Am 4. Juli entdeckte ich an der
Kleientnahmestelle in Wybelsum eine Steppenmöwe im dritten Kalenderjahr,
die sich dort bis zum 9. Juli aufhalten sollte. Die Kleientnahmestelle
dient vielen Möwen und auch anderen Vögeln als Ruheplatz. Besonders hohe
Zahlen trifft man dort an sehr heißen Tagen an, wenn vor allem Kiebitze
und eben Möwen das Gewässer in den frühen Nachmittagsstunden als
Freibad nutzen und sich dort eine Erfrischung gönnen.
Caspian Gull (K3), July 2014, Emden-Wybelsum
Die Steppenmöwe brütet in Deutschland ausschließlich und sehr lokal in den östlichen Bundesländern, wird aber als Gastvogel auch in Niedersachsen alljährlich festgestellt. Hier sind es vor allem noch nicht adulte Individuen, die weit abseits der Brutgebiete umherstreifen und dann sogar Westeuropa erreichen können.
In
Ostfriesland ist diese Art bis heute überraschenderweise nur sehr
selten festgestellt worden, was aber am ehesten auf eine geringe
Beobachterdichte zurückzuführen ist. Hinzu kommt, dass sich kaum ein
Mensch hier die Mühe macht, größere Möwentrupps auf seltenere Arten
durchzumustern.
Und ich bin da keine Ausnahme!
Wenn aber an einem überschaubaren Gewässer nur sechs Großmöwen anwesend sind, dann entgeht so ein Vogel selbst mir nicht:
with Lesser Black-backed Gull
Dass diese Art hier in Ostfriesland sehr viel häufiger sein muss, belegen die Beobachtungen von André Boven (Oldambt/NL) auf der niederländischen Seite der Ems:
"Caspian Gulls are not rare in this part of the Ems and I am sure, that if you look better for them on the gull hotspots in Emden, you will find them. Between 2009 and today I had 152 observations of Caspian Gulls, the most were made in Termunterzijl and on the pier of Oterdum. There are two adult birds, who come back in the winter for at least 6 years and beside these birds I see new ones (see picture below)."
Darüber hinaus ist sich André sicher, das Individuum von Wybelsum als eines zu erkennen, das den vergangenen Winter ebenfalls an den oben genannten Orten verbracht hat (siehe Eintrag vom 12. 7. 2014 im Gästebuch dieser Seite). Und das ist großartig!
Hier mal zwei Steppenmöwen von der niederländischen Seite der Ems, fotogrfaiert von André Boven in Termunterzijl (siehe Text oben):
two Caspian Gulls from Termunterzijl/NL - Photo: André Boven (Oldambt/NL)
Die Steppenmöwe wurde noch bis in die achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts als eine Unterart der - oberflächlich betrachtet - ähnlichen Silbermöwe angesehen. Inzwischen weiß man aber, dass sie mit dieser bei uns häufigen Art nicht näher verwandt ist.
Dass diese Art hier in Ostfriesland sehr viel häufiger sein muss, belegen die Beobachtungen von André Boven (Oldambt/NL) auf der niederländischen Seite der Ems:
"Caspian Gulls are not rare in this part of the Ems and I am sure, that if you look better for them on the gull hotspots in Emden, you will find them. Between 2009 and today I had 152 observations of Caspian Gulls, the most were made in Termunterzijl and on the pier of Oterdum. There are two adult birds, who come back in the winter for at least 6 years and beside these birds I see new ones (see picture below)."
Darüber hinaus ist sich André sicher, das Individuum von Wybelsum als eines zu erkennen, das den vergangenen Winter ebenfalls an den oben genannten Orten verbracht hat (siehe Eintrag vom 12. 7. 2014 im Gästebuch dieser Seite). Und das ist großartig!
Hier mal zwei Steppenmöwen von der niederländischen Seite der Ems, fotogrfaiert von André Boven in Termunterzijl (siehe Text oben):
two Caspian Gulls from Termunterzijl/NL - Photo: André Boven (Oldambt/NL)
Die Steppenmöwe wurde noch bis in die achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts als eine Unterart der - oberflächlich betrachtet - ähnlichen Silbermöwe angesehen. Inzwischen weiß man aber, dass sie mit dieser bei uns häufigen Art nicht näher verwandt ist.
