wilde perspektiven

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Mittwoch, 5. März 2014

Geht raus und verschönert die Landschaft!

Frühling ist dann, wenn der Winter vorbei ist!

Doch wann ist der Winter eigentlich vorbei? Der kalendarische Frühlingsbeginn fällt auf einen Zeitpunkt zwischen dem 19. und 21. März und der meteorologische nennt den ersten März als das alles entscheidende Datum. Im vergangenen Jahr aber konnten wir lernen, dass weder die eine noch die andere Variante sehr viel Aussagekraft besitzt, zog sich der Winter 2012/13 doch am Ende wie Kaugummi in die Länge und reichte glatt bis in den Mai hinein.

In diesem Jahr wird es hoffentlich anders kommen. Viele Indizien sprechen zumindest dafür. So treiben zurzeit u.a. Büsche wie Holunder und Kartoffelrose kräftig aus. Geißblatt ebenfalls. Krokusse sind schon fast verblüht und die nervigen Pollenlieferanten Hasel und Erle Gott sei Dank auch. Am Nachmittag schlug sich eine Gartenhummel ihren Schädel deutlich hörbar an meinem Wohnzimmerfenster ein ("Pock!"), um dann etwas benommen einen abrupten Richtungswechsel zu vollziehen.

Gestern Morgen war es kalt. Die exakte Temperatur ist mir zwar nicht bekannt, aber da war doch tatsächlich dickes Eis auf den Scheiben meines Autos. Nach etwas ungeplantem Frühsport fuhr ich zu den Meeren, um mal nach den Gänsen zu schauen.

Kaum war ich angekommen, starteten sie durch und verließen ihren Schlafplatz. Allerdings immer nur in relativ kleinen Gruppen. Also verzichtete ich auf Fotos, weil ich bereits am Sonntag viel spektakulärere gemacht hatte:

White-fronted Geese leaving their roost twenty minutes before sunrise

Das Bild entstand zwanzig Minuten vor Sonnenaufgang. Im Hintergrund kann man den Beobachtungsturm bei Forlitz erkennen.

Im gestrigen Morgennebel tauchte plötzlich der Raubwürger auf, zeigte sich aber zunächst eher reserviert und blieb eine ganze Weile auf seiner Weide stehen:

Great Grey Shrike

Ich hielt andere Situationen im Bild fest:

Auch einen Silberreiher auf einer Weide:

Great White Egret

Die Sonne ging schließlich auf, kam aber zunächst nicht wirklich durch den dunstigen Schleier hindurch.

Es dauerte eine Weile, bis Besserung eintrat. Für ein paar Bilder vom Raubwürger jedenfalls reichte es irgendwann:

Great Grey Shrike

Schüttel doch mal bitte dein Haar:

Stopp:

Und schließlich noch eine Aufnahme vom Sonntag:

Ein Schwarzkehlchen wärmte sich in der Morgensonne auf und sang eifrig:

Eurasian Stonechat

Eine Ringeltaube in Bedekaspel döste noch etwas:

Common Wood Pigeon 

Verliebte Graugänse ebenda:


Greylag Goose

Ich fuhr ins Moor nach Tannenhausen. Die Tage zuvor hatte ich den Ort bereits einige Male besucht, doch war es bei niedrigen Temperaturen unter zehn Grad entweder windig oder aber bedeckt gewesen. Ungeeignete Bedingungen für jenes Tier, das ich auf meinem Wunschzettel hatte. Gestern dann gab es weder Wind noch Wolken. Und inzwischen waren die Temperaturen auf knapp über zehn Grad angestiegen - im Schatten wohlgemerkt, denn am Boden sollten es bestimmt über zwanzig gewesen sein.

Ich stieg aus dem Wagen, ging ein paar Meter und sah sie schon aus größerer Entfernung am Wegesrand liegen:

Happy New Year! The first Common Adder after hibernation in 2014

"Ein Frohes Neues Jahr!" rief ich der dunklen Schlange im hellen Pfeifengras zu.

Ich kramte aus meinem Rucksack die Kamera hervor, brachte mein Stativ in Position und hörte plötzlich wieder Stimmen. Ein älteres Ehepaar kam den Weg entlangspaziert und unaufhaltsam auf mich zu. Der Mann betrachtete das Objektiv, die Frau fragte nach dem Sinn meiner Aktion. Der Mann wiederum folgte mit seinem analytischen Blick der Ausrichtung meiner Linse und entdeckte die sich sonnende Schlange.

"Oh, ist das eine Kreuzotter?"

"Nee", sagte ich schmunzelnd, "das ist eine Blindschleiche."

Der Mann freute sich über meinen Humor und berichtete von eigenen Beobachtungen in diesem Moor, die allerdings bereits viele Jahre zurücklagen. Bla, bla, bla, ging es dann immer weiter, und ich bekam Angst, weil die Schlange bereits einen langen Hals machte und zu verschwinden drohte, noch bevor ich überhaupt ein Bild gemacht hatte. Also bat ich die beiden, wenn sie schon mal da waren, sich vor die knallige Sonne zu stellen, damit ich ein paar brauchbare Aufnahmen ohne gleißendes Mittagslicht machen konnte. Genau zwei sollten es am Ende werden. Dann verschwand die Kreuzotter ganz gemächlich zwischen den Pfeifengrasbulten.

Im Laufe dieses Nachmittags fand ich noch einige Waldeidechsen, sah mehrere Kleine Füchse sowie einen patroullierenden Zitronenfalter.

Schnell noch das oben erwähnte Geißblatt:

Common Honeysuckle

Und schließlich noch das hier:


Art?

Kunst?

Jemand musste hier zuvor aktiven Naturschutz betrieben und anschließend die Landschaft verschönert haben. Ein echter Farbtupfer! Ich habe mich wirklich sehr darüber gefreut und kann die Aktion nur befürworten, denn gerade im Moor sieht es doch im Spätwinter noch sehr trist aus. Künftig werde also auch ich meine Haribo-Colorado-Tüten (es gibt noch andere Süßwarenhersteller) einfach aus dem fahrenen Auto werfen, um meinen Beitrag am Projekt "Landschaftverschönerung" zu leisten...

Ist das geil? Ja, das ist geil!