Dienstag, 25. August 2020

Über ein "All-you-can-eat" bei Manslagt (Teil 2)

Unglaublich, aber Corsilein hat es wieder getan!

Er hat doch tatsächlich den ganzen Hof vollgekackt.

Vier Haufen, die die Ecken eines Rechteckes markieren.

Meine Vermieterin lacht inzwischen darüber, aber das war nicht immer so. Na ja, ich habe ihr auch längst beigebracht, dass man den Hof nicht an jedem Tag fegen muss.

Es regnet hier zurzeit sehr viel und meist auch heftig. Nach einer so langen Phase der Dürre war das auch mehr als notwendig. Morgen soll es sogar den ersten Herbststurm des Jahres geben – Kirsten –, und dann ist der Sommer vielleicht schon Geschichte. 

In Manslagt musste ich meine Futterstelle verlagern. Dort, wo ich die Bilder des letzten Beitrages gemacht hatte, steht jetzt das Wasser. Mein Tarnzelt habe ich oberhalb der Böschung und am Rande eines Gerstefeldes aufgebaut. Ich hege immer noch die Hoffnung, dass da mal die Wachtel vorbeischaut, die ich dort an jedem frühen Morgen gehört habe.

Mal schauen.

Bis sie dort auftaucht, gibt es hier halt ein paar alte Bekannte:


Yellow Wagtail

Ja, Kinners, die Schafstelzen sind mir treu geblieben.

Wie es Hunde zu tun pflegen, wackeln auch sie sie immer mit dem Schwanz, so lange man sie füttert. Viele Menschen missdeuten dieses Verhalten und glauben fest an Zuneigung und Gegenliebe. Doch nein, Hunde und Schafstelzen sind einfach nur eigennützig und gehen auf der Stelle ihren eigenen Weg, sobald man sie nicht mehr mit Leckereien versorgt.

Das ist so, ihr könnt mir ruhig glauben!

Ein anderes Individuum:






different specimen 

Und schließlich ein letztes Schafstelzen-Foto für dieses Jahr:

next

Es folgt der letzte Wiesenpieper der Saison:

Meadow Pipit

Damit es in diesem Beitrag nicht exakt so aussieht wie im letzten, gibt es jetzt etwas Neues:

juvenile Red-footed Falcon

Am 14. August sah ich am ganz frühen Morgen einen jungen Rotfußfalken am Ortsrand von Hamswehrum auf einem Telefonpfosten stehen. 

Eine Joggerin scheuchte ihn auf, doch glücklicherweise landete der Vogel nur zwei Pfosten weiter.

Dort gab er sich ausgiebig der Gefiederpflege hin: 


same

Ich hätte mich wohl noch weiter annähern können, weil der Gast zwar selten, aber nicht so scheu war, doch dann hätte sich die Perspektive verschlechtert.

Ich mag einfach keine Bilder, die einen Vogel von unten zeigen.

Huch, wer kommt da angeflogen?

Oh nein, bitte nicht!

Es war eine von gleich mehreren Rauchschwalben, die den Rotfußfalken hartnäckig attackierten wie einst die Japaner Pearl Harbor:



a small flock of Barn Swallow attacked the falcon until he flew off

Puh, da habe ich die Rübe gerade noch rechtzeitig eingezogen, dachte der junge Rotfußfalke.

Nur wenig später gab der kleine Greif nach und strich nach Südwest ab. Ich verzichtete auf eine längere Nachsuche, weil ich sie für aussichtslos hielt.

Das süße Braunkehlchen ist ab Mitte August ein häufiger Durchzügler in Ostfriesland:

Whinchat on migration

Dieses und die folgenden Bilder machte ich bereits am Rand des Gerstefeldes:
















Das Licht war nicht schön, weshalb ich die meisten Fotos ins Schwarzweiße transformiert habe.

Merksatz: Ein schlechtes Farbfoto kann immer noch ein hübsches SW-Foto werden.

So wie hier:

Oder hier:

Und noch schnell zwei Farbfotos:

Eine besondere Begegnung gab es für mich am 23. August in den Hauener Pütten.

