Montag, 13. Mai 2019

Dies und das und so weiter

Moin Kinners,

lange nichts mehr passiert, nä?

Ich kann's auch nicht ändern, aber irgendwie ist im Moment einfach nicht viel los. Und richtig geile Fotos wollen mir auch nicht gelingen.

Trotzdem haben sich hier in den letzten zwei Wochen einige B-Klasse-Bilder angesammelt, die ich heute verwursten werde, weil die Pause zwischen zwei Beiträgen nie länger als einen Monat andauern sollte.

Los geht es mit einem Foto, das den allgegenwärtigen Einfluss des Menschen auf die Natur symbolisieren soll:









the world in our hand

Im Vordergrund stehen Nonnengänse und diverse Limikolen wie etwa Kibitzregenpfeifer und Alpenstrandläufer im Watt der Emsmündung herum, das nichts Anderes ist als ein kleiner Teil eines staatenübergreifenden Gebietes mit unterschiedlichem Schutzstatus, während im Hintergrund das Kraftwerk von Eemshaven fleißig Wolken produziert, die es sonst gar nicht gäbe.  

Es ist, wie es ist, egal, in welche Richtung man auch schauen mag; es gibt kaum mehr einen Quadratmeter auf diesem Planeten, den wir Menschen nicht längst in irgendeiner Weise verändert oder beeinflusst haben. 

Die Nonnengänse konnten den Anblick der Industrieanlagen schließlich nicht mehr ertragen und überflogen den Deich, um auf den weiten Grünlandflächen nach Nahrung zu suchen. Dort sind sie aber unerwünscht, weil das Grünland doch ausschließlich den Menschen und ihren Haustieren gehört.

Während die Gänse an mir vorbeizogen, sangen sie: "Wir bleiben wach, bis die Wolken wieder lila sind!"

pretty Barnacle Goose

Auf einer Fläche im Schatten des Campener Leuchtturms brüten zurzeit zahlreiche Säbelschnäbler:

Avocet

Auch hier handelt es sich keineswegs um eine natürlich entstandene Fläche, sondern um eine, die der Mensch kreiert hat. Das war allerdings auch schon zuvor der Fall gewesen, hatte man diesen Bereich an der Ems doch bereits vor Jahrzehnten mit Sand aus dem Fluss überspült.

In den letzten Jahren ist hier Klei abgebaut worden, um einen bestimmten Deichabschnitt (bei Upleward) zu erhöhen und so dem steigenden Meeresspiegel ein Schnippchen zu schlagen. Es stand also der Küstenschutz im Vordergrund und nicht etwa die Natur.

Kurz nach Sonnenaufgang:


same colony, but right after sunrise

Letztendlich ist die Natur aber auch hier nur deshalb als Sieger vom Platz gegangen, weil sich die Vorländer nicht als Bau- oder Agrarland nutzen lassen. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter: Ließe sich das riesige Wattenmeer anders und vor allem lukrativer vermarkten, dann gäbe es heute wahrscheinlich gar keinen Nationalpark. Wirtschaftliche Interessen, das zeigt die Vergangenheit ganz eindrucksvoll, haben (fast) immer Vorrang vor jenen des Naturschutzes.

Jetzt mal das andere Ende der künstlich aufgeschütteten Insel, auf der die Säbelschnäbler zur Brut geschritten sind: 


Und schließlich eine andere Perspektive, weil ich den Deich hinabgestiegen bin:

Ein einsamer Regenbrachvogel suchte bei Pilsum nach Nahrung:

Whimbrel

Der mit Abstand größte Teil der Krummhörn besteht aus Ackermarsch und überdüngtem Grünland.

Wenn im Frühjahr der Raps blüht, sind viele Touristen ganz gerührt. Sie steigen von ihrem Drahtesel und machen mit dem Smartphone ein Bild nach dem anderen, ohne auch nur zu ahnen, dass das, was sie da mit einem Lächeln im Gesicht ablichten, beinahe totes Land ist. 

