wilde perspektiven

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Samstag, 14. Juni 2014

Dies und das

In den vergangenen Wochen haben sich ein paar Bilder angesammelt, die nicht so recht zu den letzten Beiträgen passen wollten. Heute aber ist ihr großer Tag, denn heute dürfen sie sich in ihrer ganzen Pracht einem verdammt großen Publikum präsentieren.

Den Auftakt macht eine Blume, die mir vom Flugplatz Achmer/Landkreis Osnabrück her gut bekannt ist. Darüber hinaus habe ich sie in den letzten Jahren auf schütter bewachsenen Flächen entlang der Emslandautobahn gefunden.

Die Heidenelke, um die geht es hier nämlich, mag magere und sandige Böden. Ein Vorkommen im Wybelsumer Polder, das ich vor ein paar Tagen entdecken konnte, ist aber mit großer Wahrscheinlichkeit nicht natürlichen Ursprungs:

Maiden Pink

Krasse Farbe, oder?

Sowas ist man hier gar nicht gewohnt!









Zwei Bilder sollen reichen.

Die Heidenelke ist die einzige Vertreterin der Gattung Dianthus, die mir bislang in NW-Deutschland als echte Wildblume begegnet ist. Okay, da war mal was mit der Karthäusernelke in einer Sandgrube bei Bramsche-Ueffeln, doch auch da hatte wohl ein Mensch seine Finger im Spiel.

Von vielen dieser so genannten Echten Nelken gibt es auch Gartenformen, mit gefüllten Blüten oder in anderen Farben und so weiter, doch nur die Wildform kann mich wirklich begeistern, weil sie so dezent ist, so natürlich - eben hübsch!


Darf ich vorstellen, mein allmorgendlicher Wecker:


Song Thrush

Diese Singdrossel gibt schon am sehr frühen Morgen alles. Mal steht sie wie hier auf dem Schornstein des Nachbarhauses, mal auf dem Giebel oberhalb meines Balkons. Und wenn es besonders laut werden soll, stellt sich der Vogel auch schon mal auf die Pergola meines Balkons, von wo aus er dann auf meine Gartenstühle und auf den Tisch kackt. Einmal sogar in ein Glas, das ich nicht weggeräumt hatte ;-)

In dieser Hinsicht hat die Singdrossel von mir die Absolution erteilt bekommen, weiß ich doch zu schätzen, dass es sie überthaupt gibt:
































In jenem Ort, in dem ich aufgewachsen bin (Hollage/Landkreis Osnabrück), brütete sie immer in unserem Garten, doch von einem auf das andere Jahr war damit Schluss. Nie wieder sollte eine Singdrossel auch nur auf einem Hausdach dieser Siedlung stehen und ihren tollen Gesang vortragen.

Ein echter Verlust, dass will ich euch sagen.

Zwar konnte man dem kraftvollen Gesang der Singdrossel noch in den angrenzenden Wäldern lauschen, aber als Gartenvogel wurde sie zu einer Rarität.

Umso glücklicher bin ich, dass sie hier in Emden nach wie vor recht häufig ist.

Derselbe Vogel singend auf einer Tanne im Garten der Nachbarn:













Übrigens ist dieser so harmonisch gefärbte und gezeichnete Vogel meine absolute Lieblingsdrossel, was nich unerwähnt bleiben soll...


Weniger häufig ist hierzulande der Karmingimpel:

Common Rosefinch

Im Gegensatz zu Buch- und Grünfink kommt der Karmingimpel im Winter nicht an unsere Futterhäuser. Es wäre auch ein weiter Weg für ihn, verbringt er doch die kalte Jahreszeit in Indien.

Der Karmingimpel stellt somit eine Besonderheit unter den heimischen Finken dar, weil er eben ein Langstreckenzieher ist, der sehr spät im Frühjahr, nämlich erst ab Mitte Mai, zu uns zurückkehrt. Und das wiederum tut er auch noch nicht so furchtbar lang, denn seine Arealexpansion, die ihn schließlich auch nach Mitteleuropa geführt hat, begann erst vor etwa neunzig Jahren.

Nachdem die Art in den Achtzigern und Neunzigern besonders häufig in Deutschland festgestellt worden ist, hat die Zahl der Beobachtungen längst wieder abgenommen. Doch vor allem entlang der Ostseeküste, auf den Ostfriesischen Inseln, im Alpenvorland sowie ganz exklusiv in einem Hausgarten an der Hemker Straße in Bramsche kann man im Frühjahr nach wie vor auf diesen Neubürger zählen.

In letzterem Falle könnte es sich aber auch um ausgestopfte Individuen handeln, die der Hausherr nach einem Fotoshooting nicht zurück in seine Sammlung gestellt hat ;-)

In Emden hingegen gibt es nur waschechte Karmingimpel. Und in diesem Frühjahr sind es wohl drei verschiedene Individuen gewesen, die im Buschland auf dem Rysumer Nacken für ein paar Tage ein Revier besetzt hielten. 


