Dienstag, 15. Juli 2014

Krötengoldfliege (Teil 2819)

Ach, irgendwie habe ich sie inzwischen lieb gewonnen.

Sie bleibt mir treu, ich kann mich immer auf sie verlassen. Seit Jahren.

Sie ist sich nämlich nie zu schade dafür, das blöde Sommerloch zu stopfen.

Wenn man am Tage und noch dazu bei heißem Wetter einer ausgewachsenen Erdkröte begegnet, dann kann etwas mit dem Tier nicht stimmen. Mein erster Blick geht in solchen Fällen immer in Richtung seiner Nasenlöcher. Sind sie kratermäßig erweitert - und das ist bislang immer der Fall gewesen -, dann ist meine Vermutung keine Vermutung mehr:






Common Toad infected with the larvae of Toad Fly - note enlarged nostrils 

Dann hat die Krötengoldfliege mal wieder zugeschlagen!

Dieses Prachtexemplar einer infizierten Erdkröte lief mir vor einer Woche auf dem Rysumer Nacken über den Weg. Sehr schön kann man die Larven erkennen, die da aus den Nasenlöchern herausschauen.

Ein Bild im Profil:

Ganz schön eklig, die Sache, denkt ihr jetzt bestimmt. Und ich denke das auch immer, wenn mir so ein Tier wie ferngesteuert vor die Füße läuft.

Doch warum eigentlich? 

Es sind wahrscheinlich vor allem zwei Gründe, die uns erschaudern lassen. Zum einen stellen wir uns unweigerlich vor, die Fliegenmaden wüteten in unserem Hirn.

Zweitens mutet es spätestens dann schrecklich an, wenn sich ein Tier über ein anderes hermacht, das auf der Leiter der Evolution einige Sprossen weiter oben steht. Anders herum oder ausgedrückt: Äße die Kröte die Larven, würde sich niemand darüber echauffieren.

Und das wiederum macht sich die Horrorfilmindustrie zunutze, indem sie diese Angst vor vermeintlich gefährlichen und gruseligen Gliedertieren schürt, die es so nie gegeben hat: Riesige Spinnen, Kakerlaken oder Käfer haben in der Vergangenheit ganze Generationen von Menschen in schummrigen Kinosälen in Angst und Schrecken versetzt.

Ich kann euch aber beruhigen. Noch nie hat man in Mitteleuropa Fliegenlarven im Hirn eines Menschen festgestellt. Und anderswo wohl auch nicht. Und überhaupt brauchten sich viele Zeitgenossen selbst dann keine Sorgen zu machen, wenn das möglich wäre.

Kurzinfo zum Tier der Woche: Die Fliegen spüren die Kröten am Tage auf und legen ihre Eier auf dem Rücken ab. Gelingt es der Erdkröte nicht, diese irgendwie abzustreifen (sofern sie überhaupt etwas davon mitbekommt), ist sie in jedem Fall dem Tod geweiht. Die Larven schlüpfen, krabbeln zu den Nasenlöchern, dringen ins Innere vor und beginnen ihren zerstörenden Fraß.

Schön ist das gewiss nicht, aber eben doch nichts anderes als Natur, die sich über Ästhetik keine Gedanken zu machen braucht. Für das Individuum bedeutet es den Verlust des Lebens, für die Art sollte dieser Fliegenparasitismus keine nachhaltigen Folgen haben, weil die Erdkröte vergleichsweise geringe Ansprüche an ihren Lebensraum stellt und so solche Verluste auch heute noch durch eine hohe Nachkommenrate ausgleichen kann. Bezüglich ihrer eher geringen Lebensraumansprüche stellt sie übrigens die Ausnahme unter den heimischen Amphibien dar.


Das folgende Bild zeigt das Geschehen im Kopf der Kröte aus der Nähe:

Klaus Rettig (großer Naturfreund wie ich) hat Emden immer wieder gerne als die Blaukehlchen-Hauptstadt der Republik bezeichnet, was auch passen mag, doch Krötengoldfliegen-Hauptstadt (international: Emden - City of Toad Fly) wäre auch eine Bezeichnung, die sich die Marketing- und Touristikexperten Emdens mal durch den Kopf gehen lassen sollten. In Osnabrück ist mir das Phänomen jedenfalls in so vielen Jahren nicht ein einziges Mal begegnet.


Und weil es hier in Emden aus Sicht dieses Insektes so schön und besonders ist, sollte man sich nicht scheuen, Kapital daraus zu schlagen:



Emden needs more tourists!

Wenn man dieses Bild samt Text bundesweit in Tageszeitungen und Zeitschriften als Anzeige schaltet, wird es mit dem Tourismus in dieser Stadt von heute auf morgen bergauf gehen. Ich fühle mich frei und stelle (nur) dieses Bild zum kostenlosen Download rein.

Ach ja, so in etwa sieht eine Krötengoldfliege aus:

assumed Toad Fly

Es kann sich aber auch um einen anderen Vertreter der Gattung Lucilia handeln. Und glaubt mir, da gibt es ganz viele Arten, die einander ähneln wie ein Ei dem anderen.

Ein frisches Tagpfauenauge:



European Peacock


Knabbernde Ringelsocken:

flowering Ragwort with Cinnabar Moth caterpillar

Weil das oben Gezeigte so grausig anmutet, gibt es jetzt ein paar hübsche Blümchen zum Ausgleich.

