Freitag, 18. September 2020

Die Sache mit den Schafen und den Staren

Moin Kinners,

wenn man am Deich unterwegs ist, dann hört man vor allem an windstillen Tagen dieses typische Geräusch, das entsteht, wenn Dutzende Deichschafe Gras auszupfen. 

Ich glaube allerdings, ich bin der Einzige, der das überhaupt mitbekommt. 

Die meisten Menschen, die hier unterwegs sind, sind viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Sie fahren den Deich entlang und freuen sich schon auf das Stück Kuchen oder ein Eis, das am Ende einer Tour als Belohnung auf sie wartet.

Wo sich viele Schafe aufhalten, sind Stare meist nicht weit. Sie erbeuten die vom Weidevieh aufgescheuchten Insekten, so wie das ja auch die gute Schafstelze macht. Und wenn man den schwarzen Vögeln bei der Nahrungssuche zuschaut, wie sie immer um die Beine der Schafe herumwuseln, dann kann  es schnell zu Missverständnissen kommen.

Der Reihe nach.

Ganz harmlos nähern sich die Stare dem dösenden Schaf von rechts:












sleeping sheep and foraging Common Starlings

Wenig später ist der arme Wiederkäuer bereits umzingelt:
















too late, already surrounded by the killer birds

Andere Perspektive:



















different perspective

Dann landete einer der Stare auch noch auf dem Rücken des Schafes.

Fotografieren konnte ich das nicht mehr, denn es geschah das Unfassbare!

Eine Frau in meinem Alter stieg nämlich von ihrem Drahtesel und schrie wie wild herum: "Haut ab! Lasst die armen Tiere in Ruhe!" Doch damit nicht genug. Nur einen Augenblick später rannte sie auf die Weide und verscheuchte die Stare, die, wie auch die Schafe, nicht wirklich verstanden, was da passierte. 

Und ehrlich, auch ich war mir nicht sofort im Klaren darüber, was ich da gesehen hatte. Ich rieb mir die Augen, und nach einer Weile ging mir dann ein Licht auf: Die Frau hatte wohl mindestens einmal zu oft in ihrem Leben Hitchcocks mit Abstand schlechtesten Streifen gesehen. 

Geil, oder?

Man kann hier wirklich viel erleben. Oft sind das Dinge, die man aber gar nicht erleben will. Aber die Menschen hier, ob Eingeborene oder Touristen, lassen einem leider keine Wahl. 

Gut, dass die Frau die folgenden Bilder nicht gesehen hat:


Den Schafen macht es nichts aus, wenn sie von den Vögeln als Ausguck missbraucht werden. 

Grundsätzlich sind sie im Umgang mit den Staren sehr geduldig, fast gleichgültig:























Nur wenn einer der Vögel auch noch anfängt, mit seinem spitzen Schnabel im Fell der Schafe herumzuzirkeln, kann eine müde Reaktion erfolgen, wie ich sie hier in einer Collage zusammengefügt habe:


Der Star landete schließlich auf dem Rücken des Schafs, was das Schaf wiederum nicht mehr störte.

Das Glück dieser Erde liegt bekanntlich auf dem Rücken der Schafe:


Ich meine, wer kennt diesen bekannten Spruch nicht?

Rauchschwalben an der Beobachtungshütte der Hauener Pütten:


this young Barn Swallow and her siblings fledged just on the day, when the first storm of the autumn brought nothing else then wind and rain. All birds passed the test and got their flying license, which is required for the long distance trip to Africa



"I am hungry!"

Es handelte sich hier nicht nur um Jungvögel, sondern auch noch um fünf Geschiwster, die ihr Nest ausgerechnet an jenem Tag zum ersten Mal verließen und Flugstunden nahmen, als Kirsten über Norddeutschland hinwegfegte. Kirsten war das erste Sturmtief des Jahres, das neben viel Wind auch noch mehr Regen im Handgepäck hatte.

Oh, eine Böe:



Alle fünf Vögel haben die Flugprüfung bestanden. 

Unter schwierigsten Bedingungen, wie ihr euch sicher vorstellen könnt. Mit der Lizenz in der Tasche haben sie nun das Recht, ganz eigenständig ihre lange Reise nach Afrika anzutreten.

Drei auf einem Bild:


Der Käsebrötchenbaum, das hatte ich hier vor langer Zeit mal geschrieben, ist in Ostfriesland inzwischen ausgestorben.

