wilde perspektiven

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Montag, 20. August 2012

Der heißeste Tag des Jahres

Am Samstag war es eigentlich schon zu heiß für mich. Folglich fasste ich einen Entschluss. Den Sonntag wollte ich nahezu ausschließlich im Wasser verbringen - zusammen mit zahllosen verwunschenen Prinzen. Doch zuvor standen Vögel auf meinem Wunschzettel, und so stellte ich am Samstagabend das Tarnzelt, das bereits seit Ende April seinen festen Platz an der Wolfsburger Straße eingenommen hat, einfach ins Wasser.

Am frühen Sonntagmorgen, kurz vor Sonnenaufgang, legte ich mich bei noch immer angenehmen Temperaturen um 20 Grad Celsius ins seichte Nass und auf den schlammigen und sehr glitschigen Grund, in der Hoffnung, ein bis zwei gefiederte Überraschungen mögen sich innerhalb der kommenden Stunde am Ort des Geschehens einfinden. Doch auch etwas Angst war im Spiel, denn in Gedanken stellte ich mir vor, wie mich eine Gelbrandkäferlarve erbeutet und aussaugt...

Der erste und leider auch einzige Vogel::



Auf ihn ist einfach immer Verlass! Dieser Flussuferläufer im Jugendkleid zeigte sich kooperativ und ließ sich bereitwillig von mir ablichten.


Nach eben einer Stunde begann ich zwar nicht zu frösteln, das Wasser war nämlich pipiwarm, aber etwas Neues wollte auch nicht so recht geschehen. Es wurde schlicht langweilig! Und so gab ich erst einmal auf, bzw. suchte mir ein neues Thema, eines, das ich mir schon zu Jahresbeginn vorgenommen hatte. Und eines, das heißes Wetter erforderte! Doch dazu später mehr...

Am Freitag bereits wurde die Silberreiher-Saison eröffnet; ein Vogel suchte im Wybelsumer Polder nach leckeren Beutetieren, wurde dabei von etlichen Rauchwalben umzingelt:



Besonders bei sehr hohen Temperaturen tendieren auch Kiebitze dazu, sich am Wasser aufzuhalten, wo sie meist nur herumstehen, ab und zu aber auch ein Bad nehmen:

Etwas näher ran:

Und noch etwas näher:

Es braucht sich niemand die Mühe zu machen, diesen Trupp durchzumustern, denn weder Steppenkiebitz noch Weißschwanzkiebitz sind darunter zu finden.

Die Bilder entstanden am Sonntag an der erst im vergangenen Jahr ausgehobenen Kleientnahmestelle in Wybelsum, wo man zurzeit einige interessante Arten feststellen kann, wenn man sich die Zeit nimmt. So konnte ich dort zum Beispiel am Sonntag Bekassine, Bruchwasserläufer, Dunkler Wasserläufer, Grünschenkel, Waldwasserläufer, Flussuferläufer, Rotschenkel, Zwergstrandläufer, Uferschnepfe, Temminckstrandläufer, Kampfläufer sowie Sandregenpfeifer beobachten.

Am späten Nachmittag, nach einer mehrstündigen Siesta und einigen kalten und erfrischenden Duschen, begab ich mich am Abend abermals ins Wasser, um das zu Jahresbeginn gesteckte Ziel in die Tat umzusetzen. Ja, der Seefrosch sollte es sein! An der Wolfsburger Straße wimmelt es zurzeit von Jungfröschen, die in diesem Jahr das Licht der Welt erblickt haben.

Und während ich mich am Ufer rasch meiner Klamotten entledigte, hörte ich ganz deutlich, wie einer der Frösche einem seiner Kollegen zurief: "Das meint der jetzt nicht ernst, oder! Dieser blasse Fleischberg kommt doch wohl nicht wirklich zu uns ins Wasser! Weg hier! Bloß weg hier!"

Aber nicht alle machten sich aus dem Staub, wie die folgenden Bilder eindrucksvoll illustrieren. Einige Individuen zeigten überhaupt keine Scheu, kamen sogar neugierig auf meine Kamera und mich zugeschwommen:


Dieser hier hatte keine Tollwut. Zwar habe ich noch nie darüber gelesen (werde das aber mal nachschlagen), aber dem Anschein nach können Seefrösche sich in einem Meer von Blasen "unsichtbar" machen, Blasen, die sie selber produzieren, ganz fix. Wenigstens sah es so aus:

Ein anderes Tier, noch mehr Blasen!

Hier mal einer ohne diesen Blasenkram:

Etwas Skurriles zwischendurch: Ein Wasserskorpion tauchte plötzlich auf, stellte sich auf einen der Hebel des Dreiwegeneigers, der sich unter der Wasseroberfläche befand, und wartete dort auf Beute...

Und hier zwei junge Seefrösche auf einmal:

Von vorn:

Wieder von der Seite, allerdings ein anderer:

Und zum Abschluss konnte ich auch noch ein Alttier dingfest machen:

Der Frosch lag wie ein Elbkahn im Wasser und hatte mit dieser Tarnkappe irgendwie was von einem Alligator! Und wahrscheinlich dachte er, dass ich ihn nicht sehen kann ;-)

Um auf Augenhöhe zu kommen, senkte ich ganz vorsichtig mein sensibles Werkzeug immer weiter hinab. Für die Kamera, die nicht wasserdicht ist, war das nicht ganz ungefährlich:

Beim folgenden und letzten Bild befand sich der untere Teil der Sonnenblende bereits im Wasser, die Kamera nur etwa einen Zentimeter darüber:

Dieses Bild gefiel mir auf Anhieb so sehr, dass es in den kommenden Wochen den Titel dieser Seite schmücken darf.

Nach meiner Rückkehr maß ich in meinem nach Westen ausgerichteten Wohnzimmer 35 Grad Celsius! Die Nacht von Sonntag auf Montag verbrachte ich entsprechend auf dem Balkon...