wilde perspektiven

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Sonntag, 1. April 2012

O schaurig ist's übers Moor zu gehn*

In mancherlei Hinsicht kommt es hier zu Wiederholungen, aber egal, sind Nebelbilder aus dem Moor doch immer etwas Besonderes. Wenn man die tolle Stimmung am frühen Morgen nicht nur genießen, sondern vielleicht auch noch ansprechend in Szene setzen möchte, dann muss man jetzt im März schon sehr früh aufstehen, doch es lohnt sich immer wieder:




Bodennebel ist unter allen Nebelvarianten so etwas wie eine Königsdisziplin!


Das hier ist natürlich nicht das Moor selbst, denn dort war es am Morgen so nebelig wie in einer Waschküche. Auf diesen Bildern sieht man die das Moor umgebenden Weiden mit ihren endlosen Hecken, wo zum Beispiel im Sommer der Neuntöter brütet.

Wenn dann die Sonne langsam (und doch viel zu schnell) aus den Schwaden steigt, ist man schon ein wenig überwältigt. Zumindest war ich es:

In die andere Richtung fotografiert, also mit der Sonne im Rücken, sah das dann so aus:

Auf Himbeerzweigen standen zwei Goldammern:

Feldlerchen stiegen jubilierend empor:

Eine Amsel sang auf einem Osterfeuerhaufen:

Und Kiebitze balzten über einem Acker:

Und dann flogen ein paar Heringsmöwen vorbei, die die Nacht wohl auf dem Ewigen Meer verbracht hatten:

Oh, noch ein Frühaufsteher an diesem Morgen:

Es ist eindeutig Frühling, auch wenn es an diesem Morgen noch Dinge gab, die ein wenig an den Herbst erinnerten:

Hier aber nun Indizien für die tatsächliche Jahreszeit.

Das Waldgeißblatt treibt zurzeit ebenso aus...


...wie die Himbeere:

Und der unglaublich angenehm duftende Gagel blüht sogar schon:


Ich ging zum Auto zurück, weil der Akku meiner Kamera inzwischen den Geist aufgegeben und ich amateurhaft die vollen Ersatzakkus zu Hause vergessen hatte.

Und dann liegt da doch tatsächlich so déjà-vu-mäßig ein Kreuzotterkerl mitten auf dem Weg, das vordere Zehntel angehoben, weil er sich wohl einen Überblick verschaffen wollte. Die Schlange rührte sich nicht, ließ mich ganz nah heran, aber Bilder konnte ich natürlich nicht mehr machen.

Déjà-vu deshalb, weil ich das schon mal fotografiert habe: im März 2010! Damals hatte ich exakt dieselbe Situation vor Augen - und volle Akkus dabei:


Für die Schlange ist es sehr gefährlich, mitten auf dem Weg zu liegen, was ich ihr auch sofort gesagt habe! Nicht selten kommen dort Radfahrer vorbei, und den meisten fiele das eher unscheinbare Tier ganz bestimmt überhaupt nicht auf. Ein schmaler Fahrradreifen aber wäre der sichere Tod für die Kreuzotter, die auf meinen gut gemeinten Rat "hörte" und langsam davonkroch.

Fazit: So einen frühmorgendlichen Ausflug ins Moor kann ich nur jedem Menschen ans Herz legen. Frau von Droste Hülshoff meinte zwar vor über hundertfünfzig Jahren, es sei dort schaurig und so weiter (* der Titel dieses Beitrags ist ihrer Ballade Der Knabe im Moor entnommen), aber das trifft auf die heutige Zeit natürlich nicht mehr zu, sind doch leider nur noch winzige Reste der einst riesigen Moorkörper erhalten geblieben, die keinem Menschen mehr Angst einzujagen brauchen.

Als dieser Song rauskam, fand ich ihn sogleich ganz groß. Und daran hat sich in den vergangenen Jahren nichts geändert: Frau Elliott!

So, das hier war übrigens der vorletzte Beitrag in diesem Blog, nur einer wird noch folgen.