Sonntag, 27. Dezember 2020

Ringe, Ringe, Ringe

So, Kinners, die Zeit der rotnasigen Rentiere und der seltsamen Lieder ist endlich wieder vorbei.

Ich hoffe, ihr liegt nicht mehr besoffen und vor allem vollgefressen unter der dürren Tanne.

Na ja, man hat ja ein ganzes Jahr Zeit, sich seiner überflüssigen Pfunde zu entledigen, wenn man Schäden an den Knien vermeiden möchte.

Egal.

Ein polnischer Vogelgucker brachte es vor einigen Monaten in der Beobachtungshütte am Rande der Hauener Pütten auf den Punkt, als er ganz trocken meinte: "Die haben ja mehr Ringe als meine Frau."

Der Spruch war gut, und ich musste lachen.

Gemeint waren damals die Löffler, die im Sommerhalbjahr immer wie angewurzelt in einem bestimmten Bereich der Pütten herumstehen und sich von vielen Menschen bestaunen lassen. Nicht wenige dieser Vögel tragen Farbringe, mal mit, mal ohne Code, die man ablesen kann, wenn man die nötige Optik mit sich herumschleppt.

Man kann es aber auch lassen. Ich selbst achte gar nicht mehr auf Löffler. Da hat sich im Laufe der Jahre so etwas wie Abstumpfung in mir breitgemacht, Und die vielen Löffler, die ich in den vielen Jahren davor abgelesen und gemeldet hatte, stammten sowieso fast ausnahmslos aus NL.

Interessanter finde ich fast alle anderen Vogel-Arten, wenn es um Ringe geht, vielleicht bis auf Gänse, weil ich da auch keine Überraschungen mehr erwarte.

Ein Trauerschnäpper mit Stahlschmuck:


Pied Flycatcher with metal ring, photographed at the end of August 2020 in Ostfriesland

Es ist nicht etwa so, dass ich gezielt nach beringten Vögeln suche, doch wenn ich zufällig einen entdecke, dann packt mich schon der Ehrgeiz.

Singvögel und Limikolen finde ich in diesem Kontext besonders spannend. 

Der gezeigte Trauerschnäpper hielt sich am 30. August 2020 am Diekskiel auf. Besonders scheu war er nicht, aber eben auch nicht zahm genug, als dass ich den Ring einfach mal so eben mit dem Fernglas ablesen konnte.

Also fütterte ich ihn an, und zwar direkt neben meinem Auto:


I fed the bird and tried to get some close ups of the ring

Immer dann, wenn der Trauerschnäpper neben Corsilein landete, hielt ich mit meiner Kamera drauf.

Dauerfeuer!

Im Fokus befand sich stets nur der Ring. Das obige Bild stellt eine Ausnahme dar, denn dieses eine Mal fokussierte ich aufs Auge, nur um ein anständiges Bild von der Situation am Boden zu machen.

Um den Vogel zusätzlich noch auf Augenhöhe fotografieren zu können, bot ich ihm eine Warte an, die er immer ansteuerte, bevor er neben den Mehlwürmern landete:


with lecker prey

Doch leider war die ganze Situation vor Ort mehr als verfickt!

Ende August wimmelt es am Diekskiel nämlich von weißen Plastikbombern. Die Fahrzeugführer aus der ganzen Republik spielen dann Mittelalter und errichten eine Wagenburg, um sich gegen wen auch immer zu verteidigen. 

Das sieht dann so aus:


illegal campground

Oder so:


same

Noch vor etwa zehn Jahren war es wenigstens morgens still und leise am Diekskiel.

Da hatte man das Wohnmobil dem Anschein nach noch gar nicht erfunden.

Die ersten Touris tauchten damals erst gegen zehn Uhr auf. Heute und schon seit Jahren mag ich diesen Ort schon gar nicht mehr besuchen, weil man immer damit rechnen muss, dass da gerade jemand hinter seinem Van duscht, pisst oder kackt.

Das habe ich alles schon erlebt!

Ich meine, wenn ich so etwas sehen wollte, würde ich doch auf einem Campingplatz Vögel gucken. Nein, das ist auch Quatsch, denn dort finden diese alltäglichen Tätigkeiten hinter den soliden Mauern von Sanitärhütten statt. 

Wirklich am Ende jeder Stichstraße, die zum Deich führt, aber auch an vielen anderen Orten, haben sich im Laufe der letzten Jahre illegale Campingplätze etabliert. Es ist wie eigentlich immer: Einer macht den Anfang, viele ziehen nach. Jeder noch so bescheuerte Trend wird bei 83 Millionen Einwohnern schnell zu einer Massenbewegung.

