Mittwoch, 31. Juli 2024

Bierschnegel in da House!

Kinners, ich übe mich in einem Selbstversuch.

Genau in diesem Augenblick. 

Ich möchte etwas über meine innere Stärke erfahren.

Ich will sie ausloten, an meine Grenzen gehen. 

Ihr könnt das jetzt nicht sehen, aber nur 60 Zentimeter von mir entfernt liegt ein Käsebrötchen auf einem Teller.

Wir halten Augenkontakt, und ich kann es förmlich riechen. 

Falls ich es schaffen sollte, ihm ganze zwei Stunden zu widerstehen, es nicht zu reißen und gierig zu verschlingen, dann bekomme ich eine Belohnung.

Und zwar ein zweites Käsebrötchen, das zurzeit aber noch beim Bäcker liegt.  

Zwei Stunden.

Ab jetzt.


Er hier macht solche Spielchen nicht:




mystery bird

Er mag auch keine Käsebrötchen aufessen.

Auf einem Maisacker bei Hamswehrum habe ich mich auf die Lauer gelegt.

Nach immensen Regenfällen hatten sich dort nämlich gleich mehrere Lachen gebildet, die den einen oder anderen Vogel angelockt haben. 

Doch wen habe ich da erwischt?

Die sehr dekorative Wilde Karde braucht ihr nicht zu fragen:








Wild Teasel

Die hat nähmlich absolut keine Ahnung.

Zottiges Weidenröschen in den Hauener Pütten:


Great Willowherb

Diese Art ist in der ostfriesischen Marsch ganz charakteristisch für die Böschungen der Entwässerungsgräben. 

Sie wächst in so dichten Beständen, dass andere Pflanzen kaum mehr zum Zuge kommen. Vielleicht vergleichbar mit dem Drüsigen Springkraut. Doch im Gegensatz zu diesem ist das Zotige Weidenröschen ein Ur-Europäer und eben kein Neophyt. 

Im Gegenlicht:





same

Diese Pflanze dient übrigens einigen Schmetterlingsraupen als Nahrung. 

Einer dieser Falter ist der sehr attraktiv gefärbte und gezeichnete Mittlere Weinschwärmer.

Gewöhnlicher Hornklee am Fuße des Deichs am Rande der Hauener Pütten:


Horseshoe Vetch

Auch er ist eine wichtige Futterpflanze diverser Schmetterlingsraupen. 

Eine davon ist die des Gemeinen Bläulings.

Wie der Hornklee ist auch die Dornige Hauhechel ein Vertreter aus der Familie der Hülsenfrüchtler:


Spiny Restharrow

Sie wächst hier unter anderem in der Leybucht, an der Seeschleuse des Leyhörn, aber auch am Fuße des Deichs beim Campener Leuchtturm sowohl auf trockenem als auch auf nassem Grasland, mal in kleineren, mal in größeren Beständen.  

Diese Aufnahme entstand am Campener Leuchtturm.

Die folgende auch, aber aus einem etwas anderen Blickwinkel:


same, but different angle

Auch die Dornige Hauhechel wird sehr gerne von der Raupe des Gemeinen Bläulings aufgegessen, weshalb dieser Falter auch Hauhechel-Bläuling heißt. 

Am Pilsumer Leuchtturm kann man zurzeit große Bestände der Krähenfüßigen Laugenblume bestaunen:



Buttonweed, actually native to South Africa, is abundand in Ostfriesland alreday for centuries

Diese ursprünglich aus Südafrika stammende Art hat mit Unterstützung des Menschen längst fast die ganze Welt erobert. 

Zum ersten Mal habe ich ihren Namen übrigens gelesen in Klaus Rettigs informativen Beiträgen über die Vogel- und Insektenwelt Ostfrieslands.

Und das schon vor gut 30 Jahren!

Die Laugenblume ist eine Pionierpflanze und besiedelt gerne neu entstandene vegetationsfreie Flächen, die im besten Fall feucht bis nass sein sollten. 

Doch so schnell, wie die Laugenblume auftaucht, verschwindet sie auch wieder, weil sie im Wettbewerb mit anderen Pflanzen wenig konkurrenzfähig ist und schnell von diesen verdrängt wird. Doch weil der Mensch durch seine Bautätigkeit immer wieder neue geeignete Flächen schafft, wird die Laugenblume bei uns so schnell nicht aussterben

Aussterben könnte aber diese Art in wenigen Jahren:


Round-leaved Wintergreen 

Zumindest auf dem Rysumer Nacken, der vielleicht das einzige Vorkommen dieser Pflanze in Kontinentalostfriesland beherbergt. 

Denn die kopfstarke Population, die in einem Birkenwäldchen residiert, ist akut gefährdet durch den Bau eines neuen Deichs (ich hatte darüber berichtet), der schon in wenigen Jahren beginnen soll. Die Blümchen wachsen nämlich exakt in der ausgewählten und bereits abgesteckten Trasse!

Aber egal, wen interessiert schon eine seltene Pflanze?

Weitere ostfriesische Vorkommen des Rundblättrigen Wintergrüns, dessen englischer Name ausnahmsweise mal eine "1-zu-1-Übersetzung" des deutschen darstellt, gibt es auf Juist, Baltrum und Langeoog. Doch ich gehe davon aus, dass die Art eigentlich auf allen Inseln zu finden sein sollte.   

Achtung, es folgt ein ganz übles Belegfoto von der Gelben Wiesenraute:


record shot of Common Meadow-rue taken on a dark and cloudy day at so called Rysumer Nacken – maybe the only population of this species in Ostfriesland

Gefunden und fotografiert an einem finsteren und stürmischen Morgen am Wegesrand auf dem Rysumer Nacken.

Diese Art scheint in Deutschland nur sehr zertreut vorzukommen, wenn man der Verbreitungskarte auf Naturgucker.de Glauben schenken darf. Allerdings ist sie auch nicht besonders auffällig, wie ich finde, obwohl sie durchaus Höhen von einem Meter oder sogar etwas mehr erreichen kann. In Ostfriesland ist die Gelbe Wiesenraute aber wohl tatsächlich sehr selten. Ein weiteres Vorkommen ist mal aus dem Grenzgebiet zum Emsland auf Naturgucker.de gemeldet worden, von einem Ort, der sich irgendwo zwischen Weener und Papenburg-Neuguinea befinden muss. 

