Dienstag, 18. Juni 2024

Steinkauzland (Teil 1)

"Die seltene Eulenart der Steinkäuze galt in Ostfriesland als ausgestorben. Wie die Jägerschaft Aurich diesen Trend umbiegen konnte."

 

Moin Kinners, heute gibt's Steinkauz

Westfälischen Steinkauz. 

Mit Mehlwürmern als Beilage. 

À la carte, wenn man so will.

Ihr Nichtsnutze da draußen.

Nordrhein-Westfalen stellt, um gleich loszulegen, mit Bayer Leverkusen den aktuellen deutschen Fußballmeister.

Nordrhein-Westfalen stellt mit Borussia Dortmund auch einen der beiden aktuellen Finalisten der Champignon Liga (für den Sieg hat es aber leider nicht gereicht).

Nordrhein-Westfalen ist das bevölkerungsreichste Bundesland der ganzen Republik.

Nordrhein-Westfalen ist auch das Bundesland mit der höchsten Siedlungsdichte, von den "Stadtländern" Bremen, Hamburg und Berlin einmal abgesehen. 

In Nordrhein-Westfalen bin ich übrigens auch zur Schule gegangen.

Und, last but not least, in Nordrhein-Westfalen leben 75 Prozent aller deutschen Steinkäuze!

Alles Fakten!

Zum Nulltarif, nur für euch. 

Vier Kilometer musste ich während meiner Schulzeit und somit an fünf Tagen in der Woche allmorgendlich mit dem Fahrrad zurücklegen, um eine Bushaltestelle in Lotte-Halen zu erreichen. Von dort aus ging es mit dem Schulbus weiter nach Mettingen, an einem denkwürdigen Morgen sogar mit einem besoffenen Busfahrer, der aber immerhin ehrlich bemüht war, über die gesamte Strecke die Spur zu halten, auch wenn das am Ende nicht immer geklappt hat und wir ein ums andere Mal etwas ins Schlingern gerieten, und der erst unmittelbar nach unserer Ankunft am Zielort festgenommen wurde von der Polizei, die dort offensichtlich schon auf ihn gewartet hatte. 

Woher und vor allem wie die Cops ihre Informationen bekommen haben, ist mir bis heute ein Rätsel, denn Mobiltelefone gab es damals glücklicherweise noch nicht. 

Obwohl das Einzugsgebiet meiner Schule ganz allgemein recht groß war, jedenfalls zur damaligen Zeit, war die Strecke, die unser Bus zurücklegen musste, sehr wahrscheinlich die längste von allen Strecken, die Schüler des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums zurücklegen mussten. Und das war praktisch, denn so hatte man noch die Möglichkeit, während der Busfahrt ganz selbstständig seine Hausaufgaben zu erledigen oder sie einfach von einem Klassenkameraden abzuschreiben, falls man am Vortag keine Zeit gefunden hatte, weil es viel interessanter war, auf den Bolzplatz oder ins Outback zu gehen.

Ich habe meistens auf das Erledigen meiner Hausaufgaben verzichtet und auch aufs Abschreiben im Bus und dann einfach darauf gehofft, im Unterricht nicht abgefragt zu werden. Kinners, ich schreibe euch das jetzt ganz ehrlich: Das ging nicht immer gut aus. Trotzdem war es tausendmal schöner, während der Busfahrt aus dem großen Fenster zu schauen und die Landschaft im Halbschlaf an sich vorbeigleiten zu lassen.

Die Strecke führte uns nämlich über die Westerkappelner Bauernschaften Seeste und Westerbeck sowie – immer mal wieder, aber keineswges an jedem Tag – den ebenfalls bäuerlich geprägten Mettinger Ortsteil Schlickelde bis nach Brenninkmeyer-City.

Steinkauzland. 

Überall.

Links und rechts, vor und hinter dem Bus. 

Schon damals. 

Von meinem Platz aus konnte ich immer die eine oder andere Brutröhre in diversen Bäumen sehen, vor allem im Winter, wenn die bescheuerten Blätter von Apfel, Stieleiche oder Kirsche längst auf dem Boden lagen. Einen lebendigen Steinkauz sah ich damals aber nicht ein einziges Mal!

Das sollte mir erst viele Jahre später gelingen. 

So sieht übrigens ein (männlicher) Steinkauz aus:


male Little Owl

Diese unglaublich ausdrucksstarken Augen!

