Montag, 1. Februar 2021

Neues aus dem ostfriesischen Outback

Moin Kinners,

heute gibt es eine brandneue Rubrik, die im Grunde einer anderen ("Dies und das") bis aufs Haar gleicht. 

Ich bin der Meinung, dass Abwechslung nie schadet.

Und die beginnt schon bei der Vergabe des Titels für einen neuen Beitrag.

Heute verwurste ich also mal wieder einige Bilder, die ich in den letzten Wochen nicht unterbringen konnte. 

Die Gründe dafür sind verschiedene. 

Den Auftakt darf heute das Rotkehlchen machen:


Robin

Dieser allbekannte und omnipräsente Singvogel hat es durchaus mal wieder verdient, hier in Wort und Bild vorgestellt zu werden.


Das auf den ersten Blick so zarte Rotkehlchen ist tatsächlich hart im Nehmen.

Selbst ein strenger Winter kann ihm kaum etwas anhaben. Weil es sowohl Früchte als auch Wirbellose essen kann, ist der Tisch eigentlich immer reich gedeckt. Als Rotkehlchen machen einem auch niedrigste Temperaturen kaum etwas aus, so lange die Fettdepots gefüllt sind und so das körpereigene Heizkraftwerk am Laufen gehalten werden kann.

Natürlich kommt es unter jenen Individuen, die nicht nach Süden ziehen, in strengen Wintern auch zu Verlusten. Doch weil das Rotkehlchen so anspruchslos ist, auch und vor allem bezüglich seines Lebensraumes, ist der Fortbestand der Art auch für die kommenden Jahrzehnte ganz bestimmt gesichert. 

Huhu:




Den hier und heute gezeigten Vogel habe ich auf dem Rysumer Nacken fotografiert.

Und zwar an verschiedenen Tagen und eigentlich immer dann, wenn ich dort eine bestimmte Hecke passiert habe.

Für das Rotkehlchen braucht man grundsätzlich keine großen Anstrengungen zu unternehmen, falls man es mal knipsen möchte. Ein Tarnzelt ist völlig überflüssig. Denn wenn die meisten Individuen auch scheu sein mögen, eines, das dem Menschen freundlich gesinnt ist, findet man früher ooder später immer. Vor allem im Winter und innerhalb von Siedlungen.

Der hier gezeigte Kandidat ist so ein Philanthrop. 

Die geringe Restscheu mir gegenüber konnte ich diesem Vogel rasch auch noch nehmen, indem ich ihm quasi im Vorbeigehen immer wieder ein paar Mehlwürmer daließ. Inzwischen brauche ich nicht einmal mehr zu pfeifen, wenn ich ihn aus dem Dickicht hervorlocken möchte. Er kommt nämlich sofort angeschossen, sobald er mich sieht, Und der Vogel sieht mich immer, lange bevor ich ihn entdecke.

Und dann steht er da auf einem Zweig und mustert mich mit seinen großen dunklen Augen, in denen man eine gewisse Erwartungshaltung ablesen kann. Eine Erwartungshaltung, die keineswegs übersteigert ist. 

Denn wenn es um passable Bilder geht, lasse ich mich grundsätzlich nicht lumpen.

Süß, oder?



Es folgt ein Bild, das ich am ganz frühen Morgen machen konnte, als es ausnahmsweise mal brauchbares weiches Licht gab: 



Ein (vorerst) letztes Foto von diesem Rotkehlchen:


Anderes Thema:


Piiiizza!

Noch ein anderes Thema:


resting Barn Owl

Dieselbe Hecke, ein anderer Vogel:


Ich könnte jetzt behaupten, dass ich mir beobachtet vorkam an diesem Tag.

