Donnerstag, 3. Januar 2013

In the presence of the Eastern Diamondback - naturkundliche Beobachtungen in Florida im Dezember 2012

Reisezeit: 07.12.2012-26.12.2012

This trip report is unfortunately written in German. Foreign visitors may use one more time Google translation. Thanks!

Wenn von Florida die Rede ist, dann denken viele Menschen an Sonne, Wärme und Palmen, an Disney World ganz bestimmt oder vielleicht Miami Vice. Freunde des Fußballs haben möglicherweise sogar noch Stefan Effenberg in Erinnerung, der einige Zeit in Fort Myers gelebt und eine außereheliche Affäre mit seiner Nachbarin angefangen haben soll ;-)

Für mich stand natürlich die Tierwelt im Vordergrund, aber auch berühmte Landschaften wie zum Beispiel die Everglades oder das für seine zahmen Vögel berühmte Sanibel Island hatte ich vor Antritt dieser Reise in meinem Fokus. Aber nicht alles, was man so vorher im Hirn hat, begeistert am Ende auch, und nicht alles, was auf dem persönlichen Wunschzettel steht, läuft einem im Outback auch tatsächlich über den Weg, doch im Großen und Ganzen kann ich sagen: Florida hat mich zur Weihnachtszeit reich beschenkt!





Christmas Tree, Southwest Florida International Airport, Fort Myers

Einen Tag vor meinem Flug machte ich mich auf nach Düsseldorf, wo ich in einer günstigen, aber auch reichlich ekligen Pension in der Innenstadt eine Nacht verbrachte. Immerhin fiel mir dort noch in meiner Schlaflosigkeit schnell ein, dass ich zu Hause meinen Steckeradapter nicht eingepackt hatte. Und so enterte ich am kommenden Morgen im Flughafen eine Apotheke, eigentlich nur, um mich dort nach einem geeigneten Geschäft zu erkundigen, das ein solches Gerät im Angebot haben könnte. Schelmisch grinsend verschwand die Verkäuferin in einem Hinterzimmer und tauchte nach wenigen Sekunden wieder auf - mit einer Auswahl verschiedener Steckeradapter in der Hand!

Beruhigt konnte ich nun meinen Flug antreten. Über Atlanta/Georgia ging es nach Fort Myers, das sich am Ufer des Caloosahatcheeflusses im Südwesten der Halbinsel und somit am Golf von Mexiko ausbreitet und wie die meisten amerikanischen Städte wenig Reiz auf mich ausübte. Entsprechend verließ ich die Stadt auch nach einer ersten lauen Dezembernacht in einem Hotel unweit des Flughafengeländes. Vor meinem Fiesta und mir sollten nun 4566 Kilometer liegen, die aber so gut wie keinen Raumgewinn einbrachten und nur deshalb zustande kamen, weil ich auf der Suche nach Schlangen beinahe allnächtlich eine bestimmte Straße abfuhr, eine lange Straße noch dazu.

Noch ohne entsprechendes Kartenwerk düste ich zunächst ziellos durch die Stadt, bis ich an einem trockenen Kiefernwald vorbeikam, der mich ganz spontan zu einem Spaziergang einlud. Dort verbrachte ich die ersten eineinhalb Tage, doch dann kam das Wochenende und mit ihm eine Horde wild gewordener Motocrossfahrer. Bevor ich aber das Gebiet wieder verließ, konnte ich noch schnell die ersten drei Schlangenarten finden, alle unter derselben Spanplatte:



Brahminy Blind Snake, Lee County

Weder Kopf (links) noch Schwanz sind auf dem Bild erkennbar, weil die "Blumentopfschlange" (weiß den offiziellen Namen nicht) nicht stillhalten wollte. Diese eigentlich aus Asien stammende Art konnte mit Unterstützung des Menschen die Welt erobern, wenigstens die warmen Bereiche, und zwar wahrscheinlich als Blinder Passagier in den Wurzelballen eingetopfter Pflanzen.

Etwas größer, aber immer noch winzig, ist die folgende Art:

DeKay's Snake ("Brown Snake"), Lee County

Ein deutscher Name ist mir nicht bekannt (vielleicht Gemeine Braunnatter). Sehr wohl aber der deutsche Name der dritten Art:


Black Racer, Lee County

Hier ein Portrait derselben Schwarznatter:

Same specimen

Ich verließ also die Stadt, machte mich auf nach Osten. Etwa auf halber Strecke nach Fort Lauderdale, das bereits an der komplett zersiedelten Atlantikküste liegt, wurde ich dann endlich fündig. Entlang einer wenig befahrenen, etwa 10 Meilen langen Straße breiteten sich weite Sümpfe und trockene Kiefernwälder in einem mosaikartigen Wechsel aus, und mir war sofort klar, dass ein solches Gebiet eine Menge zu bieten haben würde.

Hier mal ein paar Landschaftseindrücke vom frühen Morgen:



Landscape impressions

Gleich an meinem ersten Abend dort, etwa zwei Stunden nach Sonnenuntergang, begegnete ich der allerersten Klapperschlange meines Lebens. Sie lag bei anhaltendem Sprühregen zusammengerollt mitten auf der Straße, was so nicht sein durfte. So geht das nicht, sagte ich in Gedanken zu der Schlange, hier kannst du nicht bleiben. Und so sackte ich das etwa 1,1 Meter lange Tier im Licht meiner Autoscheinwerfer ein, packte es in den Kofferraum, um es dann am nächsten Morgen zu fotografieren. Wie auch alle anderen auf dieser Straße gefundenen Schlangen entließ ich diese Diamantklapperschlange anschließend in die Freiheit, an einem Ort, der weitere Begegnungen mit Autos für die Zukunft konsequent ausschloss.

So sah sie aus:

My very first Eastern Diamondback Rattlesnake, Hendry County

Ich ging etwas näher heran:




Diese wohl schwerste Schlange Nordamerikas besitzt ein potentes Gift, das einen Menschen unter unglücklichen Umständen töten kann. Entsprechend wird sie immer wieder als das gefährlichste Tier des Kontinents angesehen, doch gefährlich ist sie mitnichten, zumindest dann nicht, wenn man sich in Gebieten, in denen sie vorkommt, vorsichtig und vor allem umsichtig verhält. Von den zehn Individuen dieser Art, die mir auf meiner Reise begegnen sollten, stieß keine einzige nach mir, nur eine (diese hier) rasselte zur Warnung, alle anderen ruhten in sich selbst, vertrauten auf Tarnung und Flucht.



Durchgeknallte Menschen oder gar Autos sind allemal gefährlicher als diese Schlange, doch käme niemand auf die Idee, durchgeknallte Menschen oder gar Autos abzuschaffen. Klapperschlangen genießen nur in den allerwenigsten US-Bundesstaaten jenen Schutz, der ihnen gebührte. Kaum ein Mensch verbindet etwas Positives mit ihnen, doch lässt sich nicht leugnen, dass diese faszinierenden Tiere seit jeher Bestandteil dieser atemberaubenden Landschaften sind und im Grunde viel ältere Rechte besitzen als der Mensch. Verhält man sich korrekt, dann kann einem eigentlich nichts passieren, man kann sie sogar in aller Ruhe aus geringer Entfernung z.B. beim Sonnenbad beobachten, wie ja auch die viel kleineren Kreuzottern in den ostfriesischen Mooren. Bissunfälle passieren am ehesten jenen Menschen, die sie, so wie ich, in die Hand nehmen, wenngleich das in meinem Fall nur zum Schutz der Schlange geschieht.

























Diese bis hierher gezeigten vier Schlangenarten waren insgesamt alles andere als ein schlechter Auftakt und sie machten Lust auf mehr. In den folgenden Tagen gab ich mir jene Mühe, die es braucht, um auch weiterhin erfolgreich zu sein, wenngleich es auch Tage geben sollte, an denen rein gar nichts Aufregendes passierte.