Vor
allem strukturelle Merkmale machen hier den Unterschied: Bei etwa
gleicher Größe ist die Stirn flacher, der Schnabel wirkt schlanker und
länger, das Auge kleiner, und es ist darüber hinaus in den meisten
Fällen auch bei Altvögeln dunkel gefärbt. Schnabelfärbung und -zeichnung
sind ebenfalls mehr als nur Indizien zur Unterscheidung von der
Silbermöwe. Wie auch die Färbung der proportional längeren Beine. Auf
Gefiederdetails will ich hier jetzt nicht weiter eingehen, das würde den
Rahmen sprengen...
Auffällig
ist auch, dass Steppenmöwen zwar nicht immer, aber eben doch oft anders
stehen als Silbermöwen. Das Heck sackt nicht selten etwas ab, der Vogel
scheint durchzuhängen, während eine gedachte Linie durch den Körper
einer stehenden Silbermöwe meist nahezu parallel zum Erdboden verläuft.
Am Vogel in Wybelsum fiel zusätzlich auf, dass er meist allein oder aber zusammen mit Heringsmöwen abhing, während die gleichzeitig anwesenden Silbermöwen von ihm eher gemieden wurden. Darüber hinaus zeigte sich die Steppenmöwe im Rahmen kleinerer Streitigkeiten allen anderen anwesenden Großmöwen gegenüber dominant.
Und so besetzte sie immer die exklusivsten Plätze, während sich die Heringsmöwen mit einer "minderwertigeren" Platzkategorie begnügen mussten:
Das grenzenlose Wissen um die Merkmale der verschiedenen Großmöwen ist das Verdienst der so genannten Müllkippenfraktion der Beobachterszene. Etwa seit den Achtzigern hat sich ein kleiner Teil der Vogelgucker schwerpunktmäßig mit dieser Vogelgruppe beschäftigt und viel Zeit auf Deponien und auch an großen Gewässern (Schlafplätze) verbracht. In Münster und Bielefeld z. B., vor allem aber in Hannover, an der Küste Mecklenburg-Vorpommerns sowie im Ruhrgebiet. Schritt für Schritt brachten dieses verstärkte Interesse und das hartnäckige "Dranbleiben" neue Erkenntnisse, die in zahllosen Arbeiten publiziert und so einem breiten Publikum zugänglich gemacht worden sind. Und nebenbei sind auch noch sehr seltene Gäste, z. B. aus Nordamerika, auf europäischen Deponien entdeckt worden. Ringschnabelmöwe, Präriemöwe und Aztekenmöwe sind drei Beispiele dafür.
Mit dem Schließen großer offener Deponien ging die Zahl der sich im Binnenland aufhaltenden Großmöwen leider erheblich zurück:
Am Vogel in Wybelsum fiel zusätzlich auf, dass er meist allein oder aber zusammen mit Heringsmöwen abhing, während die gleichzeitig anwesenden Silbermöwen von ihm eher gemieden wurden. Darüber hinaus zeigte sich die Steppenmöwe im Rahmen kleinerer Streitigkeiten allen anderen anwesenden Großmöwen gegenüber dominant.
Und so besetzte sie immer die exklusivsten Plätze, während sich die Heringsmöwen mit einer "minderwertigeren" Platzkategorie begnügen mussten:
Das grenzenlose Wissen um die Merkmale der verschiedenen Großmöwen ist das Verdienst der so genannten Müllkippenfraktion der Beobachterszene. Etwa seit den Achtzigern hat sich ein kleiner Teil der Vogelgucker schwerpunktmäßig mit dieser Vogelgruppe beschäftigt und viel Zeit auf Deponien und auch an großen Gewässern (Schlafplätze) verbracht. In Münster und Bielefeld z. B., vor allem aber in Hannover, an der Küste Mecklenburg-Vorpommerns sowie im Ruhrgebiet. Schritt für Schritt brachten dieses verstärkte Interesse und das hartnäckige "Dranbleiben" neue Erkenntnisse, die in zahllosen Arbeiten publiziert und so einem breiten Publikum zugänglich gemacht worden sind. Und nebenbei sind auch noch sehr seltene Gäste, z. B. aus Nordamerika, auf europäischen Deponien entdeckt worden. Ringschnabelmöwe, Präriemöwe und Aztekenmöwe sind drei Beispiele dafür.
