Donnerstag, 17. November 2022

Lecker lila Müsli

Lieber Besucher dieser Seite, wir zwei sind heute unter uns.

Vieraugengespräch und so weiter.  

Gibt es in deinem Leben vielleicht eine Person, die dir so richtig auf den Sack geht?

Und das vielleicht nicht erst seit heute?

Nu ma Budder bei die Fische!

Vielleicht ist es der Nachbar, der ganzjährig mit dem Laubpuster rumhantiert und dann, wenn er keinen Bock mehr auf ihn hat, zum noch lauteren Freischneider greift; oder es ist ein Arbeitskollege, der dir den ganzen Tag gegenübersitzt, immer schlechte Laune hat und zu allem Überfluss nicht davor zurückschreckt, dich beim Chef anzuschwärzen, nur weil du dich während der Arbeitszeit stundenlang mit Privatangelegenheiten beschäftigst und dann auch noch kurz vor Feierabend versehentlich eine betriebseigene Multifunktionszange im Rucksack verschwinden lässt; oder es ist dein Partner, der viel lieber mit seiner Modelleisenbahn spielt als mit dir und schon seit Jahren nicht mehr weiß, wieso ihr überhaupt zusammenlebt; oder es ist dein Lehrer, der dir in Geschichte eine Fünf verpasst hat, weil du dich gar nicht für Geschichte interessierst und ganz sicher weißt, dass sie dich nach Ablauf deiner geilen Schulkarriere ohnehin nie wieder heimsuchen wird; oder du bist Vater eines zwölfjährigen Sohnes, der es wagt, mit einer Fünf in Geschichte auf dem Zeugnis angetrunken nach Hause zu kommen und den daraufhin ausgesprochenen siebenmonatigen Hausarrest für nichts Anderes als einen widersinnigen Autoritätsausbruch hält und sich gleich am ersten Abend aus seinem Zimmer im ersten Stock in die Freiheit abseilt, um sich mit Freunden zu treffen und mit ihnen die erste Tüte des Lebens bei einer Dose Karlsquell zu rauchen – und dich so zum Gespött der ganzen Nachbarschaft macht; oder es ist kein Geringerer als der Papst selbst, einfach deshalb, weil er Papst ist und alljährlich zu Ostern den gleichen Segen ausspricht, obwohl das Aussprechen dieses Segens noch nie etwas gebracht hat. 

Jetzt überleg bitte kurz. 

Pause. 

Zeit für dich, diese Wacholderdrosseln zu bestaunen:


Fieldfare

Und Zeit für zwei Preisfragen:


how many Tree Sparrows do you find on this picture?

Wie viele Feldsperlinge sind auf diesem Foto zu sehen?

Zweite Frage:


Rhaphigaster nebulosa

Diese Graue Gartenwanze sonnte sich am 20. Oktober zusammen mit einigen Kollegen am Turm einer Windenergieanlage auf dem Rysumer Nacken, obwohl an diesem Tag ein stürmischer und fies-kalter Ostwind blies.

Wo ist Osten, rechts oder links?

So, Pause vorbei.

Wenn nur eine der obigen Konstallationen passt, lieber Besucher dieser Seite, wenn du also wieder in einer ruhigen Nachbarschaft leben möchtest, ohne dein Haus verkaufen zu müssen, wenn du wieder mit einem Lächeln zur Arbeit fahren willst, ohne zu kündigen, oder wenn du wieder ein eigenständiges und kompromissfreies Leben führen möchtest, ohne Scheidungspapiere einreichen zu müssen und auf Kohle zu verzichten, wenn du deinen lästigen Erzeuger loswerden möchtest, dir aber partout nicht einfallen will, wie ein herkömmlicher Küchenunfall auszusehen hat, der keine Aufmerksamkeit irgendeiner Behörde erregt, wenn du verhindern willst, dass dein verzogenes Blag deine Bilderbuchfamilie weiterhin in den Schmutz zieht, aber gerade kein Heimplatz frei ist, und wenn du auch ein Leben ohne Papst führen könntest, dann, aber wirklich nur dann, lieber Besucher dieser Seite, habe ich was für dich.

Ein todsicheres Ding:


Claviceps purpurea

Dazu später mehr.

Viel ist passiert in den letzten Wochen, viele großartige Vögel sind entdeckt worden – aber keiner von mir.

Ein männlicher Kanadakleiber ist einem Beringer Ende Oktober ganz zufällig bei Neumünster (Schleswig-Holstein) wortwörtlich ins Netz gegangen und hat eine Vogelgucker-Binnenmigration ungeahnten Ausmaßes ausgelöst, zumindest für deutsche Verhältnisse. Es war erst (laut Tarsiger.com) der dritte oder (laut Angaben auf Ornitho.de) vierte Nachweis für die gesamte Westpaläarktis!

Ein Gelbschnabelkuckuck, ebenfalls aus Nordamerika stammend, hatte es zuvor bis in die Niederlande (op de Maasvlakte) geschafft, nur um dort auf ganz tragische Weise zu sterben. Wie genau der Vogel zu Tode gekommen ist, hat keiner der vielen Anwesenden gesehen. Jedenfalls paddelte er plötzlich hilflos in der kalten Nordsee herum und ertrank. Man vermutet, er sei zuvor von einer Silbermöwe attackiert worden, die auch tatsächlich in der Nähe auf dem Wasser schwamm. Das ist aus meiner Sicht aber eine zumindest gewagte Erklärung, denn auf den Videos, die vom Gelbschnabelkuckuck zuvor noch angefertigt worden waren, sieht der Vogel alles andere als geschwächt aus, eher total agil und "vliegerig". Die hängenden Flügel sind jedenfalls kein Merkmal vermeintlicher Schwäche, sie sind für diese Art ganz normal.

Zu allem Überfluss hat eine Frau in Südholland (Zoetermeer), ebenfalls im Oktober, einen ihr unbekannten Vogel am Rande eines Feuchtgebietes fotografiert, die Bilder dann auf Facebook hochgeladen und dort auch gleich nach dessen ID gefragt. Welcher kenntnisreiche Vogelgucker auch immer diese Bilder daraufhin zuerst gesehen haben mag, er wird augenblicklich schnappgeatmet haben, denn sie zeigten einen Bobolink

Und es war natürlich der erste für die Niederlande überhaupt! Auch diese Art stammt aus Nordamerika, wo ich sie selbst, wie auch die beiden anderen, ein ums andere Mal beobachten konnte, den Bobolink allerdings immer nur im Prachtkleid. 