In meiner Brust schlagen mindestens zwei Herzen. Eines eben auch für die Vogelwelt. Es gab dort so furchtbar viel zu sehen, so viele Arten, dass ich oft nicht wusste, womit ich anfangen sollte. Kurz: Ich überließ es dem Zufall. Wer auch immer mir in den frühen Morgenstunden vor die Linse flattern sollte,  würde dingfest gemacht werden:










Red-shouldered Hawk, Hendry County

Der Rotschulterbussard ist eine häufige Art, die auch akustisch auf sich aufmerksam zu machen weiß und nebenbei auch ganz gerne mal eine Schlange erbeutet. Wenig scheu ist dieser Greifvogel darüber hinaus und so kann man ihn relativ leicht fotografieren:

Hier steht einer in einem "Märchenbaum".

Derselbe Vogel aus einer anderen Perspektive:


Ebenfalls sehr häufig ist der Louisianawürger, sowohl in offenen Landschaften als auch mitten in Siedlungen:

Loggerhead Shrike, Hendry County

Gleiches gilt für die Spottdrossel:

Mockingbird, Hendry County

Sehr häufig war auch die Wanderdrossel, die in zum Teil riesigen Schwärmen plötzlich und geheimnisvoll auftauchte und nach kurzer Zeit ebenso plötzlich und geheimnisvoll wieder verschwand. Dabei dürfte es sich überwiegend um nordische Wintergäste gehandelt haben:


American Robin, Hendry County

Hier sammelten sich Wanderdrosseln am Abend:

Nur ein einziger dieser Vögel würde in Deutschland eine Massenhysterie unter Vogelbeobachtern auslösen!

Das nächste Bild zeigt ein kleines Stück jener Straße, die ich beinahe allabendlich auf der Suche nach Schlangen auf- und abfuhr:



In unregelmäßigen Abständen zweigen von dieser Straße Wanderwege ab, die man aber auch mit dem Auto befahren kann. Am Anfang eines dieser Wege befindet sich diese Holzhütte, die zugleich als Anmeldestation für Jäger dient. In diesem Zusammenhang bin ich morgens mal Zeuge geworden, wie zwei Jäger ihre Waffen vorbereiteten: Fünf Pistolen und sechs Gewehre! Damit hätte man schon einen kleinen Krieg gewinnen können. Und der Glanz in ihren Augen brachte mir den letzten Beweis: Es gibt tatsächlich Menschen, die beim Anblick einer Waffe einen Steifen kriegen!


Check Station for hunters, Hendry County

An einem besonders warmen Abend wollte ich dort mal im Schutze der Dunkelheit nach interessanten Tieren suchen, ausgerüstet mit einer Taschenlampe. Ich hielt also den Wagen vor der Hütte, stieg aus, legte den Schlüssel auf den Fahrersitz (weil ich ihn nicht in der Dunkelheit verlieren wollte) und knallte wegen der Mücken die Tür sofort zu. Zweimal blinkten die Leuchten des Wagens auf, und mir war sofort klar, dass ich mich ausgesperrt hatte. Doch wieso? So lange ich nicht den entsprechenden Knopf auf dem Schlüssel drücke, kann sich der Wagen doch eigentlich nicht verschließen, oder? Oh Gott, dachte ich, es ist dunkel, es ist kein Schwein da, und du hast noch die ganze Nacht vor dir, ohne Wasser und ohne Fressalien. Ohne Käsebrötchen! Dafür aber bist du schutzlos den Mücken ausgeliefert.

Mit meiner Taschenlampe stellte ich mich wenig hoffnungsvoll an den Straßenrand. Nach etwa zwei Stunden kam ein einsames Auto vorbei - und der Fahrer hielt auch noch! Ich erklärte ihm mein Missgeschick, und er, ein älterer Mann, musste lachen. Auf mein Bitten rief er bei der Verheihfirma an. Nach einigem Hin und Her kam irgendwann jemand vorbei, um das Auto zu öffnen. Zunächst schob er einen Kunststoffkeil ins obere Türeck, um dann ein aufblasbares Kissen einzuklemmen. Nach dem Aufblasen entfernte er den Keil und drückte mit einer langen Stange den entsprechenden Knopf am Armaturenbrett. Zack, Karre wieder auf!

Beide Männer verabschiedeten sich freundlich von mir. Und ich war heilfroh, dass ich einigermaßen schadlos davongekommen war. Dachte ich zumindest zu diesem Zeitpunkt noch. Abermals nahm ich mir die Taschenlampe und suchte nun tatsächlich die Wände der Hütte nach Überraschungen ab:



Sleeping Brown Anole, Hendry County

Ich fand diesen schlafenden Bahamaanolis, den ich kurzerhand einsackte.

Am nächsten Morgen dann gab es eine echte Überraschung:


Fire Ants did this to me (disgusting)

Blutende und eiternde Wunden an meinen Füßen, die zudem stark juckten, zeigten mir, dass keineswegs nur Mücken unterwegs gewesen waren in der vorausgegangenen Nacht. Diese immer wieder aufplatzenden Wunden sollten mir bis zum Ende meiner Reise zu schaffen machen. Und sie ließen unermessliche Wut in mir aufsteigen. Fortan zerstörte ich mit meinem Schlangenhaken jeden Ameisenhaufen, der mir in die Quere kam. Es waren auch immer die der Roten Feuerameise, da konnte ich mir einigermaßen sicher sein, weil diese aggressiven südamerikanischen Invasoren in den vergangenen Jahrzehnten nahezu alle einheimischen Arten verdrängt haben.

Deutschland hat den Zweiten Weltkrieg angezettelt, sagte ich in Gedanken zu den Biestern, und ist völlig zu Recht dem Erdboden gleichgemacht worden. Meinetwegen auch Dresden. Und die Deutschen haben alles wieder aufgebaut. Ganz allein! Das könnt ihr jetzt auch mal haben, sagte ich so, während ich mit einem sadistischen Lächeln auf den Lippen mit dem Haken genüsslich durch die Haufen rührte. Jetzt habt ihr erst einmal was zu tun, ihr Arschkrampen!


Brown Anole, Hendry County

Der Bahamaanolis stammt eigentlich aus der Karibik, doch gelang ihm mit Hilfe des Menschen die Eroberung Floridas, wo er den einheimischen und sehr viel grazileren Rotkehlanolis innerhalb weniger Jahre verdrängte. Letztere Art sah ich nur etwa fünfzehnmal, während es wohl keinen Ort gegeben hat, an dem die braune Variante fehlte.

Hier ein Portrait:


Und ein Bild in der Morgensonne:

Alle vier Fotos zeigen dasselbe Männchen und illustrieren somit sehr schön die Fähigkeit zum Zeichnungs- bzw. Helligkeitswechsel der Haut. Die Farbe aber kann der Bahamaanolis dem Anschein nach nicht wechseln. Im Gegensatz zum Rotkehlanolis, der von Grün nach Braun und zurück umschwenken kann, bleibt er immer bräunlich.

Ein weiterer Bewohner dieser Hütte, den ich dort am frühen Morgen entdeckte, war eine echte Überraschung für mich, sogar ein Lifer:





Common House Gecko

Der Asiatische Hausgecko stammt eigentlich aus Asien, hat aber mit Unterstützung des Menschen weite und vor allem warme Teile des Planeten erobern können. Mich erinnerte er sofort an den Europäischen Halbfinger, der aber kleiner und auf der Oberseite anders gezeichnet ist:

Am Stamm einer Kiefer ist er ausgezeichnet getarnt:

Wenn man den Bahamaanolis großzügig ignoriert, dann haben die bislang gezeigten eingeführten Spezies in der Vergangenheit kaum Auswirkungen auf die heimische Tierwelt gezeigt, doch es gibt auch noch viel schlimmere Arten, die mir aber allesamt nicht vor die Augen treten wollten:

Solche Schilder findet man vielerorts. Und im Falle der hier aufgelisteten Tiere ist es sogar ausdrücklich erwünscht, sie der Natur zu entnehmen oder besser gleich zu töten. Vor allem der asiatische Tigerpython stellt dem Anschein nach eine echte Gefahr für die einheimische Tierwelt dar und bringt das in Jahrmillionen eingespielte Ökosystem im Süden Floridas gehörig durcheinander. Selbst der Mississippi-Alligator, der eigentliche König der Everglades, der bis zum ersten Auftreten dieser Schlange kaum Feinde hatte, kann sich heute nirgends mehr sicher fühlen.

