wilde perspektiven

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Dienstag, 18. Juni 2013

Ein Besuch auf dem Rysumer Nacken...

...kann niemandem schaden, und deshalb nehme ich euch jetzt einfach mal mit!

Viel kann man dort sehen; man kann sowohl als Botaniker als auch als Vogelgucker auf seine Kosten kommen, doch leider ist die Welt dort nicht mehr ganz so heil, gibt es auf dem Rysumer Nacken schließlich auch Industrieanlagen. Da sich meine Kameras aber standhaft weigern, sie in Bildern festzuhalten, sieht es hier jetzt eben doch alles sehr ursprünglich aus, was auch der Sinn der ganzen Sache ist!

Wenn man früh aufsteht, ist ein Spaziergang auf dem Rysumer Nacken besonders schön, denn dann bekommt man das attraktivste Licht umsonst dazu:






Yellow Flag

Diese Sumpfschwertlilie fand ich kurz nach Sonnenaufgang, wie auch das gerade zu blühen beginnende Übersehene Knabenkraut:

Southern Marsh Orchid

Dasselbe Exemplar von der anderen Seite fotografiert:

Und hier mal ein heller blühendes Stück an einem Morgen mit viel Tau:


Am selben Tag fand ich diese Raupe, die zuvor ganz offensichtlich am Schilf genagt hatte und dann mit vollem Magen eingepennt war:


Mystery caterpillar

Ich tippe mal auf etwas Bärenspinnerartiges...

Nachtrag vom 19.06.2013:  "Bei der Mystery Caterpillar in deinem neuesten Blog-Beitrag handelt es sich um die Raupe der Grasglucke oder Trinkerin (Euthrix potatoria)... Habe die in meinem früheren Leben als Entomologe sogar mal eingesammelt und die Entwicklung bis zum Schlupf des Schmetterlings verfolgt. Daher kenne ich die Art ganz gut, das ist aber bestimmt schon 20 Jahre her."

Das schrieb mir Henning Fedders aus Kiel. Danke!

Viele Spinnennetze, die erst der Tau sichtbar macht, ließen den normalen Spaziergang zu einem Slalom werden:

Das folgende Netz glich eher eine Hängematte:

Hammock?

Ich habe mich erst gar nicht reingelegt, weil ich mir ziemlich sicher war, dass es nicht für Neunzig-Kilo-Kreaturen wie mich geschaffen worden ist. Die Versuchung aber war groß, das will ich zugeben.

Eine Kartoffelrose kurz nach Sonnenaufgang:

Rugosa Rose

Diese eigentlich im Fernen Osten beheimatete Art ist einst als Dünenbefestigungspflanze nach Europa gekommen und inzwischen wohl nicht mehr von den Inseln wegzudenken. Über Ausläufer breitet sie sich rasch aus, erfüllt deshalb auch ihren Zweck, doch eben zum Leidwesen einheimischer Gewächse, die durch sie verdrängt werden. Sie duftet sehr intensiv, ist auch hübsch, doch Zivildienstleistende hassen sie, weil sie immer wieder dazu verdonnert werden, diese stacheligen Pflanzen zum Schutze der einheimischen Flora einzudämmen. Auf dem Rysumer Nacken wächst die auch Kamtschatka-Rose genannte Art vor allem im Bereich des Strandes, doch auch im Dunstkreis des Restaurantes hat man sie leichtfertigerweise in ganzen Reihen angepflanzt.

Hier eine weitere zu etwas späterer Stunde und somit ohne Tau:

Noch eine in ihrem Lebensraum:

Am Freitagabend habe ich erstmalig nach meiner Portugalreise wieder ein Tarnzelt aufgebaut.

Ohne Zuschauer geht so etwas grundsätzlich nicht über die Bühne:

Curious cattle shows interest in hide photography

Am nächsten Morgen sah das dann so aus:




Die braunen Flecken an der Zeltwand sind übrigens Kuhscheiße! Ich hatte das Ding mal auf der angrenzenden Weide zwischengelagert, und als ich es am nächsten Morgen abholen wollte, sah ich, dass Kühe ganz schöne Schweine sein können. Immerhin haben sie es nicht aufgegessen. Bei Ziegen wäre ich mir da nicht so sicher gewesen!

Das erste Bild des Tages zeigt ein männliches Schwarzkehlchen:

Stonechat

Wenige Minuten später, die Sonne hatte sich inzwischen etwas mehr durch die Schönwetterwolken gekämpft, wurden die Farben intensiver:

Schließlich erschien auch noch ein Wiesenpieper:

Meadow Pipit

Mehr Gefiedertes wollte mir an diesem Morgen einfach nicht gelingen.

