wilde perspektiven

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Dienstag, 20. Oktober 2020

Ein Rosenstar besucht Emden

Vorgeschichte: Meine Fresse, jetzt fliege ich schon so viele Stunden. Immer weiter und weiter. Immer nach Westen. Aber jetzt gehen mir wirklich die Kräfte aus. Und was ist das da hinten überhaupt für eine riesige Wasserfläche? Das sind bestimmt mehrere Kilometer bis zur anderen Seite. Ist das etwa schon das IJsselmeer? Die vielen bunten Lichter dort drüben sehen schon interessant aus. Das schaffe ich noch, ganz bestimmt, ich will sehen, was es mit ihnen auf sich hat. 

Wenige Minuten später: Oh Gott, unter mir ist jetzt nur noch Wasser. Alles schwarz. Ich glaube, ich habe die Distanz bis zum anderen Ufer unterschätzt. Ich sollte wohl besser umkehren, wenn ich nicht ertrinken will. So wie die vielen Singdrosseln, die mir alle mit Panik in ihren großen Augen entgegenkommen. Ich gebe auf. Ich kann einfach nicht mehr. 

Erneut wenige Minuten später: Puh, das ging gerade noch einmal gut aus. Es ist zwar zappenduster, aber hier sieht es eigentlich auch ganz nett aus. Was steht da eigentlich auf dem Schild? Seebrücke Knock? Das kommt mir doch bekannt vor. Mensch, woher nur? Jetzt hab' ich's! Mama und Papa haben mir von diesem Ort erzählt. Hier soll doch der beste Vogelgucker der nördlichen Hemisphäre seine Runden drehen. Wie war noch sein Name? Genau, Sudendey, Frank Sudendey. Oh Gott, wenn der mich hier entdecken sollte, das wäre ja geradezu eine Ehre für mich. Wie spannend ist das denn? Super, hier werde ich es ganz bestimmt die nächsten zehn Tage aushalten. Hier kann ich meine Fettreserven auffüllen. Ich kann nämlich schon mein vorstehendes Brustbein spüren. Boah, jetzt muss ich aber erst einmal pennen, bis es richtig hell wird. 

Das bin übrigens ich (wie auf den meisten Bildern mit prall gefülltem Kropf!): 

this young and cute Rosy Starling kept staying at so called Rysumer Nacken for at least ten days in October 2020 

Moin Kinners,

ihr werdet es mir nicht glauben, aber die ersten 52 Jahre meines Lebens war es mir nicht gelungen, auch nur einen einzigen Rosenstar in Deutschland zu finden. 

Und dann kam das Jahr 2020, nur um mich genau in dieser Hinsicht reich zu beschenken!

Am sonnigen Abend des 8. Juni dieses Jahres traute ich meinen trüben Augen zunächst nicht. Liefen da wirklich gleich drei prächtige Rosenstare unter normalen Staren auf dem Deich südlich vom so genannten Diekskiel herum?  

Jau! 

So schnell ich meine Kamera auch aus meinem Rucksack schälte, es langte gerade noch für ein Belegfoto von einem der Vögel, weil, wie eigentlich immer, eine ganze Horde fremdländischer Radfahrer im falschen Augenblick angedüst kam und die ganzen Vögel aufscheuchte, ohne sie auch nur zu bemerken. 

Ich kochte und suchte die Flächen auf der anderen Seite des Deiches ab, doch von drei Rosenstaren war da nichts mehr zu sehen. Diese verfickten E-Biker mit Migrationshintergrund, so dachte ich wütend. Warum kommen die überhaupt alle nach Ostfriesland, wenn sie doch genauso gut in ihren eigenen Bundesländern bleiben könnten? 

Oder ist es dort etwa verboten, sinnfrei mit dem Drahtesel durch die Gegend zu fahren?

Ich meine, da war zwar nun dieses Belegfoto, aber eine zufriedenstellende Beobachtung sähe eben doch ganz anders aus. 









all images show the same specimen, except for the next one

Am Nachmittag des 8. August 2020, also auf den Tag genau zwei Monate später, steuerte ich meinen Fotoplatz in einer Kleientnahmestelle bei Manslagt an.