Vielleicht wirkt sich das Vorkommen einer erfolgreich reproduzierenden Pythonpopulation sogar auf den Bestand des "Florida Panthers" aus, auf dessen Anwesenheit vielerorts hingewiesen wird, der mir aber leider nie vor die Augen getreten ist:

Florida Panther can be expected almost everywhere

Gemeint ist natürlich der Puma, der den Vernichtungsfeldzug seitens des Menschen östlich der Rocky Mountains nur in den unzugänglichen Sümpfen Südfloridas überleben konnte. Inzwischen aber gibt es wieder Sichtungen aus anderen Bundesstaaten östlich der Rockys, z.B. im Dunstkreis der Großen Seen.

Der beste Satz in der Auflistung ist der letzte.

Grün auf der Karte markiert ist das Gebiet, in dem die Art sich sicher fortpflanzt, braun steht für Bereiche, wo unregelmäßig einzelne Tiere gesehen werden, wohl meist Männchen, die auf der Suche nach einer Partnerin weit umherstreifen können. Die unten abgebildeten Tiere sind im direkten Größenvergleich Puma (links), Rotluchs und Hauskatze.


Campground without water and electricity

Und auch hier konnte ich leider nie einen Puma sehen, doch ein einzelner großer Alligator war durchgehend anwesend. Dieser Campingplatz aber war selbst für mich zu archaisch, sodass ich das Schlafen in einem Motel vorzog.

Wenn ein Tag zur Neige ging (das war immer der Fall), dann beobachtete ich gebannt das Thermometer. Unterschritt die Temperatur die 18°C-Marke, brauchte ich nicht mehr mit dem dem Auto loszudüsen, um nach Schlangen zu suchen. Blieb sie darüber, standen mir mindestens zwei spannende Stunden bevor:













Warm enough for road cruising?

68 (20°C) sollten reichen. Ich weiß nicht, ob ich nicht mehr ganz dicht bin, aber das nächtliche Abfahren geeigneter Straßen macht unglaublich viel Spaß, ist ungeheuer spannend, und es wäre schön, wenn man so etwas beruflich machen könnte. Nie würde mir langweilig werden. Nie!

Die beste Ausbeute konnte ich in einer sehr warmen (etwa 26°C) und gleichzeitig sehr regnerischen Nacht erzielen. Zwar waren die meisten Schlangen bei meiner Ankunft bereits tot, doch bei einigen war ich derjenige, der zuerst auf sie stieß. Nur diese Tiere kamen dann mit dem Leben davon, wurden sogar gratis in Ecken verfrachtet, wo ihnen ein Tod auf dem Asphalt auch in der Zukunft ganz bestimmt erspart bleiben wird, anders als diesen dreien:

Eastern Coral Snake, Collier County

Eastern Diamondback Rattlesnake, Hendry County

Eastern Green Watersnake, Hendry County

Eine Korallenschlange (neuerdings Korallenotter, obwohl es sich nicht um eine Otter handelt. Warum?) sollte mir danach leider nie wieder begegnen. Überhaupt fand ich sie nicht auf "meiner" Straße, sondern auf einer Ausfallstraße in Immokalee, nur wenige hundert Meter vom Stadtzentrum entfernt!  Diese wohl mit Abstand giftigste Schlange Nordamerikas hätte ich nur zu gern lebend gesehen.

Bezüglich der Grünen Wassernatter (ganz unten) lässt sich schnell noch anmerken, dass sie die einzige Schlange im äußersten Südosten der USA ist, bei der das Auge nicht unmittelbar an die Oberlippenschilde stößt.

Hier ein paar lebende Beispiele:

Eastern Ribbon Snake, Hendry County

Die Bändernatter ist einer meiner Favoriten, weil sie so schlank ist und so große und ausdruckstarke Augen hat. Bei Müllers Hobbymarkt in Moordorf bekommt man sie für 25 Euro.

Die Gebänderte Wassernatter war des Öfteren dabei (insgesamt etwa 11 Individuen):

Banded Watersnake, Hendry County

Und natürlich durfte diesmal auch die Gemeine Strumpfbandnatter nicht fehlen:

Common Garter Snake, Hendry County

In Südflorida sind sie insgesamt sehr blaustichig gefärbt: 

Nur eine weitere Schlange der letzten Art sah ich bei Tage, doch entwischte sie mir leider.

An nicht wenigen Tagen suchte ich den Lake Trafford in Immokalee auf, weil man dort auch mal das eine oder andere Vogelbild machen konnte, vor allem aber, weil sich dort ein großer Supermarkt befand (Winn Dixie).

Zuerst gibt's Bilder vom See:






Lonesome Alligator at Lake Trafford, Collier County

Morgenstimmung am See mit der noch nicht aufgegangenen Sonne im Rücken:

Und in die entgegengesetzte Richtung fotografiert:

Oh, ein Nachtreiher:

Black-crowned Night Heron, Collier County

Ein zahmer Dreifarbenreiher:

Tricolored Heron, Collier County

Dem heimlichen Rallenkranich begegnete ich nur an diesem See, aber keineswegs an allen Tagen:


Limpkin, Collier County

Und auch ein Silberreiher wollte fotografiert werden - mit magerer Beute:

Great White Egret, Collier County

Später dann flog er auf einen Steg, um bei einem Angler um Fische zu betteln:

Ein Kanadareiher stand schon vorher da rum:

Great Blue Heron, Collier County

Mit dem Auftauchen der ersten Menschen, vor allem aber wegen des Lärms dieser verfickten so genannten Airboats fuhr ich zum Einkaufen. Winn Dixie hatte eigentlich immer alles, was ich so brauchte, bis auf echtes Brot eben:

Winn Dixie bakery

Zwar stand draußen ganz pompös Deli Bakery dran, doch die Teile kamen aus dem Ofen und hatten schon die Konsistenz von Pappe. Und so schmeckten sie dann auch. Wenn das Volk kein Brot hat, warum isst es dann keinen Kuchen? Dieser Satz, der immer wieder Marie Antoinette, seinerzeit Königin von Frankreich, in den Mund gelegt wird, muss umgemünzt auf meine Situation heißen: Wenn der Frank kein richtiges Brot bekommen kann, dann muss er halt Kekse und Cracker essen:

Die Auswahl ist groß, aber mal ehrlich, ich kann sie alle nicht mehr sehen!

Einige von diesen schon eher.

Oh, ein deutsches Produkt aus der westfälischen Provinz:




Ein weiteres aus der ehemaligen Bundeshauptstadt:

Ich habe immer die billigen Weingummis von Winn Dixie verschlungen, die auch sehr lecker waren.

