wilde perspektiven

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Montag, 22. September 2014

Nochmal dies und das

Vogelmäßig tut sich immer noch nichts!

Nichts Spektakuläres oder der fortgeschrittenen Jahreszeit Angemessenes jedenfalls.

Immerhin konnte ich heute Abend Bilder von der Gelben Dungfliege machen, die ich schon so lange auf meinem Wunschzettel hatte. Zwar ist sie sehr häufig, aber vor Sonnenaufgang und mit Tau auf dem Pelz habe ich sie noch nie gefunden. Also gibt es jetzt nur Bilder im nicht so schönen Abendlicht.

Normalerweise begegnet man der Gelben Dungfliege auf frischen menschlichen Exkrementen und Kuhfladen*, doch heute sah ich gleich mehrere Individuen auf Kartoffelrosen unweit eines Teiches bei Manslagt, wo sie im Windschatten die Sonne genossen, bei stürmischen Böen aus Nordwest:

Common Yellow Dung-fly

Die Art nascht an Blüten, erbeutet aber auch kleinere Insekten, wenn sich ihr die Gelegenheit bietet.

"Moin!" sagte die rechte Fliege zur linken, doch die konnte nicht sprechen, weil sie den Mund voll hatte:

































Ein winziges Mückchen war unmittelbar neben ihr gelandet und blitzschnell mit dem vorderen Beinpaar ergriffen und anschließend ausgesaugt worden. Raubfliegen könnten das nicht besser!

Tja, einmal nicht aufgepasst, schon ist das Leben vorbei...


Die Weidenjungfer, eine Libelle aus der Familie der Teichjungfern, war mir bis heute nicht in Ostfriesland begegnet. Vielleicht habe ich auch nicht richtig geschaut, ganz bestimmt aber nicht gezielt nach ihr gesucht. Doch heute sprang sie mir ins Auge. 

Und das gleich in tausendfacher Ausfertigung:




Willow Emerald Damselfly

Lange bevor der Mensch metallisch glänzende Autolacke erfand, schillerten viele Insekten schon in den schönsten Farben! Die Weidenjungfer ist nur ein Beispiel von vielen. Wegen ihrer für Libellen besonderen Fortpflanzungsbiologie benötigt sie Gewässer, die von Bäumen und Sträuchern gesäumt werden.

Nach Ewers (Die Libellen zwischen Weser und Ems) soll diese Spezies in der Marsch tatsächlich nicht häufig vorkommen, eben weil die oben beschriebenen Gewässertypen hier kaum zu finden sind. An den Teichen bei Manslagt, direkt am Deich, fliegt die Weidenjungfer zurzeit aber in sehr großer Zahl.

Dasselbe Tier, nachdem sich die Wolke vor der Sonne aus dem Staub gemacht hatte:

Ein anderes Individuum:

another specimen

Die folgende Goldfliege gibt es als Zugabe und völlig umsonst:

Green Bottle Fly


Freitagabend und am Samstagmorgen (19. und 20. 9.) besuchten gleich sechs Brandseeschwalben den Emsstrand.

Hier ein diesjähriges Individuum:

record shots: Sandwich Tern - a surprisingly rare visitor to Emden

Obwohl die Art auf den Ostfriesischen Inseln eine geläufige Erscheinung ist, taucht sie in und um Emden eher nur selten auf. Und fast immer hört man sie schon, bevor man sie sieht, weil diese Vögel einfach nicht ihren spitzen Schnabel halten können.

"Kirrick, kirrick!"

Altvogel links, Jungvogel rechts (ganz links Lachmöwe):

Zwei der vier Jungvögel waren übrigens beringt und stammten wahrscheinlich aus den Niederlanden. Ablesen konnte ich die Ringe allerdings nicht. Und wegen der großen Distanz zu den Vögeln kann ich froh sein, überhaupt Belegfotos hinbekommen zu haben.

Es sind für mich die ersten von dieser Art für Emden und umzu. Viel besser kann man die Brandseeschwalbe auf Helgoland fotografieren. Gäbe es auf der dortigen Düne keine Menschen, würde die Brandseeschwalbe sicher auch auf dem kleinen Eiland brüten.

Eine Brandseeschwalbe (links), drei Flussseeschwalben:

Sandwich Tern (left bird), Common Tern

Während die Flussseeschwalbe auch in Emden brütet (Hafen und Knock), meidet die größere Brandseeschwalbe das Wattermeer eher. Sie bevorzugt für die Nahrungssuche die Seeseite der Inseln, wo sie auf ihre bevorzugte Beute, den Sandaal, trifft.

Die Jungvögel sind eigentlich schon selbständig, doch für einen Versuch, die Eltern um Futter anzubetteln, ist es ihrer Meinung nach wohl nie zu spät:

Zwei fliegende Brandseeschwalben:

Ein hübscher Hund kam auf mich zugelaufen und wollte mich hüten:

Ich konnte ihm gerade noch klarmachen, dass ich keine Hilfe benötigte. 

Trotzdem: Lieb war er und wirklich süß, weshalb ich ihn hier schnell vorstellen möchte.


Am Samstagabend war es noch richtig heiß, doch schon in der Nacht zum Sonntag sanken die Temperaturen erheblich, und der Wind frischte kräftig auf.

Pünktlich zur Tag-und-Nacht-Gleiche lässt der Herbst also die Muskeln spielen. Und wahrscheinlich waren das nun wirklich die allerletzten Sommertage mit Temperaturen über 25 Grad Celsius. Gerecht war dieses späte sommerliche Intermezzo aber allemal, hatte uns der böse Herbst doch einfach zwei Wochen vom August stibitzt.
Jetzt aber wird er sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen lassen. Deshalb sollte sich auch dieser junge Schwarzstorch, den ich am Freitagabend im Wybelsumer Polder entdecken konnte, so langsam auf den Weg nach Afrika machen:


Black Stork

Die Blätter der Bäume und Sträucher fallen nämlich unaufhaltsam zu Boden:

Und der erste Sturm des Herbstes trieb die Wellen auf dem Rysumer Nacken bereits lange vor Hochwasser gegen die betonierte Uferbefestigung.

Möwen machen sich nichts aus Wind, wenigstens fürchten sie ihn nicht.

Diese Lachmöwe am Restaurant Strandlust jedenfalls schien das Ganze eher zu genießen:

Black-headed Gull

Ich finde, jetzt kann so langsam mal ein echter Knallervogel hier auftauchen. 

Mit einer Schwalbenmöwe wäre ich aber auch erst mal zufrieden...

Und: Ich habe gar keinen Bock auf Winter!


* Ich treibe mich nicht auf Kuhfladen herum ;-)