Donnerstag, 21. März 2019

Dies und das (Teil 6447 oder so)

Moin Kinners,

es ist mal an der Zeit, in diesem anspruchsvollsten Blog der Welt etwas Neues hochzuladen.

Viel getan hat sich in den letzten Wochen allerdings nicht.

Leider sind die Bedingungen in Deutschland auch nicht annähernd so gut wie im Süden Floridas oder in den USA ganz allgemein.

Ich meine, im Winter ist hier wirklich tote Hose, und erst jetzt kommt wieder etwas Stimmung in die Bude, weil die meisten Vogelarten in den kommenden Wochen endlich wieder aus ihren Winterquartieren zu uns zurückkehren werden. Heute (21. März) sah ich zum Beispiel meine ersten Blaukehlchen seit dem vergangenen Herbst.

Das war so schön!

Gleich drei Männchen sangen im Wybelsumer Polder um die Wette. Im Hintergrund turtelten Zwergtaucher lautstark auf einem der Gewässer herum, und ein Habicht präsentierte mir seine Unterseite, während er mich im so genannten Girlandenflug passierte. 

Was könnte es Schöneres geben als den zauberhaften Frühling?

Beginnen möchte ich heute aber mit einem Bild, das schon ein paar Tage auf dem Buckel hat:

this male Common Adder I found on 26th February 2019. Never before I had seen this species so early in the year!

Diese männliche Kreuzotter, gesehen und fotografiert am 26. Februar in Aurich, ist die jahreszeitlich früheste meines Lebens!

Mein bisheriger Rekord war ein Männchen, das ich am 28. Februar 2009 am selben Ort beobachten konnte. Tatsächlich ist es sogar möglich, dass die ersten Schlangen in diesem Spätwinter bereits eine gute Woche zuvor an die Oberfläche gekrochen waren, doch leider fehlte es mir an Zeit, um das zu überprüfen.

So hatte die Otter bei unserer ersten Begegnung im Pfeifengras gelegen:

same specimen few minutes earlier

Einem "normalen" Menschen wäre sie ganz bestimmt nicht aufgefallen. Aber meine Augen sind auf das Entdecken schuppiger Tiere selbst in dichtestem Halmgewirr trainiert. Eigentlich sind das auch gar keine Augen. Und noch viel eigentlicher handelt es sich hier um die ersten Scanner der Menschheitsgeschichte!

Dieselbe Schlange in ihrem Lebensraum am Wegesrand:

same

Und schließlich ein Bild vom Lebensraum selbst:


habitat 

Ortswechsel:

Eurasian Curlew

Am 18. Februar stand ich morgens auf dem Deckwerk etwa auf der Höhe von Manslagt und schaute bei auflaufendem Wasser (Flut) verschiedenen Vögel beim Vorbeifliegen zu.  

Die meisten von ihnen steuerten wohl auf das NSG Leyhörn zu, wo sie Schutz suchten eben vor dem verfickten Wasser und natürlich auch vor lästigen Menschen wie mir. Das Foto da oben zeigt Große Brachvögel und ein paar Austernfischer.

Hier standen weitere Brachvögel noch auf einer Buhne herum: 

same species

Alpenstrandläufer düsten geschwind an mir vorüber:


Dunlin

Hübsche Nonnengänse zog es in die andere Richtung:

pretty Barnacle Goose

Auch diese Ringelgänse flogen nach links, allerdings an einem anderen Tag:

Brant Goose

Hier habe ich mal wieder ganz bewusst eine sehr lange Verschlusszeit gewählt, um die sich bewegenden Schwingen der Vögel zu verwischen. Optimal wäre so ein Bild aber nur dann, wenn der Rest des Vogels scharf geworden wäre. Ist aber leider nicht der Fall, weshalb ich auch künftig noch etwas üben muss...

Krickenten fliegen im Trupp so rasant und wendig wie Limikolen:

Eurasian Teal

Und noch einmal ein Foto von der Ringelgans:


Brant Goose

Die hier bereits mehrfach erwähnten Heidelerchen vom Rysumer Nacken konnte ich dort letztmalig am 19. Februar beobachten:

nine Woodlarks overwintered successfully on a field at so called Rysumer Nacken

Das Foto war aber bereits eine Woche zuvor entstanden. Es zeigt sechs der Vögel auf ihrem Acker.

Es folgt das tatsächlich letzte Bild von diesen so seltenen Wintergästen:


same on a different day

Inzwischen dürften sich die Heidelerchen in ihrem Brutgebiet aufhalten, wo auch immer das sein mag. Von anfangs zwölf Individuen haben es immerhin neun geschafft, den zugegebenermaßen milden ostfriesischen Winter heil zu überstehen. Was aus den nach und nach verschwundenen drei Indiviuen geworden ist, muss leider offen bleiben. 

Noch einmal Nonnengänse:


Barnacle Goose

Dieser Trupp schwamm auf einem Gewässer in den Hauener Pütten herum.

Glücklicherweise stimmt dort der Pegel wieder. Nach dem historisch einzigartigen Trockenfallen im letzten Sommer stand schließlich zu befürchten, dass zumindest ein beträchtlicher´Teil des Gebietes von Schilf und anderen Pflanzen zugewuchert wird, doch viel und anhaltender Regen in den letzten Monaten hat das glücklicherweise verhindern können.  

Soll ich rechts oder links abbiegen?


my first European Oil Beetle of the year I found today

Ja, auch als Schwarzblauer Ölkäfer muss man immer wieder wichtige Entscheidungen treffen. 

Läuft man in die falsche Richtung, kann man schnell von einem unachtsamen Radfahrer oder gar Fußgänger geplättet werden. Und leider sind die allermeisten Radfahrer und Fußgänger unachtsam, wie ich in den letzten Jahren feststellen musste. Auch am Deich in Upleward, wo mir heute Nachmittag dieser für mich erste Ölkäfer des Jahres, ein junger Kerl, vor die Füße gekrabbelt ist.  

In meiner Kindheit fand ich diese inzwischen so seltene Art auch noch im Landkreis Osnabrück an verschiedenen Orten, vor allem im Dunstkreis von Sandgruben, doch gehe ich davon aus, dass sie dort längst ausgestorben ist. Wie eben in weiten Teilen der Republik. Auch in Ostfriesland ist der Ölkäfer in den vergangenen Jahrzehnten stark zurückgegangen, doch nach wie vor kann man ihm vor allem im April und in Deichnähe in jahrweise stark schwankender Zahl begegnen.

Vielleicht kommt Ostfriesland sogar eine besondere Verantwortung zu, wenn es um den Schutz dieses Tieres geht. Und vielleicht sollte man in der Krummhörn die Wege entlang der Deiche in der Zeit von Mitte März bis Ende April für Radfahrer sperren, um die Zahl der Todesopfer unter den seltenen und aus biologischer Sicht so interessanten Käfern zu reduzieren. Ich befürchte aber, dass das kaum ein Mensch verstehen würde.

So ist eben das Leben.

So und nicht anders!