Preisfrage: Wofür gibt es überhaupt Campingplätze in Ostfriesland?

Der Parkplatz am Diekskiel gehört nicht der Gemeinde Krummhörn, sondern der Deichacht. Deshalb sind der Gemeinde auch die Hände gebunden. Man würde diesen unsäglichen Zustand gerne ändern, wie ich aus sicherer Quelle weiß, zumal wildes Campen in Deutschland eigentlich verboten ist. 

Doch weil die Deichacht die Camper auf ihrem Grund und Boden duldet, kann man wenigstens am Diekskiel gar nicht von wildem Campen schreiben. Immerhin wird hin und wieder abkassiert, wie mir ein Bekannter mal berichtete. Ich selbst habe das aber noch nie gesehen. 

Ich schweife ab, aber ich will noch schnell schreiben, dass mir Camper eigentlich nichts ausmachen. Es ist allein eine Frage der Dosierung. Wenn der Touristen-Tsunami Ostfriesland überrollt und man nirgends mehr in Ruhe die Restnatur genießen kann, so wie es früher einmal der Fall war, dann bekommt man schließlich das kalte Kotzen. Unsere Republik ist sehr dicht besiedelt, da kann eigentlich nicht mehr jeder machen, wozu er gerade Bock hat. 

Und deshalb gibt es Regeln.

Aber das kümmert wohl nur mich.

Nein, auch die Stadt Emden, wie man hier sehen kann:


 

Doch dieses neu aufgestellte Schild an der Knock schreckt keine Sau ab.

Mein Eindruck: Camper können grundsätzlich nicht lesen. Oder sie sind von Mutter Natur einfach nur mit einem dicken Fell ausgestattet worden. Selbst jetzt im Dezember stehen dort noch einige Vehikel sinnfrei in der Landschaft herum.

Zurück zum Trauerschnäpper:


I did not manage to read the whole code, but found at least out, that this bird had been ringed in Norway

"Guck mal, warum fotografiert der denn das Rotkehlchen da?"

Eine ältere Frau, die auf einer nahen Bank saß, fragte das ihren Partner, doch der schüttelte nur ahnungslos den Kopf. Immer wieder kamen Fußgänger, Radfahrer und Autos vorbei, die den Vogel jedes Mal aufscheuchten, ohne dass sie ihn zuvor überhaupt wahrgenommen hatten. 

Meine Pumpgun war leider nicht geladen, die kleine Atom-Handgranate lag für mich unerreichbar im Kofferraum herum. Da war jetzt nur noch der ausgehärtete Christstollen (Jahrgang 2011) unterm Beifahrersitz, mit dem ich den Nächstbesten hätte erschlagen können und auch wollen, doch die gute Erziehung, die ich genießen durfte, ließ das selbst in diesem Ausnahmezustand nicht zu.

Und ehrlich: Diesen megageilen Joker wollte ich nicht so leichtfertig aufs Spiel setzen. 

Kurz: Obwohl ich unglaublich viele Bilder schoss, gelang es mir nicht, den Ring von allen Seiten zu knipsen. Immerhin konnte ich erkennen, dass der Vogel aus Norwegen stammte.

Es folgt ein Alpenstrandläufer mit Farbring:



Dunlin with coded colour ring from Poland (record shot)

Dieses Individuum war am 23.07.2017 um 17:00 Uhr als Altvogel beringt worden und zwar in Ujście Wisły, Gdańsk-Świbno, Pomorskie und somit in Polen. 

Abgelesen habe ich ihn am 26. August 2020 in der so genannten Westdeichecke bei Hauen, während gleichzeitig Sturmtief Kirsten um mich herum tobte. Glücklicherweise saß ich aber im Auto. Nach dieser Aktion waren aber einige Fächer der Mittelkonsole bis zum Rand mit Wasser gefüllt, weil man natürlich nicht mit geschlossenem Fenster nach draußen gucken kann, wenn es plästert, und der Wind an diesem Tag aus der falschen Richtung kam.  

Entfernung zum Beringungsort: 783 Kilometer.

Ein weiteres Beispiel vom selben Tag:


Ringed Plover with a combination of different and uncoded colour rings from Sweden (record shot)

Es zeigt einen Sandregenpfeifer, der zuvor als adulter Vogel am 28. Juni 2020 in Ammarnäs/Nordschweden beringt worden war. 

