Sonntag, 8. Juli 2012

Erste Emder Brut des Neuntöters verläuft erfolgreich

Das Wetter spielte wieder einigermaßen mit, und so gibt es auch am heutigen Sonntag wieder einige interessante Dinge aus der vergangenen Woche mitzuteilen, darunter nicht zuletzt auch Neues über die Neuntöter im Wybelsumer Polder:

Am Mittwoch beobachtete ich sie mal wieder in Wybelsum. Bereits am Vortag hatten die Jungen das Nest verlassen, standen nun meist gut sichtbar im oberen Bereich des Brombeergebüsches. Drei Jungvögel konnte ich ausmachen, doch eventuell waren es vier, weil das Weibchen auch immer wieder den hinteren Bereich des Gebüsches mit erbeuteten Insekten anflog.

Das Männchen sang am Abend ausgiebig! Eigentlich ist die Gesangsperiode dieser Art sehr kurz, und bereits mit dem Erscheinen des Weibchens verstummt das Männchen in der Regel. Für mich war es überhaupt erst das zweite Mal, dass ich den leisen, an einen Sumpfrohrsänger erinnernden Gesang dieser Art hören konnte. 

Ich saß im Auto, als plötzlich beide Neuntöter höchste Erregung zeigten, ununterbrochen warnten und permanent mit dem Schwanz ruderten. Den Grund dafür konnte ich zunächst nicht sehen, doch auch die örtlichen Rauchschwalben warnten unablässig. Und plötzlich war sie da! Eine männliche Rohrweihe rüttelte kurz über dem Gebüsch und stieß dann hinab, verschwand bis auf die Flügelspitzen in den stacheligen Brombeeren. Und es war kaum zu glauben, der Greifvogel hatte doch tatsächlich einen der jungen, noch reichlich unbeholfenen Neuntöter erwischt!

Zwar lag mein Fotorucksack auf dem Beifahrersitz, doch die Kamera befand sich in meinem Tarnzelt. Unter glücklicheren Umständen hätte ich das alles sauber dokumentieren können, denn das Ganze hatte sich nur wenige Meter von meinem Wagen entfernt abgespielt. Jetzt weiß ich, warum man die Rohrweihe in den Niederlanden Kiekendief (Kükendieb) nennt. Für die jungen Rohrweihen dürfte der kleine Würger ein ganz exklusives Abendessen gewesen sein...:-)

Auch etwa eine Stunde nach diesem Ereignis zeigten die Eltern noch Anzeichen höchster Erregung, überprüften sogar, was aus den restlichen Jungvögeln geworden ist, indem sie die einzelnen Sitzwarten nacheinander anflogen, doch leider konnte ich das weitere Geschehen nicht verfolgen, hatte ich doch noch einen Termin in Emden. Ich gehe aber davon aus, dass die Rohrweihe nicht blöd ist und sehr wohl erkannt hat, dass es dort noch mehr zu holen gibt.

Wenige Minuten nach der Attacke:






























Immerhin lebten am Freitag noch zwei der wahrscheinlich vier ausgeflogenen Jungvögel. Und sie ruhten diesmal im Brombeergebüsch direkt neben dem Weg, wie man am ersten Bild dieses Beitrags sehen kann. Voll süß, oder?

Ebenfalls am Freitag sah ich den erst zweiten Distelfalter dieses Jahres, der sich am Wegesrand in der Abendsonne wärmte:

Und hier ein Bild ohne die hässlichen Schlagschatten (habe mich einfach vor die Sonne gestellt), dafür aber in eher matten Farben:

Dem Anschein nach ist 2012 ein ganz schlechtes Jahr für diese Art!

Ein Kokon, aufgenommen auf dem Rysumer Nacken:

Und diese hübsche Falterart schlüpft daraus:

Das Sechsfleck-Widderchen fliegt zurzeit in größerer Zahl auf dem Trockenrasen neben dem Gassco-Gelände, doch stammt dieses Foto, aufgenommen in Aurich-Brockzetel im vorletzten Jahr, aus meinem Archiv.


Dabei dürfte es sich um das Jakobs-Greiskraut handeln, das am Rysumer Nacken im Moment in voller Blüte steht.

Das hier sind die Raupen des Jakobskrautbärs, die mit ihrer bunten und auffälligen Warntracht darauf hinweisen, dass sie durch das Gift der Pflanze für Vögel etc. nun ebenfalls ungenießbar geworden sind.