Auf dem Weg dorthin und wieder unmittelbar in Deichnähe flog ein Starentrupp vom Wegesrand auf. Einer der Vögel zeigte einen hellen Bürzel und dazu kontrastierende dunklere Schwingen. Wenn das kein junger Rosenstar war, so dachte ich, dann bin ich Donald Trump

Ich gab Gas und folgte dem Trupp mit dem Wagen. Die Vögel flogen parallel zum Deich Richtung Norden und gingen nach einigen hunder Metern auf einem Stoppelfeld runter. Als ich Corsilein endlich gebändigt und zum Stillstand gebracht hatte – die Karre hat mehr Temperament als ein Stier aus der Extremadura –, durchsuchte ich den Starentrupp, der etwa 50 bis 100 Meter von mir entfernt auf dem Acker nach Nahrung suchte. Und tatsächlich, ich war kein orangefarbener und ewig twitternder Vollidiot, denn plötzlich poppte da ein junger Rosenstar aus einer der Ackerfurchen auf, nur um in der nächsten gleich wieder abzutauchen. 

Ich mach's kurz: Obwohl der Vogel an insgesamt drei aufeinanderfolgenden Tagen auf diesem Acker auftauchte, gelangen mir fast nur schlechteste Belegfotos.

Eben bis auf diese Ausnahme, die den Rosenstar fliegend unter vielen Staren zeigt:


my first young Rosy Starling ever I found among Common Starlings on 8. August 2020 on a field close to the dike at Manslagt

In der Folge checkte ich stichprobenartig weitere Starenschwäme hier in Ostfriesland durch. 

Ich ging davon aus, dass es in diesem Herbst besonders viele junge Rosenstare geben würde, weil die Art im Frühjahr in großer und vielleicht nie dagewesener Zahl nach Mittel- und Westeuropa eingeflogen war. Notiert wurden z. B. die allerersten Bruten für Frankreich überhaupt sowie ein Vogel, der es bis auf die fernen Azoren geschafft hatte!

Ich checkte und checkte und checkte, doch irgendwie wollte es mir nicht gelingen, einen weiteren Rosenstar aus einem der zahlreichen Starentrupps herauszukitzeln. Und die Suche gestaltete sich natürlich auch nicht einfach. Oft handelte es sich um Schwärme, die aus mehreren tausend Vögeln bestanden. Oft suchten sie auf Flächen neben viel befahrenen Straßen nach Nahrung, wo ich nicht anhalten konnte oder wollte. Und sehr oft waren sie sehr nervös und flogen ständig auf, nur um sich aufzutrennen in viele kleinere Gruppen und sich dann wieder mit anderen Trupps zusammenzuschließen.

Stare sind von Natur aus link, das dachte ich jedenfalls ein ums andere Mal.

Am 5. Oktober 2020, also wieder fast zwei Monate später, bog ich in eine Stichstraße neben dem Gassco-Gelände auf dem Rysumer Nacken ein. Schon aus großer Distanz sah ich die Stare, die in einer Pfütze neben der Straße badeten. Ich wollte anhalten, um sie durchzumustern, doch dann fuhr ich doch weiter, weil ich mir nach all den Misserfolgen der vorausgegangenen Monate keine realistische Chance auf einen Hauptgewinn mehr ausrechnete. 

Die Pfütze:


the puddle where I spotted the Rosy Starling bathing with Common Starlings in October

Ich fuhr ganz langsam, wie ein Opa mit Hut oder so, schloss zur Pfütze auf und zuckte zusammen. 

Genau in diesem Augenblick landete da nämlich ein junger Rosenstar im Wasser und begann umgehend mit seiner Morgentoilette! Ich hielt nicht etwa an, sondern gab mich völlig unbeteiligt. Tja, ich bin halt ein echter Profi. Nach etwa 100 Metern machte ich die Chicagoschleife und näherte mich in Schrittgeschwindigkeit den nach wie vor badenden Vögeln. Weil ich wusste, dass das Herunterkurbeln des Seitenfensters immer eine heikle Sache war, schoss ich die ersten Belegaufnahmen einfach durch die Windschutzscheibe.

Das Resultat sah dann so aus:



first record shot of this bird, taken through the windshield of my vehicle

Zwar zitterte ich nach wie vor vor Aufregung, aber beim Blick aufs Display meiner Kamera stieg auch Zufriedenheit in mir auf.