Linus Hedh (Lund), der Beringer, teilte mir per Mail mit, dass der Vogel zusätzlich noch einen Datenlogger mit sich herumschleppt, den man aber auf dem Bild nicht erkennen kann. Sollte dieser Sandregenpfeifer also jemals wiedergefangen werden, hätte man die Möglichkeit, den Logger auszulesen und so die genaue Zugroute des Vogels in Erfahrung zu bringen.

Die Strecke zwischen dem schwedischen Beringungsort und der Westdeichecke betrug übrigens 1478 Kilometer.

Jetzt gibt's eine Lachmöwe:



adult Black-headed Gull with coded colour ring from Norway

Fotografiert habe ich diesen hübschen Vogel, den ich hier vor Jahren schon einmal vorgstellt hatte, am 18. Oktober 2017 am Strand von Norddeich. 

Beringt worden war er bereits am 7. April 2013 in Oslo. Übrigens als Alttier. Zuletzt wurde diese Lachmöwe am 20. November 2020 auf Terschelling abgelichtet. Und tatsächlich hat sie all die Jahre in den Niederlanden überwintert, wie viele Beobachtungen belegen, und im Raum Oslo gebrütet. 

Lachmöwe "J4JY" ist also mindestens acht Jahre alt, möglicherweise sogar noch deutlich älter. Wenn Lachmöwen so alt werden können wie etwa ein Austernfischer, dann wären auch 30 oder gar mehr Jahre keine Sensation. 

Die Distanz zwischen Norddeich und dem Beringungsort in Norwegen betrug in diesem Fall 734 Kilometer.

Ein Vogel ohne Ring:



immature White-tailed Eagle

Am 11. Dezember dieses Jahres kreiste ein halbwüchsiger Seeadler über einem Rudel Deichschafe bei Manslagt.

Ich ahnte, was passieren würde, weil ich seherische Fähigkeiten besitze:


same

Ich schoss einige Bilder, und dann nahm das Schicksal auch schon seinen Lauf. 

Der Seeadler ergriff mit einem Fuß eines der ahnungslosen Schafe und mit dem anderen ein weiteres.  

Das Blöken der Tiere verfolgt mich noch heute. Nachts und auch tagsüber. Und ich sehe den großen Greif nach wie vor mit seiner Beute aufs offene Meer hinausziehen, höre, wie die Rufe der wolligen Rasenmäher immer leiser werden. Kinners, das Leben als Deichschaf kann wirklich grausam sein. Das fängt ja schon damit an, dass man sein ganzes Leben lang nur Gras essen kann und nicht etwa leckere Wildkräuter, wie sie zum Beispiel von Wildschafen in den Gebirgsregionen dieser Welt bevorzugt werden. 

Und nie eine Pizza oder gar ein Käsebrötchen. 

Und warum, so werdet ihr euch jetzt fragen, hat der Idiot keine Bilder gemacht von diesem einzigartigen Erlebnis? Weil im entscheidenden Moment der Akku meiner Kamera seinen Geist aufgab. Das kann passieren, das nennt man Pech.

Eine winterliche Singdrossel vom Rysumer Nacken:


at so called Rysumer Nacken a winterly Song Thrush is not an exception, but the norm 

Ich kann mich an keinen Dezember erinnern, in dem es mir nicht gelang, die süße Singdrossel auf dem Rysumer Nacken nachzuweisen. 

Meist ernähren sich die Vögel dort zu dieser Jahreszeit von Regenwürmern, Gehäuseschnecken und den Früchten des Sanddorns

Auch bei uns überwinternde Schwarzkehlchen sind keine allzu große Besonderheit, wie der folgende Vogel belegt:


male Stonechat 

Fotografiert habe ich dieses Männchen einen Tag vor dem ganz heiligen Abend am Siersmeer, wo es an diesem regnerischen Tag nicht allein war. 

Mehrere Bergpieper und ein weiteres männliches Schwarzkehlchen leisteten dem Vogel dort Gesellschaft. 

Oh, eine adulte Schwarzkopfmöwe:


adult Mediterranean Gull (record shot)

Gestern entdeckte ich sie im Wybelsumer Hammrich auf einem Acker. 

Vergesellschaftet war sie mit etwa 30 Sturmmöwen und einer einzelnen Lachmöwe. Kaum hatte ich den attraktiven Vogel im Fernglas, da flog der ganze Trupp auch schon auf.

Und davon!

Es war wohl eher Zufall, dass ich die Vögel ein paar Kilometer weiter westlich abermals entdeckte. Und jetzt ließen sie sich auch nicht mehr aus der Ruhe bringen, sodass ich meine Belegfotos schießen konnte. Die Schwarzkopfmöwe brütet zwar auch im Norden. Im Winter sieht man sie hier aber nur ausnahmsweise. Dieser Vogel ist zurzeit nur einer von etwa acht auf Ornitho gemeldeten in ganz Deutschland. 

Und wer bist du?



male Sparrow Hawk with metal ring (record shot)

Am 13. Dezember entdeckte ich diesen männlichen Sperber, der sich im Deichvorland bei Hamswehrum auf einem Pfosten ausruhte und über seine aktuelle Situation nachdachte. 

Warum, zum Teufel, beringt man Greife mit Metallringen, die man ohnehin so gut wie nie ablesen kann?  

Wenn man sie schon markiert, dann doch bitte mit Farbringen. Ich meine, Sperber werden wohl hauptsächlich rein zufällig in Netzen oder Reusen gefangen, doch seltene Arten, wie etwa die Wiesenweihe, als Jungvögel im Nest. Ganz störungsfrei lässt sich so eine Beringungsaktion also nicht durchführen. Wenn man aber (nur) auf Metallringe setzt, handelt es sich zu allem Überfluss auch noch um sinnfreie Störungen.

Ein norwegischer Strandpieper überwintert wohl schon seit Jahren im bereits erwähnten Deichvorland zwischen Hamswehrum und Manslagt:

this Rock Pipit had been ringed in Norway in 2016 (record shot)

Fotografiert habe ich ihn erstmalig am 12. November dieses Jahres. 

Bei meiner Recherche kam heraus, dass derselbe Strandpieper bereits am 15. Januar 2017 von anderen Vogelguckern fotografiert worden war, nur einen Kilometer von meinem Beobachtungsort entfernt. Man kann also davon ausgehen, dass er seinem Überwinterungsort treu geblieben ist, wohl auch in den Jahren, in denen er unentdeckt geblieben ist. 

Der Vogel stammt übrigens von einer kleinen westnorwegischen Insel mit dem hübschen Namen Makkevika. Satte 1000 Kilometer muss er bis nach Hamswehrum zurückgelegt haben, um sein Ziel im ostfriesischen Wattenmeer zu erreichen. Die Hälfte dieser Strecke hat er vielleicht sogar über der offenen Nordsee zurückgelegt, doch das ist nur Spekulation. 

Einige der hier gezeigten Bilder sind nicht einmal richtig scharf, geschweige denn anspruchsvoll. Sie haben einen rein dokumentarischen Charakter. Im Falle von beringten Vögeln geht es wirklich nur darum, Codes und Farbkombinationen zu erkennen oder abzulesen. 

Alles andere ist unwichtig.

Das gilt übrigens auch für selten in Deutschland entdeckte Arten und Unterarten. Je seltener ein Taxon in unserer Republik auftaucht, desto toleranter bin ich gegenüber Unschärfe und fehlender Brillanz, wenn ich ein Bild von so einem Vogel mache. Wichtig ist dann eigentlich nur, dass man die Art erkennen kann.

Ein Beispiel ist dieser aus Sibirien stammende Zilpzalp der Unterart Phylloscopus collybita tristis



Chiffchaff of Siberian subspecies P. c. tristis (even less than a record shot)

Dieser so genannte Taigazilpzalp fiel mir am 22. Dezember 2020 auf dem Rysumer Nacken wegen seiner wehmütigen und einsilbigen Rufe auf. 

Es dauerte eine Weile, bis ich ihn im dichten Geäst einer Hecke neben dem Gassco-Gelände auch endlich sehen konnte. Er wirkte nervös und flog viel hin und her. Dabei nutzte er in kürzester Zeit die ganze Hecke, die immerhin gut 700 Meter lang ist! 

Den Autofokus meiner Kamera stellte ich aus, weil da immer störende Zweige im Weg waren. Zwar sah ich den Vogel mit dem Fernglas zweimal auch auf Augenhöhe und von der Seite, aber selbst ich kann nicht gleichzeitig ein Fernglas halten und Fotos schießen. Am Ende war ich froh, überhaupt eines hinbekommen zu haben, denn nach einer Beobachtungszeit von nur etwa 20 Minuten startete der Zilpzalp durch und verließ die Hecke. Er überquerte einen weiten Acker und tauchte schließlich in großer Entfernung im Buschland ab. 

Eine Nachsuche erschien mir aussichtslos. 