Doch tatsächlich brauchte es einige Anläufe, bis ich diese Schleiereule schließlich entdeckte. Unglaubliche vier Male war ich zuvor in geringstem Abstand (zwei Meter oder so) an dem Vogel vorbeigegangen, doch erst im fünften Versuch gab es den Geistesblitz. Und das auch nur, weil sich die Schleiereule bewegt hatte. Sie hatte ihren Kopf etwas gedreht, um mich mit ihren Blicken besser verfolgen zu können. 

Und das war ihr "Fehler", denn auf Bewegungen ist mein Auge trainiert. 

Ich ging einfach weiter und dann auf den angrenzenden Acker hinaus. Aus gebührendem Abstand schoss ich meine Bilder. Einerseits wollte ich den Vogel nicht aufscheuchen, andererseits erschien mir eine Nahaufnahme unter den gegebenen Umständen wenig anspruchsvoll. 

Ein Bild, das einen solchen Vogel in seinem (ungewöhnlichen) Lebensraum zeigt, schien mir hier viel besser zu passen. Ich meine, wann sieht man schon mal eine Schleiereule am Tage? Und dann auch noch in einem Brombeer-Gebüsch? Dieses lichtscheue Pack meidet die Sonne wie ich in meiner Kindheit das Eisbein, das glücklicherweise nur sehr selten auf dem Mittagstisch stand und dann vor Fett nur so troff. 

Bruaaah!

Als Schleiereule liebt man es, ein Dach über dem Kopf zu haben:


Normalerweise handelt es sich dabei um ein festes, von Menschenhand errichtetes, doch hier musste eines aus Blättern herhalten an diesem kalten und finsteren Tag.

Immerhin hatte sich der Vogel seinen Tageseinstand auf der Windschattenseite der Hecke gesucht. Ich würde jetzt nicht behaupten, dass man es dort unter den an diesem Tag vorherrschenden widrigen Witterungsverhältnissen länger als eine Stunde aushalten konnte, doch Vögel sehen das wohl anders. 

Während meiner Anwesenheit würgte die Schleiereule auch ein fettes Gewölle hervor. Daraus schloss ich, dass sie sich in einem guten Zustand befand. Der "Flügelvorschiebemechanismus", ich nenne das jetzt einfach mal so, funtionierte auch noch tadellos. Denn kaum hatte ich den Vogel entdeckt, da schob er auch schon seinen linken Flügel ein bisschen vor die Unterseite. 

Ob das der besseren Tarnung dienen soll? 

Kann ja eigentlich nicht. Ich meine, ich hatte die Schleiereule doch längst gesehen!

Die geile Waldohreule macht das jedenfalls im Falle ihrer Enttarnung auch immer. Man kann das auf vielen Fotos im Netz sehen. Ich mag solche Bilder aber nicht, weil sie ein Zeichen dafür sind, dass sich eine Eule unwohl fühlt. Und deshalb machte ich mich nach einigen Bildern auch schnell wieder vom Acker. 

Im wahrsten Wortsinn.

Sanderlinge:


Sanderling

Im letzten Bericht hatte ich noch ein wenig auf die Kacke gehauen, am Emsstrand auf dem Rysumer Nacken mal knapp über hundert Sanderlinge gesehen zu haben. 

Das war lange Zeit mein persönlicher Rekord für diesen Ort.

Das Foto da oben entstand am 24. Januar 2021. Es war in Sachen Sanderling ein denkwürdiger Tag, denn da tummelten sich doch glatt unglaubliche 174 Individuen am Spülsaum der Emsmündung. Nur einen Tag später waren es sogar 214!

Ein Rekord für die Ewigkeit!

Ich sag's euch, als Vogelgucker kann man immer was erleben.

Oh, ein Bergpieper:


Water Pipit

Ja, der Rysumer Nacken ist im Winter klassisches Bergpieper-Land:


Die meisten dieser Vögel sieht man überfliegend.

Der eine Bergpieper fliegt von A nach B, ein anderer nur wenige Minuten später von C nach Z. 