Man konnte den Vogel erkennen. Und nur darauf kam es mir an. Jetzt wollte ich mich natürlich noch steigern, doch als ich das Fenster langsam senkte, flogen alle Vögel auf. Ein Teil landete auf einem nahen Zaun, der Rest verschwand hinter einem Erdwall. Pech gehabt, so dachte ich, denn der seltene Gast gehörte wohl zur zweiten Gruppe. 

Ich hoffte und wartete. Und tatsächlich kehrten die Vögel nach einer ganzen Weile zur Pfütze zurück! Jetzt brauchte ich keine seltsamen Manöver mehr zu starten, denn ich stand bereits goldrichtig. 

Dauerfeuer:



second shot, now without a window between me and the bird

Die Freude war groß, denn endlich hatte ich Bilder von einem selbst gefundenen Rosenstar gemacht, wie sie mir zuvor ja nie gelungen waren. 

Und viel mehr rechnete ich mir auch gar nicht aus, weil die Stare immer wieder Ortswechsel vollzogen. Als Mensch hatte ich natürlich keine Chance, ihnen auf den Fersen zu bleiben, vor allem auch deshalb, weil das bescheuerte Gassco-Gelände immer im Weg stand. An den darauffolgenden Tagen sah ich den Rosenstar entsprechend immer nur für jeweils einen kurzen Augenblick oder gar nicht

Weil ich nicht vor Ort war.

Doch am 11. Oktober, also satte sechs Tage nach der Entdeckung des Rosenstars, wurde es so richtig spannend! 

Ich lief eine Hecke vor dem Gassco-Bürogebäude entlang und staunte nicht schlecht, als da zwei Stare vor mir vom Boden aufflogen, die ich zuvor übersehen hatte. Einer der beiden Vögel war der Rosenstar! Ich dachte mir nichts dabei und ärgerte mich über die verpasste Chance, doch als ich den Vogel etwa zwei Stunden später am selben Ort abermals erwischte, ging mir ein Licht auf. Es war nicht nur so, dass der Rosenstar dem Anschein nach eine Vorliebe für diesen Bereich hatte, nein, er war dort auch fast allein unterwegs. 

Das war meine Chance! 

Ich streute auf einer Fläche von etwa zwei Quadratmetern eine Handvoll Mehlwürmer aus und setzte mich dann in sicherer Entfernung in meinen Wagen, um zu beobachten und abzuwarten. Nur zehn Minuten dauerte es, bis der Rosenstar zurückkehrte, wieder in Begleitung eines einzelnen Stares. Letzterer flog aber nur kurz nach der Landung wieder ab, während der Rosenstar eine ganze Weile einfach nur da stand und sich nicht bewegte. Los jetzt, so dachte ich, es sind nur noch etwa zwei Meter bis zu deinem Glück. Doch der Vogel rührte sich nicht. Ich kann euch sagen, das waren bange Minuten. Und mein kleines Herz schlug bis zum Hals – es war wirklich kaum auszuhalten –, als sich der Rosenstar schließlich doch in Bewegung setzte und auf die Mehlwürmer zusteuerte. Zunächst zögernd, dann aber im Eiltempo. 

Als er zu essen begann, war mir klar: Jetzt kriege ich dich!

Das sagte ich dann auch halblaut zu mir selbst.

Ich ließ den Vogel gewähren und wartete, bis er in die nahe Hecke flog, wo er sich ausgiebig zu putzen begann. Dann stieg ich aus und schnappte mir mein Tarnzelt und diverse andere Dinge wie Stativ und Kamera. Das Versteck war schnell aufgebaut; nur wenige Minuten später lag ich auch schon auf der Lauer. Tja, es dauerte auch nicht lang, da landete der Rosenstar wieder am Futterplatz, nur etwa fünf Meter von mir entfernt.

Mein Tarnzelt:


after I had fed the Rosy Starling with Mealworms I set up my hide

Beachtet bitte den Stock am rechten Bildrand!

Erste Bilder vom Rosenstar:








Ich konnte es nicht fassen, aber es lief wirklich perfekt:


the results

Was für ein denkwürdiger Tag!

Ich meine, ich habe schon Vogelarten entdeckt, die weitaus seltener in Deutschland auftreten, aber dieser erste Emder Rosenstar hat mir besonders viel Freude bereitet. Nie im Leben hätte ich damit gerechnet, in diesem Jahr auch noch eine dritte Chance zu bekommen. Und dass es dann auch noch mit dem Anfüttern geklappt hat, war ja auch nicht gerade selbstverständlich. 