Jakobs-Greiskraut, fotografiert unweit des Rundblättrigen Wintergrüns auf dem Rysumer Nacken: 


Common Ragwort, shot on early morning. Please note also the Thread-waisted Wasp of genus Ammophila (still sleeping) and a single Cinnabar Moth's caterpillar

Eine Sandwespe der Gattung Ammophila und eine Raupe des Blutbären sollen nicht unerwähnt bleiben. 

Und am 19. Juli sah ich das hier auf der Schillbank in Campen:


this blooming Pumpkin I found in the wilderness

Es war ein blühender Kürbis!

So ganz ungewöhnlich ist das aber nicht, denn in der Vergangenheit sind mir dort auch schon Tomate und Gurke begegnet. Wahrscheinlich sind mal die Früchte oder Samen dieser bekannten Kulturpflanzen durch den Blanken Hans angespült worden, um dann vor Ort die Gunst der Stunde zu nutzen und in Freiheit zu keimen.

Meine Fresse, ey, jetzt habe ich auch wirklich genug botanisiert für heute.

Jetzt gibt es ein zweites Foto vom Rätselvogel:


mystery bird, part 2

Ist nicht so schwer, oder? 

Es sei denn, ihr seid Jäger und euer Interesse an der Natur ist praktisch nicht vorhanden.

Auflösung folgt ...

 

Zurzeit hat die Hetze gegen den Wolf hier in Ostfriesland wieder einmal einen neuen Höhepunkt erreicht. Schaut z. B. mal auf der Facebook-Seite Bürgerinitiative wolfsfreies Ostfriesland nach, dort wird sogar immer wieder ganz unverhohlen dazu aufgerufen, Straftaten zu begehen und das Recht in die eigene Hand zu nehmen!  

Ich selber kann dort nur etwa eine Minute lesen, spätestens dann muss ich aufs Klo rennen und abkotzen.

Seht doch selbst:


sheep, killed by a wolf?

Ich stand etwa am Pilsumer Leuchtturm, als ich das Schaf am Grabenrand liegen sah. 

Weil es aber ab und zu mit seinen Beinen strampelte, wusste ich sofort, es konnte nicht tot sein. Das nennt man Logik. Ich wusste aber auch, was Sache war, denn es war nicht das erste Mal, dass ich ein Schaf in einer solchen Notlage antraf. 

Ich rief die Polizei an, meldete, was ich wo gesehen hatte und bat den Mann am anderen Ende der Leitung darum, den zuständigen Schäfer zu informieren, dessen Namen ich ihm auch nannte. Dieser Schäfer grüßt mich nämlich nicht mehr, seit ich hier im Mai den Bericht über meine Wolfsbegegnung freigeschaltet hatte. Aber dass wir einander nicht missverstehen, es ist mir völlig egal. 

Ich meine, ich kann nicht allen Bürgern dieser Republik nach dem Mund reden oder schreiben. 

Worauf ich aber eigentlich hinaus will: Deichschafe sind mitunter so dermaßen verzüchtet, dass sie nicht einmal mehr von allein aufstehen können, wenn sie sich auf den Rücken gedreht haben, um vielleicht ein lästiges Jucken zu bekämpfen. Sie sind im Querschnitt kreisrund und liegen dann da hilflos wie ein sterbender Maikäfer auf dem Rücken herum. Vor lauter Stress kacken sie dann alles voll und sich selber ein. 

Dünnpfiff ohne Ende. 

Ich weiß nicht einmal mehr, wie oft ich schon auf meinen Wanderungen oben auf dem Deich solche Schafe gefunden habe, zwischen VW-Werk und Knock ebenso wie auf der langen Strecke zwischen Hamswehrum und Norddeich. Manche schreien unablässig, um auf sich aufmerksam zu machen, andere leiden still und leise, weil sie vielleicht schon geschwächt sind. Bei meiner ersten Begegnung mit so einem Schaf war ich noch davon ausgegangen, ein sterbendes Tier gefunden zu haben. Und so ganz abwegig war das auch gar nicht, denn tatsächlich können solche Schafe elendig verenden, wenn sie nicht rechtzeitig gefunden werden. Woran, ob an einem Infarkt oder auf eine andere Weise, weiß ich natürlich nicht. 

Ich bin doch auch kein Tierarzt!

Apropos Tierarzt: Kennt ihr den geilen Friesischen Verband für Naturschutz e. V. (FVN)? 

Dabei handelt es sich um einen Wolf im Schafspelz. 

Um Naturschutz geht es da nämlich überhaupt nicht, sondern nur darum, dass Jägern und Landwirten keine Daumenschrauben angelegt werden und dass sie auf ewig so weitermachen können wie bisher. Weshalb sich diese Leute eine Uferschnepfe als Vereinslogo ausgesucht haben, ist mir allerdings ein Rätsel. 

Besser würde eine Kombination aus einem Maiskolben und einer Flinte passen. 

Der Anführer des FVN ist Tierarzt (und Jäger!) und profitiert beruflich natürlich von einer hohen Nutztierdichte. Von der Anwesenheit des Wolfes hält und hat er nichts. Und so wettert er gegen Isegrim, wo er kann, und selbst auf Youtube werdet ihr fündig werden, wenn ihr nur sucht. Dort ist vielleicht auch die BLÖD auf diesen kauzigen Mann aufmerksam geworden, und weil es Anfang Juni ein Wolf bis nach Norderney geschafft hat, hat man ihn einfach nach seiner Meinung gefragt. Und die dann auch noch leichtfertig abgedruckt!

So wird er sinngemäß vom erfolgreichsten Satireblatt der Nation zitiert: "Der Wolf ist nach Norderney gelaufen und hat Hunger.

Da ist sie wieder, die ganz bewusst schlecht verborgene Drohung, die niemals aussterben wird, solange es solche Menschen gibt. Man schürt uralte Ängste. Religiöse Bürger machen das übrigens auch gerne so: "Wenn du nicht an Gott glaubst, dann kommst du in die Hölle!"

Hat bei mir aber nicht geholfen. 

