wilde perspektiven

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Freitag, 28. November 2014

Die Erde wächst an ihren Aufgaben

Okay, ich hatte im letzten Beitrag versprochen, in den kommenden Wochen auf weitere Bilder vom Strandpieper zu verzichten. Und jetzt taucht dieser Vogel doch schon wieder hier auf.

Es ist einfach so, dass mich mein Geschwätz von gestern manchmal nicht mehr interessiert. Und mal ehrlich, ich habe nach wie vor so viele Bilder von dieser Art auf meiner externen Festplatte, dass ich da mal gegensteuern muss.

Und ist dieser Vogel nicht wirklich niedlich? Ich meine, da kann doch eigentlich gar keine Langeweile aufkommen.

Moin:



Rock Pipit few minutes before sunset ;-)

Zunächst aber soll es um ein anderes Tier gehen, um eines nämlich, das jeder wenigstens einmal in seinem Leben gesehen oder gespürt hat.

Dieses Tier hat keine Flügel, verbringt aber einen Teil seines Lebens in der Luft. Okay, die Richtung, in die es fliegt, bestimmt ausschließlich der Wind. Und wenn man sich im Outback befindet oder auch mitten in der Stadt und diesem Tier im Wege steht, dann landet es einfach auf einem und krabbelt zum Beispiel auf den Augenbrauen rum, um sich dann abzuseilen und die Nase zu erkunden. Wenn man Glück hat, dann klettert das Tier auf unseren Scheitel und setzt seine Reise von dort aus fort.

Dass wir uns aber jetzt nicht missverstehen, diese Kreatur führt nichts Böses im Schilde, sie will nur spielen. Und wenn sie auch manchmal nervt, dann nur deshalb, weil es so kitzelt, wenn sie unseren geilen Körper erkundet. Und wenn sie uns schließlich und endlich verlassen hat, dann kann man mit Gewissheit davon ausgehen, dass in den nächsten Minuten ein Artgenosse auf einem landet. Oder gleich ganz viele. Denn dieses Tier ist stets in großen Reisegesellschaften unterwegs und das wiederum vor allem im Frühjahr und im Herbst, obwohl man es eigentlich ganzjährig antreffen kann.

Das Tier, das hier von mir eine so lange Einführung geschenkt bekommt, ist eine Spinne, die so winzig ist und bleibt, dass selbst Arachnophobiker keine Angst vor ihr zu haben brauchen.

Leider weiß ich keinen deutschen Namen und eigentlich weiß ich auch nur den halben wissenschaftlichen, weil man dieses Tier, so wie ich es fotografiert habe, nicht so einfach bis auf Artniveau bestimmen kann. Das ginge nur unter einem Binokular oder so. Immerhin wusste Tobias Töpfer aus Leverkusen, um welche Gattung es sich bei den nun gezeigten Krabblern handelt.

Es ist die Gattung Erigone, die zur Unterfamilie Erigoninae gehört, die wiederum aus etwa 300 Arten besteht. All diese Arten sehen, zumindest oberflächlich betrachtet und für einen Laien wie mich, aus wie eineiige Zwillinge.

Und im Volksmund bezeichnet man sie wohl in ihrer Gesamtheit als Zwergspinnen, regional auch als Glücksspinnen. Letzteres deshalb, weil es einem finanziell nie schlecht gehen soll, wenn so ein Achtbeiner auf einem landet. Aus eigener Erfahrung kann ich aber sagen, dass das gequirlte Kacke ist. Und auch der Spinne bringt so eine gewagte Landung auf einem Menschen in aller Regel nichts Gutes, weil sie bei unserem Versuch, sie mit einer raschen Handbewegung wegzuwischen, wegen ihrer Zartheit meist zermanscht wird:

spiders of the genus Erigone starting their flight on a cold but sunny November day

Auf dem Bild erkennt man ein baldachinartiges Netz auf einem Teekhaufen, das für die Tiere quasi so eine Art Startrampe darstellte. Ich habe keine Ahnung, wer es gebaut hat, die Mutter all dieser Winzlinge oder gar diese Winzlinge zusammen in Teamarbeit. Fakt aber ist, dass jede dieser Spinnen darauf bedacht war, einen der zahlreichen exponierten Punkte des Netzes zu erklimmen, weil man dort die besten Chancen hat, vom Wind davongetragen zu werden. Und nur darum geht es in solchen Augenblicken. Auf dem Weg zu diesen Aussichtspunkten war es ein einziges Hauen und Stechen, es wurde geschoben und geschubst.