Alles in allem war da sehr viel Glück im Spiel.

Vorsicht, jetzt gibt einen einen Informationsblock zur Art: Der Rosenstar ist ein Brutvogel vor allem der Staaten Zentralasiens. Er brütet aber auch im Kaukasus sowie in der Ukraine. Und möglicherweise ist er auch in Rumänien längst von einem unregelmäßigen zu einem alljährlichen Brutvogel aufgestiegen. In der Dobrudscha bekam ich ihn zusammen mit einigen Kollegen jedenfalls schon in den Jahren 1995 und 1996 in größerer Zahl zu Gesicht, allerdings ohne dass wir damals Bruten nachweisen konnten. 

Als Langstreckenzieher überwintert der Rosenstar auf dem indischen Subkontinent. Altvögel, die im Frühjahr bei uns auftauchen, sind unter Beibehaltung der Hauptzugrichtung über ihr eigentliche Ziel hinausgeschossen, Jungvögel im Spätsommer und Herbst in die entgegengesetzte Richtung geflogen, möglicherweise mitgerissen durch ziehende Stare. 

Wie unser "normaler" Star auch ist der Rosenstar ein sehr geselliger Vogel, der in der Regel in Trupps oder gar großen Schwärmen auftritt. Im Gegensatz zu seinem schwarzen Verwandten brütet er wohl ausschließlich in kopfstarken Kolonien. In Rumänien werden gerne alte Steinbrüche besiedelt, aber der Rosenstar brütet auch in Spalten und Höhlen an Gebäuden. Ob er auch wie unser Star Spechthöhlen oder gar Nistkästen bezieht, ist mir nicht bekannt.  

Hier mal der Link zu einem wirklich wunderbaren Video von der Krim:  klick!

In seinem ganzen Wesen entspricht der Rosenstar ansonsten unserer heimischen Art. Er ist auch genauso groß und unterscheidet sich in Sachen Struktur eigentlich nur durch seinen anders geformten Schnabel vom Star. Selbst der Ruf, den er im Abflug äußert, ein leises Schnarren, stimmt mit jenem des Stars komplett überein, und auch seine Bewegungsweise ist absolut identisch.

Zu guter Letzt: Auch das Zirkeln ist, wie ja auch beim Star, eine häufig eingesetzte Technik bei der Nahrungssuche.

Das nächste Bild belegt das:


foraging Rosy Starling

Es ist nur so ein Bauchgefühl, aber beide Arten gehören meiner Meinung nach in dieselbe Gattung.



Wenn irgendwo Mehlwürmer ausliegen und nie versiegen, dann bekommen das natürlich auch andere Vögel mit.

Zeitweilig hielten sich am Futterplatz bis zu 16! Hausrotschwänze gleichzeitig auf, darunter aber nur zwei ausgefärbte Kerle.

Das folgende Bild zeigt wohl einen Jungvogel:

there were up to 16 Black Redstart competing for food with Rosy Starling

Auf dem nächsten Foto sieht man einen Hausrotschwanz, der dem Rosenstar gerade einen Mehlwurm stibitzt hatte:




Achtet auf den empörten Blick des seltenen Gastes: Wie, ich muss was abgeben? Das hat mir niemand gesagt.

Das schien er zumindest zu denken in diesem Augenblick.

Im Laufe der Tage wurde der Rosenstar immer zutraulicher. Die logische Folge: Ich benötigte kein Tarnzelt mehr. Stattdessen legte ich mich einfach so auf meine Isomatte oder aber ich setzte mich in meinen Stuhl.

Hier seht ihr die kleine Rosenstar-Arena, wie ich sie immer genannt habe:



Den Stock hatte ich selbst in den Boden gerammt, damit die Hausrotschwänze eine Warte hatten, die sie ansteuern konnten.  

Irgendwann änderte auch der Rosenstar seine Strategie. War er zuvor immer direkt auf dem Boden gelandet, um sich dann zu Fuß zu nähern, flog er plötzlich wie die Rotschwänze den Pfosten an, um von dort aus die Lage zu checken:



taken on early morning

Komisch, so werdet ihr jetzt vielleicht denken, der Vogel sieht so ganz anders aus. 