Amerikanische Singvögel, die den Atlantik überqueren, werden normalerweise von den Britischen Inseln abgefangen. Wenn man einen Blick auf die Karte wirft, versteht man, warum das so ist. Die Franzosen bekommen aber auch noch ganz gut was ab und die im Vergleich mit uns weiter im Westen gelegenen Niederlande immerhin noch deutlich mehr als wir hier in Deutschland. 

Es folgen vier Beispiele, die diese ungleichen Verhältnisse, die ausschließlich das Resultat der Geografie sind, ganz gut veranschaulichen: Der Rotaugenvireo ist im Königreich bis 2019 unglaubliche 146mal festgestellt worden (Quelle für Angaben aus UK: BTO*), in den Niederlanden neunmal (Quelle für Angaben aus NL: DBA*) und bei uns zweimal, der Baltimoretrupial in Großbrittanien 25mal, in den Niederlanden zweimal und bei uns noch gar nicht. 

Der Gelbschnabelkuckuck konnte in Großbritannien bis 2019 schon 51mal nachgewiesen werden, der Bobolink immerhin 32mal! Für Deutschland wären beide Arten komplett neu. Wenn wir jetzt für unser Land also einen Nachweis vom Kanadakleiber verbuchen können, der in den Niederlanden noch gar nicht, in Großbritannien bislang auch nur ein einziges Mal beobachtet worden ist, dann kann man schon von einem kleinen Wunder sprechen.

Gerade bei diesen Yankees würde ich furchtbar gerne wissen, welchen Weg genau sie nehmen. Sie nehmen natürlich nicht alle denselben. Ein echter Transatlantikflug eines Kleinvogels (kleine Limikolen sind hier nicht gemeint) erscheint mir nahezu unmöglich (womit ich offensichtlich falsch liege); zumindest einige dieser Vögel dürften aber einen Teil der Strecke auf Schiffen zurücklegen. Andere finden vielleicht rein zufällig die günstigere Verbindung über Kanada, Grönland und Island und landen dann auf den Shetlands oder Hebriden, wo zahlreiche Vogelgucker bereits auf der Lauer liegen und sich einen Ast freuen, wenn sie einen echten Yank finden. Diese Strecke wäre weniger riskant (weniger Wasser) als zum Beispiel der Flug zu den Azoren, wo alljährlich viele amerikanische Singvögel und auch Arten aus anderen Ordnungen beobachtet werden. 

Der kürzeste Weg zu diesem Archipel (von Labrador aus nach Corvo) beträgt immer noch knapp 2000 Kilometer! Startet ein Vogel in Nova Scotia, sind es schon 2400 Kilometer. 

Nur Wasser. 

Keine Landemöglichkeit, wenn kein Schiff erreichbar ist. 

Ich weiß nicht, wie hoch die Zuggeschwindigkeit bei Singvögeln ist, sie ist eh nicht bei allen Arten identisch, aber wenn man z. B. für einen Rotaugenvireo 50 km/h veranschlagt, dann muss er in einem Stück 40 Stunden fliegen! Unglaubliche 65 Stunden müsste ein Rotaugenvideo in der Luft verbringen, wenn er seine Reise in Labrador beginnt und nonstop bis nach Schottland (Hebriden) fliegt (3250 Kilometer). 

Das sind unglaubliche und unvorstellbare Leistungen von Tieren, die nur wenige Gramm wiegen! 

Doch machen wir uns nichts vor, nur ein kleiner Teil der Vögel schafft es bis nach Europa (oder Afrika), die allermeisten Individuen ertrinken im Atlantik. Denn man kann davon ausgehen, dass die Amerikaner, die hier in Europa entdeckt werden, nur einen kleinen Teil der auf unserem Kontinent angekommenen Individuen ausmachen, und diese Individuen wiederum sind nur die Spitze eines gefiederten Eisberges, der sich ein paar Tage zuvor an der Ostküste Nordamerikas auf den Weg nach Europa gemacht hat.

Ich habe einen Sanderling gesehen:


Sanderling

Eigentlich waren es zwei, die am Emsstrand auf den Rysumer Nacken überhaupt keine Scheu zeigten:




another

Der Strand, der zu dieser frühen Stunde größtenteils noch im Schatten lag, bei auflaufendem Wasser:


habitat of Sanderling

Noch ein Bild, geschossen aus einer etwas anderen Perspektive:


same

Der Mond an diesem Morgen war ein voller, die Tide entsprechend aufbrausend:

pretty Moon

Am 12. Oktober stand ich am ganz frühen Morgen bei Manslagt auf dem Deich:


morning at Manslagt

Es war einer dieser gar nicht so häufigen Tage mit einer wunderbaren Stimmung, wie man sie eigentlich gerne viel öfter sehen möchte:


same

Zwei Höckerschwäne schliefen noch:



Mute Swan

Und ich fragte mich, wie man schlafen kann, wenn die Füße im kalten Wasser baumeln.

Weitere Bilder von den Manslagter Teichen von diesem Morgen:



same

Und noch zwei:



with Manslagt church in da background

Auf dem letzten Bild sieht man im Hintergrund die Glockendisco von Manslagt.  

"Augen rechts!"


hunters were protecting nature on a day in October

Ach nee, das war ja ein anderer Verein.

Zehn Tage später stand ich morgens wieder auf dem Deich, doch diesmal etwas weiter im Süden.

Ich geriet in eine Fasanenjagd hinein und gönnte mir den Spaß, den Waidmännern bei ihrer wichtigen Naturschutzarbeit von meinem exklusiven Ausguck aus über die Schulter zu sehen, dabei demonstrativ meine Kamera in der Rechten haltend. 

Drei Vögel wurden zunächst aufgescheucht und dann sofort wieder vom Himmel geholt, doch zwei von ihnen konnten nach dem Schuss noch weglaufen. Der eine legte noch satte 300 Meter zurück, wurde aber nach einer halben Stunde doch noch in der unübersichtlichen Brachfläche von den Hunden aufgestöbert. 