Eine ganze Woche habe ich Ende Mai mal wieder im Landkreis Osnabrück sowie im an diesen angrenzenden Westfalen (Kreis Steinfurt) verbracht. 

Das war keine spontane Aktion gewesen. Und deshalb hatte ich schon vor Antritt meiner kleinen Reise mir selbst gegenüber die Absicht geäußert, es mal mit dem Steinkauz zu versuchen. 

Ich stimmte zu. 

Und so suchte ich gleich nach meiner Ankunft am frühen Morgen einen Ort auf, wo schon vor über 20 Jahren in jedem Frühjahr Steinkäuze gebrütet hatten. Mein Ziel war also eine kleine Feldscheune, in der damals noch allerlei Gerümpel gestanden hatte, ein Anhänger zum Beispiel, aber auch anderer landwirtschaftlicher Krimskrams und so weiter. 

Längst hat man aber alles ausgeräumt und sogar das Dach neu gedeckt. 

So sieht die kleine Scheune heute aus der Distanz aus:















little barn in da field with a couple of nestboxes for Barn Owl, Kestrel, Little Owl, and diverse Passerines

Im Vordergrund seht ihr verfickten Roggen, der gerade auch noch blühte wie Sau!

Und weil auch das omnipräsente Wollige Honiggras Unmengen von Pollen in die Luft schleuderte, ging es mir an fast all diesen Tagen im Osnabrücker Land so richtig schlecht, trotz des Einsatzes zahlreicher Drogen, die aber nicht einmal ansatzweise das hielten, was ihre Beipackzettel vollmundig versprachen.  

Was lehrt und das? Dass Beipackzettel halbe Jäger sind, weil sie es wie diese mit der Wahrheit nicht so genau nehmen. Deshalb spricht man ab jetzt auch von Beipackzettel-Latein!

Jedenfalls stand ich jetzt neben der kleinen Scheune und gleichzeitig vor dem Problem, nicht genau zu wissen, wie ich meine wirre Idee in die Tat umsetzen sollte. Überall war das Gras hoch und ungemäht. Mähfreier Mai und so weiter? Davon habt ihr bestimmt auch gehört oder gelesen. Das war so jedenfalls nicht geplant gewesen, denn für meine Aktion wäre eine vegetationsfreie Fläche eine gute Sache gewesen. Ich beschloss also ganz spontan, zweigleisig zu fahren. Auf einer angrenzenden Weide (ebenfalls mit ganz viel blühendem Honiggras!) brachte ich einige Warten an und legte einen tönernen Untersetzer aus dem Gartencenter zu ihren Füßen auf den Boden, in den ich wiederum Mehlwürmer streute. 

Direkt neben der Feldscheune wiederholte ich das eins zu eins, doch mit dem kleinen Unterschied, dass ich hier auch noch meine Wildkamera aufstellte. Nach nur einer Viertelstunde hatte ich alles erledigt und mich auch schon wieder aus dem Staub gemacht. 

Schließlich will man ja auch nicht stören und so weiter.

Auf dem Weg zurück zu meinem Auto entdeckte ich eine Hornissen-Kneipe, die ich auf dem Hinweg glatt übersehen und überrochen haben musste:


Hornet loves to drink tree sap with alcohol

Da trat nämlich aus den Stämmen gleich dreier Espen Baumsaft aus, der auch noch gährte und entsprechend duftete:


lecker Schnaps

Und an jedem Tag war dort die Hölle los, auch schon am frühen Morgen!

Neben bis zu 30 Hornissen waren da einmal auch vier hübsche Rosenkäfer zu sehen, die ich aber wegen des abartigen Mittagslichtes erst gar nicht fotografierte und auch nicht bis auf Artniveau bestimmen konnte. 

Gleich an diesem ersten Tag begegnete ich darüber hinaus einigen Feuerlibellen





female Scarlet Dragonfly – this formerly exclusively southern species is now a very common dweller of any kind of water body in Osnabrück region. And I am sure, all these specimens, that I encountered in only one week, had been emerged right there. Means this species survives our winter

Viele weitere sollten folgen (siehe Teil 2)!

Die Art kann zwar schon seit etwa 20 Jahren mehr oder weniger regelmäßig im Landkreis Osnabrück beobachtet werden, doch es hat sich wohl in der Zwischenzeit etwas geändert. Während diese hübsche Libelle nämlich früher alljährlich aus dem warmen Süden nach Norddeutschland einwandern musste, um von mir entdeckt zu werden, scheint sie jetzt den mitteleuropäischen Winter locker stemmen zu können. 

