Samstag, 14. April 2018

Mit dem Prepaid-Handy auf Otternjagd

Eines ist sicher: Ich werde bald den BBC-Wettbewerb Wildlife Photographer of the Year gewinnen.

Jedenfalls wird sich das nicht verhindern lassen, wenn die Qualität meiner Bilder weiterhin so rasant zunimmt.

Doch der Reihe nach.

Pünktlich um 14:00 Uhr saß ich heute vor meinem Rechner, weil ich mir das Heimspiel des VfL Osnabrück gegen den SC Paderborn ansehen wollte. Ich schaffte immerhin die erste Halbzeit, in der nur dem SCP ein Tor gelang. 

Was mache ich hier eigentlich, dachte ich so nebenbei, während draußen immer mal wieder die Sonne durch die fast geschlossene Wolkendecke blinzelte. Ich meine, die Osnabrücker können zumindest in dieser Saison nicht mehr absteigen, seit man dem Chemnitzer FC die Lizenz entzogen hat. Und der SCP wird es nach einer überragenden Spielzeit kaum mehr hinbekommen, nicht in die 2. Bundesliga aufzusteigen. Es ist, so schlussfolgerte ich, also eh nur noch ein Spiel um die so oft zitierte goldene Ananas.

Rasch packte ich meine sieben Sachen zusammen, stolperte die Treppe hinunter und eilte zum Wagen. 

"Corsilein, wir machen jetzt doch einen Ausflug", sagte ich zu meinem Corsa, während ich liebevoll mit meiner Rechten über das aufgewärmte Autodach fuhr. Denn eigentlich hatte ich mir für diesen Tag nichts vorgenommen.

Ich düste ins Moor und somit Richtung Aurich. Kaum dort angekommen, musste ich feststellen, dass mich der Wettergott verarscht hatte. Nix mehr mit Sonne. Plötzlich war es erschreckend dunkel, erschreckend kühl (nur 12 Grad Celsius) und erschreckend windig. Trotzdem balzten in einem alten Torfstich neben dem Weg Moor- und Grasfrösche um die Wette. Sehen konnte ich sie aber wegen des dichten Binsenbewuchses nicht. Die Frösche mich aber auch nicht, weshalb sie ihr Geblubber und Geknurre nicht eine Sekunde unterbrachen, als ich sie passierte. 

Ich hatte es auf die Kreuzotter abgesehen, doch weil es jetzt so finster und kühl war, rechnete ich mir keine großen Chancen auf eine Begegnung mit einer Schlange aus.

Wie falsch ich doch lag:







a blurry picture of a male Common Adder, taken with my prepaid mobile phone. Maybe one of the best photographs of my life ;-)

Vor meiner Ankunft im Moor muss auch in Aurich wenigstens für Augenblicke die Sonne geschienen haben. 

Verschwindet sie plötzlich, bleiben Schlangen oft noch eine ganze Weile regungslos liegen, weil sie denken, dass da eventuell noch was geht oder kommt. 

Doch an diesem Tag war das ein Trugschluss. 

Und überhaupt: Was fällt diesem Scheißwinter eigentlich ein? Erst verpennt er über Monate seinen Einsatz und dann, wenn es an der Zeit wäre, gibt er sich schwerfällig und will partout nicht gehen. Ich meine, alle reden von der Klimaerwärmung. 

Wieso kommt die dann nicht, wenn man sie braucht?

Weil sich der Himmel immer weiter verfinsterte, machte ich mich nach etwa zwei Stunden auf den Weg zurück nach Emden. Meinen kleinen Ausflug ins Outback habe ich nicht bereut, auch wenn ich mir im Moor die erste Zecke des Jahres eingefangen habe. Bezüglich des oben erwähnten Fußballspiels hätte ich aber kaum besser handeln können, waren doch in der zweiten Halbzeit und während meiner Abwesenheit unglaubliche vier weitere Tore gefallen. 

Alle für den SCP!

Das einzige Bild dieses wieder einmal herausragenden Beitrages schoss ich mit der integrierten Kamera meines Mobiltelefons. Ich wollte das einfach mal ausprobieren. Die vielen Landschaftsaufnahmen, die ich heute darüber hinaus gemacht habe, erspare ich euch aber. Sie spielen in einer ähnlichen Liga wie das Foto von der Otter. Fazit: Ich versichere, dass ich das Telefon künftig nur noch dann in die Hand nehmen werde, wenn ich ein Gespräch führen möchte.

Das mit dem Raubwürger im letzten Bericht war übrigens ein Aprilscherz. In meinem ganzen Leben habe ich nur wenige Bilder gemalt. Zwei davon, darunter befindet sich eben auch der Würger, würde ich niemals hergeben. Nicht einmal unter Androhung von Gewalt und auch nicht für 800 oder gar 8000 Euro. 

So sieht das aus ;-)