Immerhin gibt es jetzt Ersatz, den Käsebrötchenpilz:


a new species was found: the Käsebrötchen-Mushroom, which grows exclusively on old fence poles

Vor einer Woche, es können auch zwei gewesen sein, sah ich diese aus der Distanz eher unauffälligen Burschen zum ersten Mal. 

Ich war zunächst skeptisch, ob ich zulangen sollte. Ich meine, ihr kennt die Geschichte mit dem Apfel und bei Pilzen muss man ohnehin immer auf der Hut sein! Vor allem dann, wenn man kein Experte ist. Am Ende war der Hunger einfach zu groß. Innerhlab von etwa zwei Sekunden hatte ich diese beiden Exemplare verschlungen. 

Und ich lebe noch!

Kurios: Dieser Leckerbissen hat noch keinen eigenen Wikipedia-Eintrag. Vielleicht sollte ich höchst persönlich die Sache in die Hand nehmen.

Zum Schluss habe ich noch ein paar Bilder, die ich in der Kleientnahmestelle bei Manslagt aufgenommen habe.

Zum Beispiel dieses Braunkehlchen:




cute Whinchat  

Derselbe Vogel auf dem Boden der Tatsachen:






same

Oh, ein Blaukehlchen:


Ganz nah:


same

Im Profil:


same

Ein hübscher Feldhase schaute auch vorbei.

Allerdings sehr früh, eigentlich sogar viel zu früh, nämlich fast noch bei Dunkelheit:



Sweety

Ich schoss ihn ab mit einer Füfundzwanzigstelsekunde (bei ISO 800).

Nach nur zwei Bildern, die identsich aussehen, hoppelte der Hase rasch davon. Meine Kamera löst recht laut aus, aus der Nähe ist das Geräusch nicht zu überhören. Und ein büschen Angst vor dem Menschen kann nie schaden, wenn man lange Ohren hat. Denn obwohl der Feldhase bundesweit auf der Roten Liste steht, wird er nach wie vor abgeballert. 

Auch in Ostfriesland.

Solche Befürchtungen muss man als Steinschmätzer nicht haben:


Northern Wheatear

Aber nur in Deutschland nicht, denn im Süden drohen ihm dieselben Gefahren wie dem Feldhasen in unseren Breiten. Rund ums Mittelmeer werden nämlich Vögel aller Arten in unvorstellbarer Zahl gefangen und getötet, sodass man ihnen nur Glück wünschen kann auf dem Weg in die Winterquartiere.

Der Hauptgrund für ihr Aussterben in Deutschland ist dieses Massentöten allerdings nicht. Wenn man wissen will, warum so viele Arten bei uns verschwinden, muss man sich unsere Repüblik nur aus der Vogelperspektive ansehen. 

Derselbe Vogel:




same

Nochmal derselbe:


same

Und ein zweites Individuum im knalligen viel zu knalligen Sonnenlicht:


another

Zu guter Letzt gibt es noch zwei Schafstelzen:

young Yellow Wagtail 


different

Auf einem unbefestigten Weg, der zur ewigen Baustelle an der Wasserkante führt, konnte ich am 29. August gleich alle drei zuletzt hier aufgeführten Arten beobachten:



Wheatear, Whinchat and Yellow Wagtail foraging on a dirt road 

Die bescheuerte Wachtel hat sich übrigens nicht mehr an diesem Ort blicken lassen.

Jedenfalls nicht vor meinem Tarnzelt. Immerhin rief sie an jedem Tag, wenn ich auf der Lauer lag, aus dem benachbarten Gerstefeld. Ich glaube, sie verhöhnte mich und meinen kläglichen Versuch, sie zu fotografieren. 

Irgendwann in der ersten Septemberwoche wurde das Gerstefeld dann vom riesigen Mähdrescher weggeflext, woraufhin ich dort keine rufende Wachtel mehr hörte. Kurioserweise sah ich aber noch eine: Am 13. September scheuchte ich wieder ein Individuum auf, genau an jenem Ort, wo zuvor mein Tarnzelt gestanden hatte. Der Vogel flog wieder wenige Meter vor mir auf und ließ ein leises "Krüh" erklingen, wie schon einige Male zuvor.

Ich hasse Wachteln!


Wood Pigeon staring at me

Nach einer Ringeltaube, die ich am Diekskiel fotografieren konnte, folgt ganz am Ende ein Turmfalke



Eurasian Kestrel

Aufgenommen ebenda.

Ich verspreche, im kommenden Beitrag wird es wieder interessanter.

Auch ohne Wachtel.