Beziehungsweise ihre Larven, die natürlich im Wasser leben.

Alle von mir beobachteten Individuen waren nämlich ganz frisch und hatten bestimmt noch keine lange Strecke zurückgelegt. Darüber hinaus hatte es bis zu diesem Zeitpunkt keinen einzigen wirklich warmen Tag gegeben, an dem südliche Libellen hätten ziehen können. Und das bedeutet, dass die Feuerlibelle den Status eines Vermehrungsgastes wohl längst abgestreift hat wie die Imagines während des Schlupfes ihre letzte Larvenhaut.

Am Abend kehrte ich zur Feldscheune zurück. Die Mehlwürmer auf der Wiese waren unangetastet geblieben, das sah ich sofort, doch die neben der Scheune hatten sich komplett in Luft aufgelöst! Das ist der spannendste Moment überhaupt! Denn jetzt nahm ich meine Wildkamera zur Hand und überprüfte die Aufnahmen, die sie während meiner Abwesenheit gemacht hatte. Es waren unglaubliche 380 Bilder, die ausnahmslos einen Steinkauz zeigten. 

Diesen Steinkauz: 


same specimen

Rasch eilte ich zu meinem Wagen zurück und holte mein Tarnzelt, das Stativ und andere Dinge, die jetzt nötig waren, um die Steinkäuze gleich am nächsten Morgen fotografieren zu können. 

Mein mausgraues Versteck schmiegte sich regelrecht an die ebenfalls mausgraue Wand der Scheune:



my hide

Okay, eine wirklich perfekte Tarnung sähe wahrscheinlich anders aus. 

Diese kleine Feldscheune beherbergt im Innern einen Schleiereulen-Kasten, eine Turmfalken-Halbhöhle (außen) sowie eine Steinkauzröhre (ebenfalls innen). 

Doch diese Steinkauzröhre ist von den Eulen wohl noch nie für die Brut genutzt worden, allenfalls als Schlaf- oder Ruheplatz eines der Partner. Gebrütet wird in einer Röhre, die man in einer Stieleiche gleich nebenan befestigt hat (im Hintergrund erkennbar). Und das war auch schon vor 20 Jahren der Fall gewesen. 

Schleiereulen- und Turmfalkenkasten waren in diesem Jahr übrigens unbesetzt geblieben. 

Besetzt war aber der Nistkasten rechts neben meinem Tarnzelt. Zum Zeitpunkt meiner Aufnahmen befanden sich darin sieben junge Kohlmeisen, die von ihren Eltern immer mal wieder, aber keineswegs ausschließlich, mit Mehlwürmern gefüttert wurden. Vögel wissen intuitiv, was gut für die Blagen ist. Und selbst dann, wenn noch mehr als ausreichend Mehlwürmer in der Schale lagen, suchten die Eltern in den umstehenden Eichen auch nach anderen Insekten und deren Larven, weil eine abwechslungsreiche Kost eben die Basis für ein langes Leben bildet. 

Für die, die das nicht gewusst haben.

Moin:


curious guy

In Nordrhein-Westfalen leben also die allermeisten deutschen Steinkäuze!

Hauptsiedlungsgebiete in diesem Bundesland sind der platte Niederrhein und eben das platte Münsterland. Dass an letzterem Ort die Zahl der Steinkäuze so hoch ist, liegt vor allem an einem Projekt, das vor etwa 40 Jahren seinen Anfang genommen hat – und noch längst nicht beendet ist!

Friedhelm Scheel (Westerkappeln) hatte damals damit begonnen, einen eklatanten Wohnraummangel der kleinen Eule in unserer ausgeräumten Landschaft zu beheben, indem er in nie nachlassender Intensität und Hilfsbereitschaft und nicht selten gegen den Widerstand des einen oder anderen Mitbürgers Brutröhre um Brutröhre in die Landschaft gehängt oder gestellt hat (zusätzlich auch unzählige Kästen für Schleiereule und Turmfalke). 