Ein weiterer knallte nach dem Schuss gegen eine Grabenböschung am Deichfuß, rappelte sich aber zu meiner großen Überraschung wieder auf, rannte einige Dutzend Meter den Grabengrund entlang und verschwand schließlich im Schilf. Die Jäger konnten das nicht beobachten, weil sie nicht so einen schönen Aussichtsplatz hatten wie ich, und so begaben sie sich schließlich auf die Suche.

Ich will es kurz machen: Obwohl bis zu sechs Jäger an dieser Suche beteiligt waren und zeitweilig auch drei Hunde, konnten sie den verletzten Vogel nicht auffinden. Eine gute Stunde suchten sie sich einen Wolf, doch der Fasan blieb verschollen. 

Hier sieht man die ratlosen Naturschützer bei ihrer Fahndung nach dem flugunfähig geschossenen Vogel:



searching for an injured Pheasant, that they had shot before. They did not manage to find the bird and just drove home after an hour or so

Sie fanden ihn also nicht und begaben sich schließlich auf den Heimweg.  

Ich bin mir sicher, dass sie überhaupt nur deshalb so lange gesucht haben, weil da jemand war, der ihnen bei ihrem fragwürdigen Tun zuschaute, denn natürlich hatten sie mich bemerkt da oben auf der Deichkuppe. Sonst wären sie ganz bestimmt früher abgezogen. 

Ich stelle klar, ich bin kein Freund des Fasans. Ich mag diese Art schon allein deshalb nicht, eben weil sie der einzige Vogel ist, den Jäger vergöttern und den ihre Vorfahren nach Europa gebracht haben. Noch weniger bin ich aber ein Freund von Tierquälerei, die dann auch noch ganz abgebrüht als Naturschutz deklariert wird, letztendlich aber nur eine Funktion hat; sie dient der Bespaßung einer Gruppierung, die sich nicht wirklch für die Natur interessiert, aber immerhin so tut. 

Ich habe das hier schon oft geschrieben, aber es gibt in Ostfriesland, zumindest aber in der Krummhörn und in Emden, meines Wissens keinen einzigen Jäger, der sich z. B. für Libellen, Falter, Käfer, Spinnen, Amphibien oder Vögel (außer Fasan) interessiert. Von Wildpflanzen wissen sie auch nichts. Es ist entlarvend, dass sie sich grundsätzlich immer nur für jene Tiere begeistern können, die sie verfolgen. Dass man dann auch noch von Naturschutz spricht, ist zynisch und setzt dem Ganzen wirklich die Krone auf. 

Hier einer der vielen Käfer, die man als Jäger gar nicht kennen muss:



Asian Lady Beetle was very common in October

An sonnigen Tagen im Oktober wimmelte es nahezu überall von Asiatischen Marienkäfern

Diese eingeschleppte Art tritt in vielen verschiedenen Farb- und Zeichnungsvarianten auf, die aber, wenn man sie kennt, keine Bestimmungsprobleme verursachen. 

Am 16. Oktober beobachtete ich diesen Merlin am Schardeich des Leyhörn:


young male Merlin

Es war ein unausgefärbter Kerl.

Oh, die Nonnengänse sind auch schon wieder da:


Barnacle Goose

Da werden sich die Landwirte aber freuen.

Über den Wolken:




same

Eigentlich waren diese hübschen Vögel gar nicht richtig weg, denn längst übersommern Nonnengänse auch bei uns.

Und bereits im August setzte wohl so eine Art Zwischenzug ein, an dem vielleicht Vögel aus Schleswig-Holstein oder aus dem schwedischen Ostseeraum beteiligt waren. So sah ich am 11. August 1100 und am 16. August sogar unglaubliche 2800 Nonnengänse, die den Störtebekerkanal Richtung Leybucht überflogen, vielleicht auf ihrem Weg nach Holland, wo sie übrigens von Landwirten und Jägern genauso gehasst werden wie bei uns.  

Der Mensch.

Was ist eigentlich aus der mutmaßlichen Iberischen Schafstelze geworden, bzw. aus der Brut des Vogels, über die ich ja berichtet hatte?

Zur Erinnerung, so sah der Kerl aus:

this putative Iberian Wagtail lost his offspring, likely caused by very high temperatures in July, when the young hatched

Am 10. Juli und somit sehr, sehr spät wurde endlich gefüttert.

Andere Schafstelzen hatten zu diesem Zeitpunkt längst flüggen Nachwuchs.

Der 10. Juli sollte also auch der Schlupftag gewesen sein, denn am Vortag war ich auch im Gebiet gewesen, ohne aber Verdächtiges beobachtet zu haben. Auch am 17. Juli wurde noch fleißig von beiden Partnern gefüttert, doch dann folgten gleich drei aufeinanderfolgende Tage mit sehr hohen Temperaturen. 

Am 21. Juli, es war jetzt wieder etwas kühler, konnte ich die Eltern nicht mehr im Gebiet feststellen, Jungvögel sowieso nicht. Und weil ich auch das benachbarte Wiesenpieper-Paar nicht finden konnte, das zuvor ebenfalls kleine Kinder zu versorgen hatte, gehe ich auch jetzt noch davon aus, dass beide Nester förmlich gegrillt worden sind von der sengenden Sonne. Die Gräser lagen förmlich darnieder, eine Isolation gegen die Hitze war praktisch nicht vorhanden. Natürlich wäre auch eine Prädation durch z. B. Hermelin oder Fuchs möglich, aber weil gleich beide Paare ihren Nachwuchs verloren hatten, gehe ich nach wie vor vom ersten Szenario aus.

Belegen kann ich es natürlich nicht. Ich bin aber gespannt, ob sich die Vögel auch im kommenden Frühjahr wieder im Deichvorland bei Manslagt blicken lassen werden.  

Eine Schellente trieb sich am 8. Oktober an der Seeschleuse des Leyhörn herum:



Goldeneye on a stormy day at Leysiel

Wie ihr unschwer erkennen könnt, war es ein stürmischer Tag gewesen, an dem der Wind wieder einmal heftig aus Südwest blies und den Schafen auf dem nahen Deich die Locken aus dem Haar zog. 

