wilde perspektiven

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Samstag, 25. Februar 2012

Raubwürgerballett

Endlich ist es so weit, der Frühling schaute heute in Emden vorbei!

Über den Wiesen und Weiden jubilierten die Feldlerchen, die ersten männlichen Kiebitze begannen mit ihrer unglaublichen Flugshow, Brandenten besuchten erstmals im neuen Jahr die späteren Brutplätze im "Binnenland", Buchfinken, Meisen sowie Goldammern sangen heute Morgen um die Wette und aus vollen Kehlen, was auch immer das heißen mag, aus vollen Kehlen und so weiter.

Doch zunächst, noch vor dem ersten Foto, musste ich tanken, in Riepe, und beim Blick auf die Preisanzeige an der Zapfsäule wurde mir ein wenig schlecht:




Doch dann besann ich mich der Tatsache, dass das Benzin in der Türkei bereits im letzten Frühjahr die Zwei-Euro-Grenze überschritten hatte. In der Türkei und pro Liter, wohlgemerkt! Und da kann man sich ausrechnen, was früher oder später auch auf uns zukommen wird. Eher früher.

Mit vollem Tank ging es dann zum Raubwürger, den ich eine ganze Woche vernachlässigt, nicht ein einziges Mal besucht hatte, ohne dass er mir das heute vorwarf.

Diese eher ungewöhnliche waagerechte Haltung des Vogel ist dem starken Wind geschuldet, der heute unablässig aus Nordwest blies. Als Raubwürger, der stets ganz oben stehen möchte, hat man da so seine Probleme mit dem Halt.

Jemand hat mal leichtfertig behauptet, ein fotografiertes Tier müsse ins Bild schauen, so wie obiger Raubwürger. Und ich möchte hinzufügen: nicht um jeden Preis! Wenn man den Vogel von der Seite ablichtet, er über die Schulter nach hinten schaut und mit der Brust fast den in diesem Falle linken Bildrand berührt, dann wirkt das auf mich einfach disharmonisch.  Man muss von Fall zu Fall abwägen (Frank Sudendey 2012 ;-)

Deswegen vom selben Bild eine andere, mir besser gefallende Variante:



Und noch einmal der Kampf mit dem fiesen Nordwest:

Okay, der Raubwürger muss sich so ducken, weil er ja sonst mit seinem Schädel an den oberen Bildrand stieße.

Und dann hob er wieder ab, sodass ich hier ein weiteres Problem der Naturfotografie ansprechen kann, nämlich das der korrekten Belichtung:





Wie man deutlich erkennen kann, ist das Bild zu dunkel geraten. Immer wenn ich dem Würger eine leckere Grille hinwarf, rüttelte er sehr tief und mit den vergilbten Gräsern im Hintergrund, sodass ich die Belichtung entsprechend einstellte, doch im entscheidenden Moment zog es ihn etwas höher. Der weiße Himmel, noch dazu bei katastrophalem Licht, ließ dann alles etwas absaufen. Mit einem einzigen Schwenk kann man also das zuvor im Hirn super durchgeplante Bild kapputt machen. Leider, denn die Haltung des Raubwürgers ist hier wirklich topp!


Hier ist es besser, sogar richtig belichtet, weil die geile Sonne kurz durch die Wolken lugte und den Vogel im richtigen Moment aufhellte.

Und beim nächsten Schuss auch, weil aus derselben Serie:


Liebe Canon-Ingenieure: Vielleicht wäre es ganz nett, wenn ihr mal eine wirklich automatische Belichtung kreieren würdet, eine, die blitzschnell die jeweils neue Situation erfasst und entsprechend reagieren kann, eine, die dort, wo es erforderlich ist, korrekt unter- oder überbelichtet, damit man keinen Ausschuss mehr produziert, auch wenn der im digitalen Zeitalter keine wirkliche Rolle mehr spielt.


Und ja, es stimmt,  als Vogelfotograf und -beobachter ist man nicht selten eine Störung für die wild lebenden Tiere. Hier das Belegfoto (Blässgänse).

Bezüglich der Gänse bin ich aber der Meinung, dass sie ohne die Jagd viel zutraulicher wären. Diese Aufnahme enstand aus dem Auto heraus und in Ihlow-Barstede, wo ich zu guter Letzt auch noch einen auf einem Pfosten stehenden adulten Wanderfalken sah.

Hier noch das einzig authentische Interview mit dem damals noch amtierenden Bundespräsi Christian Wulff, das mir ein Informant aus Osnabrück zugespielt hat: videovombiedermann.

Auch ich bin froh, dass Baron von Münchhausen endlich weg ist!