Oft mit Unterstützung diverser Mitstreiter, nicht selten aber auch ganz allein. Friedhelm Scheel spricht von seinem Lebenswerk, auf das er völlig zu Recht stolz sein kann, wie ich finde, und das durchaus auch Anerkennung gefunden hat unter jenen Mitmenschen, die ein Auge für die Schönheit und Einzigartigkeit der Natur haben. Steinkäuze hatte es im Kreis Steinfurt natürlich schon zu Beginn des Projektes gegeben, doch an eine wachsende Population oder gar an Expansion war damals noch nicht zu denken gewesen.

Doch das sollte sich über die Jahrzehnte ändern.  

Heute leben selbst am Stadtrand von Osnabrück, also jenseits der Grenze und somit in Niedersachsen, knapp 30 Brutpaare! 






female Little Owl (the wife) with a Tick next to the bill

Tendenz steigend. 

Der Steinkauz breitet sich also aus. Wenn auch ganz langsam. Eine schnellere Ausbreitung ist schon allein deshalb nicht möglich, weil sich die allermeisten Jungvögel unweit des elterlichen Reviers niederlassen, um selbst eine Familie zu gründen. 

Oft nur wenige Kilometer von ihrem Geburtsort entfernt. 

Jedenfalls ist der Steinkauz grundsätzlich nicht dafür bekannt, lange Strecken zurückzulegen. Er ist keine Feuerlibelle, kein Mauersegler

 

Am kommenden Morgen schoss ich meine ersten Bilder:


my first Little Owl picture since years. Note the large pupils, but it was still really dark, when I shot the bird on early morning

Ihr seht, die Pupillen sind sehr groß im Vergleich mit dem Foto darüber.

Geraucht oder eingeschmissen hatte der Vogel aber nichts. 

Tatsächlich entstand diese Aufnahme am ganz frühen Morgen, kurz nach Sonnenaufgang, allerdings ohne Sonne, denn wieder einmal war es komplett bedeckt an diesem Tag und entsprechend finster. 

Die Verschlusszeit betrug hier gerade mal eine Fünfzigstelsekunde!

Weil das Wetter die ganze Woche über so scheiße war – kalt, regnerisch und finster –, konnte ich insgesamt nur fünfmal im Tarnzelt sitzen. Und wenn die Sonne doch mal rauskam, dann immer nur in der Mittagszeit, doch dann hat meine Kamera grundsätzlich Arbeitsverbot.

Nebenerscheinungen der Steinkauzfotografie: Auf dem Weg zum Versteck waren da wieder unzählige Kreuzkröten am Rufen gewesen (siehe einen der letzten Berichte), die ich an diesem Ort gar nicht erwartet hatte, doch der viele Regen, der an fast allen Tagen in wütenden Schauern geradezu sintflutmäßig vom Himmel stürzte,  kreierte immer wieder neue Pfützen. Und die wurden im Laufe der Woche immer größer! Ich meine, für Ende Mai war das schon sehr ungewöhnlich.

Ebenfalls auf dem Weg zum Versteck hörte und sah ich eine singende Waldschnepfe, die sogar später gleich mehrere Male über mein Tarnzelt hinwegbalzflog.

Das war richtig cool!

An allen Tagen sah ich meist etliche Weißstörche auf angrenzenden Wiesen und Feldern ruhen oder nach Nahrung suchen, maximal 13 Individuen gleichzeitig, und einige von ihnen klapperten auch immer wieder laustark, obwohl es in der näheren Umgebung keine Brutpaare gibt (in Lotte soll eins sein). Jemand hat mir aber versichert, dass allein der Zoo Rheine zurzeit über hundert dieser riesigen Biester durchfüttert und wohl auch einige Brutpaare beherbergt. 

Ein Großer Brachvogel balzte am Boden und im Flug, Turmfalken brüteten in einer nahen Feldscheune und waren oft zu hören, Wachtel und Fasan "sangen" eifrig um die Wette, ein Kranich-Paar machte allmorgendlich viel Lärm um nichts, und ein Waldkauz, der ja gerne als der Erzfeind des Steinkauzes bezeichnet wird, ließ mich in der Morgendämmerung immer wieder an einen alten Schwarzweiß-Krimi denken. Und zwar wegen seines geilen Gesanges, der aus gar nicht so furchtbar großer Entfernung zu mir herüberklang. 

