wilde perspektiven

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Donnerstag, 18. Oktober 2018

Nur ein toter Fuchs ist ein guter Fuchs

Ach Kinners, so richtig will sich hier immer noch nichts tun.

So vogelzugtechnisch und so weiter.

Immerhin hat es für einige weitere Gelbbrauen-Laubsänger gereicht.

Doch dazu später mehr.

Starten will ich heute Abend mit einem Mäusebussard, der an einem frühen Morgen im Oktober auf dem Manslagter Nacken auf einer Weide stand und sich wahrscheinlich Gedanken machte über das anstehende passende Frühstück. 

Wen er schließlich erbeutete und ob er am Ende überhaupt erfolgreich war, ist mir nicht bekannt.

Tolle Stimmung jedenfalls:




Common Buzzard looking for prey on early morning

Am 12. Oktober stand wieder mal ein weibchenfarbener Merlin auf dem Zaun neben der Straße, die zur Leyhörn-Seeschleuse führt.

Hätte ich vorher geahnt, dass der Vogel mich kaum beachten würde, wäre ich etwas näher herangefahren. Der Merlin war nämlich damit beschäftigt, all die leckeren und nur wenige Dutzend Meter von ihm entfernt auf dem Boden umherlaufenden Wiesenpieper und Stare im Auge zu behalten.

Er war sehr erregt und nickte ständig mit seinem Köpfchen. Und die ersten Minuten wollte er partout nicht in eine fotogenere Richtung schauen. 

Deshalb dieses Bild vom Rücken:

this Merlin did not even notice me for a while. He was staring at a mixed flock of Meadow Pipits and Common Starlings

Irgendwann aber vollzog der kleine Falke da auf seinem Zaunpfosten doch endlich die von mir ao herbeigesehnte Achteldrehung, weil er plötzlich das Interesse an den ganzen noch kleineren Vögeln verloren hatte.

Jetzt konnte ich auf Dauerfeuer stellen, doch die Resultate waren nicht so berauschend. Das kristallklare Sonnenlicht, das auch noch von der Seite kam, war einfach zu grell:

same bird, better position

Nach den ersten beiden Gelbbrauen-Laubsängern (im Folgenden GBLS), die ich euch im letzten Bericht vorgstellt hatte, sollten weitere folgen.

Am 6. Oktober rief einer aus einem Privatgarten in Greetsiel, drei weitere folgten nur einen Tag später wiederum in den Büschen am Diekskiel. Alle drei Individuen hatte ich mehrfach gleichzeitig im Fernglas, während sie sich in den Baumkronen kabbelten. Doch dieses Kunststück wollte mir mit meiner Kamera leider nicht gelingen. 

Die angefertigten Belegbilder erspare ich euch besser.

Am 8. Oktober hörte ich die unverwechselbaren Rufe eines weiteren GBLS aus einem Bergahorn am EDEKA-Parkplatz in Pewsum. Ich wartete gerade zusammen mit anderen Kunden in der Morgendämmerung auf die Öffnung des Supermarktes, weil ich mir ein paar Käsebrötchen kaufen wollte, als der Vogel plötzlich mehrfach lautstark zu lispeln begann. 

Es folgte eine fast zehntägige Unterbrechung, bis mir am gestrigen Vormittag schließlich abermals ein GBLS am Diekskiel begegnen sollte:

my already eighth Yellow-browed Warbler this fall, who temporarily joined a small flock of Goldcrests

Der Vogel war zeitweilig mit einigen Wintergoldhähnchen in den Büschen unterwegs, bis er dann doch wieder seinen eigenen Weg suchte und fand.

Hier also ein Wintergoldhähnchen:


Goldcrest

Ja, es war sicher ein sehr gutes Jahr für diesen winzigen, rastlosen und gelbbrauigen Gast aus dem fernen Sibirien in Mitteleuropa!

