Sonntag, 3. Juni 2012

Flower Power

Meine Fotografie beschränkt sich ja eigentlich auf die frühen Morgen- und späten Abendstunden, sodass einem ausreichend Zeit für die wichtigen Dinge im Leben bleibt. Außerdem sind die Stunden um Sonnenaufgang einfach zu schön, um sie zu verpennen. Nur am sehr frühen Morgen, an klaren und besonders an dunstigen Tagen, ist das Licht perfekt.

Und so war es auch am Samstag, als ich die Wiesen bei Ihlow-Barstede aufsuchte, um der Kuckucks-Lichtnelke ein paar Minuten zu widmen:



Es hat natürlich nicht nur Spaß gemacht, es hat sich auch gelohnt:

Nur selten bin ich mit meinen Bildern hundertprozentig zufrieden, aber hier war ich es sofort:

Während ich die Aufnahmen machte, riefen zwei Wachteln im Hintergrund. Morgenstimmung par excellance.

Und zum Abschluss mal ein ganzer Blumenstrauß:

Abstrakte Ampferblüte:

Immer wieder gab es heftige Schauer, und auf dem Weg nach Hause zeigte sich ein Regenbogen über den Wiesen:

Ein Reh stand bis zum Halse im Gras:

Und an den zahllosen Gräben blüht zurzeit die Sumpf-Schwertlilie, sorgt für gelbe Farbtupfer:

Am Sonntagmorgen waren die Wolken etwas hartnäckiger, später am Vormittag kapitulierte die Sonne ganz. An der Knock war es nicht nur windstill, es gab auch Neues zu sehen.

Die Weiße Lichtnelke war mein erstes Ziel:

Der Hintergrund gefällt mir hier nicht so gut, aber das muss man dann einfach mal so hinnehmen:

Die Blüten verströmen einen angenehmen Duft, der vor allem Nachtfalter anlockt:

Und ein letztes Bild von dieser Art:

Ein weiterer Grund für meinen morgendlichen Besuch an der Knock war das Übersehene Knabenkraut, dessen Blütezeit gerade beginnt:


Fünf verschiedene Individuen habe ich fotografiert, doch zwischendurch musste ich unterbrechen, weil mir mein erster lebender Emder Grasfrosch vor die Füße sprang:

Der bis dahin einzige begegnete mir im zeitigen Frühjahr in Emden-Marienwehr und befand sich im Schnabel eines Graureihers, später dann in dessen Magen.

Zurück zum Knabenkraut:


Wenn sich die untersten Blüten öffnen, die oberen aber noch geschlossen sind,  gefällt mir die Pflanze am besten:


Bezüglich der Fleckung ihrer Blätter sowie der Färbung der Blüten variiert das Übersehene Knabenkraut beträchtlich, sodass ich mir gar nicht so sicher war, dass es sich hier um diese Art handelt. Die Bestätigung kam aus Hinte. 

Hier mal ein deutlich helleres Individuum:

Und ein letztes Bild von dieser seltenen Art:

Übrigens riefen ständig zwei Bartmeisen in meinem Rücken, während ich das Knabenkraut vor meiner Linse hatte! Bei späterer Kontrolle stellte sich heraus, dass sie Futter tragend durch die Gegend flogen.

Wiesen-Klee ist keine Orchidee, aber eigentlich nicht weniger hübsch:

Und über die Schönheit des Klatschmohns muss man nicht mehr diskutieren:

Irgendwie ein bisschen blass für diese Art, aber entweder liegt das am mageren Standort oder aber ich habe mir eine Fehlbestimmung geleistet, was eigentlich niiiiiiiiie vorkommt ;-)

Als Nachtrag vom 18.06.2012 eine Mail von Sabine Baum (Hinte): "Am 3.6. zeigten Sie ein Foto eines Mohns und bemerkten – ganz zu Recht -, dass er für einen Klatschmohn etwas blass aussieht. Wahrscheinlich ist es der Saatmohn (Papaver dubium) gewesen, der eine ziegelrote Farte hat. Vom Klatschmohn kann man ihn durch die keulenförmige Kapsel unterscheiden (beim Klatschmohn eher breit eiförmig), die auf Ihrem Foto im Hintergrund zu erahnen ist."

Was fehlt noch? Genau, das Federvieh, denn ein Beitrag ohne Vögel ist wie ein Brötchen ohne Käse! Gesehen habe ich gestern und heute eine ganze Menge, fütternde Feldschwirle zum Beispiel oder Braun- und Schwarzkehlchen, aber Fotos wollten mir nicht so recht gelingen, bis ich diese wenig scheue Ringeltaube auf einem Zaun stehen sah - ein bereitwilliges Opfer:

Und von einem Sumpfrohrsänger kann ich immerhin noch eine rasante Ausschnittvergrößerung präsentieren:

Dann ging es am Sonntagabend nach Hause, doch im Wybelsumer Polder musste ich noch einmal eine Vollbremsung machen (ein paar leere Plastikpullen flogen durchs Auto), weil da wieder einmal ein adulter Seeadler am Himmel kreiste und sich gefährlich nah an die Windenergieanlagen herantraute:




Möglicherweise handelte es sich dabei um jenen Vogel, den ich bereits vor kurzer Zeit in Emden-Larrelt gesehen hatte.

Schluss für heute, aber weil Fotos bei mir so eine Art Stoffwechselprodukt sind, sehe ich auch dem kommenden Wochenende zuversichtlich entgegen.

Diese Frau ist echt "fertig", aber ist das nicht egal, wenn man große Musik geschaffen hat? Frau Love!