Mit dem Schließen großer offener Deponien ging die Zahl der sich im Binnenland aufhaltenden Großmöwen leider erheblich zurück:
Ich
selbst gehöre nicht zu jenen Leuten, die sich schwerpunktmäßig mit
Großmöwen beschäftigen. Dazu fehlt mir einfach die Geduld. Und es ist
auch nicht mein Ding, an zugigen Orten länger als zehn Minuten durchs
Spektiv zu gucken.
An heißen Tagen verschaffen sich viele Kiebitze etwas Kühlung im und am Wasser:
Northern Lapwing
Und noch mehr Individuen auf einem Bild:
Und wieder die Steppenmöwe:
Etwas kleiner und nach rechts blickend:
An heißen Tagen verschaffen sich viele Kiebitze etwas Kühlung im und am Wasser:
Northern Lapwing
Und noch mehr Individuen auf einem Bild:
Und wieder die Steppenmöwe:
Etwas kleiner und nach rechts blickend:
Das
Hauptverbreitungsgebiet der Steppenmöwe reicht von der rumänischen
Schwarzmeerküste im Westen über die Ukraine und Südrussland bis zu den
Steppenseen Zentralasiens (z. B. Balchaschsee). Über die Niederungen der
größeren Flüsse hat sie sich bis nach Mitteleuropa vorgekämpft, ohne
hier bislang zu einer häufigen Großmöwenart zu werden.
Nochmal im Fluge (Ausschnittvergrößerung):
Hier mal eine dreibeinige Steppenmöwe:
Nochmal im Fluge (Ausschnittvergrößerung):
Hier mal eine dreibeinige Steppenmöwe:
with Lesser Black-backed Gull
Da stand noch irgendein Vogel, eine weitere Heringsmöwe, dahinter:
Inzwischen konnte ich auch in Erfahrung bringen, woher die im letzten Beitrag so ganz nebenbei erwähnte Silbermöwe mit dem Farbring (Code: HX061) stammt, die sich am 2. und am 3. Juli in Wybelsum zeigte:
Da stand noch irgendein Vogel, eine weitere Heringsmöwe, dahinter:
Inzwischen konnte ich auch in Erfahrung bringen, woher die im letzten Beitrag so ganz nebenbei erwähnte Silbermöwe mit dem Farbring (Code: HX061) stammt, die sich am 2. und am 3. Juli in Wybelsum zeigte:
Sie ist am 19. 6. 2012 auf der so genannten Möweninsel bei Schleswig (Schleswig-Holstein) als nicht flügger Jungvogel von Dr. Sönke Martens beringt worden. Das Tier befindet sich somit wie die Steppenmöwe im 3. Kalenderjahr. Und auch wenn das Bild eher übel ist (Digiskopie mit meinem alten Spektiv), so kann man die oben erwähnten strukturellen Unterschiede im Vergleich mit der Steppenmöwe sehr gut erkennen.
Zum Vergleich nochmal ein Bild aus dem letzten Beitrag, das die Steppenmöwe im Profil zeigt:
Caspian Gull for comparison - both birds are of same age
Bevor diese Silbermöwe in Emden auftauchte, ist sie nach dem Verlassen ihres Geburtsortes nur ein einziges Mal abgelesen worden. Und zwar am 3. 4. 2013 in Haren in der niederländischen Provinz Groningen.
Mein Dank geht an Dr. Sönke Martens/Itzehoe für das schnelle und unbürokratische Übersenden des Lebenslaufes dieses Vogels!