So wurden z. B. am 6. Oktober entlang der belgischen Küste auf einer Strecke von nur neun Kilometern  unglaubliche 61 GBLS gezählt (Quelle: Dutch Birding)!

Ist das nicht spannend?


Doch jetzt zum eigentlichen und unerfreulichen Thema dieses Beitrages. 

Der Titel ist die etwas modifizierte Form eines sehr erfolgreichen Romans der sehr erfolgreichen Gaby Hauptmann. Doch während die bekannte Schriftstellerin vom sonnigen Bodensee in ihren Geschichten nur Spaß macht, vergeht mir beim Anblick willkürlich getöteter Tiere das Lachen auf der Stelle. 

Keine Zeitmaschine, aber das Tor zum Jenseits:

foxtrap – I really hate hunting

Im Innern verweste am Morgen der Aufnahme gerade ein Huhn, das sogar einen blauen Ring trug. 

Sicher keinen von der Vogelwarte Helgoland.

Die Falle steht und wartet in der Nähe des Parkplatzes am Diekskiel am Rande eines Feldgehözes auf Beute. In der Vergangenheit habe ich schon sehr oft solche "jagdlichen Einrichtungen" gefunden. Bevorzugt werden sie in kleinen Gebüschen oder Hecken in der Nähe des Deiches aufgestellt und fast immer an Orten, die keine Anbindung an das Wegenetz haben. Jäger wollen bei ihrem fragwürdigen Tun einfach keine Zaungäste. Sie wissen, dass das Töten von Füchsen nicht jedermanns Sache ist und fürchten Zerstörung und Vandalismus. 

Und ehrlich, jeder Mensch, der so eine Falle unschädlich macht, ist für mich ein Held!

Falls Meister Reineke dem toten Vogel nicht widerstehen kann, in die Betonröhre schlüpft und am Köder zieht, schließt sich hinter ihm augenblicklich die metallene Falltür. Es gibt kein Entkommen. Dem armen Fuchs, verängtigt bis zum Geht-nicht-mehr, bleibt nichts anderes übrig, als auf seinen Peiniger zu warten, der ihn dann mit einem Fangschuss "erlöst".

Es ist schon lange bekannt, dass das Bejagen des Rotfuchses völlig sinnfrei ist. Den moralischen Aspekt will ich hier mal komplett außen vor lassen. Viele Jäger sehen das aber anders. Sie töten so viele Füchse, wie sie nur können, und geben heuchlerisch vor, etwas für den Artenschutz zu tun und auf diese Weise die Bestände von Hase und Fasan zu mehren. Tatsächlich ballern sie die dann selbst ab!

Füchse hingegen essen hauptsächlich Mäuse; ich selbst habe sie schon einige Male beim Mausen beobachten können, sogar erst neulich in der ausgetrockneten Kleientnahmestelle bei Manslagt. Es geht bei der Fuchsjagd also in erster Linie um Futterneid, doch eine weitere Komponente soll hier nicht verschwiegen werden: Es gibt einfach Menschen, die Spaß am Töten (von Tieren) haben.

Frage: Wozu leisten wir uns teure Wissenschaft, wenn am Ende am Stammtisch darüber entschieden wird, was in Feld und Flur geschehen darf? In einem hochentwickelten Land wie unserem sollte es ganz allgemein keine Jagd auf "Raubzeug" mehr geben. Unsere Nachbarn, die Luxemburger, sind mit einem guten Beispiel vorangegangen und haben bereits im Jahr 2015, übrigens gegen den heftigen Widerstand der dortigen Lodenträger, die Jagd auf den Rotfuchs bis auf Weiteres verboten. 

Und es ist keineswegs erstaunlich, dass die Bestände dieses intelligenten Caniden nicht explodiert sind, wie es etwa die Waidmänner immer prognostiziert haben im Falle eines Jagdverbotes. 

Fazit: Die Natur regelt alles von selbst und braucht keine rücksichtslosen Flintenökologen!