Ich kann das bezeugen, habe alles gesehen:












Und wenn die Tiere ihr Ziel auf dem Gipfel endlich erreicht haben, dann sieht das aus wie im folgenden Bild.

Leinen los:

Ein immer länger werdender Spinnfaden verlässt die gleichnamigen Drüsen am emporgehobenen Hinterleibsende und schwingt sich in den Wind. Schließlich trägt er wie ein Gleitschirm die kleine Spinne auf und davon. Viele Kilometer können diese Tiere dann in der Luft schwebend zurücklegen und, wenn alles gut geht, einen neuen und für sie geeigneten Lebensraum erschließen.

Anhand dieser Bilder erkennt man auch sofort, wo Christo und Jeanne-Claude seinerzeit abgekupfert haben müssen. Die Idee, den riesigen Reichstag zu verhüllen, stammt nämlich ursprünglich von diesen Zwergspinnen. 

Allerdings haben die Winzlinge das Großprojekt nie in die Tat umgesetzt:


Und so sehen sie also aus, diese Spinnen. Aus einem schwarzen Körper ragen acht zarte und rötlichbraune Beinchen heraus. Und wenn man etwas länger auf diese wimmelnden Biester schaut, wird man irgendwann ganz kirre.

Wie viele Individuen es aber genau waren, da auf dem Weg am Wasser bei Manslagt, kann ich nicht sagen. Hunderte allemal. Vielleicht Tausende. Die Luft war erfüllt von ihren feinen seidenen Fäden, die in der Sonne glitzerten.

Altweibersommer.

Jedenfalls bekomme ich beim Fotografieren immer so komische Denkanfälle. Ich denke dann! Und meine Gedanken nehmen dann nicht selten einen etwas merkwürdigen Verlauf. So fragte ich mich im Zusammenhang mit diesen Zwergspinnen, ob sie wohl häufiger sein mögen als wir Menschen. Von uns gibt es inzwischen über sieben Milliarden!

Klick, klick, klick... (trotz des Denkens fotografierte ich einfach weiter)

Okay, diese Tiere dürften noch häufiger sein als wir. Regenwürmer wohl auch. Vielleicht auch Schmeiß- und Fruchtfliegen. Aber schon Nonnengänse sind viel seltener als wir Menschen. Von ihnen gibt es weltweit nur etwa 400.000 Individuen (grobe Schätzung des IUCN). Trotzdem gilt die Art als ungefährdet. Also wir Menschen haben sie jedenfalls so eingstuft.

400.000 gegen sieben Milliarden!

Klingt unglaublich, oder?

Klick, klick, klick, klick, klick... (boah, fünf Bilder pro Sekunde)

Man könnte das fortsetzen mit anderen Tierarten, aber das wäre jetzt sinnfrei. Und ein alter Emder Jäger meinte mal zu mir, man dürfe Menschen nicht mit Tieren vergleichen. Das gehöre sich nicht. Ich bin kein misanthrop(isch)es Arschloch, das dürft ihr nicht denken, und wer mich kennt, der weiß das auch, aber es kann nie schaden, mal ein bisschen rumzuphilosophieren, wenn einem gerade danach ist. Schweden zum Beispiel ist um etwa 80.000 Quadratkilometer größer als unsere Bundesrepublik, hat aber nur knappe zehn Millionen Einwohner.

Zehn Millionen gegen ACHTZIG Millionen!

Wieder unglaublich!

Klick, klick...