Strandläufer am 1. Oktober in den Hauener Pütten:



Dunlin and at least one single Curlew Sandpiper

Es ist ein Suchbild, denn unter den vielen Alpenstrandläufern versteckt sich auch ein junger Sichelstrandläufer, den man auch als solchen erkennen kann, wenn man genau hinsieht. 

Und das, obwohl er pennt. 

Am 21. Oktober sah ich den ersten beringten Strandpieper dieses Winterhalbjahres:


my first ringed Rock Pipit this fall. This bird arrived from Norway, but unfortunately I could not read the code

Im Deichvorland bei Manslagt, wie fast immer.

Leider saß ich nicht im Auto, und zu Fuß kommt man nie nahe genug an diese grauen Biester heran, sodass ein Ablesen des Ringcodes nicht möglich war. Dass der Vogel aber (wieder einmal) aus Norwegen stammte, sieht man an der Farbe des Ringes. 

Vielleicht ist es nur mein subjektiver Eindruck, aber bislang sind es nicht so ganz viele Strandpieper, die ich in den Salzwiesen der Krummhörn beobachten konnte. Ob es da noch einen Nachschlag geben wird?

Am 20. Oktober besuchte ich den Kiosk in Campen (eigentlich Lüttje Laden), weil ich dort eine Handvoll Postkarten einwerfen und nebenbei auch noch schnell eine Tüte Kekse kaufen wollte. Der Laden war dicht an diesem Nachmittag, aber über dem Briefkasten hängen immer gut gefüllte Meisenknödel, die an diesem Ort aber eher Spatzenknödel sind. Die Vögel sind also im Gegensatz zu mir völlig unabhängig von den Ladenöffnungszeiten.

Und wenn sich die Haussperlinge satt gegessen haben, geht es sofort zur Tränke:



female...

Wo auch gebadet werden kann.

Es folgt Herr Haussperling:

...and male House Sparrow

Der Besitzer des Ladens hat den wohl "unordentlichsten" Garten im Dorf.

Selbst eine Sandbadestelle für die Spatzen befindet sich jederzeit im Angebot. "Die Nachbarn finden meinen zugewachsenen Garten nicht so prickelnd", sagte der Mann mal zu mir, als ich mir ein Snickers kaufte, "aber das ist nur ein Grund mehr, nichts zu ändern." 

Wir mussten beide lachen.

Auch der Sperber schaut übrigens gerne mal am Futterplatz vorbei, aber die Zahl der Spatzen scheint sich nicht zu verändern. Es sind erfreulich viele, die da ein reges und grau-braunes Treiben veranstalten.

Am 12. Oktober sah ich den ersten Seestern seit meiner Kindheit:



my first Starfish since my early childhood in the last millennium

Er lag auf dem Deckwerk bei Pilsum. 

Als ich noch ein kleiner Junge war, das war im letzten Jahrtausend, sind wir etliche Male zur Nordsee gefahren, um dort Urlaub zu machen. 

Butjadingen und so weiter. 

Wenn ich damals am Spülsaum einen toten Seestern fand, legte ich ihn zum Trocknen auf den Strandkorb, um ihn dann mit nach Hause nehmen zu können. Das war mein kleines Ziel. Doch dazu ist es nie gekommen, nicht ein einziges Mal, denn lange blieb so ein Seestern dort natürlich nie liegen. Kinners, die geilen Silbermöwen hatten auch damals schon alles im Blick – und immer Hunger!

Noch heute erinnere ich mich an den Geruch dieser Tiere. Und vielleicht sind sie längst selten geworden im Wattenmeer, ohne dass ich davon Wind bekommen hätte. 

Große Brachvögel im Watt der Westdeichecke:



Curlew at high tide

Eine Brandente watschelte durch den Schlick und hinterließ flüchtige Spuren, die das irgendwann wieder auflaufende Wasser bald verwischen würde:


Shelduck

Am 18. Oktober sah ich westlich von Norddeich meine sehr wahrscheinlich letzte Schafstelze des Jahres:

the last Yellow Wagtail of the year showed up on 18 October at Norddeich. This first winter specimen was unusually grey and showed only a little yellow on the vent. Maybe the bird was of Eastern origin, but it definitely was not a true Eastern Yellow Wagtail

Der Vogel hielt sich auf einer kleinen Pferdekoppel direkt am Deich auf:


same bird

Der Vogel zeigte nur einen Hauch von Gelb am Steiß, ansonsten erinnerte sein Gefieder an jenes einer jungen Zitronenstelze

Die konnte ich aber sofort ausschließen, noch bevor ich den Vogel überhaupt genauer in Augenschein nehmen konnte, denn nachdem ich die Stelze versehentlich aufgescheucht hatte, rief sie erst einmal artdiagnostisch. 

Es war ein ganz normaler Schafstelzenruf, wie ihn unsere heimischen Individuen auch äußern, und trotzdem glaube ich wegen des grau-weißen Gefieders an eine östliche Herkunft des Vogels, definitiv aber nicht an eine fernöstliche. Um eine Östliche Schafstelze, wie sie zuvor auf Helgoland beobachtet und fotografiert worden war, hat es sich hier jedenfalls nicht gehandelt.

Niedliche Keulchen auf dem Deich bei Pilsum, gesehen am 23. Oktober: 



Clavaria spec.

Um welche Art genau es sich hier handelt, muss leider offen bleiben, denn ihre Unterscheidung ist nur mikroskopisch möglich, jedenfalls nicht anhand eines solchen Bildes.

In Niedersachsen kommen drei Gattungsvertreter vor, keiner von ihnen konnte aber bislang in Kontinentalostfriesland nachgewiesen werden, zwei aber immerhin auf einzelnen Inseln.

Eine Uferschwalbe unter Rauchschwalben, aufgenommen in den Pütten im August:


Sand Martin among Barn Swallow

Oh, ein junger Star:



young Common Starling

Das Bild stammt ebenfalls aus dem August. 

Wahrscheinlich habe ich immer vergessen, die beiden Fotos in einen Beitrag einzubauen. 