Kuckuck und Ringeltaube, aber auch die seltenere Hohltaube, gaben ebenfalls mehrfach ihren Gesang zum Besten. Und das galt an diesen Tagen auch für die folgenden Arten: Rauchschwalbe, Feldlerche, Pirol, Amsel, Schwarzkehlchen, Gartenrotschwanz, Dorngrasmücke, Mönchs- und Gartengrasmücke, Sumpfrohrsänger, Zilpzalp, Kohlmeise, Blaumeise, Gartenbaumläufer, Rabenkrähe, Bachstelze, Schafstelze, Buchfink, Stieglitz, Bluthänfling sowie Goldammer und Rohrammer.

Und dann hörte ich noch allmorgendlich einen Esel, ohne ihn jemals zu Gesicht zu bekommen.

Weiße Wucherblumen blühten am Wegesrand, etwa auf Höhe des nervigen Modellflugplatzes: 


Ox-eye Daisy

Wenige Meter weiter, aber auf der anderen Straßenseite und noch im Schatten,  waren es invasive Vielblättrige Lupinen



Big-leaved Lupine

Im Detail: 


same

Landschaftsbilder vom frühen Morgen: 





landscape on early morning

Und blühendes Geflecktes Knabenkraut gab es auch für den aufmerksamen Beobachter zu entdecken:


Heath Spotted-orchid

In der noch taunassen Vegetation neben einem bestimmten Weg entdeckte ich einen Hartheu-Spanner:



Black-veined Moth

An diesem Ort sah ich diese Art an jedem Tag in x-facher Ausfertigung, aber auch wirklich nur hier, obwohl der gesamte Flugplatz aus meiner Sicht geeignet erscheint. 

Ebenfalls an diesem Ort fand ich meinen einzigen Zickzacklinien-Trauerschweber (ZT), der sich mittags auf dem Weg sonnte und den ich nicht fotografieren konnte, weil er einfach sehr scheu und viel zu schnell für mich war. Es war das erste Individuum für mich in meiner alten Heimat gewesen, doch ein Osnabrücker Entomologe hatte den ZT schon im Jahr 2008 am nahen Niedringhaussee fotografiert. 

In Ostfriesland bin ich ihm bislang zweimal im Knyphauser Wald begegnet, doch für Fotos hat es auch an diesem Ort nicht gereicht.

Unweit der Feldscheune, wo ich die Steinkäuze fotografierte, standen gleich drei weitere in der Landschaft herum. Und auf einer dieser Feldscheunen stand wiederum ein Steinkauz herum.

Wirklich immer. 

Und oft den gesamten Tag über: 


another Little Owl  – this bird I watched for hours. It stood almost the whole day on the top of the barn and preyed almost exclusively on Earthworms. This spring was cold and rainy and food was hard to find for Little Owl, but at least Earthworms were abundant and easy to get. With each single worm this male Owl flew to the nestbox, which had been fixed in an Alder 160 meters away from the barn

Ihn beobachtete ich an zwei Tagen wirklich stundenlang!

Und das war sehr bequem, denn meinen Wagen brauchte ich dafür nicht zu verlassen. 

Überhaupt war es das erste Mal in meinem Leben gewesen, dass ich einen Steinkauz so richtig ausgiebig beobachten konnte. Bei der Gefiederpflege, aber auch bei der Jagd, die an jene eines Würgers erinnerte. Doch von Jagd konnte hier eigentlich kaum die Rede sein. Eher war es so, dass der Vogel ausschließlich Regenwürmer einsammelte, die er zuvor von seinem Ansitz aus am Boden erspäht hatte. Und mit jedem einzelnen erbeuteten Regenwurm flog der Vogel dann zur 160 Meter entfernten, in einer Erle angebrachten Brutröhre – und danach natürlich wieder zurück. 

Er hatte offensichtlich eine Familie zu versorgen. 

Während ich diesen Steinkauz im Auge behielt, tauchte auf der anderen Seite meines Autos plötzlich ein junges Rotkehlchen auf: 



juvenile Robin

Es regnete gerade, und das Seitenfenster konnte ich auch nicht herunterkurbeln, denn dann wäre der Vogel sofort wieder abgetaucht. 

Also schoss ich meine Bilder durch die Scheibe hindurch. Und das Resultat ist absolut okay für mich. 

Der Steinkauz stand da längst schon wieder auf dem Giebel:


same specimen

Auf dem folgenden Foto wartet seine Ehefrau bereits ungeduldig im Höhleneingang auf seine Rückkehr (Suchbild):


his wife was waiting for food

Mit einem Nudelholz in der Hand, denn ihrer Ansicht nach war das, was der Kerl da permanent anschleppte, eine einzige Frechheit. Jedenfalls ganz bestimmt nicht ausreichend und ausgewogen genug für eine ganze Familie.

