wilde perspektiven

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Sonntag, 25. November 2012

Schwäne im Sturm

Die Wettervorhersage für den heutigen Sonntag (25.11.2012) hatte ich bereits gestern studiert. Unbeständig sollte es werden, aber dafür nicht sehr kalt. Gegen elf stieg ich also ganz unbedarft ins Auto und fuhr zum Emsstrand. Während es hier bei mir in der Straße noch eher ruhig war, konnte ich am Zielort kaum die Wagentür öffnen! Das ist heute bestimmt der stärkste Wind gewesen, seit ich in Ostfriesland wohne. Zumindest kam es mir so vor (unten mehr dazu).

Die Vögel des Tages ließen dann auch nicht allzu lang auf sich warten:







Bewick's Swan

Achtundzwanzig großartige und majestätische Zwergschwäne zogen bei starkem Gegenwind durch, und weil der Wind so stark war und die Vögel somit nur sehr mühselig und langsam vorankamen, konnte ich ausnahmsweise mehr als nur fünf Bilder von ihnen machen. 

Der Nachteil: Die Böen ließen nur wenige scharfe Aufnahmen zu!

Davon sind die folgenden beiden meine Favoriten (weniger Kontrast, weil die Sonne von einer Wolke verdeckt wurde):

Hier das Gegenbeispiel, nachdem sich die Wolke wieder verzogen hatte:

Vor dem dunkelgrauen Himmel wirken die weißen Schwäne wie Fremdkörper. Mit so einer schwierigen Situation kann keine Kamera dieser Welt fertig werden.

Tja, irgendwann aber waren sie dann doch an mir vorbei, nach hartem Kampf:



























Zwergschwäne brüten in der russischen Tundra, etwa von der Kola-Halbinsel im Westen bis zur Kolyma-Mündung im Osten. Jene Vögel aus dem westlichen Teil des Areals überwintern vorzugsweise in Großbritannien, in den Niederlanden sowie in Deutschland. Und hier sind Zwergschwäne besonders im katholischen Emsland allwinterlich zu Gast, wo man sie dann bei der Nahrungssuche auf Grünland und Winterraps sowie beim Nächtigen auf diversen Gewässern bestaunen kann, während die Art das eher protestantische Ostfriesland fast ausschließlich als Transitstrecke missbraucht, was sehr schade ist, denn ich würde sie auch ganz gerne mal beim Rasten beobachten und fotografieren.






Warum ich mir so sicher bin, dass das ein besonderer Tag war, mit besonders starkem Wind? 

Noch nie habe ich am Strand so viel Sand abbekommen (gerade in diesem Augenblick rieseln wieder ein paar Sandkörner aus meiner Nase auf die Tastatur ;-) Und noch nie habe ich so viele Pflanzenteile gesehen, die durch die Luft wirbeln. Vor allem das Schilf, das ja eigentlich sehr biegsam und ganz allgemein ausgezeichnet an Wind angepasst ist, ließ heute mächtig Federn. 

Und obwohl eigentlich fast Niedrigwasser war, preschte die Brandung über die Buhne, die den Strand schützen hilft:

Das war schon sehr beeindruckend:

Jenseits der wütenden Ems kann man die Niederlande erkennen!

Und als ich etwa drei Kilometer von meinem Auto entfernt war, kam auch noch der große Regen dazu ;-)

Na ja, ich hab's überstanden und irgendwie war es auch mal ganz schön, sich ein wenig Wind um die Nase wehen zu lassen, denn bislang waren die klassischen Herbststürme ja beinahe ausgeblieben. Wer aber kann sich diesen platten Landstrich im äußersten Nordwesten unserer Republik ohne Wind vorstellen?

Ganz anders war das Wetter am Samstag. Es war fast windstill, und es gab Nebel, der zeitweilig nur eine Sichtweite von unter 50 Metern zuließ. 

Hier ein Graureiher in Wybelsum, der vielleicht auf das Ende des Winters wartet, obwohl der noch nicht einmal begonnen hat:


Grey Heron

Und diese Teichralle rannte gestern in der Emder Innenstadt vor meine Kamera:

Common Moorhen

Nachgetragen seien noch zwei Raubwürger vom vergangenen Wochenende (beide am 18.11.2012). Einer hielt sich am Umspannwerk auf dem Rysumer Nacken auf, der andere fing eine Maus am Kleinen Meer.

Und die folgende Schneeammer stammt sogar noch aus dem Oktober (ich hatte sie hier bislang glatt unterschlagen):


Snow Bunting

Letztere gesehen und geknipst am Emsstrand (26.10.2912).

Soeben habe ich mir Gewissheit verschafft: Der Wind blies mit etwa neun Beaufort (etwa 80 km/h) aus westlichen Richtungen. In Böen dürfte er sogar noch eine Schippe draufgelegt haben...