Die folgende Aufnahme ist aber brandaktuell:


Common Starling feeding on mays silage

Tausende Stare halten sich alljährlich den ganzen Herbst über im Dunstkreis des so genannten Klosters Appingen auf, das eigentlich nur noch ein Bauernhof ist, um sich dort von Maissilage zu ernähren. 

Wenn sie dann bei einer Störung alle gleichzeitig auffliegen, dann muss ich immer an schwarze Fliegen denken, die an einem Kadaver oder einem Kothaufen naschen. 

Das Gewöhnliche Deichschaf auf Abwegen:


Deichschaf

Die Lahnungen sollte man aber besser nicht verlassen, wenn man so dünne Stelzenbeinchen hat.

Ich habe nämlich mal gesehen, wie ein Schäfer eines seiner Tiere mühselig aus dem tiefen Schlick ziehen musste. Es war bis zum Bauch eingesunken und natürlich nicht mehr dazu in der Lage gewesen, sich selbst an der eigenen Wolle aus dem Schlam(m)assel zu ziehen. 

Rückweg:



same

Die Brandente im Vordergund, ich hab's genau gesehen, hat auch nur mit dem Kopf geschüttelt beim Anblick der balancierenden Wiederkäuer. 

Bereits am 24. September sah ich ganz in der Nähe des Pilsumer Leuchtturmes diesen Turmfalken aus seinem Wagen herausschauen:



Common Kestrel posing with his brandnew vehicle

Er war ein klassischer Autoposer, der mir zurief: "Frank, mach Bilder von mir und meiner Karre!

"Mit sowas will ich nichts zu tun haben!" rief ich zurück. Doch der Vogel benötigte die Fotos unbedingt, weil er sie auf Insta hochladen und so auf die Kacke hauen wollte. Ich lehnte ab und zeige die Fotos jetzt einfach mal hier. 

Noch eins:



same

In diesem Auto, es ist ein alter Opel, brüten übrigens auch alljährlich Bachstelzen.  

Und ich selbst habe auch dringesessen, um Vögel auf dem Acker zu beobachten. Das war aber ein büschen eklig, denn da fehlen bereits zwei Fenster auf der dem Wind zugewandten Seite, weshalb der Fahrersitz immer nass, mindestens aber klamm ist. 

Bereits am 29. September hatte ich am Emsstrand mein zweites Thorshühnchen der Saison entdeckt:


my second Grey Phalarope this fall

Ich befand mich schon auf dem Rückweg zum Auto, als mir der Vogel entgegenkam. 

Ich schaute nur kurz und ohne einen Blick durchs Fernglas zu werfen zu ihm hinüber, als er sich etwa auf Augenhöhe befand. Ein Sanderlling, so dachte ich und ging weiter. Doch Moment mal, da stimmte was nicht! Der Vogel hatte so einen seltsamen Flug drauf, unstet und fast schon torkelnd. Mal sah es so aus, als wollte er landen, dann torkelte er aber doch wieder weiter, nur um abermals eine Landung anzutäuschen und doch wieder weiterzufliegen. Wie bereits geschrieben, recht langsam und unentschlossen. 

Und da wusste ich, das kann nur ein Thorshuhn gewesen sein!

Ich drehte mich um und schaute durchs Fernglas. Der Vogel war längst weit weg und flog immer noch. Doch dann ging er neben einer großen Pfütze im Watt runter und lief ein paar Zentimeter, sodass ich ihn gerade noch als Thorshuhn bestimmen konnte. Später, als ich zu Hause den Rechner hochfuhr, stellte ich fest, es war inzwischen auch noch ein Odinshühnchen für die nahe Muschelschillbank bei Campen gemeldet worden. Und ich wusste sofort, es konnte sich hier nur um eine Fehlbestimmung handeln, weil Odinshühnchen nicht im Watt rasten. 

Zwar überwintern sie auf dem offenen Ozean, aber auf dem Zug meiden sie Salzwasser, ganz im Gegensatz zum verwandten Thorshühnchen. Bilder hatte der Melder leider nicht hochgeladen, sodass ich meinen Verdacht nicht bestätigen konnte. Doch ein paar Tage später gab es plötzlich doch ein Foto. Und ich fühlte mich bestätigt, zeigte der Vogel doch eine bereits komplett vermauserte Oberseite mit hellgrauen Schulter- und Mantelfedern. Das, das wusste ich, gibt es zu dieser Jahreszeit nur beim Thorshühnchen, weil das Odinshühnchen offenbar erst viel später mit seiner Mauser ins Schlichtkleid beginnt.

Bei genauerem Hinsehen sah der Schnabel aber wirklich ganz schön schlank aus. Doch ein Odinshühnchen? Salzwasser und Mauserzustand, das passt beides nicht, so dachte ich. Das muss ein Thorshuhn sein. Ich schrieb einen Kollegen an, der sich aber auch nicht sicher war, vor allem wegen des schlanken Schnabels. Der Kollege wiederum schrieb zur Sicherheit aber auch zwei weitere Kollegen an, und beide stimmten für Thorshühnchen. Der Schnabel sah nur deshalb so schlank aus, weil er geöffnet war und der Vogel ein bisschen von der Kamera wegsah. Später folgte dann kurioserweise noch ein zweites Bild. Jetzt war der Kopf im Profil zu sehen, der Schnabel geschlossen. 

Und es war ein Thorshühnchen. 

Wenn künftig also ein Odinshuhn ohne Foto aus dem Watt gemeldet wird, dann sollten bei den zuständigen Stellen immer die Alarmglocken schrillen! Ich selbst habe in Deutschland erst einmal ein Odinshühnchen auf Salzwasser schwimmen sehen und das war vor ganz vielen Jahren vor der Nordwestmole der Helgoländer Düne gewesen. Dort kommt so etwas häufiger vor, weil es eben auch keine wirklich geeigneten Süßgewässer auf der Insel mehr gibt. 