Diese Vogelart ist meist allein unterwegs, wirkt oft recht eigenbrötlerisch. Doch manchmal sieht man auch kleine Gruppen, die auf dem Deich oder an dessen Fuß, vor allem aber an (frischen) Pfützen nach Nahrung suchen. 

Doch was verbindet den Bergpieper eigentlich mit den folgenden Vogelarten: Neuntöter, Beutelmeise, Turmfalke, Wacholderdrossel und Bluthänfling?

Nachdenken hilft. 

Wenn ihr etwas mehr über den Bergpieper erfahren möchtet, dann könnt ihr hier übrigens eine ganze Reihe älterer Beiträge aufrufen, die ich ausschleßlich diesem Vogel gewidmet habe.

Dehnübungen frei nach Felix "Quälix" Magath:






Nilgänse:


Egyptian Goose

Viele Menschen mögen die Nilgans nicht.

Manche hassen sie, weil sie ein Neozoon ist – wofür sie nichts kann –, andere fühlen sich durch ihre Rufe gestört. Zugegeben, diese Rufe, vor allem die krächzenden der Männchen, klingen nicht schön. Aber steht es uns zu, einen Vogel nur wegen seiner wenig melodischen Lautäußerungen zu verurteilen? Ich meine, Helene Fischers Gesang klingt in meinen Ohren auch wie eine Zumutung dritten Grades, vor allem auch deshalb, weil sie immer so schrecklich einfach gestricktes Liedgut trällert.

Woher ich das überhaupt weiß? 

Meine wenig sensible Vermieterin quält mich immer mit dieser "Musik", die sie immer sehr laut hört, wenn sie putzt. Und weil sie nur eine CD von Frau Fischer zu besitzen scheint und aus Langeweile eigentlich immer putzt, nimmt diese Höllenqual für mich kein Ende.

Mir ist es übrigens egal, woher ein Vogel stammt. Es gibt nur eine Ausnahme, die diese Regel bestätigt: Es ist der Fasan! Das liegt aber nur daran, dass er wiederum der einzige Vogel ist, für den meine Freunde, die geilen Lodenräger, alles geben. 

Am Ende sogar eine Ladung Schrot. 

Okay, es gibt noch einen zweiten Grund, warum ich diesen Vogel nicht leiden kann: Er klaut Mehlwürmer. Aktuell haben zwei Hähne meinen Heidelerchen-Futterplatz entdeckt und räumen immer alles in wenigen Sekunden leer, sodass die armen Lerchen dauertraurig sind und viel, viel weinen. Ich muss mir da noch was einfallen lassen. Vielleicht sollte ich wieder zum Fleischfresser werden. 

Es müsste ja nicht für immer sein.

Das Foto zeigt übrigens das Revierpaar vom Gassco-Gelände, das in der Morgendämmerung zwei Kontrahenten lautstark von seinem Eigentum vertrieb. Wären Nilgänse US-Amerikaner oder gar Texaner, hätten sie das Problem ganz fix auf andere Art und Weise gelöst. 

Bumm!

Fast zum Schluss gibt es jetzt noch schnell zwei auf der Campener Muschelschillbank rastende Zwergschwäne, die es sich dort an einem Abend im Januar gut gehen ließen:


Tundra Swan

Fertig:



ready to be swallowed ;-) 

Diesen geilen Gullideckel werde ich mir jetzt genüsslich reinziehen!

In drei Minuten.

Und dazu gibt es eiskalte Milch. 

Lecker!

Und für euch gibt's ganz zum Schluss natürlich noch die Auflösung des Rätsels: Es geht um Äußerlichkeiten, denn alle genannten Arten zeigen einen grau gefärbten Scheitel und Nacken sowie einen dazu kontrastierenden braunen Mantel. 

Beim Bergpieper ist dieses Merkmal allerdings am schwächsten ausgeprägt und nur unter günstigen Lichtbedingungen erkennbar.

Darauf wärt ihr nie gekommen, oder?

Im nächsten Bericht werde ich euch zeigen, wie Winter wirklich geht!