Natürlich hat man als Wolf auch mal Hunger, und tatssächlich hat das Tier auf Norderney ein "Stück Damwild" (Jägersprache) erlegt. Das ist Natur, das passiert, daran gibt es überhaupt nichts auszusetzen, aber selbst das werfen Jäger ihm jetzt vor! Ich habe übrigens auch immer Hunger, und wenn ich diesem Hunger immer nachgäbe, dann wäre ich längst ein zweiter Calli, wenn ihr versteht, was sich meine. 

Na ja, ein leckeres Käsebrötchen passt immer noch rein. 

Und es schaut mich die ganze Zeit an. Hilfe, jetzt winkt es mir sogar zu!

Der Chef der Jägerschaft Aurich bläst laut BLÖD natürlich ins selbe Horn: "Dieser Wolf muss entnommen werden; er stellt eine Gefahr für die Menschen auf der Insel dar."

Und dann gab es nach Bekanntwerden der neuen Sachlage unter vielen weiteren auch noch diese Schlagzeile im Netz: "Borkumer Jäger schlagen Alarm!" 

Warum? 

Warum Alarm schlagen? 

Warum sind Jäger immer so komisch drauf? 

Ich will mich nicht selbst loben, aber in meinem geilen Bericht über meine Begegnung mit dem Wolf bei Pilsum hatte ich sein Auftauchen auf einer der Inseln bereits für möglich gehalten. Und ich hatte sogar Norderney als wahrscheinlichstes Zeil angekündigt. Nur wenige Wochen, bevor es tatsächlich so gekommen ist.

Und jetzt wollen es plötzlich alle schon seit Jahren gewusst haben. Die Jäger hier behaupten das nun zumindest, doch kurioserweise habe ich in der Vergangenheit nie etwas Vergleichbares gelesen. Und ich schaue immer, was der Feind so treibt, das könnt ihr mir glauben. Sie haben es hier gelesen, in meinem Blog, ich weiß es aus sicherer Quelle, und später meine Zeilen fast wortgenau übernommen und als ihre eigenen ausgegeben, und auch die wahrscheinlichste Route von Hilgenriedersiel nach Norderney, mit exakter Kilometerangabe, durfte da natürlich auch nicht fehlen!

Jäger haben einfach ein ungesundes Verhältnis zur Realität.

Eine Schmerzgrenze kennen sie diesbezüglich jedenfalls nicht. 

Vielleicht sollte ich einen Lottoschein ausfüllen. Ich meine, wenn meine Weissagung so schnell eingetreten ist, dann liegt es mir vielleicht, in die Zukunft zu schauen. Ich kann es ja mal ausprobieren, wenn ich Zeit habe, ihr Wäscheklammern da draußen. Und wenn ihr möchtet, dann überweist einfach 2000 Euro auf mein Konto, und ich schicke auch euer ganz persönliches Horoskop zu. 

In meiner Küche lebt der großartige Bierschnegel:


there lives a small population of Cellar Slug in my kitchen – already for years

Das war schon so, bevor ich hier eingezogen bin. 

Ich erinnere mich an die Wohnungsbesichtigung an einem sonnigen Tag im Oktober vor sechs Jahren, als ich mit meiner damals noch künftigen Vermieterin vor der Küchenzeile stand und auf der Spüle glitzernde Kriechspuren entdeckte. Anmerken ließ ich mir aber nichts, suchte stattdessen fieberhaft nach möglichem Schimmel, weil mir das wichtiger erschien.

Ich bin nämlich ein Extremallergiker und hochsensibel, und auch die Anwesenheit von Schwarzschimmel zeigt mein Körper so sicher an wie ein Geigerzähler radioaktive Strahlung. Ihr könnt mich sogar buchen, wenn ihr ein Haus kaufen wollt. 

Kostet auch 2000 Euro.

Doch von Schimmel war in dieser Wohnung keine Spur. Stattdessen sah ich Zitterspinnen in allen Ecken, doch die gibt es in jeder Wohnung dieser Republik. 

Alles war okay. 

Handschlag und so weiter. 

Die Schneggen, die ja anwesend sein mussten, sah ich im ersten Jahr nicht ein einziges Mal. Irgendwann wollte ich es aber wissen. Um drei Uhr nachts schlich ich in die Küche und schaltete das Licht ein. Unglaubliche acht Nacktschneggen krochen über die Fliesen auf dem Boden, die Fliesen an der Wand, den Küchenschrank hoch und auf der Anrichte herum. Und wenn sie sich zuvor im Dunkeln noch sicher gefühlt hatten, hielten sie sich jetzt blitzschnell die Augen zu, machten alle auf der Stelle die Chicagoschleife, um daraufhin in deutlich erhöhtem Tempo ihrem Versteck entgegenzukriechen. 

"Wer seid ihr?" fragte ich. "Und wie kommt ihr überhaupt hier rein?"

Ich meine, das Herunterdrücken einer Klinke traute ich ihnen nun wirklich nicht zu. 

Ich sammelte sie ein und setzte sie vor die Tür, ohne sie mir genauer anzusehen. Und das war mein Fehler, denn es handelte sich hier keineswegs um Spanische Wegschneggen.

Auf Naturgucker.de ist in der Vergangenheit immer mal wieder der so genannte Bierschnegel gemeldet worden, also eine Nacktschnegge, die ich bis dahin gar nicht gekannt hatte. Irgendwann bemühte ich Wikipedia um Rat, wollte Genaueres über dieses Tier mit dem sympathischen Namen herausfinden. Und jetzt endlich fand ich die Antworten auf die meisten meiner Fragen, z. B. auch auf jene, die ich mir bereits weiter oben gestellt hatte.

Diese Schneggen kommen nämlich nicht etwa ins Haus hinein, nein, sie leben dort! Und sie waren wahrscheinlich auch noch nie draußen an der frischen Luft. Der Bierschnegel ist eine Art, die es ohne uns Menschen sehr wahrscheinlich gar nicht in Deutschland gäbe. Mit Unterstützung des Zweibeiners hat es der Bierschnegel, dessen ursprüngliche Heimat man im Mittelmeerraum vermutet, bis in die ganze Welt geschafft! 

Verschleppung nennt man das. 

Jetzt schaute ich mir die Tiere bei Tageslicht genauer an. Und tatsächlich: Es handelte sich um Bierschnegel!