Haben die in diesem Land denn keine Frau von der Leyen, die für noch mehr Nachwuchs wirbt? Ich meine, wie kommen die denn dort überhaupt klar mit so wenigen Leuten? In Schweden kann es dann doch kein wirtschaftliches Wachstum, keinen Fortschritt geben? Wahrscheinlich sind alle Schweden bettelarm. Bis auf Carl XVI. Gustaf vielleicht. Zumindest aber müsste es den Schweden deutlich schlechter als uns gehen.

Klick, klick, klick, klick, klick, klick, klick, klick... (Dauerfeuer)

Ist die Richtung, die wir auch in Deutschland eingeschlagen haben, also die richtige? Wenn ein Konzern in eine wirtschaftliche Schieflage gerät, dann empfielt man ihm, sich zu verkleinern. Abzuspecken. Gesundschrumpfen nennt man das. Selbst Fußballklubs kriegen das auf die Reihe, wenn sie nach Jahrzehnten der Misswirtschaft irgendwann feststellen, dass sie über ihre Verhältnisse gelebt haben. Die Borussia aus Dortmund stieg vor Jahren trotzdem oder gerade deshalb wie ein Phönix aus der noch heißen Asche auf, um mit wenig Geld und unerfahrenen Spielern eine große Zeit einzuläuten. Ich bin mir absolut sicher, es ginge auch uns auf lange Sicht noch viel besser in diesem Land, wenn es hier wie in Schweden nur etwa 10 Millionen Menschen gäbe.

Klick, klick, klick... 

Ich weiß, die Bevölkerung in Deutschland wächst gar nicht, aber das braucht sie auch nicht mehr, denn wir sind bereits eines der am dichtesten besiedelten Länder der Erde! Niemand hier in Deutschland muss also mit dem Finger nach Asien oder Afrika zeigen, man könnte auch schon mal damit anfangen, vor der eigenen Haustür zu kehren. Doch vor allem weltweit gilt: Eine deutlich geringere Bevölkerungsdichte würde bedeuten, dass es weder Nahrungs- noch Wassermangel gäbe, keine Probleme mit der Energieversorgung, eine geringere Arbeitslosenquote, wahrscheinlich auch weniger Kriege und vor allem genug Land und Raum für jene Lebewesen, die unter uns Menschen zu leiden haben. Denn schließlich sind wir nur eine Spezies unter vielen. Bevölkerungsverringerung heißt also das Zauberwort. Nicht von heute auf morgen, sondern langsam und über viele Generationen.

Klick...

Was Mutter Erde wohl machen würde, wenn sie etwas machen könnte? Was würde passieren, wenn der geile Planet dazu in der Lage wäre, sich gegen die Menschen zu wehren. Wahrscheinlich würde er uns einfach angewidert abschütteln wie ein Hund das Wasser aus seinem triefenden Fell.

Klick, klick...

So, Kinners, und jetzt vergesst mal ganz schnell alles, was ich bis zu dieser Zeile geschrieben, meinetwegen auch alles, was ich seit der Geburt dieses Blogs hier reingestellt habe. Denn ich weiß, es ist nicht unsere Schuld, dass die Natur zerstört wird und Tier- und Pflanzenarten aussterben. Dafür sind wir Menschen viel zu klein und unbedeutend. Verantwortlich ist tatsächlich kein Geringerer als Mutter Erde selbst, die aber geschickt einen auf unschuldig macht.


Doch ich habe sie durchschaut. Und deshalb schimpfe ich auch schon mal mit unserem Planeten, wenn ich mich unbeobachtet fühle:

"Erde", so sage ich dann laut, "siehst du denn nicht, dass es so nicht weitergehen kann? Ich meine, alles ist nun einmal auf Wachstum ausgelegt. Die Weltbevölkerung und die Weltwirtschaft und so weiter. Und hier in Deutschland ist es dasselbe, nur im Kleinen. Stillstand bedeutet Rückschritt. Und den kannst du doch auch nicht wirklich wollen."

Ich schnappe nach Luft, weil ich wegen meiner Wortkaskaden das Atmen vergessen habe.