Ich meine, wer isst schon gerne den ganzen Tag Regenwürmer? 

"Die schmecken richtig eklig!" meinte seinerzeit schon Rüdiger Nehberg ganz trocken in einem seiner zahlreichen Interviews. Und der musste es doch wirklich wissen, der alte Überlebenskunst-Haudegen.

Doch was konnte der arme Steinkauzmann dafür, dass dieses Frühjahr viel zu kalt und völlig verregnet daherkam. Wahrscheinlich war die gesamte Nagerbrut auf den Weiden und Wiesen um die Feldscheune herum längst abgesoffen, und Regenwürmer waren immerhin in großer Zahl vorhanden und wirklich leicht zu erbeuten. 

Ich empfand Mitleid.

Aber nur kurz, denn schließlich hatte ich mich ja nach wie vor um ein anderes Steinkauz-Paar zu kümmern:



happy female Little Owl with lecker food in Little Owl's paradise

Eulen sind eigentlich gar keine Vögel, sondern fliegende Katzen, und deshalb verhalten sie sich auch so, wie sie sich verhalten.

Sie sind keine Befehlsempfänger wie etwa Hunde oder unterwürfige Menschen, die wahrscheinlich auch jemanden brauchen, der ihnen den Weg aufzeigt und zu dem sie aufschauen können. Eulenkatzen sind eigenwillig und deshalb völlig unberechenbar. Man weiß nie, was kommt. Oder ob überhaupt etwas passiert. An einem Tag klappt alles, was man sich vorgenommen hat, wie am Schnürchen, am folgenden geht gar nichts, ohne dass man wüsste, woran es liegt. 

So sieht das aus. 

Der Steinkauzkerl pendelte am ersten Tag zwischen Höhle und Futterplatz. Auch er flog mit jedem einzelnen kleinen Beutetier zur Brutröhre, um nur wenig später wieder auf dem Pfosten zu stehen, den ich bereits an meinem Ankunftstag nach langer Autofahrt und entsprechend mit letzter Kraft in den Boden hatte.  

Doch nur einen Tag später tauchte der Vogel gar nicht auf, nur um dann am dritten Tag wieder so zu tun, als sei nichts gewesen. 

Am dritten Tag wurde jedenfalls wieder fleißig gependelt.

Man kann es nicht erklären. 

Schüttel dein Haar: 

same

Ich wechselte mal die Warte:


different perch

Attacke einer frechen Rauchschwalbe, die aber nicht mit aufs Bild wollte:


a Barn Swallow attacked the Owl a couple of times


these three latter images I shot on late evening until the sun disappeared

Egal, das wird mir jetzt auch alles zu viel.

Wenn ihr also erfahren wollt, was es mit dem Eingangszitat auf sich hat, wenn ihr wissen möchtet, welchen Vogel ich nach vielen Jahren zum ersten Mal wieder singen gehört habe, und falls euch interessiert, was ein Staketenzaun ist, dann müsst ihr geduldig auf den zweiten Teil dieses Beitrages warten.

Und den wiederum muss es schon allein deshalb geben, weil ich Ende Juni ein zweites Mal für zehn Tage zu den Steinkäuzen im Kreis Steinfurt gefahren bin. 

Aber dazu später mehr ...

Das letzte Bild dieser wunder- wie auch wertvollen Geschichte, das ich am Niedringhaussee geschossen habe, illustriert sehr schön das meganasse Frühjahr: 























it had rained and is still raining cats and dogs the whole spring and the bench shown in this picture was alomst drowning. Never ever I had seen the water level that high at this sand pit lake

Jeder Tropfen, der vom Himmel fällt, ist von großer Bedeutung für alles Leben auf dieser Erde, und auch in unserem geilen Land ist das nicht anders.

Wirklich zu schätzen wissen wir das aber leider erst, seit es hier richtig trockene, heiße und vor allem lange Sommer gegeben hat, die uns bisweilen das Fürchten gelehrt haben

Trotzdem steht die Bank auf dem Bild eigentlich am Ufer des Sees und somit auf dem Trockenen. 

Und irgendwann wird es auch bestimmt wieder so sein. 

Versprochen.