Okay, die Honigbienen freuen sich, und sogar das einst so seltene, inzwischen aber kaum mehr hier wegzudenkende Blaukehlchen hat diese Monokulturen für sich entdeckt, wenigstens zwecks Nahrungssuche, doch die allermeisten und vor allem anspruchsvollen Tier- und Pflanzenarten, die es einst auch in Ostfriesland gegeben hat, können mit Rapsfeldern rein gar nichts anfangen. 

Und ich hasse diesen süßlichen Duft, den der Raps in böser Absicht verströmt:

Rapeseed – many tourists and local people tend to mistake these fields for natural habitat

Das ist die Einraumwohnung eines Rabenkrähen-Paares, aufgenommen bereits im April:


Carrion Crow

Wenn man die Hauener Pütten besucht und die Straße zum Leuchtturm-Parkplatz entlangfährt, dann kommt man an diesem Baum vorbei. 

Inzwischen warten in diesem Nest die Jungvögel darauf, dass sich die Eltern mit lecker Essen blicken lassen. Denn entgegen der landläufigen Meinung sind alle Rabenvögel, also auch die großartige Rabenkrähe, ausgezeichnete und fürsorgliche Eltern!


Temminck's Stint

Diesen Temminckstrandläufer sah und fotografierte ich am Deich  bei Manslagt. Er war keineswegs allein unterwegs, aber die anderen drei wollten einfach nicht mit aufs Bild.

Das ist okay.


Common Redshank

Jeder Ausguck in den Salzwiesen wird fleißig genutzt!

Blaukehlchen, Wiesenpieper, Schafstelze und eben auch der Rotschenkel lieben es, sich einen Überblick über ihr Revier zu verschaffen. 

Achtung, nichts für schwache Nerven:


Harbour Seal without head

Man sagt das immer so salopp dahin: Wo habe ich bloß meinen Kopf gehabt?

In diesem Fall wäre die Frage berechtigt. Dieser Dreiviertel-Seehund lag neulich auf dem Deckwerk bei Pilsum herum. Das Hochwasser musste ihn zuvor dort abgelegt haben. Die Wunde, man sieht das wohl auch auf dem Bild, wirkte taufrisch. Doch wie sie entstanden ist, muss offen bleiben.

Meiner Meinung nach kommen zwei Varianten in Betracht: Entweder hat ein Fuchs den bereits toten Seehund enthauptet, oder aber das arme Tier ist einer Schiiffsschraube zu nahe gekommen und erst dann an Land gespült worden. Auf der Ems sind mächtige Kähne unterwegs, und auch weil der Wundrand so scharfkantig ist, halte ich die zweite Variante für die wahrscheinlichere.

Einem überhinfliegenden Mönchsgeier, wie er kürzlich auf Hiddensee zu bewundern war, würde beim Anblick dieses Festmahls sicher das Wasser im Schnabel zusammenlaufen, doch natürlich war da weit und breit kein gefiederter Nutznießer zu sehen. Nicht einmal eine Rabenkrähe. Weil das Fleisch noch so frisch war, hätte ich mir aber selbst etwas aus dem Tier herausschnippeln und anschließend in die Pfanne hauen können, aber seit etwa 26 Jahren bin ich Vegetarier.

Und das soll sich jetzt, im hohen Alter, auch nicht mehr ändern.

Kleiner Tipp: Im Hintergrund, wer hat es bemerkt, kann man auch auf diesem Bild das Kraftwerk von Eemshaven erkennen!

Es folgt ein lustiges Begrüßungskomitee, bestehend aus nur einer Person, am Ortseingang von Pewsum:

Great Cormorant

Dieser halbwüchsige Kormoran stand heute Morgen am Straßenrand und winkte mir zu.