Ebenfalls auf dem Rysumer Nacken kann man alljährlich den Jakobskrautbär beobachten:






























Cinnabar Moth

Der bunte Falter fliegt auch tagsüber, die ebenfalls bunten Raupen leben und speisen am Jakobsgreiskraut. Da die Futterpflanze giftig ist, sind es die Raupen auch. Mit ihrer Warntracht, sie sind schwarz-orange geringelt, weisen sie mögliche Feinde darauf hin und bleiben in der Regel auch verschont.


Und so sieht ein männlicher Vierfleck aus:

White Wagtail with preyed Four-spotted Chaser

Ohne Flügel allerdings, denn die hatte die Bachstelze ihm bereits abmontiert.

Fluchtgefahr, ihr versteht.

Wenige Minuten später sollte die flügellose Libelle dann im Rachen einer jungen Bachstelze verschwinden.

Hier ein weiblicher Großer Blaupfeil, der bis zu dieser Stunde noch keiner Bachstelze begegnet war.

Glück für ihn:

































Black-tailed Skimmer without Wagtail


Trotz der zahllosen Pillen, die ich Tag für Tag einschmeiße (eigentlich ist es nur eine), haben mich in den letzten zwei Wochen die Pollen geplagt wie schon lange nicht mehr. Warmes Wetter, viel Wind, blühende Gräser und blühendes Getreide - einfach ekelhaft.



the previous two weeks I really was suffering under my innate hay fever, (although I take my cetirizin every day), caused by grain and grass pollen in combination with warm weather conditions and stronger winds

Solche Probleme hat man als Höckerschwan nicht:

Mute Swan doesn't know anything about allergies

Gleich drei Paare haben in diesem Jahr im Wybelsumer Polder erfolgreich gebrütet. Fast schon eine Pest.


Die seltene Arznei-Engelwurz bevorzugt schwere tonige sowie zeitweise überschwemmte Böden und wächst in den Außendeichsflächen auf dem Rysumer Nacken:

Wild Celery 

Hier mal eine ganze Herde:


Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich die Pflanze bis vor zwei Jahren noch nicht einmal kannte! Damals hielt ich den auffälligen Bestand hinter dem Emsstrand für noch nicht blühende Exemplare des von vielen Menschen so gefürchteten Riesenbärenklaus.

Doch der sieht tatsächlich ganz anders aus, wie das folgende Bild, entstanden im Wybelsumer Polder, zeigt:

Giant Hogweed

Meine erste Begegnung mit dieser imposanten Pflanzenart liegt schon über 35 Jahre zurück. Ein Mensch in der Nachbarschaft, der von seinen Reisen (vor allem nach Jugoslawien) immer wieder interessante Wildblumen mitbrachte und in seinem Garten anpflanzte (bleibt locker, ist längst verjährt), konnte mir seinerzeit auch ein Exemplar der Herkulesstaude präsentieren.

Das Teil wuchs direkt neben seinem Gewächshaus, in dem der Mann erfolgreich Kakteen züchtete. Die Gefahr, die vom Riesenbärenklau ausgeht (Fototoxizität), war damals wahrscheinlich noch nicht einmal bekannt. Jedenfalls kann ich mich nicht daran erinnern, dass mich jemals jemand in dieser Hinsicht unterrichtet hätte...

Heute wird jedes bekannte Individuum dieser aus dem Kaukasus stammenden Pflanze umgehend, am besten noch vor der Samenreife, entfernt, um eine Ausbreitung zu verhindern und mögliche Schäden von Kindern abzuwenden. Zugegeben, die schlecht verheilenden Verbrennungen, die der Saft der Pflanze unter Lichteinfluss auf der Haut verursachen kann, sind horrormäßig. Trotzdem spielt hier meiner Meinung nach auch ein kleines bisschen Hysterie eine Rolle, gibt es doch viel giftigere und gefährlichere Pflanzen und zahllose weitere Gefahren in unseren Gärten oder auch im Outback, für die sich aber niemand zu interessieren scheint.

Wenn man Kinder über die Gefahren, die von bestimmten Blumen und Sträuchern ausgehen, aufklärt, dann sollte man doch das Schlimmste verhindern können. Kinder lernen schnell und zum Beispiel auch, dass sie eine Straße nur dann überqueren sollten, wenn gerade kein Auto kommt. Da der Riesenbärenklau aber eine eingeschleppte Pflanze ist, die sich unter aus ihrer Sicht günstigen Umständen rasch ausbreiten kann, sollte man sie natürlich trotzdem überall dort umgehend einen Kopf kürzer machen, wo man ihr begegnet.


Okay, dieser Beitrag war eher unspektakulär, aber immer noch tausendmal spannender und aufregender als eine vierstündige Liveschaltung aus dem ZDF-Fernsehgarten.

Das Bild einer Mariendistel, die in Ostfriesland hektarweise angebaut wird und inzwischen auch an vielen Orten "wild" vorkommt, soll heute den Schlusspunkt setzen.

Ich habe es geradezu im Vorbeigehen gemacht:































Milk Thistle

Nein, das ist nicht so gut.

Nur ein Vogel darf diesen Post heute beenden. Und zwar diese Silbermöwe:






Herring Gull right after sunrise