In Deutschland lebte diese Spezies früher vor allem in Bierkellern (Name!), weil sie, wie so viele andere Nackschneggen-Arten auch, eine Schwäche für Gebrautes hat. Und dann verschwand der Bierschnegel nahezu aus ganz Deutschland, weil die Bedingungen für ihn in unserer geilen Republik immer schlechter, weil das Land und auch seine Siedlungen immer steriler wurden. Das Verschwinden des Bierschnegels fiel aber kaum einer menschlichen Seele auf, ich meine, wer vermisst schon Nacktschneggen?

Der Wikipedia-Artikel verriet mir aber noch mehr. So erfuhr ich also, dass der Bierschnegel unglaubliche 90 Jahre lang nicht mehr in Niedersachsen festgestellt worden war. Bis er 2007 (nach anderer Quelle bereits 2004) in Einbeck und 2015 in Greetsiel wiederentdeckt wurde. 

Greetsiel! 

Das steht da wirklich, das ist quasi hier um die Ecke. 

Die Schneggen in meiner Küche sind also kein Zufall. Und ich dachte nach. Soll ich sie alle einsammeln, wenn sich mir die Gelegenheit dazu bietet, und nach draußen bringen? Richten diese Tiere überhaupt einen Schaden an? Nach reiflichem und vor allem objektivem Überlegen kam ich zu dem Schluss, dass meine Bierschnegel nichts Schlimmes machen, und selbst Kacke habe ich noch nie gefunden. Sie hinterlassen nur ihre Glitzerspuren. Und diese Spuren kann man wegwischen, aber auch als Zimmerschmuck betrachten und einfach sich selbst überlassen. 

Außerdem ist der Bierschnegel ausschließlich nachtaktiv. Das bedeutet, ich bekomme von seinen Touren durch meine Küche gar nichts mit. Meinetwegen können die Tiere alles umschmeißen, was ihnen im Wege steht, laut schmatzen und furzen und rülpsen, es macht mir einfach nichts aus, weil ich tief und fest schlafe, wenn sie aktiv sind, getrennt von den Biestern durch zwei geschlossene Türen.

Ich weiß, was ihr jetzt denkt, aber ihr liegt falsch. Ich bin kein Messi, und ich habe auch nicht die Kontrolle über mein Leben verloren. Es sieht hier alles ordentlich aus. Und wie bereits geschrieben, die Schneggen waren vor mir da und haben die älteren Rechte. Man muss auch mal über seinen Schatten springen können und landläufige Meinungen ignorieren. Man darf sich von der Gesellschaft, die eh eine Naturallergie hat, nicht verrückt machen und in die Enge treiben lassen und so weiter. 

Nur wenn die Bierschnegel im Herbst Nachwuchs bekommen, sammle ich viele von ihnen ein und setzte sie in anderen Gärten aus. In den Gärten von Menschen, die ich scheiße finde. Immer nachts, immer klammheimlich. Der Bierschnegel ist schließlich eine bedrohte Art, da will ich ihm etwas unter die Schneggenarme greifen in Sachen Ausbreitung. Ich meine, es soll nie wieder so kommen, dass er bundesweit fehlt. 

Dem gilt es einen Riegel vorzuschieben. 

Ein weiteres Bild:



same specimen 

So sieht ein Bierschnegel aus, wenn er sich bedroht fühlt. 

Gestaucht, wenn man so will. Er besitzt kein Gehäuse und muss folglich sein Köpfchen anders schützen, als es vielleicht eine Weinbergschnegge machen würde. 

Er tut das, indem er es einzieht und unter dem so genannten Mantel verbirgt.

Legt man sich geduldig auf die Lauer, dann erscheinen nach einiger Zeit zuerst die lustigen Fühler:



same

Und dann streckt sich der Schnegel schon etwas:


Als Bierschnegel ist man, wie ich bereits weiter oben geschrieben habe und ganz anders als die Spanische Wegschnegge, ausschließlich nachtaktiv. 

Das ist auch der Grund dafür gewesen, dass sich die Tiere blitzschnell die Augen zugehalten haben, nachdem ich in der Küche das grelle Licht eingeschaltet hatte. 

Und weil ich all diese Bilder nicht in meiner Wohnung, sondern draußen geschossen habe, fühlt sich so ein Tier nicht wohl und möchte so schnell wie möglich eine finstere Ecke aufsuchen.  

Das sieht dann so aus:



same

Voll ausgestreckt:


same

Dann misst so ein Tier etwa zehn Zentimeter. 

Dieses Individuum habe ich nach dem Shooting im Garten eines hiesigen Jägers ausgesetzt, in der Hoffnung, dass es sich Zugang zum Haus verschafft.

Es kann dort zwar keinen Schaden anrichten, den Lodenträger aber vielleicht zur Weißglut bringen. Das wäre doch schon mal ein Anfang.

Aber auch im Garten kann der Bierschnegel so gut wie keinen Schaden anrichten. 

Denn im Gegensatz zur Spanischen Wegschnegge isst er niemals grüne Pflanzen. Er verspeist abgestorbenes Pflanzenmaterial, nascht aber auch gerne Kartoffel, Rübe und Gurke, wenn sich ihm die Gelegenheit dazu bietet. Das macht er auch in meiner Küche, wenn ich mal gedankenverloren etwas über Nacht auf der Anrichte liegen lasse. Selbst die angetrocknete Milch in meiner Haferflockenschale raspelt er mit seiner geilen Radula komplett ab, und die Schale sieht dann aus wie frisch gespült. Komplett sauber und wegen des angetrockneten Schleims sogar geradezu glitzernd. 

Wie in der Werbung!

Ich kann sie einfach so zurück in den Schrank stellen, um dann die Anrichte mit dem Staubsauger von sämtlichen Käsebrötchen-Krümeln des Jahres zu befreien. 

Wir müssen Wasser sparen.

Wir alle!

Der Bierschnegel ist also alles andere als ein Schädling; er macht stattdessen einen auf Küchenhilfe und geht mir unaufgefordert zur Hand.

Unentgeltlich!

Zu guter Letzt gibt es eine Dorsalansicht vom Tier:


note the typical pattern and coloration

Damit ihr die typische Rückenzeichnung sehen könnt, ihr notorischen Nichtsnutze da draußen. 

 

Am 21. Juli 2024 brauste eine große Libelle an mir vorüber.