Und von den Doritos schmecken grundsätzlich die blauen am besten:

Milch war ganz wichtig für mich, wie immer eigentlich, doch wenn man dieses ausgewogene Beutespektrum so betrachtet, dann könnte man meinen, ich hätte mein Gewicht in den drei Wochen locker verdoppeln können, doch weit gefehlt. Ich war den ganzen Tag draußen, viel unterwegs, zu Fuß wohlgemerkt. Die längste Strecke, die ich an einem Stück in Flip Flops! zurückgelegt habe, betrug satte elf Meilen (17,6 Kilometer). Kein Amerikaner ist mir auf dem hinteren Teil des Weges begegnet, die hatten alle schon vorher aufgegeben. Ich dagegen immer munter weiter: flip-flop, flip-flop... ;-)

Nachdem ich das Gebiet, aus dem nahezu alle hier gezeigten Beobachtungen stammen, gefunden hatte, wollte ich nur zweimal ausbrechen. Beim ersten Mal völlig planlos:




Ich entschied mich für den Süden, wollte mal Everglades City einen Besuch abstatten, um nach der Mangroven-Wassernatter zu suchen. Zuvor aber lenkte ich das arme Mietauto über die buckligen und staubigen Pisten des Big Cypress National Preserve, wo es irgendwie auch nicht anders als in meinem Gebiet aussah:

Big Cypress National Preserve, Collier County

Was auf den Bildern wie eine Wiese aussieht, ist eigentlich immer Sumpf. Diese Sümpfe sind meist sehr zugewachsen, vor allem mit Gräsern, das Wasser selten tiefer als dreißig Zentimeter und der Untergrund stets fest. Man kann, und das ist auch erlaubt, überall durchlaufen, muss nur darauf aufpassen, dass da nicht ein hungriger Alligator herumliegt, der vielleicht mal zur Abwechslung einen depperten Touri verspeisen möchte. Samt Fernglas.




Killdeer, Collier County

Bislang konnte der Keilschwanzregenpfeifer noch nicht in Deutschland nachgewiesen werden, sehr wohl aber in den Niederlanden und wohl auch in der Schweiz. Diese Art hat so gar keinen Stolz und läuft auch in ganz normalen Hausgärten, ja sogar in bescheuerten Blumenbeeten herum.

Bootschwanzgrackeln am frühen Morgen:

Boat-tailed Grackle, Collier County

Rabengeier am Schlafplatz, vor Aufkommen der Thermik:

Black Vulture, Collier County

Und hier mal einer meiner absoluten Favoriten unter den amerikanischen Vögeln:


Eastern Meadowlark, Collier County

Der Wiesenstärling (rufendes Weibchen oben) ist so eine Charakterart der offenen Landschaften, egal ob nass oder knochentrocken. Sein Lied ist einfach, aber superschön, und es passt hervorrragend in diese scheinbar unendliche Weite.

Hier mal ein Männchen:


Und ein gewagter Blick auf den Beifahrersitz:

Und ein zweiter in den Fußbereich:

Die Schlange auf dem Titel des Buches ist die Schlange, die mir als nächste begegnen sollte.

Ein Schlangenhaken ist auf dem ersten Bild auch zu sehen, doch brauchte ich ihn auf diesem Ausflug überhaupt nicht. Keine Schlange wollte mir vors Auto kriechen, eine giftige schon mal gar nicht, und auch die Fußmärsche brachten nichts Zählbares ein. Ich fuhr also tatsächlich nach Everglades City und von dort weiter Richtung Naples (Neapel). Nach nur wenigen Meilen dann sah ich auf dem Seitenstreifen den hinteren Teil einer großen Schlange. Tot schien sie zu sein, denn da regte sich nichts. Der vordere Teil des Tieres lag versteckt im kurzen Gras. Eigentlich wollte ich nicht anhalten, tat es aber doch, weil es eine neue Art war, die ich wenigstens als Straßenverkehrsopfer im Bild festhalten wollte. Ich schnappte mir meine Knipse, stieg aus und stellte zu meiner Überraschung fest, dass das, was da auf dem Seitenstreifen sichtbar war, inzwischen an Länge eingebüßt hatte und noch weiter verlor. Da war noch Leben drin! Anhand der Größe und der Färbung wusste ich, dass es sich nur um eine Erdnatter handeln konnte, eine neue Art für diese Reise, und ich wusste darüber hinaus, dass Erdnattern es grundsätzlich nicht eilig haben. Langsam schritt ich dem Tier entgegen, mit Glanz in den Augen:



Rat Snake, Collier County, showing characteristics of both subspecies Everglades and Yellow Rat Snake

So ein hübsches Tier sollte sich nicht am Rande eines Highways sonnen. Ich nahm sie mit, die lange Schlange, und entließ sie an einem sicheren Ort in die Freiheit:

Sie war die wohl längste Schlange dieser Reise, nur wenig kürzer als ich, so geschätzte 1,8 Meter lang!

Und schließlich nach ihrer Freilassung in einer alten Virginiaeiche:

Nein, hier erst:

Diesem großartigen Tier ist es zu verdanken, dass der ganztägige Ausflug in den Süden nicht völlig umsonst war. Über Naples und Immokalee ging es schließlich zurück in die Heimat, ins Nirgendwo oder nach Hause, ganz wie man will, an einen Ort jedenfalls, an dem ich geradezu ganz allein meinen Trieben nachgehen konnte.

Da es schon dunkel und auch recht kühl war, fuhr ich direkt zum Motel, wo ich mich ja eigentlich erst am Morgen auf unbestimmte Zeit abgemeldet hatte. Die Frau an der Rezeption musste lachen, als sie mich sah, weil sie wohl mit einer längeren Abwesenheit gerechnet hatte, und sie sagte: "Ja, junger Mann, hier ist es eben am schönsten!"


Ich stiefelte ins Bad, wo schon Besuch auf mich wartete:

Cuban Treefrog, Collier County

Ein fetter Kuba-Laubfrosch, vor vielen Jahren vor Fiedel Castro nach Florida geflohen, machte da Turnübungen an der mit Ölfarbe bestrichenen Wand, dann auch auf dem Spiegel:

Ich beförderte ihn nach draußen und stellte fest, dass beinahe auf jeder der Lampen, die außen vor jedem Raum angebracht waren, entweder einer dieser Laubfrösche saß oder aber ein anderes Tier:

Common House Gecko, Collier County

Hier ein junger Gecko:

Und ich fand eine neue Art fürs Leben:

Squirrel Treefrog, Collier County

Wahrscheinlich heißt er Eichhörnchenlaubfrosch, zumindest ist das die wörtliche Übersetzung.

Mensch, dachte ich so, das ist ja ein richtiger Zoo hier an der Wand! Die Tiere saßen da auf ihren Lampen und brauchten nur den Mund aufzumachen, wenn ein Insekt vorbeikam. Kein Energieverlust, keine anstrengende Beutesuche. Das Licht der Lampen brachte den Erfolg, was so aber natürlich nicht neu ist. Mich wunderte nur, dass ich nicht schon viel früher darauf gekommen war, kannte ich diese Szenen doch aus dem Mittelmeerraum.

Viel Sonne gab es in Florida, viel Wärme noch dazu. Tagsüber lagen die Temperaturen zwischen 24 und 32°C! Nachts ging es in der Regel runter auf 20 bis 17°C. Nur einmal war alles anders. Eine Kaltfront ließ die Temperaturen in der Nacht vom 21. auf den 22. Dezember auf unglaubliche 3,8°C fallen! Und es sollte noch schlimmer kommen in der darauffolgenden Nacht:



Ice on my front window on early 12. December, Collier County!

-3°C, das war schon ein echter Hammer, der meine weiteren Vorhaben im Keim zu ersticken drohte, doch schon im Laufe des Tages wurde es immer wärmer, über 25°C, und das Ende der etwa zweitägigen Kältephase war erreicht. Meine Fresse, solche Temperaturen konnte ich doch auch in Emden haben

Dieser Hausgecko ist aber nicht am Frost gestorben, er war lediglich zur falschen Zeit am falschen Ort:


Common House Gecko, Collier County

Es konnte also weitergehen! Im Gegensatz zu kalten Tagen waren jene mit Nebel viel häufiger gesät, mal dichter, mal lichter. Wenn die Sonne scheint, dann kann man nur wenige Stunden am Tag fotografieren, weil sie es im Süden eilig hat und eben senkrecht aufsteigt, das Licht dann aber leider sehr schnell sehr hart und somit unbrauchbar wird.

An nebeligen Tagen fällt es darüber hinaus leichter, den Boden abzusuchen, weil das Mosaik aus unzähligen Schatten nicht vorhanden ist, das Ganze an Kontrast verliert. Und es gibt Arten, die man dem Anschein nach eher an warmen und nebeligen Tagen finden kann, weil sie die sonnigen in ihrem Versteck verpennen.