"Warum bist du nur so maßvoll? Schau, wir Menschen sind es gewohnt, dass sich alles und alle nach uns ausrichten. Das war schon immer so, und das soll auch für immer so bleiben, das ist von Gott so gewollt. Wir sind doch die Krone der Schöpfung. Wer nicht mitzieht, kann meinetwegen gehen. Und dann kommst du daher und weigerst dich einfach, dich unserem rasanten Tempo anzupassen. Das geht so nicht. Das ist unverschämt. Wenn du also nicht willst, dass in Kürze alles eskaliert, dann – äh, dann..."

Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen und bringe es schließlich auf den Punkt: "Wann fängst du endlich an zu wachsen?"

Mal ehrlich, das wäre doch wohl wirklich nicht zu viel verlangt...

Klick, klack... klock... kl... (Akku leer) 

Natürlich ist mir klar, dass die Zahl der Menschen auch weiterhin stark zunehmen wird. Die oben genannten Nachteile, die daraus resultieren, werden sich künftig noch verstärken. Wenn sich schon in einem hoch entwickelten Land wie unserem, in dem Wissen und Bildung für jedermann frei zugänglich sind, nichts ändert, wie soll das dann in Staaten wie Bangladesch, Nigeria oder Venezuela gelingen?



Scheiße, wie komme ich jetzt bloß aus dieser Nummer wieder raus?

Ah, genau, die oben erwähnten Nonnengänse kommen da gerade im richtigen Moment vorbeigeflogen:





















Barnacle Goose

Das also ist ein klitzekleiner Teil (ca. 48 Ind.) der geschätzten 400.000 Nonnengänse, die ganz friedlich unseren Planeten bevölkern und ihm keinen nachhaltigen Schaden zufügen. Sie befanden sich abends auf ihrem Weg von den Nahrungsflächen zu ihrem Schlafplatz. Und der wiederum war das NSG Leyhörn.

Am Montag letzter Woche (16. 11.) flog an der Straße Am Neuen Seedeich, und zwar östlich des VW-Schlootes und somit in der Sackgasse Richtung Hafen, eine Grauammer vor mir vom Boden auf. Noch bevor sie in einem nahen Busch landete, wusste ich, wer sie war, weil sie ihren kennzeichnenden Ruf hatte verlauten lassen. Und kaum, dass sie Platz genommen hatte, hielt ich auch schon meine Kamera in der Hand:

over the last three decades Corn Bunting became a quite rare vagrant in Emden, but this bird already constitutes the second record in 2014! Formerly this species was fairly common in Ostfriesland, but extirpated in the 1980s caused by habitat loss 

Sie blieb dort oben stehen, und ich konnte in aller Ruhe meine Belegfotos machen. Nach etwa einer Minute flog der Vogel schließlich über die Absperrungen des VW-Geländes hinweg und nach Osten ab.

Diese für mich schon zweite Grauammer des Jahres hätte ganz bestimmt das Zeug zum Vogel des Monats gehabt, also für mich persönlich, wäre da nicht zwei Tage später (18. 11.) ein über der Knock durchziehender Spornpieper gewesen, den ich aber leider nicht knipsen konnte. Ich hatte nämlich meine Kamera im Wagen gelassen, weil ich eigentlich nur mal eben ein wenig frische Luft schnappen wollte. Eine solche Überraschung jedenfalls hatte ich zuvor nicht einmal erhofft.

Als ich den Vogel erstmals hörte, war es bereits zu spät, um noch schnell zum Auto zu eilen und die Linse zu holen. Stattdessen "genoss" ich den Gast aus dem Osten schweren Herzens im Fernglas. Der in gleichmäßigen Abständen geäußerte Ruf, ein vor allem aus der Distanz an einen Haussperling erinnerndes Tschiiep, wurde schnell lauter und dann noch schneller wieder leiser, weil der Spornpieper mich inzwischen passiert hatte und dem Anschein nach darin bestrebt war, Deutschland so schnell wie möglich Richtung Niederlande zu verlassen.

