Dienstag, 13. August 2013

Postillon

Als ich im Frühjahr an der Algarve (Portugal) in der Nähe von Quarteira einen Postillon fotografierte, konnte ich nicht ahnen, dass mir die Art noch im selben Jahr bis nach Emden folgen würde. Dieser hübsche Falter ist in unseren Breiten nämlich eine eher seltene Erscheinung, die im Gegensatz zu anderen wandernden Schmetterlingen wie Distelfalter und Admiral nur alle paar Jahre nach Norddeutschland einfliegt.

Hier der Falter aus Portugal kurz vor Sonnenuntergang:

Dark Clouded Yellow, Algarve, Portugal

Dasselbe Tier nur wenige Minuten später:

Meine erste Begegnung mit dieser Art liegt viele Jahre zurück. Ingrid Möllenkamp, eine kenntnisreiche Naturkundlerin aus Bramsche, rief mich seinerzeit an, weil sie auf dem ehemaligen Flugplatz im Wittefeld (Kreis Vörden) einen Postillon gesehen hatte. Leider, so gab sie in einem Nebensatz zum Besten, lag diese Feststellung bereits drei Wochen zurück. 

Ich versuchte es trotzdem. Und es war kaum zu glauben, aber der Falter, sofern es sich um dasselbe Individuum gehandelt haben sollte, flog exakt an der angegebenen Stelle. Und wahrscheinlich hätte ich ihn sogar auf derselben Blüte angetroffen, wäre diese nicht bereits verwelkt gewesen ;-) An die Jahreszeit kann ich mich nicht erinnern, doch saugte das Tier an Herbstlöwenzahn. Einige Belegaufnahmen gelangen mir auch, doch weil das noch zu analogen Zeiten war, kann ich sie hier nicht zeigen.

In den folgenden Jahren kamen nur wenige Beobachtungen hinzu, bis auf eine Ausnahme (Oktober, Fledderwiesen bei Hesepe, ein durchziehendes Ind.) gelangen sie allesamt auf dem Flugplatz Achmer, wo sich die wenigen Tiere (nie mehr als zwei gleichzeitig) stets im Dunstkreis eines großen Bestandes des Hornklees aufhielten.

In diesem Jahr scheint alles anders zu sein, denn zurzeit sind es gleich sechs verschiedene Wandergelblinge (zweiter Name der Art), die sich mindestens seit dem vergangenen Sonntag im Wybelsumer Polder aufhalten. Anfangs, eine Woche zuvor, waren es nur drei, die dort zusammen mit einer Goldenen Acht (oder einem Hufeisenklee-Gelbling) umherflatterten.

Hier einer davon:

Dark Clouded Yellow, 8/11/2013, Emden

Während ich ihn vor Sonnenaufgang fotografierte, entdeckte ich unmittelbar neben mir ein Kleines Granatauge, das mich beim Knipsen beobachtete:


Small Red-eyed Damselfly

Von der anderen Seite abgelichtet:

Unglaubliche Augen:

Die Frisur erinnerte mich spontan an jene des Mörders und Box-Promoters Don King.

Ganz nah:

Da erklärt sich der Name von ganz allein.

Wenn ich dem Postillon in Norddeutschland begegnet bin, dann hielten sich die Tiere immer gleich mehrere Wochen im Gebiet auf, ja sogar in einem eng abgegrenzten Bereich, der in der Regel mit einer der vielen Futterpflanzen der Raupe bestanden war. In Achmer zog der Hornklee die Falter an, in Wybelsum scheint es der Hopfenklee zu sein, der dort zurzeit in großen Beständen blüht. Daneben sollten einige Nektarblumen für den Falter selbst zur Verfügung stehen, meist Ackerkratzdisteln, in Wybelsum aber auch die Krause Distel sowie eben der Hopfenklee.

Eine Kontrolle auf einer Fläche neben dem Gassco-Gelände, wo es ebenfalls einen großen Bestand des Hornklees gibt, verlief vorgestern leider negativ. 

Hier ein anderes Männchen mit einer sehr schön ausgeprägten Acht auf der Unterseite der Hinterflügel:


Another specimen

Der Falter stand hier zwar auf der Blüte des Rainfarns, saugte aber nicht. Wandergelblinge haben, wie ja auch wir Menschen, so ihre Vorlieben. Und Rainfarn scheint nicht dazuzugehören.

Ob es in den kommenden Jahren weitere Einflüge dieses interessanten Tieres nach Norddeutschland geben wird, weiß nicht einmal Mutter Natur. Freuen würde es mich allemal!

Zum Abschluss gibt es jetzt eine Schwebfliege, die scheibenwischermäßig den Morgentau von den Augen  entfernt:


Hoverfly spec.

Nachtrag vom 17.8.2013: Heute sah ich am Fuße des Emsdeiches in Emden-Petkum einen weiblichen Postillon bei der Eiablage - soweit ich es mitbekam, ausschließlich an Weißklee. In sehr niedrigem Suchflug wurden vom Falter zum Teil winzige Individuen dieser Pflanze angesteuert und mit jeweils einem Ei belegt. Bevorzugt wurde jener Klee, der sich in unmittelbarem Grenzbereich zum Betonweg befand.

Leider lag meine Kamera im Auto, etwa zwei Kilometer vom Ort des Geschehens entfernt. Nach meiner Rückkehr war der Postillon verschwunden, doch eine Eiablagestelle hatte ich in weiser Voraussicht mit einem Zweig markiert:

Dark Clouded Yellow's egg on White Clover, 8/17/13, Emden