Ich parkte mein Auto am Rand eines Waldweges, stieg aus, öffnete den Kofferraum, weil ich meine Gummistiefel anziehen wollte, und staunte nicht schlecht, als ich nach rechts blickte:









Eastern Diamondback Rattlesnake (bottom right), Hendry County

Statt der Stiefel holte ich nun erst das Stativ aus dem Kofferraum, um ein paar Bilder zu machen. Danach machte ich mich auf den Weg, in Gummistiefeln.

Müll gibt es nicht so viel in den USA. Und so versuchte ich mein Glück mit abgestorbenen Palmenwedeln, die überall auf dem Boden herumlagen. Gefühlte fünfzigtausendmal blieb ich erfolglos, dann riss meine Pechsträhne endlich:


Bingo, wieder eine Klapperschlange:

Another specimen,  Hendry County

Und auf meiner Erkundungstour stieß ich auf diese große Spinne:

Golden Silk Orb-weaver, Hendry County

Nur in diesem einen Kiefernwald, in dem ich mir die seltene Indigonatter erhoffte, sah ich dieses "Monstrum", dessen australische Verwandte dafür bekannt sind, auch Vögel zu fangen und zu verspeisen. Das erste Netz, noch ohne Spinne, hatte ich plötzlich in der Fresse. Es war von der Goldenen Seidenspinne zwischen zwei Bäumen errichtet worden. Mann, dachte ich spontan, was für ein stabiles Konstrukt (ich denke wirklich so), was für eine Spinne steckt dahinter? Na ja, die Suche dauerte nicht allzu lange an, sind diese Tiere doch sehr auffällig, groß eben und bunt. Und es war bedeckt. An einem sonnigen Tag hätte ich kein einziges Foto gemacht, hätte den Termin auf den folgenden Morgen verschoben, so etwa vor Sonnenaufgang, um bescheuerte Schatten zu vermeiden.

Noch so ein Riesenteil im Karnevalskostüm:

Eastern Lubber Grasshopper, Hendry County

Die Art ist sehr bunt und hübsch, sehr gemütlich und langsam, und sie "hüpft" einem eigentlich überall über den Weg. Nie habe ich ein Tier gesehen, das sie verspeist. Ich kann mir vorstellen, dass diese Heuschrecke übel schmeckt. Warum sonst ist sie so farbenprächtig?

Zebra Longwing, Hendry County

Dieser tolle Schmetterling, der Zebrafalter, ist sehr häufig, fliegt wenig hastig Waldwege entlang und landet leider nur selten. Es handelt sich dabei um keinen Geringeren als den Florida State Butterfly! Nach der frostigen Nacht hatte ich damit gerechnet, diese Art nicht mehr zu sehen, doch anscheinend machen ihr solch kurze Unbilden des Wetters nichts aus.

Achtung, Vögel:




Yellow-rumped Warbler, Hendry County

Der Kronwaldsänger war nach dem Palmenwaldsänger die häufigste Art dieser Vogelgruppe. Die metallischen Kontaktrufe verstummten eigentlich nie und nirgends und klingen mir jetzt noch im Ohr:

Der Weißaugenvireo sang sogar hin und wieder:

White-eyed Vireo, Hendry County

Ein Arkansas-Königstyrann wartet auf einem Stacheldraht stehend auf vorbeifliegende Insekten:

Western Kingbird, Hendry County

Übrigens sah ich sogar den Scherenschwanz-Königstyrann, den ich dort gar nicht erwartet hätte, doch habe ich inzwischen herausgefunden, dass ein kleiner Teil der US-Population tatsächlich in Florida überwintert.

Ein weiblicher Kardinal putzt sich den Nebel aus dem Gefieder:

Northern Cardinal, Hendry County

Und jetzt mal ein Südlicher Leopardfrosch:

Southern Leopard Frog, Hendry County

Entlang eines Grabens neben meinem Motel fand ich gleich drei Laubfroscharten nebeneinander:

"Green" Green Treefrog, Collier County

Hier ein grünes Exemplar des Karolina-Laubfrosches. Doch kann die Art auch grau sein, wie das folgende Bild zeigt:

"Gray" Green Treefrog

Zum Vergleich nun der zierlichere Eichhörnchenlaubfrosch:

Squirrel Treefrog, Collier County

Die Art war ein Lifer für mich. Dasselbe Tier in einer anderen Pose:

Und nach einem Sprung in einer weiteren:

Zum Abschluss der ehemals beinahe ausschließlich sozialistische Kuba-Laubfrosch:

Cuban Treefrog, Collier County

Dasselbe Tier, andere Perspektive:

Ein anderes Individuum:

Another specimen

Palmengestrüpp:




Eine undurchdringliche Wand. In solchen Dickichten ruhen tagsüber nicht nur Pumas und Rotluchse, auch Diamantklapperschlangen bevorzugen diese Orte, weil der Mensch sie meidet:

Und es kann nicht schaden, auch mal einen Blick nach oben zu werfen. Aus dem Astloch halblinks im Bild schaute eine Erdnatter heraus, doch hatte ich meine Kamera gerade nicht dabei. Ich holte sie rasch, doch die Schlange zog sich wie in Zeitlupe in ihr Versteck zurück. Am nächsten Tag war statt des Kopfes die Haut oberhalb des Lochs zu sehen. Die Erdnatter musste also mindestens einmal ihr Versteck verlassen haben, sehr wahrscheinlich im Schutze der Nacht:

Ärgerlich, doch ich konnte es verkraften, bahnte sich doch endlich mal wieder eine regnerische und gleichzeitig warme Nacht an:

Ich konnte den Einbruch der Dunkelheit kaum noch abwarten. Als es endlich so weit war, war ich zur Stelle und sollte auch mal wieder was finden:

Eastern Diamondback Rattlesnake, Hendry County

Eine Klapperschlange im Scheinwerferlicht meines Autos.

Eine Gebänderte Wassernatter sollte folgen (fotografiert am nächsten Morgen):

Banded Watersnake, Hendry County

Dasselbe Tier:

Sooo hübsch!

Und dann endlich mal eine neue Art, die ich nicht einmal erhofft hatte:

Mud Snake, Hendry County

Ja! Diese Schlammnatter ist echt der Hammer. Sie ist spiegelglatt, und sie glänzt wie frisch poliert. Leider sind die Bilder nicht ganz so gelungen, weil das Tier sich nicht beruhigen, einfach immer nur wegkriechen wollte. Und nach wenigen Aufnahmen ließ ich die sehr versteckt lebende Schönheit entsprechend gewähren:

Das stattliche Tier maß etwa einen Meter.

Hier ein Portrait:
 
Das musste ich eigentlich erstmal verdauen, doch blieb mir dazu keine Zeit, denn die nächste große Überraschung wartete nur wenige hundert Meter weiter:


Eastern Green Watersnake, Hendry County

Nach zwei toten und riesigen Individuen endlich also ein quicklebendiges. Keiner hier kann sich vorstellen, wie groß meine Freude war. Riiiesig!

Ein Portrait:

Closer:

Ein richtig geiler Alien! Und sehr schön sind hier wieder die Subocularia zu sehen.

Zum Abschluss gab es noch zwei weitere Arten, eine Kornnatter:

Corn Snake, Hendry County

Auch dieses hübsche Tier hatte wenig Lust auf Presse, verschwand nach nur diesem einen Bild im Gestrüpp. Ich wollte sie nicht davon abhalten, obwohl ich hätte können. Meistens habe ich Glück, wenn es um Bilder von Schlangen geht. Irgendwie muss ich etwas Beruhigendes an mir haben in dieser Hinsicht, und fast immer lassen sie mich viele Bilder machen, ohne dass ich sie zu etwas zwingen oder sie gar quälen muss. Auch wenn manche Menschen das Händeln dieser Tiere komplett ablehnen, so bin ich der Meinung, dass es darauf ankommt, wie man es macht. Wird man nervös, weil man keine Geduld hat, dann wirkt sich das auch auf das Tier aus. Umgekehrt kann eine ruhige Hand Wunder bewirken. Trotzdem: Wenn eine Schlange gehen will, dann soll sie das tun. Ich kann nicht von ihr erwarten, dass sie versteht, wer ihr das Leben gerettet hat. Ich erwarte keine Dankbarkeit. Und immer wünsche ich ihnen alles Gute!

