wilde perspektiven

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Samstag, 21. September 2013

Dunkler Wasserläufer und Grünschenkel

Dunkler Wasserläufer und Grünschenkel sind in und um Emden häufige Durchzügler. Da sie ihre Nahrung aber fast ausschließlich draußen im Watt suchen und bei Hochwasser an unzugänglichen und geschützten Bereichen der Salzwiesen ruhen, ist es alles andere als eine leichte Sache, brauchbare Bilder von ihnen hinzubekommen. 

An den meisten Kleientnahmestellen auf dem Gebiet der Stadt kann man mal einen Grünschenkel sehen, ganz selten auch einen Dunklen Wasserläufer, verlassen aber kann man sich darauf nicht. Unter normalen Umständen müsste man also auf Fotos von beiden Arten verzichten oder aber viel Hoffnung im Gepäck haben, wäre da nicht ein beschaulicher Teich auf Frau Odingas Schafweide in Wybelsum:
































Spotted Redshank

Weil die Altvögel ihre Brutgebiete deutlich früher im Jahr verlassen, kann man jetzt im September nahezu ausschließlich Individuen im Jugendkleid sehen:






























Vor etwa zweieinhalb Wochen stellte ich mein Tarnzelt auf, doch genau am Abend dieses Tages legte der Wettergott den Hebel von Sommer auf Herbst um. Seitdem hat es wohl kaum einen Tag ohne Regen und starken Wind gegeben. Einige Male bin ich nass bis auf die Haut nach Hause gefahren, wegen der inzwischen auch deutlich geringeren Temperaturen immer am Rande einer Lungenentzündung.

Härte ist eben alles, und man wird dann ja auch belohnt:

Und auch mit der richtigen Belichtung war das so eine Sache, denn die auf der anderen Seite des Teiches stehenden Bäume spiegeln sich im Wasser, lassen es beinahe schwarz erscheinen. Weht plötzlich eine Böe, ist es der weiße Himmel, der sich im Wasser spiegelt. Hinzu kam ein steter Wechsel aus Sonne und finster bewölktem Himmel. So schnell aber kann man die Belichtung den Gegebenheiten einfach nicht angleichen, weshalb ich sehr viel Müll produziert habe.

Häufig sah es nämlich so aus:

Regen, Dunkelheit und, was man auf solchen Bildern nicht sehen kann, Sturm:

Einige brauchbare Bilder sind aber in den etwa vierzehn Tagen auch dabei herausgekommen:

Alle diese Aufnahmen entstanden an unterschiedlichen Tagen mit unterschiedlichen Lichtsituationen. Entsprechend uneinheitlich sehen sie bezüglich ihrer Farben aus:

Limikolen, die so wie der nachfolgend gezeigte Vogel vor sich hindösen, sind trotzdem immer hellwach:

Und das müssen sie auch sein, denn jederzeit kann ein Sperber um die Ecke kommen.

Hier ein rülpsender Dunkler Wasserläufer:

Es könnte aber auch sein, dass er einfach nur gähnte ;-)

Der nächste hatte dem Anschein nach Heuschnupfen. Zumindest kratzte er sich permanent am rechten Auge:

Hay Fever?

Hier mal ein Individuum, dessen Mauser ins erste Winterkleid bereits deutlich weiter fortgeschritten war (Schulterfedern, Unterseite):

Bei der rasanten Nahrungssuche pflügen diese Vögel regelrecht durchs Wasser, den langen Schnabel vor sich herschiebend. Nicht selten führen sie sogar wie ein Löffler seitliche Bewegungen mit ihm aus, und wenn etwas den empfindlichen Schnabel berührt, schnappt die Falle, äh, der Schnabel blitzschnell zu. Erbeutet werden neben Wasserinsekten auch kleine Fische:

Apropos Löffler: An einem sehr finsteren Morgen tauchte tatsächlich ein junger Vogel vor meinem Tarnzelt auf. Die Belichtungszeiten aber lagen jenseits des Optimalen:

