wilde perspektiven

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Sonntag, 7. Oktober 2012

Vogelzug

Im Oktober kann man so allerhand sehen! Wenn die Voraussetzungen günstig sind, dann ist der Kleinvogelzug vor allem hier an der Küste hautnah zu erleben. Doch dazu später mehr.

Zunächst einmal zwei Bilder von Meister Lampe:



European Hare

Ich stand am Morgen am Rande einer Hecke, um nach Singvögeln zu spähen, als dieser Hase plötzlich aus dem Dickicht hervortrat und auf den angrenzenden Acker schnellte. Dort blieb er zunächst stehen, stellte sich dann sogar auf die Hinterläufe:

Schließlich entdeckte er mich doch und gab Gummi.

Am Samstag ging es auf dem Rysumer Nacken seinem Verwandten, dem Wildkaninchen, an den Kragen:

Falconers with Northern Goshawk

Insgesamt waren fünf Leute vor Ort mit eben diesem Habicht sowie mindestens drei Wüstenbussarden.

Und einer stammte doch tatsächlich aus dem Landkreis Osnabrück, ein weiterer aus dem Kreis Herford, die anderen waren Ostfriesen:


Die Beizjagd fand genau dort statt, wo sich die Rebhühner aufhalten, und ich hoffe, dass sich sowohl Falkner als auch Greife dessen bewusst waren. Überhaupt frage ich mich, ob eine solche Jagd an diesem Ort erforderlich ist. Nein, ich frage mich eigentlich: Welchen Sinn hat die Jagd, ob nun mit oder ohne Beizvogel, so ganz allgemein?

In der Nacht von Freitag auf Samstag muss von einer Sekunde auf die andere starker Regen eingesetzt haben, der die im Schutze der Dunkelheit ziehenden Vögel dazu zwang, eine Rast einzulegen und über dem Rysumer Nacken vom Himmel zu fallen. Denn am Samstagmorgen waren die Büsche dort prall mit Vögeln unterschiedlichster Arten gefüllt. Drosseln, vor allem Sing- und Rotdrosseln, waren in Massen vertreten und ihre Rufe klingen mir jetzt noch im Ohr.

Das Sahnehäubchen aber waren unglaubliche 16 Ringdrosseln, aufgeteilt in zwei Trupps (10 + 6), die sich dort an den Früchten von Weißdorn und Holunder gütlich taten, wenn sie nicht gerade durch die Luft flogen:

Ring Ouzel

Diese Beobachtung war schon etwas ganz Besonderes für mich, denn bis zu diesem Tag war ich insgesamt erst etwa zehn Ringdrosseln auf dem Wegzug begegnet. In meinem ganzen Leben, wohlgemerkt!


Wahrscheinlich zieht es auch diese Vögel nach Afrika, wo vor allem das Atlasgebirge im Nordwesten des Kontinents als das Winterquartier überhaupt für Ringdrosseln gilt. 

Ganz allgemein lässt sich sagen: Vogelzug ist unglaublich faszinierend!

Neben Drosseln zogen viele Berg- und Buchfinken durch, auch Erlenzeisige, Wiesenpieper, einzelne Baumpieper, Heckenbraunellen etc. zeigten sich am windigen Himmel. Ein einzelnes Braunkehlchen war auch noch vor Ort, und die eigentlich immer anwesenden Stieglitze plünderten die Vorräte an Nachtkerzensamen:


Goldfinch

Ein Rehbock speiste am Zaun des Gassco-Geländes. Das saftige Gras auf der anderen Seite aber blieb ihm verwehrt, während Hasen und Kaninchen mühelos von einer auf die andere Seite wechseln können, weil  der Zaun an manchen Stellen nicht in den Boden eingelassen ist. 

European Roe Deer

Auch für diese Kandidaten ist der hohe Zaun kein Hindernis, wie man deutlich sehen kann:


Grey Partridge

Vielleicht haben die Rebhühner dort sogar wegen der Beizjagd Zuflucht gesucht (rein hypothetisch) und gefunden, denn nie zuvor hatte ich sie dort beobachten können. Das sind also keine Volierenvögel, dass das mal klar ist:



Ein paar Tage früher flogen sie mal wieder unmittelbar vor mir auf (Herzklabaster war nicht fern), um sofort wieder im Strandhafer hinter einem Sanddorngebüsch abzutauchen:

Ausnahmsweise hatte ich meine Kamera gerade in der Hand, weil ich wenige Minuten zuvor eine Wespe fotografiert hatte, vielleicht die letzte des Jahres:

Wasp

Nachtrag vom 07.10.2011 (16.43h): Tobias Bernsee (wohl Berlin) weist mich darauf hin, dass es sich bei dem gezeigten Tier um ein männliches handelt, um einen so genannten Drohn also. Das hätte ich nicht erkannt, weiß ich doch noch nicht einmal, um welche Art es sich dabei handelt (wahrscheinlich aber um Deutsche oder Gemeine Wespe...).

Viel Wind gab es an diesem Wochenende, viele Wolken noch dazu. Und recht kühl war es auch noch, vor allem in den Morgenstunden. Entsprechend wünsche ich mir mal wieder mindestens einen windstillen Tag, weil man dann die Büsche besser absuchen kann und Kleinvögel sich eher mal freistehend zeigen, wenngleich dann sehr viel weniger Vögel anwesend sein dürften. Und auch die Rufe der leiseren Arten kann man dann einfach besser hören, weil man nicht ständig dieses Rauschen im Ohr hat!

In Emden-Uphusen dümpelten Stock- und Pfeifenten auf einem Graben, zunächst bei schönstem Wetter:

Mallard and Eurasian Wigeon

Dunkle Wolken aber näherten sich rasant aus Nordwest, und plötzlich ging ein mächtiger Schauer hernieder, vor dem weitere Pfeifenten flüchteten - ins Wasser:



Wahrscheinlich werden sie lieber von unten nass als von der Seite!

Kaum sind die Blässgänse wieder im Lande, tauchte am Sonntag (heute) doch sogleich eine mit einem Halsring auf, den ich aber leider nicht ablesen konnte:

White-fronted Goose

Das letzte Bild zeigt den Campener Leuchtturm bei Niedrigwasser:

Campen Lighthouse at Low Tide