Sowie eine Braunnatter:

DeKay's Snake, Hendry County

Das ganze Tier:

Und noch ein Portrait:

Winzig, wie bereits oben geschrieben, aber aus der Nähe eine sympathische Erscheinung!

Am darauffolgenden Tag war es zunächst wieder nebelig:

Trotzdem kann ich den Nebel nicht für das peinliche Malheur verantwortlich machen, das mir am frühen Morgen passieren sollte. Eigentlich wollte ich nur wenden, doch unmittelbar neben dem Weg war es so nass, dass ich mich festfuhr. Erst nach etwa vier Stunden kam zufällig ein inzwischen alter Bekannter vorbei, Michael Allen, der im Gebiet die Jagdaufsicht managt. Zitat Michael Allens: "They (the hunters) hate me!" Und sein Job ist gefährlich, weil Jäger schon mal durchdrehen können, wenn man ihnen die Waffe wegnimmt. Nach Auskunft Michaels sind schon mehrere seiner Kollegen allein in Florida durch durchgedrehte Jäger beseitigt worden!

Er rief einen Ranger herbei, nachdem Schieben nichts gebracht hatte:

Ich zum Ranger: "Es ist gut, dass du das machst, weil ich ja die Kamera halten und bedienen muss. Schließlich bin ich der Regisseur, der das Ganze hier inszeniert hat!" Alle lachten, und der hilfsbereite Mensch versicherte mir, dass ich nicht der erste sei, dem so etwas passiere. Doch mit etwas mehr Pech hätte ich Tage dort im Outback verbringen müssen, was aber auch nicht so schlimm gewesen wäre, weil mein Kofferraum noch prall gefüllt war mit Fressalien. 

Und los geht's:

Ich will ehrlich sein, ich verfolgte mit der ganzen Aktion nur ein Ziel. Ich wollte neue Kleinstgewässer schaffen:

New habitat for Southern Cricket Frog

In der Zwischenzeit hatte ich noch eine Halsringnatter gefunden, die vierte der Reise:

Ringneck Snake, Hendry County

Ausgiebigen Regen sollte es an diesem Tag auch noch geben:

Und ich nutzte die warme Abkühlung für einen ausgiebigen Spaziergang,...

...der mir nach etwa einem Kilometer eine weitere Diamantklapperschalnge einbrachte, ein junges und noch sehr kontrastreich gezeichnetes Tier:

Eastern Diamondback Rattlesnake, Hendry County

Diese Art ist wirklich eine Schönheit:



In der Folgezeit, an den kommenden Tagen, wurde es wieder sonniger, sodass ich mal wieder ein paar Landschaftsbilder am frühen Morgen machen konnte. Nebel, wie auf dem folgenden Foto, war erst einmal vergessen:


Statt dessen Sonne satt:

Die Stimmung kurz vor Sonnenaufgang ist aber grundsätzlich nicht zu übertreffen:

Hier mal mit zwei Statisten, kurz nach Sonnenaufgang:

Sandhill Crane, Hendry County

Die Kanadakraniche, die man dort permanent hören und ab und zu auch sehen kann, sind lokale Brutvögel, die sich das ganze Jahr in den Sümpfen Südfloridas aufhalten und keinerlei Zugbewegungen vollziehen. So ist es auch einfacher, birgt ein Langstreckenzug doch auch stets Gefahren in sich, die meist in irgendeinem Kontext mit menschlichen Aktivitäten stehen. 

Familienfrühstück auf einem Acker:

Wenn es lange warm und trocken ist, dann können auch gefährliche Buschfeuer ausbrechen, doch nicht selten sind sie auch absichtlich gelegt worden, so wie dieses hier:

Um Flächen zu verjüngen und offen zu halten, muss man manchmal eben auch zu vermeintlich härteren Maßnahmen greifen, doch sowohl Tier- als auch Pflanzenwelt profitieren am Ende davon, wenngleich Einzelschicksale nicht ignoriert werden sollten. Wenn da jetzt eine Erdnatter im Baum gewesen wäre:

Absichtlich gelegte Buschfeuer erkennt man daran, dass sich niemand rührt, auch nicht die Feuerwehr:

An diesem Tag war das übrigens die einzige Wolke am blauen Himmel ;-)

Crested Caracara, Hendry County

Der Karibikkarakara patroulliert hier am frühen Morgen entlang "meiner" Straße, auf der Suche nach einem geeigneten Frühstück. Nach Literaturangaben tut er das deshalb so früh, weil er den Geiern, die auf Thermik angewiesen sind, zuvorkommen möchte. Ich habe das etwas anders empfunden, denn erstens ist er sehr wohl im Stande, sich am Aas zu behaupten und gleich eine ganze Geierhorde auf Distanz zu halten (für mich war er immer das Alphatier), und zweitens fliegen hungrige Geier durchaus auch schon kurz nach Sonnenaufgang zu möglichen Fressplätzen, die sie vielleicht noch vom Vortag kennen. Im Übrigen ist der Tisch auf den Straßen im Südosten der USA immer reich gedeckt. Jeder neu angebrochene Tag brachte es gnadenlos ans Licht: Hier ein Otter, dort zwei Waschbären, wenige Meter weiter ein Weißwedelhirsch, manchmal sogar ein Schwein und am Ende der Straße ein Skunk. Manchmal auch ein Truthahn- oder Rabengeier, der es beim Naschen an der nötigen Aufmerksamkeit missen ließ und ebenfalls Opfer eines Autos wurde. Gar nicht selten blieben einzelne Kadaver sogar völlig unberührt, weil einfach zuviel angeboten wurde - wie bei WalMart. Auf nur etwa zehn Meilen, wohlgemerkt. Vielleicht nur in tropischen Regenwäldern gibt es eine noch größere Diversität als im Osten der Vereinigten Staaten. Und auch die Dichte, in der viele Arten dort vorkommen, ist immer wieder schwer beeindruckend. Zum Vergleich: Auf meiner Heimfahrt von Düsseldorf nach Emden (etwa 280 km) fand ich nur ein totes Tier auf der Autobahn, einen Hasen!

Hier einer der Gegenspieler des Karakaras, der Truthahngeier:

Turkey Vulture, Hendry County

Ein Einzelexemplar:

Und hier mal einer in einer klassischen Pose, mit ausgebreiteten Schwingen:

Hier noch schnell ein paar Schlangenfeinde:



Roseate Spoonbill (with White Ibis), Hendry County

Dem Rosalöffler, hier ein junges Tier, bin ich insgesamt nur etwa zehnmal begegnet. Die Vögel waren aber leider immer sehr scheu, sodass es am Ende nur für diesen unerfahrenen Träumer gereicht hat, dessen Gefieder nicht so ganz an die Pracht der Altvögel heranreichen kann.

Waldstörche waren dagegen sehr häufig.

Hier einer in Gegenlicht der frühen Morgensonne

Wood Stork, Hendry County

Eine ganze Gruppe:

Ein Silberreiher, mitten auf einem Weg stehend:


Great White Egret, Hendry County

Ein Schneesichler:

White Ibis, Hendry County

Auch diese adrett sauberen und eben schneeweißen Vögel haben, wie der weiter oben bereits erwähnte Keilschwanzregenpfeifer, nicht den Hauch von Stolz in der Seele. In Gärten, an Müllplätzen, mitten in den Städten am Rande der Straßen, eigentlich überall im Süden Floridas sieht man diesen Vogel. Doch ich muss ihm auch ein Lob zollen, denn wenn man ihm bei geschickten Flugmanövern in einem dieser dunklen und dicht mit Bäumen bewachsenen Zypressensümpfe über die weiße Schulter schaut, dann hat das auch irgendwie Klasse.

