Mittwoch, 28. März 2012

Tod eines Blaukehlchens

Im Auto saß ich am späten Montag-Nachmittag (26.03.2012), beobachtete das Treiben auf der weiten Wasserfläche der neueren der beiden Kleientnahmestellen an der Wolfsburger Straße. Zwei Rotschenkel standen herum, Säbelschnäbler kabbelten sich, und Seefrösche übten schon mal für den anstehenden Sommer, riefen ab und zu. 

Ich wollte gerade aussteigen, als ein männlicher Sperber aus dem Schilf geflogen kam - mit einem erbeuteten Kleinvogel in den Fängen. Er überquerte den Weg, auf dem ich im Auto saß, und landete in einem Holunderbusch, keine dreißig Meter von mir entfernt. Nicht schlecht, dachte ich, startete den Motor und kurbelte in weiser Voraussicht schon mal die Scheibe der Beifahrertür herunter (es gibt tatsächlich Leute, die noch kurbeln müssen). Langsam fuhr ich in Richtung Busch, immer wieder in dem Astgewirr nach dem Sperber Ausschau haltend.

Und dann entdeckte ich ihn:



Ein männliches Blaukehlchen hat es hier erwischt! Das ist schon erstaunlich, wenn man weiß, wie heimlich diese Art ist, wie versteckt sie lebt, sieht man mal von den singenden Männchen ab, die meist sehr exponiert auf einer Warte stehen, aber dann doch eigentlich auch den Überblick haben und einen herannahenden Sperber rechtzeitig erkennen sollten.

Pech für das Blaukehlchen und Glück für den Sperber! Nur ein Teilerfolg für mich, denn es wäre doch schön gewesen, wenn dieser verdammte Holunder nicht so viele Zweige gehabt hätte. Ich bin der Meinung, dass man  Büsche ruhig kräftiger beschneiden sollte...;-)

Immer wieder lugte der Kleinvogelschreck durch die Zweige hindurch zu mir herüber:


Aber wirklich gestört durch mich oder das Klicken der Kamera fühlte er sich nicht (etwa sechs Meter Entfernung zum Vogel). Ganz in Ruhe nahm er sein Abendbrot zu sich. Ich hoffte, er würde sich nach der Mahlzeit auf einen der vorderen Äste stellen, doch schließlich wählte der Sperber einen der hinteren. Das sah dann so aus:


Wirklich freistehend und in seiner ganzen Pracht werde ich meinen absoluten Lieblingsgreifvogel wohl niemals bekommen. Aber man kann mit einem Ausschnitt noch was retten; dann gibt es halt mehrere Portraits:

Was für Augen!

Kuckuck, hier bin ich!

Und schließlich noch etwas größer, weil ich nie weiß, ob ich noch einmal einen Sperber vor die Linse bekommen werde:

Ein echter Prachtkerl!

Gerade im Winterhalbjahr kann man jagende Sperber auch mitten in Städten beobachten. Futterhäuser ziehen sie magisch an, doch sind es nicht die ausgelegten Sonnenblumenkerne, für die sie sich interessieren. Es ist immer wieder faszinierend, wie geschickt sie im Flug Wendungen vollziehen, jede Deckung ausnutzen, rasant um Häuserecken preschen und am Ende Kleinvögel überraschen und - ergreifen.

Nicht selten aber sind sie in ihrem Eifer blind, haben die Beute zwar fest im Visier, prallen dann aber unglücklicherweise gegen Hindernisse wie zum Beispiel Scheiben, was ihnen dann leider das Genick bricht. 

Tod eines Sperbers müsste es dann heißen, aber das wäre wohl eine ganz andere Geschichte.

Man sieht ihr an, dass sie das, was sie tut, liebt: Frau Knowles!

Ach übrigens, etwa vierundzwanzig Stunden später stand dann dieser Kerl auf demselben Busch:

Jetzt also auch mal ein Raubwürger in Emden-Larrelt!