Kinners, es ist nur das Licht. Dieses Bild und das folgende entstanden nämlich am ganz frühen Morgen:


So sieht übrigens zurzeit ein Star aus, so zum Vergleich (das Bild ist aber nicht aus diesem Jahr):


Common Starling for comparison

Der Vergleich hinkt allerdings, denn der "normale" Star trägt sein Jugendkleid nur für einen sehr kurzen Zeitraum.  

Bereits wenige Wochen nach dem Ausfliegen tauchen bei ihm die ersten schwarzen Federn auf, auf den Flanken ebenso wie im Großgefieder. Der Rosenstar dagegen beginnt mit seiner postjuvenilen Mauser erst im Winter! Das konnte man sehr schön vor einigen Jahren bei einem Jungvogel beobachten, der in den Niederlanden überwinterte und quasi im wöchentlichen Rhythmus fotografiert wurde. 

Der oben abgebildete Star trägt also bereits das erste Winterkleid, von einzelnen Partien am Kopf und der Brust einmal abgesehen. Sehr gut erkennen kann man aber die andere Schnabelform, die ihm in Kombination mit dem stets dunklen Zügel einen frechen Gesichtsausdruck verleiht, den ein junger Rosenstar grundsätzlich vermissen lässt.

Seht doch, wie nah der lustige Vogel herankam, wenn er hungrig war:



confiding Rosy Starling

Wenn es mal keine Mehlwürmer gab, suchte sich der Rosenstar natürlich andere Nahrung. 

Meist schloss er sich dann wieder einem Starentrupp an. Manchmal aber bleib er einfach vor Ort und erbeutete die Raupen des Zimtbären. Dieser sehr hübsche Falter kommt in Emden fast nur auf dem Rysumer Nacken vor und dort in diesem Jahr in unglaublich großer Zahl!

Das Problem: Die Raupen sind zwar schön groß, sie tragen aber auch einen dicken, haarigen Winterpulli:



Ruby Tiger caterpillar is currently abundant at Rysumer Nacken and constituted a very important food source for Starlings and, of course, the Rosy Starling, when Mealworms were not available. If the bird had the choice, he clearly preferred the latter

Für einen Rosenstar kein Problem!

Er suchte und fand sie, um sie dann ausgiebig zu bearbeiten:


with one of these caterpillars

Die Raupen wurden gegen den Boden gerieben:



Und wild hin und her geschüttelt:



Hier sieht man die Nickhaut des Raupenkillers.



Beachtet bitte auch den durch die heftigen Bewegungen des Vogels aufgewirbelten Sand:


Was für eine Show!

Und ich war hautnah dabei.

Am Ende kam es, wie es kommen musste: Die inzwischen fast haarlose Raupe verschwand im Innern des Vogels.


Der suchte dann nach weiteren Opfern:



Sobald ich dem Rosenstar aber Mehlwürmer anbot, war das Interesse an haarigen Raupen praktisch auf der Stelle verschwunden. 

Auch als Rosenstar ist man eben ein Feinschmecker.

Hier stand er wieder in seinem Busch und machte einen auf Schwarzkehldrossel:


Rosy Starling pretended to be a Black-throated Thrush

Ich musste wirklich zweimal hinsehen, bis ich erkannte, dass da nur ein Schatten auf die Brust des Vogels fiel. 

Auch am vorletzten Sonntag hatte ich schöne Rosenstar-Bilder im Sinn.

Doch an diesem Tag folgte ein heftiger Schauer dem anderen. Man konnte nur deshalb nicht von sintflutartigem Dauerregen sprechen, weil es tatsächlich Unterbrechungen gab, die allerdings nur wenige Sekunden andauerten.

Kurz: Ich konnte das Auto nicht verlassen.

Das folgende Bild eines Hausrotschwanzes illustriert das Wetter an diesem Tag perfekt:


Black Redstart enjoys the rain

Der Rosenstar hingegen zog es vor, Schutz im Windschatten der Hecke zu suchen:



Rosy Starling

Auf dem folgenden Bild sieht man ihn bei der Nahrungssuche zusammen mit einer Singdrossel sowie fünf Hausrotschwänzen:


Rosy Starling foraging with Song Thrush and Black Redstarts 

Zum  Schluss gibt es noch ein paar Bilder, die ich unter unterschiedlichen Lichtbedingungen an verschiedenen Tagen aufgenommen habe.