Und Helgoland ist grundsätzlich nicht repräsentativ. Man sieht dort Buchfinken und Rotdrosseln am Strand nach Nahrung suchen, Wiesenpieper laufen auf dem Oberland in Häuserschluchten herum, und Fichten- und Kiefernkreuzschnäbel stehen in den Kartoffelrosen, wo sie die Hagebutten auseinandernehmen, um an deren Samen zu kommen, nur um wenige Beispiele zu nennen. All diese Dinge wird man schon auf Norderney nicht mehr beobachten können und auf dem Festland noch weniger.

Noch ein Bild vom obigen Thorshühnchen:



same

Für bessere Aufnahmen hat es nicht gereicht.

Wahrscheinlich war der Vogel gar nicht scheu, er ließ sich bei meiner Annäherung aber von auffliegenden Lachmöwen mitreißen und war dann auch schnell weg.

Am 8. November sah ich das hier auf dem Rysumer Nacken:


Roe Deer

Da lag doch glatt ein frischtotes Reh auf dem Weg!

Oh, so dachte ich, das ist jetzt aber spannend. Denn dieser Weg ist gesperrt für PKW, eine Kollision mit einem Auto also nicht möglich. Und weil Rehe grundsätzlich nicht dazu neigen, einfach so tot umzufallen, musste etwas Anderes dahinterstecken. 

Ich hatte natürlich einen Verdacht, nein, eher war es eine Hoffnung. 

Ich ging näher heran und sah, das Tier hatte vor dem Eintritt seines Todes noch defäkiert, äußere Verletzungen erkannte ich auch jetzt noch nicht (okay, auf dem Foto kann man sie schon sehen, aber als ich es schoss, war ich schon wieder ein paar Schritte weitergegangen):


same

Vielleicht sollte ich mal einen Blick auf die Kehle werfen, so dachte ich. 

Und dann warf ich einen Blick auf die Kehle.

Was ich sah, war das, was ich erwartet hatte:


huaaah, maybe killed by a Wolf

Ich fand das Reh am frühen Morgen, kurz nach Sonnenaufgang. 

Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder war der Täter ein Hund (vielleicht eine von Leica-Norberts Bestien, liebe Grüße!) oder eben ein Wolf. Ich selbst tippe auf den Wolf, weil dieser Weg zu dieser Tageszeit nicht von Hundebesitzern aufgesucht wird, nicht einmal von Leica-Nobs. Die spazieren vom Restaurant am Wasser entlang zum Strand und wieder zurück. Und ich kenne alle Hundebesitzer, die dort morgens gehen, zwar nicht persönlich, aber doch vom Sehen her. 

Es sind wirklich immer dieselben. Und jeder taucht dort wirklich zu seiner festen Zeit auf, sodas man die Atomuhr in Braunschweig nach ihnen einstellen könnte. Darüber hinaus ist mir bekannt, dass am frühen Morgen genau zwei Radfahrer diesen Weg befahren, der eine gegen sieben, der andere gegen acht Uhr. 

Beide arbeiten bei Gassco.

Meine Hypothese: Ein Wolf erbeutet am frühen Morgen, wahrscheinlich sogar noch in der Dunkelheit, ausgerechnet auf einem Weg ein Reh und wird dann von einem der beiden Radfahrer gestört, ohne dass dieser etwas davon mitbekommt. Der Wolf taucht notgedrungen ab und lässt seine Beute zurück. Weil ich selbst schon gegen Sonnenaufgang dort gewesen bin (die Bilder entstanden später, weil ich erst noch meine Knipse aus dem Wagen holen musste) und das Reh noch warm war, kann es nicht schon am Abend gestorben sein. Und in der Dunkelheit treiben sich auf dem Rysumer Nacken ganz bestimmt keine Hunde herum.

Es wäre auch nicht der erste Wolf in Emden gewesen. Einer ist im vergangenen Jahr (oder davor) in Wybelsum beim Überqueren einer Kreisstraße von einem glücklichen Autofahrer fotografiert worden. 

Nachdem ich das Reh fotografiert hatte, schleppte ich es ins hohe Gras, wo ich es hinter einem Busch ablegte, in der Hoffnung, der Täter würde es doch noch aufessen. Und so war es wohl auch, denn bei einer Kontrolle fünf Tage später war das Reh verschwunden. Natürlich kann es inzwischen auch von Füchsen verspeist worden sein, so etwas habe ich sogar schon mal mit meiner Wildkamera aufgenommen, aber es kann eben auch ein Wolf gewesen sein, der schließlich doch noch zum Tatort zurückgekehrt ist. 

Leider muss die Täterschaft aber offen bleiben, denn nur anhand einer Speichelprobe, genommen im Wundbereich an der Kehle, hätte man das Rätsel im Rahmen einer DNA-Untersuchung lösen können. 

Diesen Fund habe ich übrigens ganz bewusst für mich behalten. Man muss keinem Jäger Bescheid sagen, ich meine, das wäre doch auch Blödsinn, weil die meisten Jäger sich eh schon komplett selbst überschätzen und für unentbehrlich halten, obwohl Mutter Natur sie gar nicht braucht. Es ist traurig, dass ausgerechnet die Jägerschaften (größtenteils) die Wolfsberater stellen, ich meine, genauso gut könnte man einen Bock zum Gärtner machen.

Und was hätte eine Meldung auch geändert? 

Viel Wind um nichts hätte es nur gegeben. Und ich weiß, die meisten Jäger mögen keine Wölfe, so wie sie ja auch überhaupt alles hassen, was spitze Zähne hat. In der Öffentlichkeit halten sie sich mit ihrer Meinung über den Wolf zurück, geben sich mitunter sogar zustimmend, aber wenn sie untereinander zusammenhocken, dann hört sich das schon wieder alles ganz anders an. Man braucht nur einschlägige Foren im Netz zu besuchen. 

In Emden ist das übrigens nicht anders. 

Und es ist doch auch so, dass man in diesem Land zu jeder Zeit und an jedem Ort mit dem Auftauchen eines Wolfes rechnen muss. 

Das ist Fakt. 

Ich habe also, wieder einmal, alles richtig gemacht. Das Reh ist am Ende doch noch aufgegesen und so dem Stoffkreislauf der Natur zurückgeführt worden. Es ist nicht umsonst gestorben! Das sieht im Falle von von Waidmännern getöteten Füchsen schon wieder ganz anders aus. 

