Mittwoch, 19. September 2018

Die geheimnisvollste Pfütze der Welt

Uhuhuhuuuu, Kinners, heute wird es aber mal so richtig spooky!

Im Sommer hatte ich ja ausführlich über die austrocknende Kleientnahmestelle in Manslagt berichtet.

Bestimmt erinnert ihr euch.

Nach den endlosen Regenfällen im vorausgegangenen Winter und Herbst konnte man dort eine große und zusammenhängende Wasserfläche bestaunen.

Doch mit den heißen und trockenen Tagen seit Beginn des Monats Mai sank der Pegel stetig Zentimeter um Zentimeter. Weil es sowohl seichte als auch tiefere Bereiche innerhalb der Kleientnahmestelle gab, entstanden mit der Zeit aus einem zusammenhängenden Gewässer gleich mehrere kleine, die schließlich nach und nach komplett austrockneten.

Nur eine kleine Pfütze im Zentrum des Gebietes hält seit Monaten die Stellung.

Sie ist nur etwa zwei bis drei Zentimeter tief und hätte doch längst wegen der ungewöhnlich lange andauernden Trockenheit und Hitze das Zeitliche segnen müssen – wie ja auch all die anderen und vor allem deutlich tieferen Gewässer um sie herum –, doch aus irgendeinem Grund ist sie immer tapfer geblieben und hat einfach nie aufgegeben.

Bis heute trotzt sie der ungewöhnlichen Witterung.

Täterätäää. so sieht die Pfütze aus:

despite the unusually long lasting heat since the beginning of May this small and only two centimeter deep puddle has never dried out. Other temporary, but deeper waterbodies around the puddle had run dry already weeks ago. How is that possible? I have no clue...

Wie ist das möglich?

Welches Phänomen verbirgt sich dahinter?

Sollte es also unter den etwa zwanzig Besuchern dieses Blogs auch nur einen Menschen geben, der die Lösung weiß, dann bitte ich ihn, sie mir per Mail zukommen zu lassen! 

Ich will das wissen! 

Jetzt!

Dieselbe Pfütze aus einer anderen Perspektive:

same puddle, different angle

Und so sieht es zurzeit um die Pfütze herum aus: 




Jeden Augenblick rechnete ich mit dem Auftauchen einer Dupontlerche oder eines Rennvogels, doch am Ende fand ich gleich mehrere Steinschmätzer.

Einen konnte ich auch knipsen:

currently Northern Wheatear is on migration and fairly common in open habitat such as fields 

den of likely European Water Vole, visible after removing large and heavy iron plates

Was ihr auf den beiden Bildern da oben seht, sind die Gänge von Schermäusen, erkennbar an ihrem Durchmesser.

Nach einem langen und nassen Winter ist der Boden in der Marsch natürlich aufgeweicht und tief. Damit schweres Gerät wie Bagger und zahlreiche LKW nicht im ehemaligen Schlick versinken, legt man Wege aus riesigen Eisenplatten an.

Nur so ist der Abbau von Klei überhaupt möglich.

Inzwischen ist die Entnahme für dieses Jahr beendet, und man hat die Eisenplatten wieder entfernt. Dadurch wird nun das ausgedehnte Gangsystem der Schermäuse, das sie im Laufe des Sommers angelegt haben, sichtbar. Es ist mir allerdings ein Rätsel, wie die Tiere das mit dem Bodenaushub machen. Jedenfalls sah ich dort keinen einzigen Erdhaufen weit und breit.

Nicht einmal einen klitzekleinen.

So, zu guter Letzt kann ich noch eine junge Steppenweihe in die Waagschale werfen: 


young Pallid Harrier 

Am 18. September 2018, also gestern und so gegen Mittag, saß ich am Ortsrand von Hauen in meinem Auto, um eine kleine Pause zu machen.  

An diesem Tag war ich sehr früh aufgestanden und entprechend müde. Für wenige Minuten nickte ich sogar ein. Als ich aufwachte und zum Parkplatz des Pilsumer Leuchtturms (im Bild links zu sehen) hinüberblickte, tauchte plötzlich direkt vor mir eine junge Steppenweihe auf!

Sie hatte sich, wie ja auch schon der bescheuerte Sichler im Frühjahr dieses Jahres, ganz link und lautlos von hinten an mich herangepirscht!

"Äääääääätsch, da bin ich", rief der Vogel plötzlich in meine Richtung, "sieh zu, wie du jetzt noch ein Belegfoto hinbekommst, du Loser!"

Ja, Vögel neigen dazu, uns Menschen zu unterschätzen. Doch ich gab alles und kramte meine Kamera in olympischer Rekordzeit aus dem Rucksack hervor, der diesmal glücklicherweise nicht im Kofferraum lag. Schließlich wollte ich mich nicht blamieren. Aber leider hatte die Steppenweihe inzwischen schon einen mächtigen Raumgewinn erzielen können. Und leider traf der Autofokus nur ein einziges Mal ins Schwarze. 

Immerhin, ich konnte zufrieden sein.

Im September 2018 scheint es einen regelrechten Einflug junger Steppenweihen nach Mitteleuropa zu geben. Auch in meiner alten Heimat, dem Großraum Osnabrück, konnte ein Vogel fotografiert werden.

Und zwar im Recker Moor!

Das Verbreitungsgebiet der Steppenweihe erstreckt sich von der Ukraine im Westen über weite Teile Kasachstans bis in die Mongolei im Osten. Die Art überwintert in Afrika. Immer mal wieder ist es in den vergangenen Jahrzehnten zu einzelnen Bruten in Mittel- und Nordeuropa gekommen. Dauerhafte Ansiedlungen blieben aber aus. Im Jonsson, erschienen im Jahr 1993, wird die Steppenweihe übrigens noch als Ausnahmegast bezeichnet, doch längst taucht sie alljährlich in Deutschland auf, allerdings in jahrweise stark schwankender Zahl und immer noch so selten, dass jeder Vogelbeobachter sich einen Ast freut, wenn er einem dieser eleganten Greife begegnet.

Auch für mich war das wieder eine großartige Feststellung!

Mal schauen, was da künftig noch so kommen wird.