Am Nachmittag checkte ich von der Straße aus die Limikolen im Dunstkreis der Schilfinsel durch, und gleich der dritte Vogel oder so war der Knaller der Woche:

this adult Pectoral Sandpiper showed up on 23th August at Hauener Pütten and stayed until evening, but could not be relocated next day

Da suchte doch glatt ein Graubrust-Strandläufer nach Nahrung!

Diese Art kommt sowohl in Sibirien vor als auch in Nordamerika. Das Brutgebiet reicht vom Osten der Taimyr-Habinsel über Tschukotka und Alaska bis zur Westküste der Hudsonbay in Kanada. Bis heute weiß man nicht, woher die Graubrust-Strandläufer stammen, die alljährlich in sehr geringer Zahl in Europa auftauchen. Ich persönlich halte eine Herkunft aus Asien für wahrscheinlicher, ohne das wirklich plausibel begründen zu können. 

Weil man den Vogel auf dem Bild da oben kaum erkennen kann, gibt es jetzt noch ein zweites Foto, eigentlich dasselbe, aber um eine Attraktion in der rechten oberen Ecke bereichert:


Für mich war dieser Vogel eine echte Genugtuung!

Denn bereits am 8. September 2018 hatte ich exakt an diesem Ort, also auf der Schlammbank vor der Schilfinsel, einen adulten Graubrust-Strandläufer gefunden. Damals war der Vogel aber auf- und wohl auch direkt abgeflogen, noch bevor ich meine Kamera startklar machen konnte.  

Manchmal gibt es eben doch ein glückliches Ende.

Die Hauener Pütten sind schon ein spannendes Gebiet, das immer mal wieder einen gefiederten Gewinn ausgeschüttet hat in der Vergangenheit. Trotzdem beobachte ich dort eher ungern. Die Straße, an die die wichtigste Fläche der Pütten angrenzt, ist nämlich eine Sackgasse, die am Parkplatz des Pilsumer Leuchtturmes endet. Während man also dort steht, um Vögel zu beobachten, rauscht eine nie endende Autokolonne an einem vorbei. Im Rücken wohlgemerkt und nicht selten in sehr geringem Abstand.

Das nervt ungemein!

Auf dieser kurzen Piste ist wirklich mehr los als auf der A1 zwischen Hamburch und Bremen und das nur, weil jeder Bundesbürger wohl einmal in seinem Leben den bescheuerten Leuchtturm gesehen haben will oder muss. Und das wiederum nur, weil der Turm vor ganz vielen Jahren in einer kurzen Sequenz in einer der schlechten Otto-Slapstick-Streifen aufgetaucht war. 

Ich werde einen Antrag stellen bei der Gemeinde Krummhörn. Der Turm muss dort ab- und am besten mitten in Greetsiel wieder aufgebaut werden. Ich meine, dort wäre er wirklich besser aufgehoben. Und für die Touris wäre alles einfacher, weil sie dann nicht mehr hin und her zu fahren brauchten. 

Wer steht eigentlich immer da ganz oben auf den Strommasten zwischen Pewsum und Visquard?

two Great Cormorants enjoy the overwhelming view

Das hatte ich mich in den letzten Wochen schon oft gefragt. 

Heute bin ich endlich angehalten und konnte das Rätsel mit meinem Fernglas rasch lösen. 

Es waren zwei Kormorane, die sich die Agrarsteppe von ganz oben ansahen.  

Und was gab es noch?

Eine junge Trauerseeschwalbe zog am 22. August an mir vorüber, als ich in meinem Wagen saß, der wiederum auf dem Schardeich stand:


young Black Tern

Eine weitere, vielleicht aber auch dieselbe, hält sich seit gestern in den Hauener Pütten auf, wo sie von der Straße aus sehr gut bei der Jagd beobachtet werden kann. 

Am 25. August standen zwei Raubseeschwalben im Petkumer Deichvorland herum, eine alte (links) und eine junge, die die alte immer wieder um Futter anbettelte, obwohl es doch längst selber nach Fischen stoßtauchen könnte, das faule Blag.