Ich dachte: Jetzt wird bestimmt bald ein Spornpieper irgendwo in den Niederlanden entdeckt werden. Und tatsächlich tauchte am 22. 11. ein rastender Vogel bei Amsterdam auf. Okay, die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um ein und dasselbe Tier gehandelt hat, ist eher gering. Auf Helgoland tauchte am 25. 11. übrigens auch ein Spornpieper auf.

Und am Ems-Jade-Kanal nahe Emden am späten Nachmittag des 25. 11. noch eine trödelnde Rauchschwalbe!

Gegenlicht ist nicht so doll, aber es handelt sich hier natürlich nur um einen Belegschuss:



record shot: late Barn Swallow on November 25th near Emden

Das war die zweitspäteste Rauchschwalbe meines Lebens. 2009, also auch schon in Ostfriesland, sah ich eine Anfang Dezember an einem Baggersee in Aurich-Pfalzdorf. Das genaue Datum ist mir entfallen, und bei Ornitho.de hatte ich damals auch noch nicht gemeldet. Ich meine, es war der siebte oder achte Dezember.

Der Vogel hatte aber auch Glück im Unglück, denn nach wie vor ist das Nahrungsangebot auch für Flugjäger ausgezeichnet. Die Luft war an diesem Tag geradezu prall gefüllt mit kleinen Insekten und den oben vorgestellten Zwergspinnen. Trotzdem sollte man sich als Schwalbe langsam mal auf den Weg machen, denn Ende November kann das Wetter jederzeit ganz fix umschlagen.

Und ich sah wieder einen Wanderfalken, diesmal im NSG Leyhörn. Er stand auf einer Pricke und dachte über das Abendessen nach. Wie man erkennen kann, war der Tisch reich gedeckt. Und weil ich nicht nur die Sprache der Vögel spreche, sondern auch ihre Gedanken lesen kann, möchte ich hier einen Teil davon wiedergeben: Hmmmh, wen ess' ich denn mal heute auf?

Peregrine

Es ist übrigens ein Märchen, dass beim Anblick eines Wanderfalken alle anderen Vögel in Panik geraten und ihr Heil in der Flucht suchen. Sie können ganz genau erkennen, wann sich ein Greifvogel auf der Jagd befindet. Auch bei Seeadlern ist das nicht anders. Und vor einem Mäusebussard haben andere Vögel nicht einmal dann Angst, wenn der großen Hunger hat.

Die Pricke, auf der der Vogel stand und Ausschau hielt, markiert das Fahrwasser zwischen der Seeschleuse und dem Hafen von Greetsiel. Wenn dann tatsächlich mal ein Krabbenkutter vorbeifährt, scheint das dem Falken grundsätzlich nichts auszumachen:

Er blieb stehen, weil er sich längst an die Boote gewöhnt hatte.


Das erste Bild dieses Beitrags zeigt also wieder einmal einen Strandpieper. Inzwischen ist es aber ein neuer Vogel, der sich gegen den dunkelschnäbligen Gegner durchgesetzt hat. Am letzten Samstag verweilte ich von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang im Gebiet und begleitete den Vogel einen ganzen Tag lang.

Bild eins zeigt ihn um 8:31 Uhr:




















Rock Pipit

Hartnäckig hielt sich der Nebel an diesem Morgen, und erst gegen Mittag brach die Sonne durch die dunstigen Schwaden.

Nach langem Kampf:

a misty morning 

In der Bedienenungsanleitung meines Teleobjektives steht, man solle auf keinen Fall mit dem Teil direkt in die Sonne gucken! Dass das bei starkem Nebel aber möglich und ungefährlich ist, haben sie zu schreiben vergessen.


Das nächste Bild zeigt den Strandpieper gegen 8:37 Uhr:

Im Hintergrund war alles weiß, weil es zum ersten Mal in diesem Herbst gefroren hatte. Nur minus drei Grad Celsius hatte mein Autothermometer am frühen Morgen in Emden angezeigt! Ich denke, die Zeit der Admiräle und Heidelibellen ist jetzt endgültig vorbei. Die Tage zuvor hatte ich beide noch in größerer Zahl durch die Gegend jetten sehen.