Den Auftakt macht das Jakobsgreiskraut, das auf dem Rysumer Nacken in großen Beständen anzutreffen ist. Wie in jedem Juli machen sich hier die bunten Raupen des Jakobskrautbären an den für Großvieh giftigen Pflanzen zu schaffen:

Jetzt stellt euch mal vor, die Pflanze würde die hübschen Raupen aufessen. Sofort wären wir entsetzt, oder?

Ohne schmückende Raupen und im Gegensatz zu den anderen Aufnahmen nach Sonnenaufgang:



Ein Mohn (vielleicht Saatmohn):

likely Long-headed Poppy

Immer wieder bin ich fasziniert von der Fähigkeit vieler Pflanzen, sich an den unmöglichsten Orten anzusiedeln.

Dieser Hornklee zum Beispiel wächst an der aus Beton bestehenden Uferbefestigung nahe dem Emsstrand:


Birdsfoot Trefoil - it's stunning how plants find a place to exist even in tiny crevices surrounded only by asphalt and concrete

Das eigentlich schaurige Beispiel Tschernobyl hat gezeigt, dass sich die Natur alles zurückholen wird, sobald sich der Mensch in seiner Perfektion und Unerreichbarkeit selbst aus dem Weg geräumt hat. Aus ihrer Sicht stirbt die Hoffnung zuletzt!


Und nochmal gelbe Blüten.

Es sind die eines Johanniskrauts:

Hypericum spec.  

Zwei junge Rabenkrähen unterhielten sich auf dem Rysumer Nacken über das nächste Ausflugsziel:






these young Carrion Crows were talking about their next trip  

Das nächste Bild zeigt einen wohl männlichen Apfelbaum-Glasflügler:




Red-belted Clearwing

Dabei handelt es sich weder um eine Fliege noch um eine Wespe. Es ist ein Schmetterling, ein hübscher dazu, der mir in meinem Leben erst etwa zehnmal vor die Augen geflogen ist. Und das liegt sicher nicht daran, dass die Art selten ist. Eher muss man sich die Mühe machen, den kleinen Kerl gezielt zu suchen. Dieses Exemplar sonnte sich auf einem Brombeerblatt im Wybelsumer Polder.


Achtung, Gelb ist jetzt alle:

Common Chicory

Die Gemeine Wegwarte ist hier in Ostfriesland, zumindest in und um Emden und Aurich, keine Seltenheit. Bei Osnabrück sah ich sie nur ein einziges Mal auf dem ehemaligen Flugplatz Vörden (schon Kreis Vechta).

Und wieder eine neue Farbe:

Centaureum littorale 

Es sind die attraktiven Blüten des Strand-Tausendgüldenkrauts, das wie alle Vertreter der Gattung zu den Enziangewächsen gehört.



Hä, dasselbe Bild nochmal?

Nein, es ist eben nicht (mehr) dasselbe Bild! Ich hatte hier schon mal berichtet, dass sich meine Bilder während des Hochladens verändern. Ohne meinen Einfluss. Und stets zu ihrem Nachteil! Kontrast und Farbsättigung nahmen immer unerträglich zu (s. o.). Heute konnte ich dank Google die Ursache herausfinden. Und Schuld hat Google! Genauer: Google+. Ohne die Menschen zu fragen oder um Erlaubnis zu bitten, wird eine sinnfreie Funktion aktiviert, die wirklich keiner braucht. In diesem Fall handelt es sich um eine so genannte "automatische Optimierung" von Bildern.

Gott sei Dank lässt sich diese Kacke mit einem Mausklick wieder rückgängig machen. Und ich bin wirklich erleichtert, das könnt ihr mir glauben. Denn diese "Bildoptimierung" hat mich in den Wahnsinn getrieben und beinahe dazu gebracht, keine weiteren Beiträge mehr für mein Blog zu schreiben. Ich hatte überhaupt keine Ahnung, woran es lag und verdächtigte schon meinen alten Rechner. Doch auch nach dem Kauf eines neuen blieb das hartnäckige Problem bestehen. Bilder, die ich mache und zeige, müssen mir aber gefallen. Entsprechend (zurückhaltend) bearbeite ich sie schließlich. Und wenn ich mit der Bearbeitung fertig bin, dann sollten die Bilder doch auch so bleiben. Sonst würde ich die Bearbeitung ja fortsetzen!

Wenn meine Fotos in den letzten Wochen trotzdem halbwegs normal ausgesehen haben, dann deshalb, weil ich sie nach der Bearbeitung und noch vor einem weiteren Hochladen abermals verändert habe. Verändern musste: Kontrast und Farbsättigung volle Kanne runter! Trotzdem haben sie nie so ausgesehen wie im Originalzustand.

Aus dem Weg gehen kann man den neuesten Errungenschaften Googles aber auch nicht, weil heute eben alles (zu) Google gehört. IrfanView dem Anschein nach ebenso wie Blogger/Blogspot.com. Und wenn man dort ein Blog erstellt, hat man automatisch auch ein Google-Konto. Mit all seinen Vor- und Nachteilen.

Ekelhaft!

Wie kann man das ändern?

Google+ besuchen: klick! Dort mit der Maus in die obere linke Ecke (Übersicht) gehen. Im Menü, das sich nun öffnet, "Einstellungen" anklicken. Dort dann die Rubrik "Fotos und Videos" ansteuern. Hier kann man schließlich die "automatische Optimierung" deaktivieren, und der verfickte Fluch findet ein glückliches Ende!


Sumpfrohrsänger an Schmalblättrigem Weidenröschen:





Marsh Warbler

Ebenfalls rosa blüht das verwandte Zottige Weidenröschen:

Great Willowherb

Es wächst vor allem entlang der tief ausgeschnittenen Entwässerungsgräben im Westen Emdens: