Samstag, 15. September 2012

Grünschenkel und Dunkler Wasserläufer

Bevor es richtig losgeht, hier noch schnell eine wahre Kurzgeschichte:

"Na, Frank, was haste gestern noch so getrieben bei dem schönen Wetter?" fragte mich mein lieber Kollege Jens O. am Arbeitsplatz, noch bevor ich meinen Rechner hochgefahren hatte.

"Ich habe endlich den Grünschenkel geknipst!"

Kunstpause.

"Wieso, warste bei Wienerwald?"


Gleich zwei heiß begehrte Arten konnte ich in den vergangenen Tagen im Wybelsumer Polder fotografieren. Schon oft sah ich sie in den letzten Jahren vom Weg aus am Ufer eines dieser Teiche stehen, vor allem bei Hochwasser, wenn die Nahrung im Emswatt für die Vögel unzugänglich ist. Frau Odinga aus Ihlow, Pächterin der Weide, ist es zu verdanken, dass ich endlich die Gelegenheit bekam, mein Tarnzelt an einem geeigneten Ort zu errichten, um sowohl Grünschenkel als auch Dunkler Wasserläufer in einem Abwasch vor die Linse zu bekommen.

Einen Tag nach dem Aufbau sah das in der Abendsonne so aus (rechts das Tarnzelt):



Greenshank, Spotted Redshank, and hide right before sunset

Am frühen Morgen dann so:


Resting Greenshanks and Spotted Redshanks few minutes after sunrise

Ich war aufgeregt wie ein kleiner Junge kurz vor der weihnachtlichen Bescherung, als ich mich am Dienstag-Nachmittag zum ersten Mal ins Tarnzelt legte:


Four Greenshanks, one single Teal

Nach und nach trudelten die Vögel ein und steckten auch sofort ihre Schnäbel ins Gefieder. Schon ein bisschen langweilig, aber auch ein Zeichen dafür, dass meine Tarnung wieder einmal perfekt war:

Four Greenshanks without Teal

Vögel im Trupp lassen sich sehr schwer in Szene setzen, weil immer mindestens ein Schnabel und Schwanz ins Bild hineinragen. 

Darüber hinaus wechselte das Licht im Sekundentakt seine Laune. Mal war es stockfinster, im nächsten Augenblick aber wieder so grell, dass man fast blind wurde:

An "echten" Hochwasserrastplätzen, die sich zumeist an entfernten Ecken in den weitläufigen Salzwiesen entlang der Ems befinden, kann man aus großer Entfernung hunderte dieser Vögel eng beieinander stehen sehen, im Wybelsumer Polder aber ist die Anzahl überschaubar. Nie habe ich dort mehr als vierzig Individuen beobachteen können.

Hier mal ein einzelner Grünschenkel, der wahrscheinlich gerade von Wattwürmern träumt:


Zunächst standen die Limikolen vor meinem Tarnzelt, doch im Laufe der folgenden Stunde trippelten sie immer weiter. Wenn der vorderste Vogel zwei Schritte (in die falsche Richtung) machte, kam bei den hinteren sofort Unwohlsein auf. Sie zogen dann nach, und gegen Ende des Shootings musste ich mich ganz schön verrenken, um noch in den Sucher der Kamera blicken zu können. Schließlich waren sie aus meinem Sichtfeld verschwunden, obwohl sie nur wenige Meter neben mir standen!

Vorher aber konnte ich noch ein paar brauchbare Bilder machen:


Wie bereits geschrieben unter ständig wechselnden Lichtbedingungen:

An den Hauptrastplätzen sieht man diese tollen Vögel immer nur aus sehr großer Distanz, meist von einem Deich aus. Was man dann nicht mitbekommt, ist, dass sie beim Rasten keinesfalls ruhig sind und ihren Schnabel halten. Im Gegenteil, denn eigentlich ist es nie wirklich still. Permanent hört man mannigfaltige Kontaktrufe, die weder an die bekannten und lautstarken Flugrufe des Grünschenkels noch an jene des Dunklen Wasserläufers erinnern, sondern eher an einen gedämpften Austernfischer. Jedenfalls konnte man den Eindruck bekommen, sie hätten sich sehr viel zu erzählen:

Einfach nur ein großer Spaß war das für mich! Und die Vögel haben absolut nichts mitbekommen:

Ich habe schon sehr oft an irgendwelchen Kleientnahmestellen hier um Emden auf der Lauer gelegen. Nie ist es ein Problem gewesen, Flussuferläufer, Bruchwasserläufer sowie Waldwasserläufer vor die Linse zu bekommen, doch die großen Tringiden tauchten dort immer nur sporadisch auf. Oft lagen Wochen dazwischen, und so konnte man nichts planen und entsprechend auch keine Erfolge erzielen. 

Hier aber war alles perfekt:

Eine einzelne junge Krickente suchte den interspezifischen Kontakt zu den Limikolen, stand zumeist mitten zwischen den Langschnäbeln. Hier aber hatte sie vorübergehend den Anschluss verloren:


Eurasian Teal

Zu meiner großen Überraschung kamen plötzlich zwei Bekassinen angeflogen, die aber leider hinter meinem Tarnzelt landeten. Da ich quasi fixiert war, das Stativ sich nicht umstellen ließ, musste ich die Kamera abmontieren und Bilder nach hinten schießen, im Liegen, quasi über meinen Pöter hinweg und ohne Wasserwaage:

Common Snipe

Wie man sehen kann, hat es funktioniert!

Vor meinem Tarnzelt aber standen auch noch zwei Dunkle Wasserläufer (im Jugendkleid), die ich hier nicht vorenthalten möchte (weiter oben sind sie ja bislang nicht über die Rolle des Statisten hinausgekommen):

Spotted Redshank (left)

Hier mal einer ganz allein:




Und ganz zum Schluss, die Sonne war fast untergegangen und darüber hinaus von einer dicken Wolke verdeckt, tauchte auch noch ein einsamer Flussuferläufer auf:

Common Sandpiper  

Liebe Frau Odinga, ich bedanke mich artig dafür, dass ich ihre Weide betreten und dort mein Tarnzelt errichten durfte. Damit haben Sie mir wirklich eine riesige Freude gemacht!

Noch schnell drei interessantere Feststellungen: Am Dienstag sah ich einen Seeadler auf einem Acker bei Wybelsum stehen, nur wenige Meter von der Straße entfernt. Ich war schon vorbei, machte die Chicagoschleife, bereitete gleichzeitig die Kamera vor und näherte mich langsam jener Stelle, an der der Vogel stand, doch wie so oft flog er natürlich sofort auf:

White-tailed Eagle

Am Freitag dann konnte ich einen adulten Baumfalken auf dem Rysumer Nacken beim Versuch, einen Star aus einem riesigen Schwarm (ohne Rosenstare) heraus zu erbeuten, beobachten. Mehrere Stoßflüge verliefen allerdings erfolglos.

Und zu guter Letzt soll nicht unerwähnt bleiben, dass sich die Zahl der Silberreiher im Wybelsumer Polder um einen Vogel auf jetzt drei erhöht hat.

Nachtrag von heute Abend (Samstag, 15.09.): Vier waren es bei meinem Besuch vor einer Stunde!

Ich bin übrigens in meinem ganzen Leben nie bei Wienerwald gewesen, auch nicht bei Mc Doof, dafür aber ein einziges Mal bei Burger King. Vor geschätzten 25 Jahren betrat ich das "Restaurant" in Rheine, bestellte hungrig einen Cheese Burger und biss herzhaft hinein. Mein waches rechtes Auge sah dann einen warmen Fettstrahl auf sich zukommen...