Eurasian Spoonbill

Er kam schnell näher:



Natürlich wollte ich auch ein Bild von einem ganz ruhig stehenden Löffler haben, weshalb ich einmal ganz kurz kleibermäßig in die Weite pfiff, ein Mittelchen, das ich des Öfteren anwende, wenn Vögel einfach zu rastlos sind. Wichtig ist eigentlich nur, dass der Pfiff nicht zu unnätürlich klingt, denn dann nehmen Vögel auch schon mal Reißaus. Erfahrung ist in dieser Hinsicht alles:

Bevor es nun also mit dem Grünschenkel weitergeht, kann ich wieder stolz drei Aufnahmen von Herald Ihnen aus Freepsum präsentieren. Sie zeigen einen Reusenfischer im Watt bei Loquard quasi am luftigen Arbeitsplatz:


Fisherman is setting up and (p)repairing his fish traps in the wadden sea near Loquard at low tide (Photos: Herald Ihnen/Freepsum)


Der geile Grünschenkel tritt an dem oben erwähnten Teich in der Anzahl hinter den Dunklen Wasserläufer zurück:

Greenshank

Das Verhältnis der beiden oft miteinander vergesellschafteten Arten entsprach meist etwa 2:1 zugunsten des Rotstiefels:

Alle Individuen sahen in fast identisch aus, hatten bereits einen Teil der Schulterfedern vermausert:

Diese heben sich durch ihre eisgraue Farbe von den bräunlichen Federn des Jugendkleides ab:

Hier einmal zwei Vögel auf einmal:

Rotschenkel brüten als einzige der drei größeren Wasserläufer-Arten zwar im Gebiet, doch im Herbst tauchen sie leider grundsätzlich nicht an diesem Teich auf, während man an den klassischen Hochwasserrastplätzen in den Salzwiesen alle drei Arten beisammen sehen kann.

Grünschenkel und Dunkler Wasserläufer sind Vögel des Nordens. Wahrscheinlich stammen die hier gezeigten Tiere aus Skandinavien oder dem nordwestlichen Russland. Immerhin hat der Grünschenkel vor Jahren einen Brutversuch in Bayern unternommen, am Ende aber leider erfolglos.


Wenn der Wind auf Nord dreht, gibt es wegen der dann kristallklaren Luft das wohl hässlichste Morgenlicht gratis dazu. Gelbstichiger jedenfalls könnte es unmittelbar nach Sonnenaufgang kaum sein:


Ein weiteres Beispiel:

Das nächste Bild entstand dann wieder zu etwas vorgerückterer Stunde, weshalb es deutlich farbneutraler daherkommt:

Zum Abschluss ein Grünschenkel, der über seinem eigenen Spiegelbild steht:

Inzwischen habe ich mein Tarnzelt wieder abgebaut, weil Frau Odingas Kühe es immer als Spielzeug benutzt und Fußball damit gespielt haben. Die letzten Tage jedenfalls lag es am frühen Morgen immer geplättet am Boden.

Das Gebiet besuche ich natürlich weiterhin. An einem anderen Teich dort beobachtete ich kurz vor und nach Sonnenaufgang und vom Weg aus einen Graureiher, der einen riesigen Fisch erbeutete und stolz zum Ufer trug, wo er dann allerdings kläglich scheiterte, weil die Beute allenfalls seinem Hunger entsprochen hatte, nicht aber seinem Schlund:

Grey Heron (with Mute Swan) with huge fish. In the end he failed to swallow it.

Die beiden Höckerschwäne sind meine Zeugen:

Abschließend möchte ich mich noch wie im vergangenen Jahr bei Frau Odinga (Ihlow) für die Gelegenheit, an ihrem tollen Teich Vögel zu beobachten und zu fotografieren, ganz herzlich bedanken.

Übrigens: Das neue Titelbild, das eine Bekassine am frühen Morgen zeigt, ist auch dort entstanden!