Die wichtigsten Merkmale neben der Stimme (schwarze Beine, schwarzer Schnabel, Verteilung von Grau- und Grüntönen im Gefieder) sind auf dem Bild leider nicht zu sehen. Doch immerhin kann man die markante Kopfzeichnung erkennen, wie sie für diese Unterart so typisch ist. Denn obwohl das Foto ein bisschen zu dunkel geraten ist, prangt da ein sehr heller und klarer Überaugenstreif, der oben von einem fast ebenso markanten dunklen Scheitelseitenstreif begrenzt wird. In dieser Ausprägung habe ich das bislang noch nie bei einem europäischen Zilpzalp ausmachen können. 

Die sehen immer ein bisschen verwaschen aus. 

Aber vielleicht sollte ich mir doch noch ein Diktiergerät zulegen, denn dann könnte ich die Rufe jedes seltenen Gastes aufnehmen. Ich bin aber der Meinung, dass nur Fotos wirklich harte Fakten schaffen können, denn im Prinzip kann doch jeder einen Tonbeleg anfertigen, wenn er es darauf anlegt, indem er einfach eine Datei auf Xeno Canto abspielt und sie dann mit dem Handy aufnimmt.

Zack, der Beleg ist in der Tasche. 

Niemand kann überprüfen, ob ein Tonbeleg "echt" ist, weil die Zahl der auf Xeno Canto inzwischen hochgeladenen Dateien längst nicht mehr überschaubar ist. Bei Fotos ist das anders. Zwar könnte man theoretisch eines aus dem Netz klauen, doch das fiele früher oder später auf. 

Das ist auch schon passiert.

Meiner Meinung nach sollten also grundsätzlich nur fotografisch belegte Raritäten von den jeweiligen Kommissionen überprüft und anerkannt werden. Nur dann kann gewährleistet werden, dass eine Artenliste auch tatsächlich die Realität widerspiegelt. Okay, ganz realistisch wäre sie dann auch wieder nicht, weil tatsächlich gemachte Feststellungen ohne Fotobeleg unter den Tisch fielen. Das beträfe übrigens auch einige meiner eigenen Beobachtungen (z. B. Dunkellaubsänger), doch das wäre mir egal, zumal ich eh nichts melde und ich eine kurze und nachweislich (halbwegs) authentische Liste viel berauschender fände als eine mit vielen Fragezeichen versehene. 

Weniger wäre auch in dieser Hinsicht einfach mehr.

Der Grund: Es gibt in diesem Land einfach zu viele Gebiete mit überraschend vielen Seltenheiten, aber einer enttäuschend niedrigen Belegquote. Und das ist immer abhängig von einzelnen Beobachtern, die man wohl nicht als gewissenhaft und verlässlich einstufen kann. Doch genau um diese Eigenschaften geht es doch! Vogelbeobachtung ist schließlich keine Religion. Und entsprechend kann es nicht darum gehen, was man glaubt, gesehen zu haben. 

Ich mag Ornitho

Jeder kann mitmachen, niemand wird ausgegrenzt. Doch genau dieser Umstand ist eben auch die Schwachstelle des Portals, denn viele Beobachter kennen ihre Grenzen nicht. Sie glauben alles bestimmen zu können und melden dann gequirlte Kacke. Doch leider kann man das nur belegen, wenn auch ein Bild hochgeladen wird. 

Aber genau das ist viel zu oft nicht der Fall.

Ein ästhetisches Foto von einem unberingten Strandpiepers sieht übrigens so aus:

Rock Pipit without ring

Ein lustiges so:


same species

Ein Zaunkönig überschaute am 8. November 2020 sein bescheidenes Reich, das vor allem aus einem Steinhaufen bestand:


Wren

Fast zum Schluss gibt es noch einen Sanderling vom Emsstrand: 


Sanderling in a hurry



same

Hier war es mein Ziel, den Vogel scharf abzulichten, während die sich so rasant bewegenden Füße in Luft auflösen sollten. 

Das nennt man Bewegungsunschärfe. 

Zufrieden mit dem Resultat bin ich aber noch lange nicht...


























same Pied Flycatcher

Zum Schluss soll nicht unerwähnt bleiben, dass jemand den Stock, der dem Trauerschnäpper als Warte gedient hatte, während meiner nur wenige Stunden währenden Abwesenheit gelaut hat. 

Ein Mensch oder ein Hund. 

Dem Trauerschnäpper wurde der Trubel am Diekskiel irgendwann auch zu bunt. Er entging ihm, indem er seine Reise nach Afrika einfach fortsetzte.

Vogel müsste man sein.