Ich zog aus meiner temporären Unterkunft aus, um andere Tiere und Pflanzen zu suchen.

Eine Schnegge huschte über den Weg:

Mystery snail

Und ich blickte noch einmal zurück:


Dann besuchte ich die Hornklee-Fläche, wo es so ausschaute:

Bird's Foot Trefoil

Durch den aufliegenden Tau wirkten die Blüten sehr blass, geradezu milchig, doch etwa eine Stunde später leuchteten sie wieder in gewohnter Manier:

Im Detail:

Statt gelb kann die Blume auch orange blühen:

Vielleicht liegt das an der Nähe zu den Niederlanden!

Ein männlicher Hauhechelbläuling öffnete die Schwingen zum frühmorgendlichen Sonnenbad:


Common Blue

Und eine neue Generation Gelb steht zurzeit schon in den Startlöchern:

Goldmoss Stonecrop

Der Scharfe Mauerpfeffer wird bald blühen, der Reiherschnabel tut das schon eine ganze Weile:

Redstem Filaree

Und die Blüten des Orangeroten Habichtskrauts waren noch geschlossen, es schlief am frühen Morgen noch:



Orange Hawkweed

Die hübsche Vogelwicke unterhält verwandtschaftliche Beziehungen zur Ackerbohne! Wer hätte das gedacht?

Cow Vetch

Ein heller Mäusebussard wartete in einem abgestorbenen Holunder auf unvorsichtige Nager:

Common Buzzard

Ein paar Landschaftsaufnahmen, die ich am Samstagabend machte:

Die Verbuschung nimmt immer weiter zu, die Attraktivität des Gebietes für eine ganze Reihe neuer Arten ebenso. Sowohl im letzten als auch in diesem Jahr sangen dort z.B. gleich mehrere Baumpieper, doch gaben sie die Reviere nach etwa zehn Tagen wieder auf. Die letzte Brut dieser Art in Emden, in einem anderen Teil der Stadt, liegt inzwischen viele Jahre zurück, doch lange wird es wohl nicht mehr dauern, bis dieser Vogel wieder zurückkehrt.

Und vielleicht wird es eines Tages sogar für den Großen Schillerfalter reichen, sieht es in Teilbereichen kaum anders aus als auf dem Truppenübungsplatz in Bramsche-Achmer, wo ich diesen hübschen Schmetterling alljährlich nachweisen konnte.


Sehr windig war es von Freitag bis Sonntag, geradezu stürmisch. Da gleichzeitig die Gräser blühen, leide ich zurzeit sehr unter meinem fast angeborenen und ohne Drogen kaum aushaltbaren Heuschnupfen. Zum ersten Mal seit einigen Jahren übrigens, weil das Medikament, das ich nehme, eigentlich einen guten Dienst verrichtet, doch wahrscheinlich liegt es einfach daran, dass mein Abwehrsystem in diesem kalten Frühjahr noch nicht ausreichend mit Pollen konfrontiert worden ist. Und jetzt gibt es halt die volle Dröhnung auf einmal!

Zwei Steinhaufen auf der "Geröllsteppe" ziehen zu den jeweiligen Zugzeiten viele Steinschmätzer an:

Stone piles attract Northern Wheatears on migration

Und an solch schlichten Entwässerungsgräben brüten Schilfrohrsänger und Emdens inoffizieller Wappenvogel, das Blaukehlchen:

Ditches like the one above harbour breeding Bluethroats and Sedge Warblers

Hier mal ein Schilfrohrsänger von dort:

Sedge Warbler

Stare führen den Nachwuchs der ersten Brut aus, zeigen ihm, wo man lecker Essen bekommt:

Common Starling

Die Dohlen vom Restaurant Strandlust suchten an diesen Sturmtagen Schutz im Windschatten des Gebäudes:


Jackdaw

Bleibt noch der Strand, den ich hier ja schon einige Male vorgestellt habe:


Auf dem Weg dorthin kommt man an den letzten Büschen vor den Niederlanden vorbei:

Wenn man sich diese Bilderreihe so ansieht, könnte man meinen, in Emden sei es immer herrlich sonnig. Doch das ist natürlich Quatsch, in diesem Jahr noch mehr als in vorherigen.

Und am Samstag musste ich sogar die Flucht antreten, weil sich gegen Mittag plötzlich eine pechschwarze Wand auf der niederländischen Seite der Ems aufbaute.

Zwar kam ich trocken zu Hause an, doch als es dann aus Eimern zu schütten begann, wurde ich dennoch nass wie ein Pudel, obwohl ich doch nur die Balkontür für den Bruchteil einer Sekunde geöffnet hatte, um genau ein Bild zu machen: