz hält.

Ja, auch als Steinschmätzer und als Vogel ganz allgemein ist einem der Begriff Futterneid nicht unbekannt!


Leider werden aber nicht nur Artgenossen vertrieben, sondern auch andere Kleinvögel, die einem Steinschmätzer nichts entgegenzusetzen haben, wie etwa der eher schmächtige Wiesenpieper oder die durchaus wehrhafte Schafstelze.

Nicht ein einziges Bild gelang mir von diesen beiden Arten, obwohl sie um das Angebot wussten und sich durchaus interessiert zeigten, doch sie bekamen schon einen auf den Deckel, wenn sie auch nur an Mehlwürmer dachten.

Auch die beiden anwesenden weiblichen Steinschmätzer bekamen keinen einzigen Stich, weshalb ich ein Bild aus dem Mai 2015 zeigen muss, aufgenommen übrigens am exakt selben Ort:

female, taken from the archives

Und wieder der Kerl:

In diesem Blog habe ich schon so viel über diese tolle Vogelart geschrieben, dass ich euch ruhigen Gewissens an alte Beiträge, zu denen ich jetzt nicht verlinken möchte, verweisen kann.

Ich hasse Wiederholungen.

Wenn ihr den Namen dieser Seite in Kombination mit dem des Vogels bei Google oder einer anderen Suchmaschine eingebt, dann werdet ihr schnell fündig werden.

Nilgänse:


Egyptian Goose

Diese Rasselbande mit seinen Eltern fotografierte ich in einer Kleientnahmestelle bei Wybelsum.

Immer wieder hört und liest man, die Nilgans verhalte sich auch gegenüber anderen Wasservögeln sehr aggressiv. Ich selbst habe so etwas noch nie beobachten können. Auch auf dem obigen Bild sieht man, dass die Altvögel den vorbeischwimmenden Graugänsen und Reiherenten überhaupt keine Beachtung schenkten.

Untereinander, also intraspezifisch und so weiter, kommt es immer wieder zu lautstarken und unter Umständen ruppigen Konflikten. Auch deshalb, weil die so anpassungsfähige Nilgans längst ein sehr häufiger Vogel ist, der an keinem Gewässer fehlt. Meist wird man sogar erst durch die im Rahmen einer  Auseinandersetzung geäußerten und alles andere als wohlklingenden Rufe auf die Vögel aufmerksam. Dass aber andere Enten- und Gänsearten an einem Gewässer, an dem sich Nilgänse aufhalten, nicht mehr brüten können, halte ich für absoluten Schwachsinn.

Wieder einmal aufgescheuchte Nonnengänse an der Knock:


Barnacle Geese, flushed that day many times by ignorant people

Das Bild entstand am Karfreitag.

An diesem Tag war an Knock und Emsstrand die Hölle los, weil viel zu viele Menschen zur selben Zeit frei hatten und alle dem Anschein nach dieselbe Idee. Die zunächst noch ahnungslosen Nonnengänse ästen friedlich auf einer Fläche unmittelbar östlich des Mahlbusens und neben der Hauptstraße, die zum Restaurant Strandlust führt. Aufgescheucht durch lärmende Motorradfahrer flüchteten sich die Vögel aufs Wasser des Mahlbusens, den man im Bild im Hintergrund erkennen kann.

Dort hielt sich aber ein Idiot auf, der mit seinem verfickten Motorboot immer auf die schwimmdenen Vögel zuraste und sie abermals aufscheuchte. Eine Fläche auf der anderen Seite des Mahlbusens bot zunächst noch die erwünschte Ruhe, doch dabei konnte es natürlich an so einem Tag nicht bleiben. Nur wenige Minuten später hielten dort nämlich gleich mehrere Autos, und ihnen entstiegen Menschen, die nicht einen, nicht zwei, nich drei, nein, die unglaubliche sechs bunte Lenkdrachen dabei hatten und diese sogleich auch steigen ließen.

Kurz: Die Nonnengänse wurden unglaubliche fünfzehn Male von A nach B und von B nach C und von C wieder nach B und dann zurück nach A und von dort wieder nach C gescheucht – und blieben trotzdem im Gebiet!

Remmidemmi, wohin man auch blickte. Ich war wirklich froh, als sich die Menschenhorden am frühen Abend wieder auf den Weg nach Hause begaben und endlich wieder Ruhe einkehrte in ein Gebiet, das für mich eigentlich Emdens Sahnestück ist, so aus naturkundlicher Sicht.

Anderes Thema:

my favorite football club (VFL Osnabrück) has finally returned to 2. Bundesliga!

Wie Phönix aus der Asche: Nach acht Spielzeiten in der 3. Liga und dem Fastabstieg in die Regionalliga in der letzten Saison ist der traditionsreiche und großartige VfL Osnabrück endlich wieder zu einem waschechten Zweitligisten mutiert!

Am vergangenen Samstag konnte durch einen verdienten 2:0-Heimerfolg gegen den VfR Aalen vorzeitig der Aufstieg ins Unterhaus gesichert werden. Aus der Sicht eines Drittligisten ist dieses Unterhaus allerdings eher ein Oberhaus. Über die gesamte Saison hat die Mannschaft konstante Leistungen abrufen können und sich auch durch kleine Rückschläge nie aus dem Takt bringen lassen. Ich gehe also davon aus, dass sie sich bei zurzeit elf Punkten Vorsprung auf den Tabellenzweiten Karlsruher SC und nur noch vier ausstehenden Partien auch die Meisterschaft erspielen wird, die aber letztendlich nur noch eine Prestigesache darstellen würde.

In der kommenden Spielzeit wird es also endlich wieder Duelle geben mit Arminia Bielefeld, Dynamo Dresden, FC St. Pauli, Hannover 96 (steigt aus Bundesliga ab) und – dem Hamburger SV (steigt nicht in die Bundesliga auf)!

Und weil alle Besucher dieser Seite echte VfL-Fans sind, bitte ich euch jetzt darum, aufzustehen und die rechte Hand aufs Herz zu legen. Wenn ihr das geschafft haben solltet, ihr Spacken, dann singt bitte zweimal hintereinander den Refrain der lila-weißen Vereinshymne:

"Nur für diesen Verein
woll'n wir kämpfen und schrei'n,
wir sind alle ein Stück
VFL Osnabrück!"

Hier noch schnell die Melodie zum Text: klick!


Wohin geht die Reise?


Okay, erst einmal wieder zurück zum Futternapf:

Hurtig, du kleiner Bengel:

Nur noch wenige Meter:


Und zu guter Letzt noch einmal das Bild vom Anfang, weil es so schön geworden ist:

Die Mehlwürmer befanden sich an diesem Morgen übrigens zwischen dem Vogel und der Pflanze.

Aber das nur so nebenbei.

Eine andere Gruppierung ist auch längst wieder aus dem Winterquartier zurückgekehrt. Und zwar die Rasenmäherfraktion! Noch mehr als alle Austernfischer dieser Welt zusammen gehen mir diese Menschen auf die Nüsse, die nur deshalb eine Rasenfläche hegen und pflegen, weil sie sonst nichts mit ihrer Freizeit anzufangen wissen.

Vater Staat verbietet in diesen Fällen den Einsatz einer Pumpgun. Aber, Kinners, ich kann beim besten Willen nicht versprechen, dass ich mich noch viel länger an dieses Verbot halten kann.

In diesem Sinne!