Nur unwesentlich weniger häufig war der Braunsichler:


Glossy Ibis, Hendry County

Ein solcher Vogel besuchte im vergangenen November Emden, ohne allerdings an einen längeren Aufenthalt in der charmanten Seehafenstadt zu denken. Schade eigentlich.


Auch ein junger Nachtreiher verschmäht ganz gewiss keine Schlange:

Black-crowned Night Heron, Hendry County

Tja, was soll ich sagen. Die letzte Woche meines Urlaubes wollte ich am Strand verbringen. Nebenbei (oder hauptsächlich) waren Schnappschüsse von Seevögeln/Limikolen geplant, und so startete ich durch, fuhr nach Westen, durch Fort Myers hindurch, über eine beeindruckende Brücke und am Ende zu einer Insel, deren Namen ich zum ersten Mal vor über zwanzig Jahren gelesen hatte. Dem leider verstorbenen deutschen Wegbereiter der  Naturfotografie, Fritz Pölking, ist es wohl zu verdanken, dass diese Insel im Laufe der vergangenen Jahrzehnte von vielen Langtütenbesitzern aus unserem Lande besucht worden ist. Vor allem Reiher und andere große Vögel lassen sich dort ohne großen Aufwand knipsen, aber die hatte ich gar nicht auf dem Schirm. "Ding Darling", ich bin daran vorbeigefahren, wäre nicht nach meinem Geschmack gewesen. Zu viele Fotografen, zu spätes Öffnen der Tore (um sieben in der Früh habe ich die besten Bilder bereits im Kasten) und, ganz wichtig, nichts Neues für mich. Und auch die Insel hat mich wirklich enttäuscht! Zwar gibt es keine Bettenburgen, aber dafür ist Sanibel total zugebaut, viel Grün schon, aber trotzdem irgendwie steril, und der Verkehr auf den Straßen erinnerte mich an New York City zur Rushhour. Wie wunderschön sind doch die Ostfriesischen Inseln!

Wie kann man sich dort wohlfühlen? Als Naturfotograf? Als Freund eben der Natur? Immerhin brachte die Insel mir einen Lifer ein, den ich aus dem fahrenden Auto beobachten konnte, den Fregattvogel ;-) Doch auch er konnte mich nicht davon abbringen, das Eiland nach nur zwei Stunden wieder zu verlassen. Naturfotografie ist für mich mehr, hat eine tiefere Bedeutung, und es geht mir nicht darum, unter geringstem Aufwand großartige Bilder zu schießen. Das Ambiente muss einfach stimmen, die Landschaft muss mich begeistern, und mal ehrlich: Sind diese Tiere nicht längst abfotografiert? Gibt es nicht noch mehr als Reiher auf dieser Welt?

Und nur wenige Tage vorher hatte man mich gewarnt! Ein älteres Ehepaar aus San Diego, eigentlich aber aus England stammend, berichtete mir vom negativen Wandel Sanibels in den vergangenen zwanzig Jahren, vom Überlaufensein,  davon, dass man sogar die Alligatoren nahezu komplett von der Insel verbannt hat, weil es zu diversen Zwischenfällen gekommen war. Heilfroh war ich, als ich die "Heimreise" antrat.

Immerhin konnte ich noch die Gelegenheit nutzen, einen WalMart in Fort Myers aufzusuchen:

Diese in den Staaten so einflussreiche Supermarktkette ist ja bekanntlich vor Jahren in Deutschland kläglich gescheitert.

Trotzdem haben sie nicht alle deutschen Produkte aus dem Sortiment entfernt, etwa als Reaktion eines schlechten Verlierers:

Beck's aus Bremen steht da im Regal, okay, Warsteiner auch. Und St. Pauli Girl! Ich hielt das für ein Fake, vonwegen in Deutschland gebraut und so weiter, aber es stammt tatsächlich aus meiner Heimat, wie Beck's auch aus Bremen, wo es sogar von derselben Brauerei abgefüllt und vertrieben wird - übrigens jahrelang ausschließlich für den US-Markt. Inzwischen kann man es auch in HH, HB und H an diversen Tankstellen beziehen. Doch hoffentlich in einer anderen Verpackung, denn in Deutschland wird niemand glauben, dass Mädels aus St. Pauli ein Dirndl tragen. Oder tun sie das etwa?

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit war ich wieder in meinem Gebiet, das mich in den letzten zwei Wochen so sehr überzeugt hatte. Eigentlich sollte ich mich schämen, dass ich es überhaupt verlassen hatte. Und auf dem Weg dorthin konnte ich sogar mehrere Hinweise auf das nahende Weihnachtsfest in Bildern festhalten:

Christmas is coming soon

Kein Kommentar.

Am nächsten Tag atmete ich mal wieder so richtig durch. Schön war es hier doch wirklich in "meinem" Gebiet. Und das Surren der Mücken erklang jetzt wie die schönste Melodie in meinen Ohren, und auch der Groll gegen die Rote Feuerameise hatte etwas nachgelassen, nachdem ich das Grauen auf Sanibel Island gesehen hatte. Fortan durchmischte ich nur noch jeden dritten Haufen, manchmal ließ ich es sogar bei jedem fünften bewenden, wenn die Dichte allzu hoch war und mir der Aufwand zu groß erschien.

Ich sah einen großen Schwarm der Sumpfschwalbe, wie sie immer wieder plötzlich auftauchten und ebenso geheimnisvoll wieder verschwanden:

Tree Swallow, Hendry County

Rauflügelschwalben hingegen waren deutlich seltener:

Northern Rough-winged Swallow, Hendry County

Und ich sollte noch zwei weitere Diamantklapperschlangen finden, darunter dieses Riesenteil, das mindestens anderthalb Meter lang und dicker als meine Oberarme war. Leider hatte ich bei unserer ersten Begegnung keine Knipse am Start, und nach meiner Rückkehr vom Wagen, ich musste satte zwei Meilen rennen, hatte sich die Schlange größtenteils zurückgezogen:

Huge Eastern Diamondback Rattlesnake, Hendry County

Ich fand sie an einem mit dichtem Gestrüpp zugewachsenen Sägemehlhaufen, mitten im Wald. Da es dort keine befahrbaren Wege gab, weiß ich nicht, wie der dort hingekommen sein kann:

Habitat of the "monster"

Als Trostpreis gab es am kommenden Tag noch eine junge:

Das war mehr als nur Ersatz, dachte ich so und suchte weiter. Unter einer Plastikfolie gab es Neues zu entdecken, denn gleich zwei Südöstliche Fünfstreifenskinke, ein Männchen sowie ein Weibchen, lagen darunter.

Hier der Kerl:

Southeastern Five-lined Skink, Hendry County

Und hier die Frau:

Another specimen

Und in der kommenden Nacht fand ich noch eine letzte Kornnatter:

Corn Snake, Hendry County

Eine letzte Gebänderte Wassernatter querte auch noch die Straße:

Banded Watersnake, Hendry County

Und nochmal, weil sie so viel Ausstrahlung hat:

Okay, geknutscht hat sie mich auch:

Sowas kann schon mal passieren, vor allem bei der allerersten Kontaktaufnahme ;-)

Boardwalk oder "Feste Umarmung":

Solche Holzwege durch unwegsame Sümpfe findet man in den USA überall, dafür geben sie richtig Kohle aus, lassen sich nicht lumpen. An diesem Boardwalk waren am Tag zuvor sogar drei Schwarzbären gesehen worden, eine Familie, oder besser eine Mutter mit ihrem süßen Nachwuchs. Ich hatte da aber leider kein Glück, sie wollten nicht aufs Bild.