Es waren dort am Mittwoch "unendlich" viele Raupen an den Pflanzen zu bestaunen, sodass die nächste Generation des hübschen Falters im kommenden Frühjahr gesichert sein dürfte.

Wohl Sumpfziest (Rysumer Nacken):

Und eine Nachtkerze kurz vor Sonnenuntergang (Artdiagnose?), leider so ganz ohne geöffnete Blüten:

Rehe im Wybelsumer Polder:

Und wieder einmal das hübsche Schmalblättrige Weidenröschen im spätabendlichen Gegenlicht am Rysumer Nacken:




Und zum Vergleich das so genannte Zottige Weidenröschen (wer etwas anderes behauptet, lügt ;-) in Emden-Larrelt (Wolfsburger Straße), mit der Sonne in meinem Rücken:


Und im Gegenlicht:






Wenn man sich auf der Zielgeraden zur Knock befindet und das Restaurant Strandlust nicht mehr weit ist, kommt man an einer wirklich hübschen Kuhweide vorbei. Irgendwie ist das eine schöne Landschaft dort am rechten Emsufer. Und weil ich größenwahnsinnig bin, stelle ich mir immer einen Gleitaar vor, der auf einem dieser Bäumchen steht und nach Mäusen Ausschau hält:

Am Samstag konnte ich wieder einmal die Frühe Heidelibelle auf dem Rysumer Nacken fotografieren:

Insgesamt waren es 24 Individuen.

In der Nähe des Strandes blühte dieses Tausendgüldenkraut:

Ob es vielleicht das Strand-Tausendgüldenkraut ist? Wahrscheinlich nicht, denn es gibt da einige Arten, die einander sehr ähneln, und die Nähe zum Strand reicht da ganz bestimmt nicht als kennzeichnendes Merkmal aus ;-)

Bevor ich in der Früh zur Knock gedüst bin, hatte ich noch ein Treffen mit dem Neuntöter-Weibchen im Wybelsumer Polder:

Ich müsste es wohl nicht mehr erwähnen, aber das Männchen traute sich auch am Samstagmorgen wieder einmal nicht vor die Linse, aber dafür gab es unverhofften Ersatz:

Eine schimpfende weibliche Dorngrasmücke (oben) sowie einen jungen Hausrotschwanz, der so plötzlich wieder verschwand wie er zuvor aufgetaucht war:





Am frühen Nachmittag dann flog ein adulter Wanderfalke über meinem Balkon. Vielleicht handelt es sich um einen jener Vögel, die ihr Revier irgendwo im Emder Hafen haben sollen. Für mich ist das jedenfalls eine neue Art für die Balkonliste...

...und somit leider nur ein Belegfoto!

Am Samstag-Nachmittag kreuzte dann mal wieder eine Erdkröte meinen Weg in Emden-Larrelt. Ich muss nicht mehr erwähnen, warum:

Ich mach's trotzdem. Die Krötengoldfliege zeichnet für das Aussehen dieser armen Kreatur verantwortlich:

Später dann, am frühen Abend, fuhr ich nach Aurich, um dem Moor mal wieder einen Besuch abzustatten, nach sehr langer Durststrecke übrigens.

Im Wald südlich des Moores blüht gerade der Gemeine Gilbweiderich in großen Beständen auf den Wegen:

Und noch ein drittes Bild, weil's so schön war:

Und noch einmal die Farbe Gelb, denn das nächste Bild zeigt die inzwischen sehr, sehr seltene Moorlilie, die ich zuletzt vor etwa 15 Jahren fotografiert hatte! Der damalige Standort auf dem Flugplatz Achmer/LK Osnabrück ist aber längst zugewuchert, das Vorkommen somit leider erloschen.

Das Vorkommen im Berumerfehner Moor ist mir schon seit Jahren bekannt, doch bis gestern hatte ich die kurze Blütezeit dieser Art stets verpasst.

Hier eine Späte Adonislibelle, die sich im Uferbereich eines alten Handtorfstiches an einen Halm klammerte:

Ebenda eine der häufigsten Libellen der Republik, der Vierfleck:













Zwei weitere interessante Feststellungen: Am Freitag sah ich acht Beutelmeisen im Wybelsumer Polder; 15 Kampfläufer (alles adulte Männchen) besuchten am selben Tag die Kleientnahmestelle an der Wolfsburger Straße in Larrelt.

Heute, am Sonntag, werde ich aus Zeitgründen ausnahmsweise keine Bilder machen können.