Bei knalliger Sonne:




Eigentlich sieht der Vogel wie eine eigene Art aus:


looks like an own species: Isabelline Starling or so

Isabellstar oder so:




Emdens erster Rosenstar hat sich längst wieder auf en Weg gemacht.

Und das ist auch gut so, denn wäre er geblieben, vielleicht für immer, dann würde ich ihn am Ende gar nicht mehr so richtig wertschätzen. Wir Menschen neigen nämlich dazu, nur das Außergewöhnliche zu beachten, während wir das vermeintlich Alltägliche komplett ignorieren. 

Doch die Natur in ihrer ganzen Vielfalt ist alles andere als alltäglich!

Und wenn man ein Auge für sie hat, für die unglaublich vielen Arten da draußen, dann kann man sich sicher sein, niemals der Langeweile anheimzufallen. Es gibt immer etwas zu entdecken. Nein, es gibt immer jemanden zu entdecken, sind Tiere für mich doch genauso Persönlichketen wie wir Menschen.

Ich hoffe, der süße Rosenstar findet seinen Weg zurück in seine Heimat, wo er spätestens im kommenden Frühjahr auf Artgenossen treffen und für Nachwuchs sorgen soll. 

In Rumänien, Georgien oder Usbekistan.

Zweifel daran habe ich eigentlich nicht.

Ein letztes Bild vom Vogel:


Jetzt noch eine Anekdote, die mit der Geschichte da oben nichts zu tun hat, obwohl es eine zeitliche Überschneidung gibt und der Beobachtungsort nahezu identisch ist: Am 14. Oktober 2020 entdeckte ich auf dem Rysumer Nacken in einem dichten Gebüsch aus Sanddorn, Brombeere, Holunder und diversen Weiden einen Dunkellaubsänger

Ich hätte ihn auch gar nicht übersehen oder überhören können, weil der Vogel da eine regelrechte Show abzog! Er flitzte von A nach B und von B nach C und dann sogar einmal in nur zwei Meter Entfernung an mir vorbei, während er gleichzeitig permanent rief. Ich war so gebannt, dass ich meinen Blick nicht abwenden konnte. Immerhin handelte es sich hier um meinen ersten selbst gefundenen Dunkellaubsänger überhaupt. 

Mein Trödeln wurde hart bestraft, denn als ich endlich meine Kamera aus dem Rucksack gekramt hatte, war der Vogel bereits im Gestrüpp abgetaucht und komplett verstummt. Ich wartete ganze drei Stunden, lief immer wieder um das Dickicht herum, doch der kleine Vogel aus der sibirischen Taiga ließ sich nicht mehr blicken.

Immerhin erbrachte die Nachsuche einen weiteren Erstnachweis für Emden. Da flog nämlich ganz unauffällig zwischen den Halmen des Landreitgrases eine einzelne Gemeine Winterlibelle herum! Nachdem sie gelandet war, näherte ich mich ganz vorsichtig an, die Kamera jetzt im Anschlag. Doch auch dieses verfickte Viech wollte sich partout nicht ablichten lassen und flog einfach auf und davon, sodass ich es rasch aus den Augen verlor.

Mein ganz persönlicher Doppelfehler an diesem Tag. Und wäre der Rosenstar nicht da gewesen, um mich zu trösten, wäre ich höchstwahrscheinlich in ein sehr tiefes Loch gefallen und niemals wieder herausgekommen und so weiter. 

Das folgende Foto zeigt genau jenen Bereich des Rysumer Nackens, wo ich an diesem Tag so kläglich gescheitert war:


where I found a Dusky Warbler and my first Common Winter Damselfly for Emden, but I did not manage to get a picture of either species

Aufgenommen habe ich das Bild allerdings einige Tage später.

So Kinners, das war's schon wieder.

Witzig ist, dass ich diesen Bericht schon im letzten angekündigt hatte, zu einem Zeitpunkt, als ich noch gar nicht wissen konnte, dass ich den Rosenstar anfüttern und großartige Bilder von ihm hinbekommen würde. 

Wie ich bereits weiter oben geschrieben habe: Da war sehr viel Glück im Spiel! 

Mal schauen, was die Zukunft noch so bringt.