Ein Schlangenhalsvogel aber:

Anhinga, Hendry County

Ein weiterer:

Another one

Und hier kommt etwas, das ich so noch nie im Leben gesehen habe. Auf den ersten Blick erscheint es völlig sinnlos, doch auf den zweiten kann man erkennen, dass dadurch Hochgeschwindigkeitsunfälle vermieden werden, weil nämlich überall ein Stoppschild steht, egal, aus welcher Richtung man kommt. Alle müssen halten, und dann geht es per Handzeichen weiter. Okay, ein Kreisverkehr lässt erst gar keinen Stillstand zu, doch wenn man sich erst an diese Variante gewöhnt hat, dann kann man gut mit ihr leben!

Ist euch was aufgefallen? Es hat bis hierher keine blühenden Pflänzchen gegeben, was hiermit abgestellt sei:

Es gab eigentlich auch kaum welche. Und diese hier ist etwas ganz Besonderes, denn die Früchte sind kleine Kletten, die überall kleben bleiben und unglaublich nervig sind. Die ganze Mietkarre war am Ende damit tapeziert! Zur Strafe habe ich dieses eine Bild gemacht und die eigentlich hübsche Blume für die Ewigkeit festgehalten.

Schwarznattern werden nie nachts plattgefahren, weil sie ausschließlich zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang aktiv sind. An den letzten Tagen sollten mir noch zwei weitere begegnen. Ein Altier:

Black Racer, Hendry County

Und endlich auch mal ein Jungtier, das noch das komplette Jugendkeid trägt:

Another specimen

In diesem Alter haben Schwarznattern sehr viel Ähnlichkeit mit Pfeil- und Jochnattern. Und wenn man das Überaugenschild dieses Jungtiers genauer betrachtet, dann erkennt man im Vergleich mit dem obigen adulten Exemplar, dass es noch nicht so wulstig vorsteht:

Und noch ein Bild von schräg oben, der besseren Übersicht halber:

So, das war es schon fast, doch eine Schlangenart kommt noch! Lange und ausgiebig habe ich nach ihr gesucht. Mit einer Engelsgeduld. Häufig sollte sie sein, sowohl in feuchten als auch in trockenen Bereichen. Rückenschmerzen hat mir der stundenlange gebeugte Gang eingebracht, beinahe sogar einen Hexenschuss (hatte entsprechende Tabletten Gott sei Dank dabei), und am Ende lag sie plötzlich in einem Augenblick vor mir, in dem ich sie nicht erwartet, überhaupt nicht an sie gedacht hatte:

Pigmy Rattlesnake, Hendry County

Süß, wie sie so da liegt, oder? Das war schon ein großer Spaß, aber auch eine gerechte Belohnung für meine Hartnäckigkeit bei der Suche. Diese Schlange, die im Schnitt die Größe eines kleineren Kreuzottermännchens erreicht, ist Dank der kryptischen Zeichnung der Oberseite hervorragend an den Waldboden angepasst. Sie verschwimmt geradezu mit ihm! Wie ein kleines Hundehäufchen und natürlich völlig regungslos vertraut die Zwergklapperschlange darauf, nicht entdeckt zu werden.


Das Kopfnicken, das sie zeigt, wenn sie sich dann doch entdeckt fühlt, ist wohl einzigartig. Die Schwanzspitze wird hin und her geschleudert, doch das Rasseln hört man nur aus einem halben Meter Entfernung. Wenn überhaupt. Es erinnerte mich spontan an den Vibrationsalarm eines Handys, das man in der Jackentasche trägt. Sehr, sehr leise!

Von oben sieht sie so aus:

Und wenn man ganz nah herangeht, so:

Eines meiner "Ich-liege-am-Boden-Bilder":

Ich zog mich zurück, und die Schlange hielt die Stellung. Als ich diesen Ort nach meiner Rückkehr ein weiteres Mal passierte, lag sie noch immer da, aber weitere Bilder brauchte ich nun wirklich nicht mehr.

Im Nachhinein, weil es noch besser kommen sollte, denn schon einen Tag später fand ich eine zweite, aber an einem anderen Ort:

A second specimen, Collier County

Ganz ruhig, die Schlange, die ich übrigens auch aufhob und auf meinen Handteller legte (mit Handschuh). Das Tier hat nicht einmal versucht, mich zu beißen:

Zwei finale Fotos:

Es war ein wunderbarer Urlaub!

Viel habe ich gesehen, manches im Bild festgehalten, doch wie bei einem starken Sommerregen geht das Meiste an einem vorbei. Schlimm ist das aber nicht, denn es lässt Spielraum für die Zukunft. Darüber hinaus ginge gerade in der Schlangenfotografie der Reiz verloren, fände man alle Arten ohne großen Aufwand und auf Anhieb. Spannung muss sein, und wenn man nicht weiß, was der neue Tag bringen wird, dann macht das Aufstehen am sehr frühen Morgen erst richtig Freude.

Schlangen sind etwas ganz Besonderes für mich. Sie sind elegant und fühlen sich total gut an. Und erst diese fließenden und so mühelos wirkenden Bewegungen so ganz ohne Beine! Es ist furchtbar schön, wenn sie einem geschmeidig durch die Finger gleiten. So viele Schlangen, giftige wie ungiftige, werden von dummen Menschen völlig grundlos getötet. Das schmerzt. Vor allem dann, wenn man es mit ansehen muss, wie es mir in der Vergangenheit bereits einige Male passiert ist. Doch vielleicht kann ich mit diesem Bericht sogar ein wenig Interesse an diesen arg gebeutelten, völlig zu Unrecht verachteten Kreaturen, die von mir wieder einmal die Hauptrolle zugeschanzt bekommen haben, wecken. Nicht jeder muss rausgehen in die Wildnis, ihnen nachstöbern, sie fotografieren, aber es wäre schön, wenn viel mehr Menschen den Schlangen viel mehr Respekt und Bewunderung entgegenbrächten.

Nebenbei konnte ich einige neue Vogelarten für mich verbuchen, ohne dass ich nach ihnen gesucht hätte. Eine Auswahl: Roseate Spoonbill,  Snail Kite, Limpkin, Scissor-tailed Flycatcher, Magnificent Frigatebird, Sandhill Crane, Crested Caracara und Eastern Screech Owl (letztere leider immer nur nachts).

Ich verabschiedete mich wieder einmal etwas traurig aus "meinem" Gebiet, ein letzter Sonnenuntergang:




Mein Flug von Fort Myers aus startete mit einer einstündigen Verspätung, weil das Wetter in Atlanta zeitweilig keine Starts und Landungen zuließ. Genau diese eine Stunde aber war vorgesehen für den Hürdenlauf von einem zum nächsten Flugzeug, was ich natürlich so nicht mehr schaffen konnte. Ich verpasste meinen Flug und musste im Sheraton Gateway in Atlanta übernachten, auf Kosten von Delta. Ein gestohlener Tag, könnte man meinen, doch rückblickend ist es so vielleicht besser, als zu schnell und in einem zu steilen Winkel vom Himmel zu fallen.

Völlig übernächtigt kam ich am frühen Morgen in Düsseldorf an, doch eine letzte böse Überraschung sollte auch dort noch auf mich warten, hatte mein Corsa doch glatt einen Plattfuß! Schnell kramte ich alles aus meinem Auto heraus, setzte gezielt den Wagenheber an, doch leider war das Rad so festgebacken, dass ich es nicht runterbekam. Eine junge und freundliche Frau, die gerade ankam und ihre Reise noch vor sich hatte, rief für mich beim ADAC an, der mir am Ende schnell und unbürokratisch weiterhelfen konnte. Seit vielen Jahren bin ich dort Mitglied, weil ich mal mit leerem Tank auf der Autobahn stehengeblieben war, und eigentlich wollte ich immer kündigen, doch jetzt passte eben doch einmal alles zusammen!

Fazit: Der bescheuerte Arbeitsalltag hat mich wieder.