Im Hintergrund sieht man übrigens die Ems sowie das Dörfchen Pogum, das sich bereits im Rheiderland befindet:

two Caspian Terns

Wenn man diese imposante Seeschwalbe in Ostfriesland sehen möchte, dann ist das Petkumer Deichvorland die Adresse schlechthin. 

Ab Mite August kann man dort auf die Raubseeschwalbe zählen. Bis weit in den September hinein halten sich dann mehr oder weniger permanent Individuen im Gebiet auf, wobei ein ständiger Austausch stattzufinden scheint. Immerhin konnte ich dort mehrfach farbig beringte Vögel feststellen, die ausmahmslos aus Schweden stammten. Weil ich aber wegen der großen Distanzen nie die Codes komplett ablesen konnte, weiß ich nichts über die genauen Beringungsorte. 

Wichtig ist, dass man sich dort Zeit nimmt, denn die Raubseeschwalben jagen an den so genannten Meeren im Binnenland. Früher oder später kehren sie aber ins Petkumer Deichvorland zurück, um dort zu ruhen.

Oh, wer bist denn du?


while I was absent for two hours, a Sedge Warbler explored the inside of my vehicle! I had forgotten to close one window ;-)

Ebenfalls am 25. August kehrte ich nach einer zweistündigen Wanderung zu meinem Wagen zurück und staunte nicht schlecht: Da hatte es sich doch glatt während meiner Abwesenheit ein Schilfrohrsänger in Innern meines Autos gemütlich gemacht.

Eingestiegen war er auf der Fahrerseite – ich hatte mal wieder das Fenster nicht geschlossen –, um dann auf der Beifahrerseite auf eine transparente Barriere zu stoßen. Hoffentlich hat sich der hübsche Vogel nicht allzu lange gequält. Das war jedenfalls mein erster Gedanke. Na ja, mehr als zwei Stunden werden es nicht gewesen sein, fiel mir dann aber schnell ein. Weil ich die Kamera sowieso gerade in der Hand hielt, schoss ich schnell noch ein Belegfoto, bevor ich das völlig verschreckte Vögelchen ergriff und in die Freiheit entließ. 

Ich glaube, es hat sich gefreut!

Kurz darauf schoss ich vom Wagen aus mein Tarnzelt ab, weil da ein Turmfalke drauf stand:

Kestrel standing on my hide

Das macht der immer, auch wenn ich im Versteck auf der Lauer liege. 

Vielleicht sollte ich ihm eine passendere Warte anbieten und den Piepmatz dann auch schöner fotografieren.

Mal gucken.

Wenn sich die Rauschwalben sammeln, ist der Herbst nicht mehr fern:

Barn Swallow is already gathering for mígration

Der morgige Sturm ist ein weiterer Beleg dafür.

Ich wünsche mir, dass Kirsten lieb ist und mir den einen oder anderen geilen Pelagen vor die Kamera pustet.

Das wäre schön.

So, Kinners, es ist jetzt 19 Uhr. 

Soeben hat es wieder zu regnen begonnen. Wenn ich an solchen Tagen unbefestigte Wege im Outback befahre, sammelt sich viel Klei in Corsileins Radkästen an. Die ganze Kacke fällt dann natürlich irgendwann, mit beachtlicher zeitlicher Verzögerung, zu Boden und das in der Regel dort, wo der Wagen längere Zeit steht. 

Meist passiert das eben auf dem Hof meiner Vermieterin. 

Ich hatte ihr versprochen, Corsileins Exkremente zu beseitigen, doch wieder einmal ist mir diese Frau zuvorgekommen. Das nennt man Langeweile. Sie hat, wie so viele Menschen, einfach nichts zu tun und verbringt den ganzen Tag damit, für vermeintliche Ordnung zu sorgen. Ich darf das ruhig schreiben, denn sie weiß nichts von meinem Blog.  

Eigentlich hatte ich die Haufen noch knipsen und hier reinstellen wollen, weil ich das Ganze lustig finde, doch auf der anderen Seite: Wer fotografiert schon seinen kackenden Hund? 

Zu guter Letzt: Jetzt weiß ich endlich auch, warum die über den Rädern befestigten Karosserieteile "Kotflügel" genannt werden!