Noch schnell eine lustige Randnotiz zum Nulltarif: Auf dem toten Reh irrten einige Lausfliegen herum. "Was sollen wir jetzt bloß machen, was wird aus uns werden?" riefen sie mit ihren piepsigen Stimmen. Als Lausfliege fliegt man seinen Wirt an und verliert dann rasch seine Flügel. Der Wechsel auf einen anderen Wirt ist dann nicht mehr möglich, es sei denn, zwei Rehe kuscheln miteinander. Mit einem toten Reh kuschelt aber niemand mehr. Lausfliegen wissen das, und entsprechend verzweifelt sahen die kleinen Blutsauger jetzt auch aus.

Anderes Thema: Am 30. Oktober, das war der Tag, an dem ich den Harlekinbär auf dem Rysumer Nacken gefunden habe (siehe letzten Bericht), staunte ich nicht schlecht, als ich nach fünfstündiger Abwesenheit bei meinem Auto ankam:


on a sunny day in October many Nursery Spider were sunbasking on my car

Da sonnten sich ganz viele Listspinnen auf Corsileins Dach. 

Allein auf der Antenne waren es vier (oben seht ihr auch noch die Arme eines weiteren Individuums ins Bild ragen).  

Eine weitere aalte sich auf dem Fuß der Antenne:



another

Und alle sahen exakt identisch aus!

Ich glaube, es hat sich hier um eineiige Zehnlinge gehandelt.  

Noch eine:


a third one

Die vielen Listspinnen auf meinem Auto waren auch deshalb interessant, weil ich Corsilein nicht etwa auf einer Grasfläche abgestellt hatte, sondern auf blankem Asphalt. An diesem Tag war die ganze Luft voll von solch uneinheitlich starken Fäden, wie sie auf dem ersten Bild aus den Spinndrüsen der Listspinne hervorschießen. Viele Spinnen machen so etwas, doch normalerweise lassen sie sich dann gleitschirmmäßig vom Wind abtransportieren, um neuen Lebensraum erobern zu können. Die Listspinnen auf meinem Auto waren aber für meinen Geschmack schon zu groß für so ein Abenteuer.

Vielleicht irre ich mich aber auch, denn irgendwie müssen sie es ja geschaftt haben bis aufs Autodach und so weiter.

Ein wohl adulter männlicher Rauhfußbussard zog am 6. November die Salzwiesenkante entlang und kämpfte trotzig, aber auch erfolgreich gegen den starken Südwind an:


Rough-legged Buzzard (likely an adult male)

Und obwohl dieser Wind so stark war, verlor ich den Greif nach nur wenigen Sekunden wieder aus den Augen.

Der Rauhfußbussard ist eine jener Arten, die meiner Meinung nach viel häufiger in Ostfriesland "beobachtet" werden, als sie tatsächlich auftreten, ganz vorsichtig formuliert. Wenn zum Beispiel schon Mitte September die ersten Individuen gemeldet werden oder im Oktober gleich x Vögel zusammen, dann komme ich immer ins Grübeln. Doch auch hier ist es leider so, dass viel zu viele Menschen wohl keinen Sinn darin sehen, ihre gewagten Meldungen mit Fotos zu untermauern.

Ich kann es leider nicht ändern, muss es aber trotzdem nicht verstehen.

Am 8. Oktober predigte eine adulte männliche Kornweihe von ihrer Kanzel:


male Hen Harrier

Okay, es war der Deich.

Für mich ist die adulte männliche Kornweihe die hübscheste Weihe überhaupt, vielleicht gefolgt von der jungen Steppenweihe, die ich auch großartig finde.  

Mir gefallen das schöne saubere Grau und die dazu kontrastierenden tiefschwarzen Handschwingen sowie der ebenso schwarze Flügelhinterrand. 

Einfach ein sehr attraktiver Vogel und so weiter.

Noch einmal der Mond:





one more time the moon

Dieses Foto entstand bereits im August bei Pilsum.

Ich schoss es kurz vor Sonnenaufgang, weil der Mond hier so aussah, als wäre er zuvor bereits mindestens einmal auf der Erde aufgeditscht. 

Zurück zum eigentlichen Thema:


Claviceps purpurea

Der Mutterkornpilz hat in früheren Jahrhunderten viele Todesopfer gefordert. 

Er hat mit seinen so genannten Sklerotien das Getreide, vor allem den Roggen, verunreinigt und so die Menschen krank gemacht und wie die Fliegen sterben lassen. Lange hat man keinen Zusammenhang erkennen können zwischen diesen auffälligen Sklerotien und den auftretenden Krankheitssymptomen nach dem Konsum von Brot, denn schließlich konnten die Menschen damals nicht einfach ihren Rechner hochfahren und alles Erdenkliche wikipedieren.

Man sagt, nur fünf bis zehn Gramm dieser frischen Sklerotien seien schon tödlich für einen Erwachsenen. Zum Vergleich: Beim berühmt-berüchtigten Grünen Knollenblätterpilz sollen es 30 Gramm sein! 

Fünf bis zehn Gramm, allein die Teile auf dem folgenden Foto wiegen wahrscheinlich schon mehr:



same

Über die interessante Biologie dieses Pilzes kannst du, lieber Besucher dieser Seite, im entsprechenden Wikipedia-Artikel mehr erfahren. 

Wenn du dich also einer nervigen Person entledigen willst, ob nun Nachbar oder Arbeitskollege, dann lade sie zu einem leckeren Müsli ein. Beim Papst wird das leider nicht so einfach werden, der bringt bestimmt seinen persönlichen Vorkoster mit, weil er natürlich ahnt, dass er Feinde hat, die ihm Böses wünschen. Weil ich nicht weiß, wie die lila Dinger schmecken, solltest du ihnen vorsichtshalber noch Haferflocken, Rosinen und anderen Quatsch beimengen. Etwas Zucker drauf, viel Milch dazu und fertig ist die Henkersmahlzeit.