Das folgende Bild entstand um 8:41 Uhr:


Immer wieder wurde es für einen kurzen Augenblick etwas heller, dann aber auch rasch wieder dunkler. Es blieb zunächst ein Hin und Her, weil keiner der Kontrahenten, Nebel und Sonne, nachgeben wollte.

Der Stimmung des Vogels aber tat das natürlich keinen Abbruch.

Um 9:31 Uhr sah er so aus:


10:12 Uhr – mehr Licht, ein bisschen mehr Farbe:




Die Distanz zum Strandpieper betrug minimal fünfzehn Zentimeter. Nein, manchmal stand er auch auf meinem Tarnzelt wie in früheren Zeiten schon Flussuferläufer oder Raubwürger. Die Fotografie aus einem Versteck heraus bietet einem ungeahnte Möglichkeiten. Nur so bekommt man einen sehr privaten und vergnüglichen Einblick in das Leben eines Vogels.

Man kann mit einem Spektiv größere Distanzen überbrücken, doch wenn man einem Vogel mit bloßem Auge aus geringster Nähe bei seinem Treiben über die Schulter sieht, ist es eben doch etwas anderes. Und man denkt unweigerlich: Er ahnt wirklich nichts!

10:45 Uhr:

11:15 Uhr:

11:20 Uhr:

11:47 Uhr – die Sonne hatte es leider nach langem Kampf geschafft, den Nebel mehr oder weniger aufzulösen.

Entsprechend unschön wurde das Licht:

Trotzdem noch ein zweites Bild aus dieser Reihe:


Doch weil knallige Mittagssonne auch im November kein Zuckerschlecken ist, brach ich ab. Außerdem hatte ich bei sehr niedrigen Temperaturen und fiesem Ostwind einige Stunden mehr oder weniger bewegungslos im Tarnzelt ausgeharrt, was sich nachteilig auf meine Körpertemperatur ausgwirkt hatte. Wenigstens die Füße waren bereits abgestorben, aber schon ein kleiner Marsch am Wasser entlang brachte Linderung.

Erst um 14:30 Uhr stieg ich wieder ins Geschehen ein:





Derselbe Vogel in derselben Haltung auf derselben Mauer, aber in weicherem Licht desselben Tages kurz vor Sonnenuntergang:


Ja, es ist dasselbe Bild wie zu Beginn dieses Beitrags.

Inzwischen fotografierte ich den Vogel nicht mehr am Boden, weil er bei der Nahrungssuche immer so zappelig war. Ich wollte ihn entspannt stehend haben, etwas aufgeplustert und so weiter. Und weil die im letzten Beitrag erwähnte Mauer zwischen den Mahlzeiten sein Lieblingsruheplatz war, wo er sich auch putzte und nach Konkurrenten Ausschau hielt, stellte ich mein Tarnzelt einfach um.

Insgeheim hoffte ich auch darauf, dass vielleicht eine Sumpfohreule, ein Sperber, Merlin oder gar Wanderfalke auf der Mauer eine Pause einlegte, doch das geschah leider nicht.

Auf dem folgenden Bild stand der Strandpieper nur etwa einen Meter von meiner Linse entfernt und genoss den schönen Ausblick aufs abendliche Watt:

bird performing in front of my hide 

Das ist jetzt der dritte Beitrag in Folge mit Bildern vom Strandpieper gewesen. Im Prinzip hätte ich ihn auch entsprechend benennen können, doch das wollte ich nicht. Witzig aber ist, dass ich immer noch brauchbare Bilder von diesem Vogel habe, die ich wahrscheinlich beim nächsten Mal präsentieren werde.  

Und wenn ein sonniger Novembertag im Watt vor Manslagt zur Neige geht, dann sieht das in etwa so aus:

Wenn da mal nicht das Christkind schon wieder Plätzchen backt ;-)