Ich stand am Fuße des Deichs bei Pilsum, und das Tier flog hinaus in die Salzwiese. Es war eine Mosaikjungfer mit leuchtend blauen Augen und leuchtend blau gezeichnetem Abdomen, und als ich das sah, hoffte ich inständig darauf, dass das Tier sich niederließ. Doch wie zum Hohn pflückte es im Vorbeifliegen noch schnell ein Insekt aus der Luft, um daraufhin richtig Gas zu geben.  

So ist meine allererste Begegnung mit einer Südlichen Mosaikjungfer in Deutschland verlaufen!

Vor etwas 30 Jahren hatte es mal ein Bild von dieser Art in der bekannten Vogelzeitschrift Limicola gegeben, aufgenommen irgendwo an der Elbe in Sachsen-Anhalt, wenn ich mich recht entsinne, und von einem Ornithologen, der inzwischen verstorben ist. Damals war der Fund dieser ursprünglich ausschließlich mediterranen Art noch eine Sensation gewessen, doch inzwischen hat sich diese Libelle in Teilen Deutschlands etabliert. 

Und eigentlich war sie auch für mich längst überfällig gewesen. 

Einen Tag später blies ein ordentlicher Wind aus westlichen Richtungen. Ich beschloss, dem Parkplatz am Diekskiel einen Besuch abzustatten. An stürmischen Tagen bieten die dortigen Gebüsche vielen Insekten, die sicherlich zum Teil auch aus weiter entfernt liegenden Regionen verdriftet werden, Windschutz. 

Ihr werdet mir bestimmt nicht glauben, aber gleich die erste Libelle dieses Tages sah so aus:


record shot of a male Southern Migrant Hawker (or Blue-eyed Hawker) – for me the first specimen in Germany

Die Südliche Mosaikjungfer war kein Lifer für mich, ich kannte sie aus Südeuropa, wo sie sehr häufig ist. 

Am ehesten erinnert sie mich von ihrem Aussehen, der Größe und den Proportionen her an die hier sehr häufige Herbstmosaikjungfer, die ich in diesem Jahr aber noch nicht zu Gesicht bekommen habe. Und auch die eher stumpf, fast milchig wirkenden Flügel stimmen mit denen der genannten Vergleichsart überein, während sie bei den größeren Mosaikjungfern deutlich mehr glänzen und transparenter sind.

In den kommenden Tagen sah ich die Südliche Mosaikjungfer immer wieder, vor allem entlang des Deichs zwischen Manslagt und Pilsum, aber auch auf dem Rysumer Nacken, wo am 25. Juli gleich mehrere Individuen zusammen mit reifefliegenden Großen Königslibellen über einem Bohnenfeld jagten.  

Eine richtige Sensation ist das alles aber auch nicht mehr, denn inzwischen hat mir jemand verraten, dass es allein im nicht allzu fernen Oldenburg gleich mehrere Gewässer geben soll, wo die Südliche Mosaikjungfer in diesem Jahr in beträchtlicher Zahl geschlüpft ist!

Man lernt nie aus. 

Ein Cousin der Südlichen Mosaikjungfer sieht so aus:


male Southern Hawker

Jeder, der zwei Libellen kennt, der kennt auch die Blaugrüne Mosaikjungfer.

Sie ist auch die einzige Art der Gattung, die regelmäßig Siedlungen und Gärten aufsucht, um dort gezielt nach Menschen zu fahnden, denen sie dann blitzschnell beide Augen aussticht. 

Erst das eine, dann das andere. 

Meist das linke zuerst.

Sie ist auch die einzige Mosaikjungfer, die sich selbst in kleinsten Gartenteichen reproduzieren kann. Ich erinnere mich daran, dass der inzwischen verstorbene Emder Naturkundler Klaus Rettig in seiner bekannten Schriftenreihe (siehe oben) alljährlich auch Fotos gezeigt hat von den Blaugrünen Mosaikjungfern, die kurz zuvor in seinem Gartenteich geschlüpft waren.  

Dasselbe Tier von oben geknipst:



same

Und ein Weibchen habe ich auch zu bieten:





female

Auch diese drei Aufnahmen habe ich am Diekskiel geschossen, aber an einem anderen Tag und mit besserem Licht. 

Es folgen wieder einmal zwei Feuerlibellen.

Eine Dame, an einem bedeckten Tag auf dem Rysumer Nacken geschossen:  



female Scarlet Dragonfly

Und ein Kerl, ebenda gesehen, aber an einem grellstsonnigen Tag:


male

Eine frische Gemeine Winterlibelle sonnte sich morgens am selben Ort:


Common Winter Damselfly

Im Gegensatz zu all den anderen hier und heute gezeigten Libellen hat sie noch ein vergleichsweise langes Leben vor sich.  

Die anderen Arten sterben nämlich spätestens im Herbst, wenn es zu frieren beginnt, doch die Winterlibelle wird es bis ins kommende Frühjahr schaffen und dann sehr zeitig, als erste heimische Libelle überhaupt, wieder an hiesigen Gewässern auftauchen, um die Paarungszeit einzuläuten. Den Winter verbringt sie ganz unauffällig in der Bodenvegetation, wo ihr selbst ein Überfrieren mit Raureif nichts anhaben kann. 

Raureif, was war das noch einmal?

Wie man sich bettet, so liegt man:



Cepaea spec.

Dachte sich wohl diese Bänderschnegge, während sie den Schlaf der Gerechten schlief, tief versunken im weichen Fruchtstand einer Wilden Möhre.  

Wenn sie nur nicht so laut geschnarcht hätte, dann hätte ich sie ganz bestimmt übersehen.

Am 25. Juli war ich mal wieder auf dem Rysumer Nacken.

Wolkig war es und sehr windig. Ich besuchte die sandige Stelle, wo ich vor zwei Jahren oder so die Bienenwölfe fotografiert hatte. Und natürlich wollte ich nach der deutlich größeren Cousine schauen, die ich auch tatsächlich sofort entdecken konnte. 