Die Symptome sind grausam bis gruselig, das wirst du dann ja selber sehen, falls du nicht vorzeitig den Raum verlässt, weil du vielleicht ein Weichei bist. Nach Einnahme einer tödlichen Dosis verengen sich die Blutgefäße so sehr, dass gleich ganze Extremitäten absterben können, zunächst nur Finger und Zehen, dann aber schon ein ganzes Bein und nur fünf Minuten später auch das zweite. Die in den Sklerotien enthaltenen Alkaloide führen nach kurzem, aber qualvollem Leiden schließlich zu einer Atemlähmung und somit zum sicheren Tod. 

Huaaah, bei vollem Bewusstsein.

Vor einigen Wochen war ich im Knyphauser Wald gewesen. Dort waren mir die Mutterkörner am Pfeifengras aufgefallen. Ich hatte sie nie zuvor an Wildgräsern gesehen. Die ganze Fläche war wohl mehr oder weniger infiziert. Schon vor Jahren hatte ich mal irgendwo gelesen, dass auch das zwecks Landgewinnung bei uns eingebürgerte Salzschlickgras ein wichtiger Wirt des Pilzes sein soll. Und so achtete ich bei meinem nächsten Besuch in Norddeich mal darauf, ob das der Wahrheit entsprach. Es war unglaublich, die ganzen Rispen waren voll mit lilafarbenen und nicht selten mehrere Zentimeter langen Mutterkörnern. Ihrer Farbe hat der Pilz übrigens auch seinen wissenschaftlichen Artnamen zu verdanken. 

Und ich mag doch fast alles, was lila ist (s. u.)

Später kontrollierte ich auch die Salzschlickgras-Bestände in der Westdeichecke; dort war es aber nicht ganz so krass wie in Norddeich. Zwar fand ich auch hier einige Mutterkörner, aber ich musste schon etwas suchen. Am Emsstrand auf dem Rysumer Nacken wiederum entsprach die Sitation exakt jener von Norddeich: Alles war voll mit diesen Biestern. 

Gefahr für den Menschen besteht aber nicht, denn wer lutscht schon an Wildgräsern herum? Und Roggen kann man heute nach der Ernte mühelos vom Mutterkorn befreien, da gibt es gleich mehrere Verfahrenstechniken. Gefahr droht nur jenen Menschen, die du, lieber Besucher dieser Seite, zu einem leckeren Müsli einlädst. Ich habe mir überlegt, dass ich einen Online-Versand aufbauen werde; mit der Ernte der Mutterkörner werde ich gleich morgen Nachmittag beginnen. Wer also Bedarf sieht, der kann sich gerne bei mir melden. 

Ich bearbeite jede Bestellung absolut vertraulich!

Und du brauchst auch keine Angst zu haben, von der Kripo oder den Mitarbeitern einer Versicherung enttarnt zu werden und dann auch noch im Bau zu landen, denn wahrscheinlich gibt es heute keinen einzigen Heiler mehr, der etwas mit der seltsamen Symptomatik anzufangen weiß. Du musst nur die Müslischalen ausgiebig reinigen oder am besten gleich im Altglascontainer fünf Dörfer weiter oder auf der anderen Seite deiner Stadt entsorgen. 

Lieder Besucher dieser Seite, du bist auf der sicheren Seite.

Ich wünsche dir also viel Spaß beim Morden. Übertreibe es aber nicht: Mehr als einen Toten aus deinem persönlichen Umfeld pro Jahr sollte es auf keinen Fall geben. Du weißt, die Quote ist schließlich alles. Und du willst doch sicher nicht, dass Onkel Derrick dich aufs Revier bittet, oder?

Ich selbst würde mich übrigens niemals zu einem Müsli einladen lassen. Ich hasse Müsli! Viel lieber esse ich Käsebrötchen und Pizza.

Und überhaupt handelt es sich hier und heute nur um Spaß und Satire!

Natürlich ist es nicht erlaubt in unserer geilen Republik, andere Menschen einfach so zu töten. Man muss schon einen triftigen Grund haben. Und ihr braucht auch keine Bestellung abzuschicken, weil ich erst im kommenden Jahr mit der Ernte der Mutterkörner beginnen werde.

So sahen übrigens die Autos früherer Zeiten aus:



former cars looked very different

Und ja, es waren drei Feldsperlinge auf dem Bild ganz oben:


there were three Eurasian Tree Sparrows

Gesehen habe ich die Autos und die Feldsperlinge im Oktober oder so in den Hauener Pütten. 

Und noch einmal die Graue Gartenwanze:


same as above

Die obige Frage war natürlich nur ein Scherz.

Dafür gibt es jetzt aber noch schnell Informationen zu diesem interessanten Tierchen, das nämlich ursprünglich aus dem Süden stammt und noch gar nicht so lange in Ostfriesland heimisch ist. Für Niedersachsen liegen mir aber leider keine Daten vor, doch in Schleswig-Holstein hat man diese Art erstmalig im Jahr 2006 nachgewiesen, in Hamburg 2007.

Du siehst, lieber Besucher dieser Seite, es gibt immer was zu entdecken im Outback, wenn man nur ein bisschen Interesse zeigt und einen halbwegs geschärften Blick besitzt. 

Langeweile? 

Fehlanzeige. 

Na, lieber Besucher dieser Seite, hast du bemerkt, dass ich dem Wort Rau in Rauhfußbussard wieder das H angefügt habe? Ich mag das Wort nicht ohne dieses H, habe es lange versucht zu ertragen und auch so geschrieben, wie es die neue Rechtschreibung von mir erwartet, aber damit ist jetzt Schluss.

Schluss mit lustig.

Und das war's schon wieder. 

Der süße Sanderling bedankt sich jetzt noch artig für deine Aufmerksamkeit:


thank you for watching

Das allerletzte Bild dieses Beitrages habe ich im Hafen von Norddeich geschossen: 


even people from Rheinland-Pfalz spend their vacation in Ostfriesland

Da ist oben links ein flügellahmer Preußenadler zu sehen, aber um den geht es hier nicht. 

Um die Preußen geht es grundsätzlich nie, auch wenn sie sich bereits wieder im Anflug befinden, wie ich gerade auf Kicker.de feststellen musste.

Worum es bei dem Bild geht, musst du selber herausfinden, lieber Besucher dieser Seite.

Ist sowieso nur was für Insider.

* BTO steht für British Trust for Ornithology, DBA für Dutch Birding Association