Rechts von ihm befindet sich ein Kanal, in dem er zuvor sicher gefischt hatte. Im Vorbeifahren rief ich ihm zu, er solle sich einen weniger gefährlichen Ort suchen für die Pause nach der Arbeit. Ich meine, die Autos fuhren nur etwa einen halben Meter an dem Trottel vorbei. Ein bösartig gesinnter Angler z. B. hätte einen niederträchtigen Mord problemlos wie einen Unfall aussehen lasen können. Doch der Kormoran ignorierte meinen gut gemeinten Ratschlag einfach und breitete wenig später seine Schwingen aus. 

Ein weiteres Foto:

same bird

Zu guter Letzt kann ich noch zwei Seidenreiher in die Waagschale werfen:

one of two Little Egrets

Während der große Bruder, der so unglaublich elegante Silberreiher, als Gastvogel längst eine gewöhnliche Erscheinung in ganz Deutschland geworden ist, vor allem im Winterhalbjahr, ziert sich der kleine Verwandte noch.  

Immerhin ist auch der Seidenreiher inzwischen ein alljährlicher Gast in Ostfriesland, doch die Zahl der festgestellten Individuen ist nach wie vor gering. Von Bruten kann man hier bislang nur träumen, obwohl es in den Niederlanden bereits im Jahr 2007 an 14 verschiedenen Orten Kolonien gab. Dort war der Seidenreiher bis etwa 1980 ein sehr seltener Gastvogel, wie ja auch in unserer Republik.

Platsch!

Hier wurde gerade jemand erbeutet und anschließend in einem Stück aufgegessen:

hunting

Ich selbst hatte zuvor nur drei Begegnungen mit diesem hübschen Vogel verzeichnen können. In Deutschland, wohlgemerkt. Zwei davon glückten im Wybelsumer Polder, darunter die Beobachtung von drei Individuen gleichzeitig am 26. Mai 2014. 

Und eine weitere erst am letzten Samstag, als ein Seidenreiher über dem Deichvorland bei Manslagt nach Westen zog. Ich behielt ihn im Fernglas, bis er so klein wurde, dass ich ihn aus den Augen verlor. Eine Rückkehr dieses Indiviuums nach Ostfriesland halte ich auch jetzt noch für sehr unwahrscheinlich. 

Umso erstaunter war ich dann am Tag darauf, als ich zunächst einen und wenig später einen weiteren Seidenreiher nur wenige Kilometer weiter nördlich, also bei Pilsum, im Deichvorland entdeckte!

Beide Individuen befanden sich nur im "halben" Prachtkleid, zeigten sie doch einen blaugrauen statt gelben Zügel. Immerhin präsentierten sie die hübschen Schmuckfedern im Nacken und auf der Oberseite in voller Pracht. Diese Federn waren der Grund dafür, dass sowohl Seidenreiher als auch Silberreiher im 19. Jahrhundert in ganz Europa fast ausgerottet wurden. Man setzte sie in der Hutmode ein und verfolgte die eleganten Vögel aus diesem Grund gnadenlos. 

Glücklicherweise hat auch der dämlichste Modetrend irgendwann mal ein Ende. Und so konnten sich die Bestände beider Arten nach und nach wieder erholen. In Südeuropa ist der Seidenreiher längst wieder eine gewöhnliche Erscheinung. Und eines Tages, das wünsche ich mir, wird das auch in Norddeutschland der Fall sein.








































same









































same

Es existieren auch ein oder zwei Fotos, auf denen beide Vögel zu sehen sind, aber sie gefallen mir einfach nicht. 

Ohnehin war das Knipsen der Reiher eine echte Herausforderung, weil die Distanz zu den Biestern so riesig war. Mit einer kurzen Tüte, wie ich sie besitze, kommt man da nicht so weit, aber in diesem Beitrag hat es ohnhin fast nur für Landschaftsaufnahmen mit Nebendarstellern gereicht. Da fügen sich die Reiherbilder gut ins Gesamtkunstwerk ein.

Zufrieden bin ich trotzdem.