Samstag, 8. Dezember 2018

Oh, eine Robbe!

Kinners, da bin ich wieder.

Zwei ganze Wochen sind schon wieder verstrichen, seit ich hier das letzte Mal etwas geschrieben habe.

Vogelmäßig nähern wir uns jetzt unaufhaltsam der etwas langweiligeren Zeit des Jahres, wie ich persönlich finde.

Immerhin konnte ich vor ein paar Tagen noch eine weitere Spornammer entdecken, diesmal auf dem Manslagter Nacken.

Und heute war es dann ein halbwüchsiger Seehund, der sich für eine kleine Schwimmpause den noch kleineren Strand an der Leyhörn-Seeschleuse ("Leysiel") ausgesucht hatte.

So sah er aus:






immature Harbour Seal

Das Kerlchen war nicht etwa krank oder geschwächt.

Es war quietschfidel, was ich auch schon daran erkennen konnte, dass es sofort die Flucht ergriff, als ich plötzlich mit meinem Auto erschien.  

Der Lebensraum mit dem Strand im Vordergrund:


habitat of Harbour Seal at so called Leysiel

Wenn ihr in Deutschland schöne Bilder von Seehunden seht, dann stammen sie nahezu ausnahmslos von Helgoland. 

Ich selbst sah dort bereits in den neunziger Jahren an manchen Tagen über tausend Individuen an den Stränden der geilen Düne gemütlich im Sand liegen. Hinzu kamen seinerzeit auch noch einige Kegelrobben, die noch viel größer sind als der eher zierliche Seehund. 

Die meisten dieser Tiere damals waren scheu und robbten sofort ins Wasser, sobald der erste Mensch am frühen Morgen den Strand betrat. Und sie blieben auch im Wasser, solange sich Menschen in der Nähe aufhielten. Einge Individuen aber, sowohl Seehunde als auch Kegelrobben, gewöhnten sich rasch an die nervigen Zweibeiner und blieben fortan einfach liegen. 

Heute kann man sich vielen dieser Tiere bis auf wenige Meter nähern. Selbst mit einem Weitwinkelobjektiv lassen sich längst formatsprengende Fotos anfertigen. Doch nach wie vor handelt es sich um wilde Tiere, die man respektieren und achten sollte. Definitiv handelt es sich nicht um einen Streichelzoo unter freiem Himmel, was viele Touristen angesichts der Zutraulichkeit der Robben schnell vergessen. 

Merksatz: Nur weil ein wildes Tier keine Scheu zeigt, muss man es nicht anfassen!


Stürmisch war es heute; der verfickte Wind blies mal wieder aus südlichen Richtungen:


habitat of Harbour Seal 

Und vielleicht war dem Seehund im schaukelnden Wasser einfach nur speiübel geworden, weshalb er sich dann an den Strand geschleppt hat, um mal festen Boden unter den Füßen zu haben.

Reine Spekulation von mir.

Und natürlich nicht ganz ernst gemeint.

Es ist übrigens bekannt, dass der Seehund sich in erster Linie von Fisch ernährt. Ebenso bekannt ist, dass dieses Tier dafür veranwtortlich war, dass es zum Beispiel in der Nordsee zeitweilig kaum noch Fisch gab. Das weiß hier an der Küste jedes Kind. Aus diesem Grund hat man den Seehund in der Vergangenheit völlig zu Recht verfolgt, bis er auch in der Nordsee zu einer echten Seltenheit wurde.

Wahrscheinlich reibt ihr euch jetzt die müden Augen.

Hat der Idiot das wirklich geschrieben?

Hat er tatsächlich, aber nur zum Spaß.

Natürlich weiß jedes kluge Kind, dass das, was ich da oben zum Besten gegeben habe, Humbug war. Nicht etwa der Seehund hatte die Fischbestände dezimiert, nein, es war natürlich der Mensch mit seinen immer moderner und effizienter werdenden Fangmethoden, die fast allen Meerestieren kaum mehr Luft zum Atmen ließen. Aufgrund dieser neuen Erkenntnis wurde der Seehund konsequenterweise unter Schutz gestellt mit dem Resultat, dass hier in der trüben Nordsee wieder geschätzte acht- bis zehntausend Individuen herumschwimmen.

Viele Menschen-Generationen sind also ohne oder nur mit wenigen Seehunden aufgewachsen. Die Gründe dafür waren ihnen nicht bekannt. Als sich die Bestände wieder erholten und Seehunde geradezu gewöhnlich wurden, war schnell von einer Plage die Rede. Doch die vielen Robben sind der natürliche Zustand, weil eine willkürlich ausgerottete Population es nicht sein kann. Viele Menschen, vor allem Fischer, wollen das auch heute noch nicht begreifen. Nach wie vor suchen sie nach einem Schuldigen für die leer gefischten Meere.

Und als Seehund kann man sich nicht gegen Verleumdung wehren.

Es ist wie mit Kormoran oder Wolf. Der Mensch rottet sie aus, gewöhnt sich an ein Leben ohne sie und ist entsetzt, wenn sie nach langer Abwesenheit wieder zurückkehren. Warum diese Tiere über Jahrzehnte fehlten, spielt dann keine Rolle mehr.

Das ist erschreckend. Und es ist immer dasselbe. 


Moin!



same individual

Mehr und viel Interessantes über den Seehund könnt ihr im entsprechenden Wikipedia-Artikel nachlesen, ihr kleinen Arschkrampen da draußen.

In die Waagschale werfen kann ich jetzt nur noch einen Raufußbussard, der mir am 1. Dezember am Rande der Leybucht begegnete und diese trotz des Gegenwindes mühelos überquerte:

migrating Rough-legged Buzzard

Und einen Trupp Berghänflinge, der nur einen Tag zuvor im Watt vor Norddeich am Queller naschte:

Twite

Na, Kinners, habt ihr die tote Brandente in einem der Bilder bemerkt?