wilde perspektiven

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Montag, 15. September 2014

Dies und das (Teil 43)

Der Corsa ist tot, es lebe der Corsa! Das Traurige heute also erst mal so vorweg.


Im Moment tut sich nicht wirklich viel hier in Emden. Zwar sind an manchen Tagen durchaus ansehnliche Zahlen von Kleinvögeln in den Gebüschen auf dem Rysumer Nacken zu sehen, doch das Gros dieser scheuen Wanderer lässt sich nicht so gern aufs Federkleid schauen.

Manchmal hasse ich diese Skulker, die sich meinen Blicken entziehen, noch bevor ich eine Artdiagnose stellen kann. Wenn es aber klappt, dann handelt es sich stets um die bekannten Kandidaten Dorngrasmücke, Gartengrasmücke, Mönchsgrasmücke und Klappergrasmücke. Und um überraschend viele Teichrohrsänger!

Hinzufügen kann man weitere Arten wie Zilpzalp (viele), Fitis (noch einzelne), Rotkehlchen, Gartenrotschwanz sowie Heckenbraunelle, Rohrammer und Buchfink.

Fertig ist die Vogelsuppe.

Ein Mäusebussard scannte am frühen Sonntagmorgen den Boden des "Olivenhains" südlich des Gassco-Geländes:

Common Buzzard

Es handelt sich hier ohnehin schon um die "mediterranste" Ecke Emdens, doch ein paar hübsche Legesteinmauern mit ein paar hübschen Schlangen darauf oder darin würden dem Ganzen noch die Krone aufsetzen!


Wenn es mit den Vogelbildern nicht klappen will, muss man halt wieder auf Entomologisches zurückgreifen.

Die Hecke an der Knock ist zurzeit voll mit Admiralen:

Red Admiral - currently a very common species

Sage und schreibe 250 Individuen konnte ich dort am Samstag zählen.

Sie schmückten die noch grünen Büsche wie Lametta und Glaskugeln den Weihnachtsbaum:

Richtig gezählt, Kinners, es sind acht Tiere auf einem Bild.

Plus eine Schmeißfliege.

Der Admiral ist ein Wanderfalter. An der Hecke am südwestlichsten Punkt der Ostfriesischen Halbinsel sammeln sich die Tiere, weil der Emstrichter für sie eine Barriere darstellt. Doch der Zugdrang wird am Ende obsiegen, die Falter den Fluss irgendwann überqueren.

Im Grunde gibt es da keinen Unterschied zwischen wandernden Insekten und Zugvögeln.

Darf ich vorstellen, die Familie Putin!

Warum?

Weil sie die Gasleitung bewachte:

Wer Obstbäume in seinem Garten hat, besitzt beste Chancen, diesem attraktiven Schmetterling vor der eigenen Haustür zu begegnen. Vor allem gärende Äpfel und Pflaumen ziehen ihn geradezu magisch an. Und nicht selten saugt er an ihnen in Gesellschaft von Gold- und Schmeißfliegen sowie Wespen und Hornissen.

Wovon aber sich die vielen Admirale an der Hecke ernähren, ist mir bislang ein Rätsel geblieben:

Und noch eimmal zwei Admirale auf einem Bild. 

Stereo sozusagen:

So bunt und auffällig diese Falter mit ausgebreiteten Flügeln auch sein mögen, so unauffällig und gut getarnt sind sie, wenn sie die Flügel geschlossen halten:


Das kleine Landkärtchen ist in diesen Tagen ebenfalls eine sehr häufige Erscheinung:

Map

Trotzdem, die Frühjahrsform gefällt mir besser als diese dunkle Spätsommervariante.

Am Pflasterweg unmittelbar an der Wasserkante zwischen Manslagt und Pilsum sah ich am Samstag zu meiner Überraschung ein Waldbrettspui, obwohl es dort nicht einen einzigen Baum gibt.

An der Hecke an der Knock hingegen, wo dieses Bild entstand, fliegt es in größerer Zahl:

Speckled Wood

Viel seltener ist dort der Kleine Feuerfalter:

Small Copper

Eine echte Überraschung für mich war meine allererste Gefleckte Heidelibelle für Emden, die ich sogar fotografieren konnte.

Natürlich auch an der Knock:



Yellow-winged Darter

Diese Art ist in Norddeutschland weit verbreitet, aber nirgends wirklich häufig. Ich weiß nicht einmal, ob sie sich überhaupt in Emden vermehrt.

Die hübsche Herbst-Mosaikjungfer dagegen pflanzt sich ganz bestimmt in Emden fort, doch dürften wohl auch Zuzügler an den hohen Tagessummen hierzulande beteiligt sein.

Der englische Name deutet das an:

Migrant Hawker

Sie ist hier die mit Abstand häufigste Mosaikjungfer. 

Dieses Sommergoldhähnchen, kaum schwerer als die Libelle da oben, fotografierte ich am Ems-Jade-Kanal in Wolthusen und somit vor meiner Haustür:


Firecrest

Noch ist es "nur" ein Goldhähnchen, aber die kleinen rastlosen Laubsänger aus der sibirischen Taiga haben sich bestimmt schon auf den Weg gemacht. Ich bin gespannt, ob Emden auch in diesem Jahr mit einem Gelbbrauen-Laubsänger oder gar einem noch selteneren Goldhähnchen-Laubsänger aufwarten kann.

Nachtrag vom 17. 9.: Tatsächlich ist bereits am 14. 9. der erste Gelbbrauen-Laubsänger der Saison auf der Greifswalder Oie festgestellt worden (Quelle: Ornitho.de). Es geht also wieder los!

Und jetzt noch schnell ein paar Bilder aus Manslagt und umzu, die ich am frühen Sonntagmorgen machen konnte.

Der Turm der Pilsumer Kirche macht den Auftakt:

Pilsum, church tower

Der Weg zum Deich:

Und noch etwas mehr Morgennebel:

Zwei Flussuferläufer flogen abends kurz nach Sonnenuntergang flach und rufend übers Wasser, von Buhne zu Buhne.

Die Silhouette dieser Limikole ist einzigartig, ebenso wie ihre Art, die Flügel zittrig und steif zu bewegen. Nur der amerikanische und verwandte Drosseluferläufer sieht im Flug sehr ähnlich aus, doch habe ich den in Deutschland leider noch nie gesehen:

Common Sandpiper 

Aus diesem Baukastensystem kann man sich einen jungen Rotschenkel zusammenbasteln, wenn man mag:

Redshank

Okay, der wichtigste Teil fehlt!

Den Rumpf hat sich nämlich entweder ein Merlin oder aber ein Wanderfalke einverleibt. Das zweite Bein lag knapp außerhalb dieses Bildes, der zweite Flügel hundert Meter entfernt.

Abnahme einer Baustelle durch diesen Steinschmätzer:


Northern Wheatear

Der Vogel wirkte nicht unzufrieden mit dem in den vergangenen Wochen neu gepflasterten Teilabschnitt des Weges, auch wenn es noch recht unordentlich aussah.

Letzte Haltestelle vorm Deich:

Great Spotted Woodpecker

Nachdem dieser Buntspecht bemerkt hatte, dass da nur noch eine große Wasserfläche auf ihn wartete, kehrte er umgehend zurück zu einem von alten Bäumen umstellten Hof nahe Upleward.