Gleich mehrere Weibchen schaufelten gerade nicht etwa ihr eigenes Grab, sodern das für eine Langfühlerschrecke, die zu diesem Zeitpunkt noch nichts von ihrem Glück wissen konnte. Auf dem Rysumer Nacken habe ich bislang sechs Arten nachweisen können: Roesels Beißschrecke, Großes Heupferd, Südliche Eichenschrecke, Kurzflügelige Schwertschrecke, Gemeine Eichenschrecke sowie Gemeine Sichelschrecke

Sie alle können kein entspanntes Leben mehr leben, seit es die geile Heuschrecken-Sandwespe spätestens im Jahr 2021 bis nach Emden gschafft hat. Diese Grabwespe kam ursprünglich vor allem im Mittelmeerraum vor, hat sich aber in wenigen warmen Jahren bis nach Norddeutschland vorgekämpft. 

So sieht sie aus, wenn sie auf sonniges Wetter wartet:



female Sphex funerarius, first recorded in this area in 2021

Wie bereits geschrieben, es war sehr windig, und selbst an diesem geschützten Ort wischten die Halme der Gräser nur so durch den Sucher meiner Kamera. 

"Juchee!" rief die Heuschrecken-Sandwespe: "Das macht Spaaaß!

"Du bist kein Kind mehr", sagte ich, "und Erwachsene machen so etwas nicht!"

Mal ehrlich, wer schaukelt denn noch, wenn der Tod nur wenige Wochen entfernt ist? Ich war natürlich auch genervt, weil ich nicht fokussieren konnte. Der Halm war immer schneller als der Autofokus meiner Kamera. Also schoss ich einfach wild drauflos, in der Hoffnung, dass am Ende was Brauchbares dabei herauskommen würde.

Es hat geklappt, wie ihr seht.

Auf dem Flugplatz Achmer (Landkreis Osnabrück), wo ich diese Grabwespe ja auch längst nachgewiesen habe, besuchen die Tiere nahezu ausschließlich die Blüten des Thymians, um sich für die Jagd auf Heuschrecken zu stärken, doch Thymian gibt es auf dem Rysumer Nacken gar nicht, auch keinen Echten Dost oder gar Stranddisteln, die bei der Heuschrecken-Sandwespe als Nektarquelle auch sehr hoch im Kurs stehen. Bis heute habe ich die Art dort nicht ein einziges Mal beim Blütenbesuch beobachten können.

Heuschrecken-Sandwespe an Landreitgras:


same

Liest sich wie das Gericht auf einer Speisekarte in einem 5-Sterne-Restaurant. 

Von oben betrachtet: 



same

Und dann blickte sie mir drohend tief in die Augen:



same

Ob sie sie vielleicht wie eine Mosaikjungfer ausstechen kann, fragte ich mich. 

Irgendwann kam die Sonne wieder raus, und das Biest flog zum nahen Weg, um weiterzuschippen. 

Ich meine, die Schaufelei musste doch schließlich auch mal ein Ende finden.

Apropos Spanische Wegschnegge:


Spanish Slug is considered a pest by people

Ihr Auftreten in Deutschland kommt einer Zäsur gleich. 

Ich meine, könnt ihr euch wirklich noch an die Zeit vor der Spanischen Wegschnegge erinnern?  

Als die Straßen morgens noch frei waren und nicht gepflastert mit diesen Weichtieren

Und wie muss man sich eigentlich jetzt als Autofahrer verhalten, wenn man über einen Teppich aus Wegschneggen fährt? Sollte man den Abstand zum Vordermann vergrößern, weil man wegen der Tiere selbst im Falle einer Vollbremsung nicht rechtzeitig zum Stehen kommt (Bananenschaleneffekt), oder kann man sogar deutlich dichter auffahren, weil das klebrige Sekret, das diese Biester unablässig absondern, den Bremsweg verkürzt?

Habt ihr jemals darüber nachgedacht?

Ein zweites Individuum, deutlich schöner gefärbt, wie ich finde:


second specimen

Vielleicht wollt ihr das gar nicht wissen, aber der Bierschnegel klebt nicht annähernd so wie die Wegschnegge. 

Man kann sein Sekret durch einfaches Händewaschen ganz leicht entfernen, während man im Falle der Spanischen Wegschnegge nur auf mechanischem Wege zum Erfolg kommen kann. Man muss den Klebstoff abreiben, entweder mit einem Handtuch oder mit Klopapier. Waschen bringt da jedenfalls gar nichts, eher ist die Haut durch, als dass sich der Schleim entfernen ließe. 

Na, wer versteckt sich denn da unterhalb der Dachrinne?


Red Underwing

Genau, es ist ein Rotes Ordensband.  

Seit ich diesen hübschen Falter vor ein paar Jahren zum ersten Mal in meinem Leben auf dem Rysumer Nacken gesehen habe, begegnet er mir eigentlich überall dort, wo es Weiden und Pappeln gibt. Das sind nämlich die Futterpflanzen der Raupe dieser Art. 

Achtung, jetzt gibt es ein Bild noch aus dem Mai:




Little Egrat among Great White Egrets

Es zeigt einen Seidenreiher zwischen Silberreihern, die am frühen Morgen zusammen über der Westdeichecke nach Nordost flogen. 

Und noch eins aus dem Mai für euch:



this isolated small Willow harboured the nest of a couple of Carrion Crow with at least four children, which is unusual, because this species normally chooses tall trees for nesting

In dieser kleinen Grauweide unweit des Deiches bei Manslagt fand ich am 20. des Monats ein besetztes Rabenkrähen-Nest in sehr geringer Höhe von nur etwa zwei Metern. 

Mindestens vier Kinder, die sich kurz vor dem Ausfliegen befanden, konnte ich von meinem Standort aus entdecken. Einen so niedriegen Brutplatz hatte ich bei dieser Art nie zuvor gesehen. Die Rabenkrähe brütet hier in Ostfriesland nahezu ausschließlich in höheren Etagen, und es mangelt auch in der Krummhörn und auch an diesem Ort eigentlich nicht an geeigneten Brutbäumen. 

Umso weniger verstehe ich, warum sich dieses Paar für die kleine Kugelweide entschieden hat. Die Wahl hat aber einen großen Vorteil: Menschen, die diesem klugen Vogel nicht wohlgesonnen gegenüberstehen und ihn verfolgen, wo auch immer es ihnen möglich ist, würden nie und nimmer ein Nest in so einem kleinen Busch erwarten. 

Aufgefallen war es mir übrigens nur deshalb, weil ich die Altvögel zuvor vom Deich aus immer wieder diesen Busch hatte ansteuern sehen.

 

Ja, welche Sau hat denn hier so fleißig rumgekackt?



who did this?

Klar, Kinners, es war der Rätselvogel:


mystery bird is an adult Common Sandpiper

Dieser Dreckspatz!

Nein, falsch, es ist ein adulter Flussuferläufer

Der befand sich schon auf dem Rückweg Richtung Winterquartier, das sich sehr wahrscheinlich irgendwo in Südeuropa oder gar in Afrika befindet. 


same

Meine Mehlwürmer hatte er entdeckt und verspeiste sie nun hungrig, wie er war.

Und wenn er nicht gerade am Essen war, dann versteckte er sich in diversen Bodenvertiefungen, die ich zuvor mit meinen Gummistiefeln im schlammigen Boden hinterlassen hatte: 



looking for shelter in one of those footprints that I had left behind

Ein Sperber flog über uns hinweg:


caution, there was a Sparrow Hawk passing by

Ich hatte übrigens keine Angst.

Ich meine, der kleine Greifvogel soll erst einmal versuchen, mich abzutransportieren. 

Gefiederpflege:


shake it off

Anschließend näherte sich der Vogel wieder seiner Beute:



foraging

Ein junger und neugieriger Wiesenpieper ließ sich auch kurz vor meinem Versteck blicken: 


curious juvenile Meadow Pipit

Und der Flussuferläufer tauchte nach der Mahlzeit wieder ab:


well camouflaged

Diesmal ganz dicht vor meinem Versteck. 

Die Welt ist gefährlich, da muss man ständig auf der Hut sein:






same

Und schließlich stellte er sich doch mal ganz frei in die Landschaft, um mir eine Freude zu machen:


same

Zwischenmeldung: Nach einer Stunde lebt das Käsebrötchen noch! 

Hätte ich nicht erwartet, wenn ich ehrlich sein soll.

Jetzt noch einmal zurück zum armen Deichschaf:


this sheep was not killed by a wolf, but still alive. Some sheep breeds are fat as hell and are unable to stand up on their own after they have scratched their back by rubbing it on the ground. In this position they depend on Human help. They can even die if nobody brings them up

Der Wolf war's also nicht. 

Aber es ist hinlänglich bekannt, dass Nutztierhalter und Jäger dem Wolf  und seinen Befürwortern immer wieder Tierquälerei vorwerfen.

Dieser Begriff verbietet sich natürlich automatisch im Zusammenhang mit einem Wildtier, wenn man noch alle Schrauben beisammen hat, das schließlich nur das macht, was Mutter Natur ihm vorschreibt. Anders als der Lodenträger erbeutet der Wolf nämlich vor allem jene Tiere, die er am einfachsten überwältigen kann. Das sind kranke, schwache und vor allem auch junge  Individuen. Der Wolf ist wie der Mensch, er geht immer den Weg des geringsten Widerstandes.

Und für ihn ist es eben noch einfacher, statt Wild ein lahmes Schaf zu töten. 

Oder gleich mehrere.

Um es kurz zu machen: Selbst einem ganzen Wolfsrudel würde es kaum gelingen, aus einem riesigen Schwarm Rehe mehr als nur ein Tier zu schlagen. Ihr wisst, warum. Und ihr versteht sicherlich, warum es sich bei Schafen anders verhält. Der Zaun ist es nicht, die Zäune hier auf den Deichen sind schließlich nur niedrig angebrachte Litzen, die die Schafe auf ihrer Flucht mühelos überspringen oder "untergraben" können. 

Schon tausendmal gesehen, auch ohne Wolf.

Es ist die Tatsache, dass Schafe einfach viel zu langsam und deshalb einem Wolf in ebenem Gelände hoffnungslos unterlegen sind. Das ist auch der Grund dafür, dass die ausgesetzten Mufflons im Osten Niedersachsens mit dem Auftauchen der ersten Wölfe auf der Stelle verschwunden sind. Wildschafe leben nicht umsonst in steilen und felsigen Gebirgsgegenden. Nur dort haben sie von ihren natürlichen Feinden (fast) nichts zu befürchten. 

Hinzu kommt, dass Deichschafe so gut wie keinen Fluchtinstinkt mehr besitzen, mit dem Bruder des Wolfes, dem Hund, sind sie ja auch vertraut. Und beim Wolf wird deshalb der Jagdtrieb immer wieder aufs Neue ausgelöst, wenn er um sich herum nur noch Schafe sieht, die nur langsam das Weite suchen. 

Ich als Wolf würde es wahrscheinlich auch so machen. 

Ich meine, gegen die Macht der Gene wächst schließlich kein Kraut.

Deichschafe sind längst so weit von ihren Vorfahren entfernt, dass diese bestimmt Mitleid mit ihnen bekämen, wenn sie sehen würden, welch erbärmliches Dasein die domestizierte Variante fristen muss. Und wenn ein Deichschaf nicht mehr von allein aufstehen kann, nachdem es sich den juckenden Pelz gescheuert hat, dann ist das sicher eher Tierquälerei als das, was der Wolf macht. Ich meine, selbst dem blödesten Wildschaf würde so etwas unter keinen Umständen passieren. 

Darüber hinaus müssen Deichschafe ab Herbst auf schlammigem Grund leben, was ihrer Gesundheit sicherlich nicht förderlich ist. Auch das fiele einem Wildschaf niemals ein. Dort, wo man als Wildschaf lebt, ist es nämlich immer steinig und trocken. Nasse Füße bekommt man jedenfalls (sehr wahrscheinlich) sein ganzes Leben nicht. 

Zu guter Letzt tragen Deichschafe nicht selten ihren Winterpulli im Sommer. Ihr könnt gerne mal darauf achten. Und auf dem Deich gibt es keinen Schatten, in den man sich als Schaf zurückziehen könnte, auch nicht an sehr heißen Tagen, wie wir sie immer häufiger ertragen müssen. Den Schatten müssen sich die Schafe selber schaffen. Und sie tun das, indem sie in sternförmigen Gruppen ihre Köpfe zusammenstecken und diese gleichzeitig absenken, um sie auf diese Weise vor der Sonneneinstrahlung zu schützen. 

Auch das könnt ihr an jedem heißen Tag überall an der Küste überprüfen. 

Die Atmung geht dann deutlich schneller als sonst, die Tiere, die nicht schwitzen können, leiden sichtlich. Und wie oft habe ich während diverser Hitzewellen schon tote Schafe auf dem Deich gefunden? Dass die Luftpolster im Fell der Tiere die Hitze aussperren, wie mir mal ein Landwirt vor Jahren weismachen wollte, ist sicherlich ein Märchen. Das funktioniert vielleicht ein paar Minuten, aber ganz bestimmt nicht, wenn die Sonne über Stunden erbarmunglos vom Himmel brennt. 

Ich meine, zieht euch doch mal an einem richtig heißen Tag eine dicke Jacke an und stellt euch unter die pralle Sonne! Sicherlich könnt ihr euch auch so vorstellen, wie das ausginge.

Das Verhalten der Schafe spricht jedenfalls eine eindeutige Sprache.

Quintessenz: Der Mensch züchtet Tiere, die nicht einmal alleine aufstehen können, nachdem sie sich auf den Rücken gedreht haben, und hält sie unter Bedingungen, die ganz bestimmt alles andere als artgerecht sind. Und ausgerechnet der Mensch, in diesem Fall der Nutztierhalter, lehnt sich in Sachen Wolf ganz weit aus dem Fenster und wirft ihm Tierquälerei vor.

Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen!

Dass Deichschafe unwissentlich ein Risiko eingehen, wenn sie sich auf dem Rücken wälzen, ist übrigens keine Ausnahme. Es ist sicherlich auch nicht die Regel, aber es kommt oft genug vor, sodass man es kritisieren dürfen sollte. Es kommt sogar so oft vor, dass der Schäfer, der für den Ostteil der Leybucht (Norder Land) verantwortlich ist, Schildchen an den Zäunen angebracht hat, um Touristen auf das Problem aufmerksam zu machen und sie im Fall der Fälle dazu zu animieren, die Tiere selbstständig wieder in den Stand zu befördern.

Diese Schilder gibt es aber gar nicht mehr. Ich war gerade dort, weil ich sie fotografieren und hier schnell noch einbauen wollte. So ein Pech, aber es sind wohl auch schon einige Jahre ins Land gegangen, seit ich sie das letzte Mal gesehen habe.


Zum Abschluss dieses Beitrages gibt es noch ein paar Bilder aus den Hauener Pütten für euch Nullnummern:


my last adult (male) Cuckoo this year I've seen on 12th July

Dieser männliche Kuckuck stand am 12. Juli auf einem Holunderbusch und streckte seine Brust schön raus.  

Ich bin mir sicher, dass er mitbekommen hatte, dass ich eine Kamera in der Hand hielt. Ganz bestimmt wollte er einfach nur gut aussehen. 

Und das ist ihm auch gelungen, wie ich finde. 

Sehr wahrscheinlich dasselbe Männchen hatte ich dort bereits am Vortag fotografiert:




likely the same male one day earlier with a lecker hairy caterpillar

Nachdem es auch da schon auf einem Busch gestanden hatte, ließ es sich ins Schilf fallen, um dann mit einer leckeren und sehr fetten Raupe wieder auf dem Busch zu erscheinen.  

Um welche Raupe es sich dabei handelte, weiß ich leider nicht. Ich hatte zunächst die Trinkerin in Verdacht, sie hätte vom Lebensraum und von der Größe her gut gepasst, doch die Raupen dieses Falters gibt es im Juli gar nicht, sondern nur von September bis in den Juni des folgenden Jahres hinein. Die Identität der Beute muss also offen bleiben. 

Dieser Kuckuck wird der letzte adulte Kuckuck für mich in diesem Jahr gewesen sein, ab jetzt folgen nur noch Jungvögel. Als Kuckuck kann man es sich leisten, spät im Frühjahr im Brutgebiet aufzutauchen und sehr früh im Sommer wieder nach Süden zu fliegen, denn mit der lästigen Aufzucht der Blagen hat man nichts zu tun. 

Trotzdem wundert es mich, dass man Altvögel nicht noch später im Jahr bei uns beobachten kann. Immerhin kommt der Kuckuck in ganz Skandinavien vor bis hoch zum Nordkap. Da fragt man sich schon, wo all diese Vögel im Spätsommer bleiben. Aber vielleicht ziehen sie eher nach Süden ab oder gar nach Südost.

Auch jetzt noch, Ende Juli, singen viele Vögel in den Pütten. Neben einem einzelnen Rohrschwirl, etlichen Feldschwirlen, vielen Teichrohrsängern auch noch unzählige Schilfrohrsänger

Der hier zum Beispiel:




Sedge Warbler, still singing

Am 27. des Monats sah ich im morgendlichen Nebel ein Schwarzkehlchen, das sich ausgiebig putzte:



male Stonechat

Am Abend kehrte eine Rohrweihe ins Gebiet zurück, sehr wahrscheinlich, um dort im Schilf die Nacht zu verbringen:


Marsh Harrier

Und am nächsten Morgen war ich in Campen, wo ich diesen Regenbrachvogel sah: 



Whimbrel

Na, seht ihr ihn auch?

Egal, das war's schon wieder für heute und die kommende Zeit.

Bleibt euch treu und schießt keine Tiere tot.

Das könnte sich eines Tages rächen. 

Spätestens dann, wenn ihr bemerkt, dass da Bierschnegel in eurer Küche herumkriechen.  

 

Nachtrag: Das Käsebrötchen befindet sich längst in meinem Bauch. Ich bin gescheitert an der Aufgabe, die ich mir selbst gestellt hatte. Gerade mal eine Stunde und 15 Minuten konnte ich seinen Verlockungen widerstehen. Alles aber nicht so schlimm, denn Käsebrötchen sind ein nachwachsender Rohstoff. Ich werde einfach morgen früh zum Bäcker meines Vertrauens gehen und mir frische Käsebrötchen kaufen.

Und was zum Teufel interessiert mich meine innere Stärke?

So ein Blödsinn! 

"Wenn du nicht an Gott glaubst, dann kommst du in die Hölle", behaupten religiöse Menschen reichlich einfältig. 

Und? 

Wäre das schlimm? 

In der Hölle ist es immer schön warm, man braucht keinen Cent für bescheuerte Heizkosten auszugeben. 

Und so hat man noch mehr Geld übrig für leckere Käsebrötchen.